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Meinung

Wahlfeier in Baar
Machen mit Martin, Prosten mit Pfister – so feiert Zug seinen neuen Bundesrat

Collage mit drei Polaroid-Fotos mit Porträts von Martin Pfister, Gerhard Pfister und Viola Amherd vor einem beigen Hintergrund.
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«Wir zahlen – wie immer», scherzt eine Organisatorin aus dem Kanton Zug. Gerade wird das Mittagessen für Martin Pfister und seine Begleiter serviert. Es gibt: Rindsfilet mit Trüffelsauce. Bevor sich die anderen an der Wahlfeier des neu gewählten Bundesrats darüber lustig machen, dass der Kanton in Geld schwimmt, flüchtet man hier lieber in die Selbstironie. Muss man sich auch leisten können, so ein Rindsfilet! 

Apropos machen: Während Beat Jans 100 Tage gebraucht hat, bis ihm ein Motto fürs Regieren einfiel («Zämme gohts besser», wir erinnern uns dunkel) hat Martin Pfister dank Walter Lipp, Gemeindepräsident von Baar, schon vor Amtsantritt eins: «Martin macht das! Martin kann das!» Fazit: Warum zusammen, wenns auch einer alleine kann? In der Armee werden sie ihn feiern dafür. 

Zug wird ausgenommen

Die Parlamentarier machen sich derweil einen Sport daraus, Zuger Klischees zu bedienen. Ein Nationalrat (aus einem Nehmerkanton) deklariert während des Umzugs durch die Stadt Baar: «Heute wird der Kanton ausgenommen wie eine Weihnachtsgans.» Darauf ein Ständerat (auch aus einem Nehmerkanton): «Deshalb hab ich extra den Mantel angezogen, damit ich noch was mitgehen lassen kann.»

Martin Pfister, neuer Zuger Bundesrat, winkt neben seiner Frau Cacilda Pfister während einer offiziellen Wahlfeier in Baar, 20. März 2025, in einer offenen Kutsche sitzend, umgeben von Zuschauern vor Fachwerkhäusern.

Es gibt dann vor allem «Bundesratsbier», von der Etikette lacht «unser Martin». Nie ist der Bundesrat dem Volk so nah wie auf einer Wahlfeier – auch wenn er, wie Pfister, in einer Kutsche durch die Stadt fährt und eher royal als bundesrätlich winkt.

Das Geschenk der Gemeinde an Pfister ist dann dafür im wahrsten Sinne des Wortes bodenständig (Achtung, Schenkelklopfer): Es sind blau-gelb – nach den Farben des Baarer Wappens – gemusterte Socken. In Baar hat man gehört, dass die Stimmung im Bundesrat eisig sein soll. Das Geschenk wird von Gemeindepräsident Lipp mit den Worten überreicht:  «Diese Socken sollen dir die Wärme und das Wohlgefühl geben, wenn es als Bundesrat leicht kühler wird.» Netterweise gibts auch für die anderen sechs Bundesräte Socken: «für ein gemeinsames Unterwegs».

Warum sich Gerhard Pfister freut

Noch kitschiger wird es, als Martin Pfister die Bühne betritt. «Mir kommen die Tränen, wenn ich euch sehe, ihr müsst es mir glauben.» Seine Vorgängerin Viola Amherd steht schräg hinter ihm auf der Bühne und lächelt, ihre Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen. Wenn heute Tränen Schlagzeilen machen, werden es nicht ihre sein.

Pfister erzählt als Nächstes eine Anekdote von seiner Logopädielehrerin, Frau Dossenbach. Die hatte ihm gesagt: «Wenn du einmal Bundesrat werden willst, musst du zu mir kommen.» Pfister erklärt: «Ich wehrte mich natürlich und sagte, dass ich gar nicht Bundesrat werden wolle. Aber gegangen bin ich trotzdem. Und Sie sehen, welche Folgen das hatte.»

Martin ist nicht der einzige Pfister, der an der Wahlfeier ein gefragter Mann ist. Gerhard Pfister, der Zuger Nationalrat, Mitte-Präsident und Doch-nicht-Bundesratskandidat, scherzt: «Das Schöne ist ja: Wenn einer vom Bundesrat Pfister aus Zug spricht, kann ich mich angesprochen fühlen, ohne dass ich gleichzeitig die Arbeit habe.»

Darauf ein Pfister-Bier!