Streit um ArktisinselTrump droht Grönland mit Gewalt zu annektieren
Der designierte US-Präsident möchte sich die grösste Insel der Welt zu eigen machen. Seine Drohungen lösen weltweit grosses Unverständnis aus.

Donald Trump hatte in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident prüfen lassen, ob die USA Grönland von Dänemark kaufen könnten. Kurz vor Antritt seiner zweiten Amtszeit bekräftigte der 78-Jährige das strategische Interesse an der grössten Insel der Welt nochmals. Dabei sprach er auch davon Grönland wie auch den Panamakanal notfalls mit Gewalt zu annektieren. «Es kann sein, dass man etwas tun muss», sagte er. «Ich kann soviel sagen – wir brauchen sie für die wirtschaftliche Sicherheit. Der Besitz Grönlands sei «aus Gründen der nationalen Sicherheit (…) eine absolute Notwendigkeit». Grönland und Kopenhagen sind irritiert.
Dänischer König ändert Wappen im Streit um die Insel
Kaum ein Jahr auf dem Thron hat Dänemarks König Frederik X. das Wappen seines Hauses ändern lassen – und damit ein Zeichen gegen territoriale Ansprüche von Donald Trump gesetzt.

Dänemark ist seit über drei Jahrhunderten die bestimmende Macht in Grönland und das soll nach dem Willen des Monarchen auch so bleiben: Kurz vor Weihnachten hat Frederik X. ein neues königliches Wappen eingeführt, in dem der silberne Bär mit roter Zunge – das Wappentier Grönlands – viel prominenter vertreten ist als bisher.
Auch der silberne Widder, das Symbol der Färöer-Inseln, ist gewachsen. Eisbär und Widder besetzen nun jeweils ein eigenes Feld auf dem vierteiligen Schild, die anderen beiden Felder bleiben den blauen Löwen des Kernlands Dänemark vorbehalten.

Ziel der Überarbeitung sei es, das Commonwealth im Wappen zu stärken, heisst es in einer Pressemitteilung des Königshauses. Gemeint ist der Zusammenhalt der drei Landesteile Grönland, Färöer und Dänemark.
Dafür mussten die Kronen der Kalmarer Union, einer historischen Vereinigung der Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden, über die Klippe springen: «Das Wappen mit den drei Kronen wurde von dem Schild entfernt, da es keinen aktuellen Charakter mehr hat und daher als nicht relevant angesehen wird», lässt der dänische Monarch verlauten. Ein Fachausschuss habe fast ein Jahr an der Modernisierung gearbeitet.
Grönlands Premier hat eigene Pläne
Derweil hat der Premierminister von Grönland in seiner Neujahrsansprache auf eine weitergehende Eigenständigkeit der riesigen Arktisinsel gedrängt: Es sei Zeit, die «Fesseln der Kolonialzeit» zu lösen, wird Múte Egede in der Zeitung «Guardian» zitiert.

Zwar geniesst Grönland seit 1979 Autonomierechte und verwaltet sich in vielen Bereichen selbst. Doch die verbleibenden Befugnisse Kopenhagens werden von Egede und anderen Inselbewohnern als Überbleibsel der belasteten Kolonialzeit angesehen. Zu den dunkelsten Episoden dänischer Herrschaft gehören die Verhütungsmassnahmen in den 1960er- und 1970er-Jahren: Tausenden Inuit-Frauen und -Mädchen wurden unter Zwang Spiralen eingesetzt.
So sehr Egede das dänische Kapitel abschliessen möchte, so wenig mag er sich für die Annäherungsversuche Trumps begeistern. «Grönland gehört uns. Wir stehen nicht zum Verkauf und werden auch nie zum Verkauf stehen. Wir dürfen unseren langen Freiheitskampf nicht verlieren», sagte Grönlands Regierungschef nach den Avancen des Amerikaners.
Trump schickt Sohn nach Grönland: «Nur als Tourist hier»

Doch Trump lässt sich nicht entmutigen. «Grönland ist ein unglaublicher Ort und die Menschen werden enorm davon profitieren, falls und wenn es Teil unserer Nation wird», erklärte der künftige US-Präsident diese Woche in den sozialen Medien. «Wir werden es vor einer sehr bösartigen Aussenwelt schützen und in Ehren halten. Macht Grönland wieder grossartig!»
Weiter hat Trump einen Besuch seines Sohnes Donald Jr. in Grönland angekündigt. Der Junior kam am Dienstag mit einer Boeing 757 auf dem Flughafen in der verschneiten Hauptstadt Nuuk an, wie auf Videos des Airports zu sehen war. Auf der Maschine war demnach das Wort «Trump» zu lesen. Der Junior selbst veröffentlichte in den sozialen Netzwerken seine Ankunft ebenfalls – mit Wackelkopffigur seines Vaters in der Mitte des Cockpits.
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Der dänische Fernsehsender DR zeigte, wie das Privatflugzeug seines Vaters landete und wie Trump Jr. nach dem Ausstieg in Richtung der Kameras winkte. Dem grönländischen Rundfunk KNR zufolge sagte der älteste Sohn des künftigen US-Präsidenten, er habe nicht vor, während seines Besuches grönländische Politiker zu treffen. «Wir sind nur als Touristen hier», sagte Trump Jr. und fügte hinzu, er solle von seinem Vater grüssen.
Der grönländische Diplomat Mininnguaq Kleist sagte gegenüber DR, dass keine Treffen mit offiziellen Vertretern Grönlands geplant seien.
Unverständnis für Trumps Vorhaben in Europa
Trumps Vorhaben führt zu Kopfschütteln in den Ländern der Europäischen Union. Verschiedene politische Vertreter Frankreichs haben sich zu Wort gemeldet. Die Regierungssprecherin Sophie Primas verurteilt die Pläne Trumps als «eine Form von Imperialismus». «Mehr denn je müssen wir uns gemeinsam mit unseren europäischen Partnern der Lage bewusst werden, unsere Naivität aufgeben und uns wappnen», sagte sie am Mittwoch.
Zuvor hatte sich der französische Aussenminister Jean-Noël Barrot ähnlich geäussert. «Es steht ausser Frage, dass die EU es zulässt, dass andere Nationen der Welt, egal wer sie sind, ihre souveränen Grenzen angreifen», sagte Barrot dem Sender France Inter.
«Wenn Sie mich fragen, ob ich denke, dass die USA Grönland erobern werden, lautet die Antwort nein. Sind wir in eine Ära eingetreten, in der wieder das Recht des Stärkeren gilt? Ja», sagte Barrot. «Wir müssen aufwachen und uns vorbereiten auf eine Welt, in der das Recht des Stärkeren gilt», betonte er.
AFP/bor
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