USA-Podcast «Alles klar, Amerika?»Trump stellt die Welt auf den Kopf und schreibt die Geschichte um
Grönland und Kanada will er eingemeinden und Panama notfalls mit Kanonenbootdiplomatie gefügig machen. Zudem soll der 6. Januar, der Tag des Sturms aufs Capitol, zum «Tag der Liebe» werden. Aber all das geht nicht so einfach.
Es war seine zweite Pressekonferenz seit seiner erneuten Wahl zum US-Präsidenten. Donald Trump geniesst diese Auftritte, obwohl er die Medien gern als «Feinde des Volkes» bezeichnet. Auch jener in seinem Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida, wurde zum Medienspektakel, das die halbe Welt in Aufruhr versetzte.
Trump skizzierte seine aussenpolitischen Pläne, die weitgehend als Drohungen daherkamen. Er schloss zum Beispiel nicht aus, das US-Militär einzusetzen, um die Kontrolle über den Panamakanal oder Grönland zu erlangen. Von den Nato-Mitgliedsstaaten forderte er, ihre Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent ihres Bruttoinlandprodukts (BIP) zu erhöhen.
Grönland gehört zu Dänemark
«Wir brauchen Grönland aus Gründen der nationalen Sicherheit.» Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Trump Interesse geäussert, die rohstoffreiche und strategisch gelegene Insel in der Arktis zu kaufen, was die dänische Regierung aber rundweg ablehnte. Grönland gehört zu Dänemark, ist aber weitgehend autonom. Trump stellt Dänemarks Anrecht auf Grönland infrage.
Trump drohte auch, Kanada mit wirtschaftlichen Zwängen unter Druck zu setzen, um aus dem nördlichen Nachbarland den 51. US-Bundesstaat zu machen. Noch-Premierminister Justin Trudeau reagierte umgehend: «Die Wahrscheinlichkeit, dass Kanada Teil der Vereinigten Staaten wird, ist kleiner als die für einen Schneeball in der Hölle», schrieb Trudeau, wie die Deutsche Presse-Agentur (DPA) berichtete. Trump bezeichnet Trudeau stets als Gouverneur. Ein Gouverneur ist der Staats- und Regierungschefs eines amerikanischen Bundesstaats.
Golf von Mexiko soll «Golf von Amerika» werden
Schliesslich will Trump den Golf von Mexiko in «Golf von Amerika» umbenennen. Das sei «angemessen», findet er. Die Trump-Getreue und Abgeordnete Marjorie Taylor Greene sagte, dass sie ihre Mitarbeiter angewiesen habe, «sofort einen Gesetzesentwurf auszuarbeiten». Ausserdem plant Trump, am ersten Tag im Amt die meisten verurteilten Krawallanten, die am 6. Januar 2021 das Capitol gestürmt hatten, zu begnadigen.
Wie ernst meint es Trump mit seinen neokolonialistischen Plänen? Glaubt er nach wie vor, den Krieg in der Ukraine am ersten Amtstag zu beenden? Ausserdem: Ist das Trump-Lager, das am 20. Januar an die Macht kommt, tatsächlich so geeint, wie es scheint?
Darüber unterhält sich Christof Münger, Leiter des Ressorts International, mit Martin Kilian in einer neuen Folge des USA-Podcasts «Alles klar, Amerika?». Kilian war etliche Jahre USA-Korrespondent des «Tages-Anzeigers» und lebt in Charlottesville, Virginia.
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