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Affäre Valérie Dittli
Gutachten entlastet Waadtländer Regierungsrätin

Ein Steueranwalt hat im Auftrag der Waadtländer Regierung das Steuerdossier von Valérie Dittli durchleuchtet.  
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Hat die Waadtländer Finanzdirektorin Valérie Dittli (Die Mitte) gegen Steuerrecht verstossen? Diese Frage stellte sich, nachdem Journalisten des Westschweizer Radios RTS aufgedeckt hatten, dass Valérie Dittli bis zu ihrer Kandidatur für das Amt als Regierungsrätin im Jahr 2022 nicht in der Waadt Steuern zahlte, sondern in Oberägeri in ihrem Heimatkanton Zug. Dies, obwohl sie in Lausanne wohnte, als Assistentin an der Universität Lausanne arbeitete und parallel dazu eine Doktorarbeit schrieb. 

Um den Fall zu klären, hat die Waadtländer Regierung den Genfer Steueranwalt Daniel Schafer beauftragt, Dittlis Steuerdossier zu durchleuchten. Schafer kommt in seiner Expertise zum Schluss, dass Dittlis Steuersituation stets rechtskonform war und sie zu Recht in Oberägeri und nicht in Lausanne Steuern zahlte. Dittli sei Doktorandin gewesen, unter 30 Jahre alt und ledig, ihre Familie habe in Oberägeri gelebt, und sie sei in den Jahren 2016 bis 2020 zwischen Zug, Zürich und Lausanne unterwegs gewesen, so der Genfer Steueranwalt. Danach habe Dittli als Praktikantin in einer Berner Anwaltskanzlei gearbeitet. Aus all diesen Gründen habe sie ihren Lebensmittelpunkt zu Recht am Wohnort ihrer Eltern nehmen können. Das entspreche auch der Steuerpraxis der Schweizer Gemeinden und der Rechtsprechung, so der Genfer Anwalt. 

Parteisitzung elektronisch geführt

Erst vor wenigen Tagen deckten RTS-Journalisten zudem auf, dass Valérie Dittli gegen die Statuten ihrer eigenen Kantonalpartei verstiess, die sie selbst mitverfasst hatte. Die Statuten der Waadtländer Mitte-Partei besagen, dass man im Kanton Waadt wohnhaft sein muss, um Mitglied der Partei zu werden. Dittli präsidierte die Waadtländer Mitte-Partei 2021, wohnte aber in Zug. In Lausanne deponierte sie ihre Papiere schliesslich, um für die Stadtregierung zu kandidieren. Nach ihrer Nichtwahl brachte sie ihre Papiere zurück in den Kanton Zug. Erst vor ihrer Kandidatur für die Kantonsregierung verlegte Dittli ihren Hauptwohnsitz erneut nach Lausanne und wurde im Frühling 2022 als Teil einer bürgerlichen Allianz überraschend in die Regierung gewählt.

In der ständigen Verlegung der Papiere sieht der Anwalt Daniel Schafer keinen Grund für eine Rechtswidrigkeit. Er habe dies analysiert, auch was das Engagement als Parteipräsidentin anbelange, so Daniel Schafer. Valérie Dittli habe das Parteipräsidium während der Covid-Pandemie ausgeübt und darum Sitzungen elektronisch geführt und von Zug aus geleitet. Darum habe sie ihren Wohn- und Steuersitz bis zum Dezember 2021 nicht nach Lausanne verlegen müssen.

Frühere Aussagen berichtigt

Die heute 30-jährige Valérie Dittli drückt in einem schriftlichen Statement ihre Erleichterung und Zufriedenheit aus. Rund um ihre Steuersituation herrsche nun «Klarheit und Transparenz», so die Finanzdirektorin. Alles sei «absolut legal» gewesen. Auch dass sie ihren ständigen Wohnsitz erst Anfang 2022 von Oberägeri nach Lausanne verlegt habe. 

«Wo ist mein Herz?», stellte sich Dittli am Ende der Medienkonferenz selbst eine Frage. Ihre Antwort: «Im Kanton meiner Eltern und in meiner Wahlheimat, der Waadt. Ich bin mit der Waadt verbunden, ich bin Waadtländer Steuerzahlerin», versicherte sie. Die Vorbildfunktion der Gewählten sei essenziell und in ihrem Fall gegeben, versicherte sie. Nach ihrer Nichtwahl in die Lausanner Stadtregierung habe sie ihre berufliche Zukunft in der Deutschschweiz gesehen. Aber dann habe man sie angefragt, für den Staatsrat zu kandidieren. 

Dittli bedauerte in ihren Ausführungen vor den Medien, ihren Doktortitel vor der Publikation ihrer Dissertation benutzt zu haben. Das Buch werde nun im April im Stämpfli-Verlag erscheinen. Sie berichtigte auch ihre Aussage, ihren Lohn als Assistentin eines Lausanner Universitätsprofessors vom Schweizerischen Nationalfonds bezogen zu haben. Die 2021 in einem Film als Stadtratskandidatin gemachte Aussage, sie sei vor zehn Jahren nach Lausanne gekommen und nie mehr weggegangen, erklärte sie mit dem Umstand, es sei ihre erste Filmaufnahme gewesen und sie sei sehr nervös gewesen. Zudem habe sie nicht gegen ihre Parteistatuten verstossen. Für ihre Partei sei nicht von Belang gewesen, ob ihr Steuersitz in Lausanne sei, solange sie hier einen Wohnsitz gehabt habe. Zudem habe sie das Parteipräsidium ohnehin abgeben wollen. Die Frage, wann sie erstmals in Lausanne Wohnsitz nahm, blieb hingegen trotz mehrmaligem Nachfragen unbeantwortet.