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Meinung

Verschwundene Diversitätsziele
Das Einknicken von UBS und Co. vor Trump ist peinlich

Gebäude der UBS an der Bahnhofstrasse dekoriert mit Regenbogenfahnen, Juni 2022, Zürich. Vor dem Eingang sind drei Personen zu sehen.
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Kultur und Strategie scheinen bei der UBS sehr wackelig zu sein. Diversität, Gleichstellung und Inklusion (Englisch DEI) seien «nach wie vor ein zentraler Bestandteil der Unternehmenskultur und -strategie», schrieb die Bank dieser Redaktion noch vor zwei Monaten. An den in diesem Bereich definierten Zielen halte man fest. Nach ein wenig Druck von Donald Trump ist davon nur noch wenig zu hören. Im kürzlich veröffentlichten Jahresbericht sind die Ziele verschwunden. 

Auch Roche und Novartis scheinen ihre Unternehmenskultur und ihre «lange Tradition» (Roche) vergessen zu haben. Roche will in Zukunft in den USA und global auf Begriffe wie «Diversity» verzichten, Novartis löschte entsprechende Passagen auf der Website. Sie stellen sich damit in die lange Reihe von internationalen Konzernen, die sich an die neuen Gegebenheiten in den USA anpassen. Weitere dürften folgen.

Nun kann man einwenden, dass Unternehmen in erster Linie dem Profit verpflichtet sind. Konflikte mit der Trump-Administration können schnell teuer werden. Wieso also stur auf ein paar Buchstaben im Jahresbericht beharren?

Gleichstellung ist in der Schweiz noch nicht erreicht

Grosskonzerne beschäftigen Hunderttausende Leute. Wen sie einstellen, wie viel sie bezahlen und was sie tolerieren, hat grossen Einfluss auf die Gesellschaft. 

Und in dieser gibt es bezüglich Gleichstellung und Inklusion immer noch viel zu tun. Ein paar Fakten des Bundes von 2023 zur Schweiz: 

  • Männer verdienen im Schnitt 18 Prozent mehr als Frauen, die Hälfte des Unterschieds ist laut Bund unerklärbar.

  • Frauen sind in Kaderstellen untervertreten.

  • Von sexueller Belästigung – die oft auch am Arbeitsplatz verübt wird – sind zu über 90 Prozent Frauen betroffen.

Hören Schweizer Firmen nun tatsächlich auf, Frauen und Minderheiten zu fördern, dann wird es noch sehr viel länger dauern, bis Gleichstellung herrscht in der Schweiz. Denn auch wenn sicher nicht jede DEI-Massnahme sinnvoll war, die Unternehmen in den vergangenen Jahren getroffen hatten, so schienen sie unter dem Strich dennoch etwas zu bewirken. In Führungspositionen gibt es vermehrt auch Frauen, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz wird weniger oft totgeschwiegen.

Werte, die nichts kosten dürfen, sind wertlos

Aktuell ist noch unklar, ob die Gleichstellungsziele und -bemühungen nur in der Kommunikation gegen aussen oder auch intern aufgehoben werden. 

Doch auch wenn die Unternehmen nur gegen aussen auf DEI verzichten, hat dies Folgen. Sie setzen damit das Zeichen, dass Gleichstellung etwas ist, was man sich in guten Jahren gönnen kann, aber kein Muss ist. Mit einer solchen Bequemlichkeit kommen wir jedoch nie weiter. 

Darüber hinaus ist das Verhalten von UBS und Co. auch einfach richtig peinlich. Wären ihnen Gleichstellung und Inklusion wirklich so wichtig, wie sie es in zahlreichen Broschüren und Werbungen versprochen hatten, dann wären sie nicht beim ersten Anzeichen von Druck eingeknickt. Werte, die nichts kosten dürfen, sind wertlos.

Jetzt wäre der Moment, da Unternehmen beweisen könnten, dass ihnen Gleichstellung auch dann wichtig ist, wenn sie diese nicht für PR verwenden können. Sie könnten Rückgrat zeigen und für ihre angeblichen Werte einstehen. Aber Rückgrat wirft nun mal keinen Profit ab.