Landesweiter TestDie Sirenen heulen – die wichtigsten Antworten zum Probealarm
Heute werden die analogen und digitalen Alarmsysteme für den Katastrophenfall getestet. Wir liefern die wichtigsten Informationen und Anekdoten zum unüberhörbaren Ereignis.
In der ganzen Schweiz werden heute Mittwoch wie jedes Jahr am ersten Mittwoch im Februar die Sirenen für den Katastrophenfall getestet: Um 13.30 Uhr heulen die 5000 stationären und 2200 mobilen Sirenen. Auch der digitale Alarm von Alertswiss wird getestet.
Wie läuft der Test ab?
Zu Beginn geben die analogen Sirenen während einer Minute einen regelmässig auf- und absteigenden Heulton von sich, den sogenannten Allgemeinen Alarm. Er wird dann innerhalb von fünf Minuten wiederholt. Der Allgemeine Alarm weist auf eine generelle Gefährdung der Bevölkerung hin, zum Beispiel durch einen Reaktorunfall, einen Grossbrand oder einen Chemieunfall. Der Test darf bei Funktionsproblemen bis 14 Uhr fortgesetzt werden.
In den Gebieten unterhalb von Stauanlagen folgt von 14 bis spätestens 16.30 Uhr der Wasseralarm. Dieses Signal besteht aus zwölf tiefen Dauertönen von je 20 Sekunden mit 10-sekündigen Unterbrüchen dazwischen.
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Der Test betrifft auch die Kanäle von Alertswiss. Im Juli 2024 hatten rund 2,2 Millionen Menschen in der Schweiz die dazugehörige App auf ihrem Smartphone installiert. Gleichzeitig zur Auslösung des Allgemeinen Alarms wird in allen Kantonen und in Liechtenstein eine Meldung der Stufe Information auf der Alertswiss-App ausgelöst. Dies löst aber keinen Warnton auf dem Smartphone aus, wie das bei einer Meldung der Stufe Alarm der Fall wäre.
Im November 2024 hat der Bundesrat entschieden, die Alarmierung per Handy auszubauen und zu verbessern. Mit dem sogenannten Cell-Broadcast-System können alle Mobiltelefone in einem betroffenen Gebiet unmittelbar mit kurzen Textnachrichten erreicht werden, auch ohne dass eine Alarmierungs-App installiert ist. Dennoch soll auch die erfolgreich genutzte Alertswiss-App weiterentwickelt werden.
Der Bund rechnet mit der Einführung des Cell-Broadcast-Systems in drei bis vier Jahren.
Warum wird getestet?
Geprüft wird primär die technische Funktionsfähigkeit der Sirenen, die im Ernstfall einsatzbereit sein müssen. Der jährlich am ersten Mittwoch des Februar stattfindende Test hat aber auch den Zweck, die beteiligten Behörden wie Polizei, Feuerwehr und Zivilschutz zu trainieren. Zudem soll der Bevölkerung für den Ernstfall die richtige Verhaltensweise in Erinnerung gerufen werden.
Was tun, wenn eine Sirene erklingt?
Wenn es sich um einen angekündigten Test handelt: gar nichts. Andernfalls: Radio hören oder sich über die Alertswiss-App oder -Website informieren. Die Radiosender sind verpflichtet, im Alarmfall die Instruktionen der Behörden zu verbreiten. Dieses Jahr findet der Test erstmals nach der Abschaltung der UKW-Frequenzen der SRG-Sender statt. Deren Radiosignale werden neu nur noch über DAB+ gesendet. Wer SRF 1, 2 oder 3 auf UKW einstellt, wird daher nur ein Hintergrundrauschen hören. Eine Meldung wird bei Sirenentests aber ohnehin nicht über Radio verbreitet, da die Probealarme angekündigt sind. Getestet wird dann nur, ob die Meldungen die Redaktionen erreichen – also quasi bis zum Mikrofon. Dort werden sie gestoppt und nicht ausgestrahlt.
Eine Ausnahme bildet das sogenannte Notfallradio. Dieses UKW-basierte, im Unterhalt aber sehr teure System ermöglicht einen Radioempfang in Schutzräumen. Es soll gemäss einem Bundesratsentscheid aber nicht weiterbetrieben werden, weil das Bundesamt für Bevölkerungsschutz davon ausgeht, dass kurze Aufenthalte in Schutzräumen in Katastrophen- oder Kriegsfällen wahrscheinlicher sind als wochen- oder monatelanges Verbleiben. Das UKW-Notsendernetz war im Rahmen einer Modernisierung bis 2014 für 36 Millionen saniert worden.
Der Wasseralarm bedeutet, dass eine unmittelbare Bedrohung der Bevölkerung durch einen Dammbruch oder ein ähnliches Szenario unterhalb einer Stauanlage besteht. Hört man diesen Alarm im Ernstfall, muss man das gefährdete Gebiet so schnell wie möglich verlassen.
Sollte wegen eines Stromausfalls oder einer anderen technischen Störung die Information per Radio oder Internet nicht funktionieren, wird an den Notfalltreffpunkten über das Ereignis in Kenntnis gesetzt. Diese in öffentlichen Gebäuden wie Schulhäusern oder Gemeindezentren eingerichteten Treffpunkte werden vom Gemeindeschutz betrieben. Die genauen Standorte sind auf einer Karte des Bundes eingetragen.
Wie funktionieren unsere Sirenen?
Das Schweizer Sirenennetz wurde in den letzten 80 Jahren technisch immer wieder weiterentwickelt: Bis 1983 wurden die Sirenen mit Luftdruck betrieben, seither elektronisch. Seit 2015 sind sie an das zentrale, geschützte System Polyalert angeschlossen. Ausgelöst werden sie in der Regel durch die jeweilige Kantonspolizei.
Auf Bundesebene kann in Fällen von erhöhter Radioaktivität die Nationale Alarmzentrale eine Aktivierung der Sirenen anordnen. Ein Sirenennetz im modernen Sinn gibt es in der Schweiz seit den späten 1930er-Jahren.
Können Sirenen das Gehör schädigen?
Dass die Sirenen nicht überhört werden sollen, ist ihr Daseinszweck. Es gibt für den Schall allerdings Obergrenzen: An Orten, wo sich Personen aufhalten, ist ein Schallpegel von maximal 118 Dezibel zulässig – dies allerdings nur, wenn es möglich ist, den beschallten Raum innert 15 Sekunden zu verlassen. Menschen, die ihren Standort für die Dauer des Alarms nicht verlassen können, dürfen höchstens 112 Dezibel ausgesetzt werden (bei Wasseralarm 104 Dezibel): So sieht es die «Wegleitung für die Alarmierungsplanung» des Bundesamts für Bevölkerungsschutz vor.
Zum Vergleich: In der Disco darf die Lautstärke nicht auf über 100 Dezibel aufgedreht werden. Diese Lautstärke sollte man den Ohren im Maximum zwei Stunden pro Woche zumuten, ansonsten drohen Gehörschäden.
Welches waren die folgenschwersten Fehlalarme?
1983 sorgte eine Wasseralarmsirene an einem späten Sonntagabend für eine Panik in Siebnen SZ: Etliche Menschen flüchteten, zum Teil im Pyjama, auf Anhöhen oder mit dem Auto hinauf ins Glarnerland, weil sie einen Bruch der Staumauer Wägital fürchteten. Wie sich später herausstellte, hatte ein technischer Defekt den Alarm ausgelöst.
In Biglen BE führte ein Sirenen-Fehlalarm 1994 dazu, dass rund 60 Feuerwehrmänner mitten in der Nacht umsonst ausrückten. Auch hier war ein technisches Problem die Ursache.
1987 wurde in Brugg AG ein Zivilschützer gebüsst, nachdem er alkoholisiert in einer Festnacht eine Sirene aktiviert und so für nächtlichen Aufruhr gesorgt hatte.
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