«Gay» im Visier der Trump-AdministrationPentagon könnte im Kampf gegen Diversität auch Flugzeugbilder löschen
Donald Trump hat «Gender-Radikalität» den Kampf angesagt. Das treibt im Verteidigungsministerium allerlei Blüten, unter anderem bei Leuten mit bestimmten Nachnamen.

Der Feldzug der neuen US-Regierung gegen aus ihrer Sicht übertriebenen Minderheitenschutz trifft sogar Atombomber. Im Zuge der vom Verteidigungsministerium angeordneten Säuberung von Regierungsplattformen von Inhalten zu Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion ist auch ein Foto des B-29-Flugzeugs Enola Gay zur Löschung vorgesehen, das am 6. August 1945 die erste Atombombe auf Hiroshima abwarf, wie aus einer von der Nachrichtenagentur AP veröffentlichten Datenbank hervorgeht. Der Grund: Gay bedeutet auf Englisch schwul.
Präsident Donald Trump hat wenige Tage nach Amtsantritt verfügt, Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) zu beenden. Verteidigungsminister Pete Hegseth gab dem Militär bis Mittwoch Zeit, um Inhalte zu entfernen, die Bemühungen um Vielfalt in den eigenen Reihen hervorheben. Die Datenbank, deren Existenz von Regierungsvertretern bestätigt wurde, enthält mehr als 26’000 Bilder, die in allen Zweigen des Militärs zum Löschen vorgemerkt worden sind.
Schwarzer Militärpilot in Datenbank
Eine Durchsicht der Datenbank zeigt die Verwirrung darüber, was nach Trumps Erlass alles zu entfernen ist. So wurden offenbar Fotos zur Entfernung markiert, nur weil ihre Datei irgendwo das Wort gay enthielt, darunter Flugzeuge, Fische und Soldaten mit diesem Nachnamen. So fand sich ein Foto von Biologen des Armeekorps auf der Liste, weil dazu erwähnt wird, dass die Spezialisten Daten über Fische aufzeichneten – einschliesslich Gewicht, Grösse, Brutstätte und Geschlecht (Englisch Gender).

Der überwiegende Teil der Pentagon-Säuberung zielt auf Frauen und Minderheiten ab. Ausserdem ist eine grosse Anzahl von Beiträgen aufgeführt, in denen verschiedene Gedenkmonate erwähnt werden – wie die für Schwarze und Hispanoamerikaner und Frauen. Das hat dazu geführt, dass in der Datenbank Fotos der Tuskegee Airmen auftauchen, der ersten schwarzen Militärpiloten der USA, die im Zweiten Weltkrieg in einer eigenen Einheit dienten. Die Luftwaffe entfernte Videos für Rekruten, in denen die Tuskegee Airmen zu sehen sind. Das ging selbst dem Weissen Haus zu weit, das erzürnt von «böswilliger Regelbefolgung» sprach. Die Luftwache machte ihre Schritt schleunigst rückgängig.

Ein Regierungsvertreter sagte, es sei nicht klar, ob die Datenbank vollständig ist. Daher sei die Gesamtzahl der inkriminierten Fotos womöglich noch deutlich grösser. Insgesamt könnten zu 100’000 Bilder oder Beiträge gelöscht werden, wenn man Social-Media-Seiten und andere Websites berücksichtige, die ebenfalls nach DEI-Inhalten durchsucht werden.
Foto von erster Kampfpilotin sichtbar
Viele in der Datenbank aufgeführte Bilder sind bereits entfernt worden, andere nicht, darunter Fotos von Pilotinnen im Zweiten Weltkrieg und eines von Oberst Jeannie Leavitt, der ersten Kampfpilotin der US-Luftwaffe. Ebenfalls noch sichtbar war am Donnerstag ein Bild der damaligen Unteroffizierin Christina Fuentes Montenegro, die als eine der ersten drei Frauen das Infanterie-Ausbildungsbataillon des Marinekorps absolvierte.
Pentagonsprecher John Ullyot sagte zu der Datenbank: «Wir sind erfreut über die rasche Einhaltung der Richtlinie zur Entfernung von DEI-Inhalten von allen Plattformen im gesamten Ministerium.» In den seltenen Fällen, in denen die Säuberungen über das Ziel hinausgeschossen sei, werde es entsprechende Klarstellungen geben.
DPA/oli
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