Zürcher VolksschuleZahl der offenen Stellen geht zurück – ist der Lehrpersonenmangel bald Geschichte?
Zürich könnte bald wieder genügend Lehrpersonen haben. Das hat auch Auswirkungen auf Personen, die zurzeit ohne Diplom unterrichten.

Es sind gute Nachrichten für die strapazierten Schulen: In den Zürcher Gemeinden sind rund ein Fünftel weniger Stellen offen als im Vorjahr. Trotzdem herrscht noch immer ein Mangel an Lehrkräften, wie die Bildungsdirektion des Kantons Zürich am Dienstag mitteilte. Das erlaubt Gemeinden deshalb, auch für das kommende Schuljahr 2025/26 Lehrpersonen ohne Zulassung einzustellen. Es könnte allerdings das letzte Mal sein.
Grund dafür ist eine weitere Prognose: Die Bildungsdirektion rechnet für das kommende Schuljahr mit weniger Schülerinnen und Schülern. Im Kindergarten soll die Zahl der Kinder gar zurückgehen.
Auch darum rechnet man für 2026/27 mit «keinem generellen Mangel an Lehrpersonen» mehr. Nur in der schulischen Heilpädagogik soll es noch eng werden. «Wir gehen davon aus, dass sich die Situation auf das Schuljahr 2026/27 weiter entspannt», sagt die Chefin des Volksschulamts, Myriam Ziegler.
Zwischen 600 und 700 Lehrpersonen ohne Diplom
Die absehbare Entspannung – und damit der Wegfall des Bedarfs an Lehrkräften ohne Zulassung – ist laut Ziegler auch eine Anregung für Lehrpersonen ohne Diplom, sich die Absolvierung einer Ausbildung zu überlegen. Laut der Chefin des Volksschulamts arbeiten im laufenden Schuljahr zwischen 600 und 700 Lehrpersonen ohne Ausbildung im Schulbetrieb – durchschnittlich in einem 45-Prozent-Pensum. Insgesamt sind es rund 19’500 kantonal angestellte Lehrpersonen und Schulleitende im Kanton Zürich.
Für das nächste Schuljahr rechnet Ziegler mit leicht weniger Lehrpersonen ohne Diplom. Die Zahl könne aber je nach Standort variieren. «Es gibt Schulgemeinden, die mehr darauf angewiesen sind als andere», sagt Ziegler. Dazu gehörten Gemeinden mit grossem Bevölkerungswachstum oder an peripheren Lagen. «Wir brauchen noch Lehrpersonen ohne Diplom und sind froh, dass wir auf diese Personen zählen können», so die Volksschulamt-Chefin.
ZLV: 620 Stellen offen – und Zahl kann noch steigen
Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) gibt sich weit weniger optimistisch als die Bildungsdirektion. «Alle Jahre wieder, nichts hat sich geändert», wird ZLV-Präsidentin Lena Fleisch in einer Mitteilung zitiert. Rund 620 Stellen sind laut Verband offen, davon gegen 300 als Klassenlehrperson. Er geht davon aus, dass die Zahl in den nächsten Wochen noch steigt. Lehrpersonen können ihre Anstellung jeweils auf den 31. Juli kündigen unter Einhaltung einer viermonatigen Kündigungsfrist.
Dazu stünden hinter vielen Stellenausschreibungen mehr als nur eine freie Stelle, so der ZLV. Schulgemeinde hofften so einerseits auf mehrere gute Bewerbungen. Andererseits wollten sie so den Eindruck vermeiden, in einer problematischen Lage zu sein.
Der ZLV fordert konkrete Verbesserungen im Berufsauftrag für Lehrerinnen und Lehrer, eine «leichte Entlastung» bringe nichts. Die Lehrpersonen bräuchten etwa mehr Ressourcen für die Unterrichtsgestaltung. Den Verzicht auf Lehrpersonen ohne Diplom auf das Schuljahr 2026/27 unterstützt der ZLV: «Kinder und Jugendliche verdienen gut ausgebildete Lehrpersonen.» Motivierte Lehrkräfte ohne Ausbildung sollen eine Ausbildung beginnen können, um der Schule erhalten zu bleiben.
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