Waadtländer Finanzdirektorin unter DruckPolit-Sensation Valérie Dittli krankgeschrieben – nach externer Untersuchung
Sie sorgte als jüngstes Regierungsmitglied in der Geschichte des Kantons Waadt national für Schlagzeilen. Nun steht sie im Zentrum einer Polit-Affäre, die ihr gefährlich werden könnte.

- Valérie Dittli galt als junge Hoffnungsträgerin in der Waadtländer Regierung.
- Ein Bericht untersuchte organisatorische und institutionelle Probleme in ihrem Departement.
- Jean Studer, ein politisches Schwergewicht, leitete die Untersuchung.
Es war ein Polit-Märchen, das landesweit für Aufsehen sorgte: 2022 wählte die Waadtländer Stimmbevölkerung die damals 29-jährige Valérie Dittli in die Kantonsregierung. Eine junge Bauerntochter aus Oberägeri im Kanton Zug, die 2016 als Jusstudentin nach Lausanne kam, zog nur wenige Jahre später in die Regierung ein. Als jüngste Staatsrätin in der Geschichte des Kantons. Im selben Jahr wurde ihre Schwester Laura in Zug ebenfalls in den Regierungsrat gewählt. Märchenhafter geht es nicht.
Viel ist davon heute nicht mehr übrig. Valérie Dittli kämpft um ihr politisches Überleben.
Letzte Woche hatte die Waadtländer Regierung überraschend vermeldet, dass ein externer Bericht «organisatorische, institutionelle und fachliche Aspekte» in Dittlis Departement untersuchen sollte. Ein Paukenschlag.
Schon der Name Jean Studer gab zu reden
Die Untersuchung in Dittlis Departement führte Jean Studer. Der ehemalige SP-Ständerat, Neuenburger Finanzdirektor und Präsident des Bankrats der Nationalbank ist ein politisches Schwergewicht, der zuletzt für Karin Keller-Sutter die Expertengruppe Bankenstabilität geleitet hatte.
Zu seiner Berufung kursieren zwei Theorien: Für die Untersuchung von Bagatellen werde kein solches Kaliber engagiert, sagen die einen. Mit anderen Worten: Schon der Name des Ermittlers zeige, dass es um schwerwiegende Vorgänge gehe.
Die anderen vermuten, hier wolle man ein Exempel statuieren. In vergleichbaren Fällen habe man im Kanton auf eine interne Untersuchung gesetzt. Mit anderen Worten: Der Name des Ermittlers zeige, dass die Affäre politische Hintergründe habe.
Nun wurde zusätzlich bekannt, dass Dittli aus «medizinischen Gründen mehrere Tage ausfällt», wie ihr Stellvertreter in der Regierung, der FDP-Regierungsrat Frédéric Borloz, am Dienstag im kantonalen Parlament bekannt gab.
Anfang Monat reichte Studer seinen Bericht ein, seither ist dieser unter Verschluss. Wann er veröffentlicht werden soll, ist unklar. Der Kanton reagierte nicht auf eine Anfrage.
In der Westschweizer Presse sickern in der Zwischenzeit Informationen durch: «Le Temps» schrieb, es soll sich um einen Konflikt zwischen einer Chefbeamtin in Dittlis Departement und der Mitte-Politikerin handeln.
Nach der Wahl geriet Dittli schnell unter Druck
Klar ist: Valérie Dittli hatte nach ihrer Wahl keine Schonfrist. Ohne jegliche Regierungserfahrung übernahm sie das Finanz- und Landwirtschaftsdepartement und wurde Nachfolgerin des heutigen FDP-Ständerats Pascal Broulis, der das Departement zwanzig Jahre lang geführt hatte. Dazu kommt: Dittli leitet das Departement ohne jegliche Machtbasis im Parlament. Die Mitte hat keinen Sitz im Grossen Rat und erhielt bei den letzten Wahlen gerade einmal 2 Prozent der Stimmen.
Kurz nach ihrer Wahl geriet Dittli zudem in die Schlagzeilen, weil sie ihren Hauptwohnsitz während längerer Zeit in ihrer steuergünstigen Zuger Heimat belassen hatte. Ein externes Gutachten kam zum Schluss, dass Dittli gesetzeskonform gehandelt hatte. Politisch ging sie angeschlagen aus der Sache.
Wie geht es nun weiter? Im Departement von Valérie Dittli geht man davon aus, dass sie ihre Termine nächste Woche wahrnehmen wird. Offen ist die Frage, ob und wann die Waadtländer Regierung den Studer-Bericht veröffentlicht.
Affaire à suivre.
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