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US-Wahlkampf
Diese Grüne könnte Donald Trump zum Sieg verhelfen

Green Party presidential candidate Jill Stein arrives to speak to supporters at a local coffee shop Monday, Oct. 28, 2024, in Phoenix. (AP Photo/Ross D. Franklin)
Jill Stein
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In Kürze:
  • Jill Stein tritt für die Grünen in den USA zur Präsidentschaftswahl an.
  • Sie könnte mit ihren Stimmen Donald Trump zum Sieg verhelfen.
  • Die US-Demokraten investieren in Anti-Stein-Werbung.
  • Stein bestreitet, dass sie Trump im Jahr 2016 zum Wahlsieg verholfen habe.

Eigentlich hat die Demokratische Partei in diesem Wahlkampf genug mit Donald Trump zu tun. Zuletzt aber musste sie ihre Aufmerksamkeit wohl oder übel auch auf Jill Stein richten, die Präsidentschaftskandidatin der Grünen. In den Umfragen steht Stein bei rund einem Prozent der Stimmen, sie wird also eher nicht ins Weisse Haus ziehen. Aber sie könnte dazu beitragen, dass Trump dort einzieht.

Wie ernst die Demokraten diese Gefahr nehmen, zeigt sich daran, dass sie begonnen haben, in Anti-Stein-Werbung zu investieren. In den Swing-States Michigan, Pennsylvania und Wisconsin laufen seit neuerem TV-Spots, in denen es heisst: «Eine Stimme für Stein ist in Wahrheit eine Stimme für Trump.»

Jill Stein ist eigentlich gegen alles, wofür Trump steht

Ob das wirklich so ist, wird unter Wahlforschern kontrovers diskutiert. Die 74 Jahre alte Stein trat auch 2012 und 2016 an. 2012 spielte das keine Rolle, Barack Obama gewann souverän. 2016 konnte sie 1,5 Millionen Wählerstimmen auf sich vereinen.

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In Michigan, Pennsylvania und Wisconsin holte sie jeweils mehr Stimmen, als der Vorsprung von Trump auf Hillary Clinton betrug. Mit anderen Worten: Hätten sämtliche Stein-Wähler für Clinton gestimmt, hätte Trump diese drei Bundesstaaten und damit die Wahl nicht gewonnen. Doch hätten sie das getan, wenn Stein nicht angetreten wäre? Sie sagt: Nein.

Stein ist damals von vielen Demokraten angefeindet worden. Sie als Grüne, also als jemand, der gegen absolut alles ist, wofür Trump steht – sie habe dafür gesorgt, dass er Präsident geworden sei, weil sie den Demokraten Stimmen am linken Rand weggenommen habe. In einem De-facto-Zweiparteiensystem sei das unverantwortlich gewesen. Stein weist diese Vorwürfe seit je von sich. Für sie sind sowohl die Republikaner als auch die Demokraten «Zombie-Parteien», wie sie sagt, die der Wallstreet und den Kriegsgewinnlern dienten. Die Wählerinnen und Wähler verdienten eine Alternative, und diese biete sie.

Green Party presidential candidate Jill Stein speaks at a local coffee shop full of supporters Monday, Oct. 28, 2024, in Phoenix. (AP Photo/Ross D. Franklin)
Jill Stein

Die «New York Times» berichtete neulich, dass selbst ihre eigene Familie sie inständig gebeten habe, dieses Mal nicht anzutreten. Doch Jill Stein lässt sich nicht beirren. In ihrem Wahlkampf konzentriert sie sich darauf, Harris anzugreifen, der sie vorwirft, als Teil der Regierung mitverantwortlich für die israelischen Angriffe im Libanon und in Gaza zu sein.

Dass Harris auch auf die humanitäre Katastrophe in der Region hinweist und die US-Regierung von Joe Biden nicht nur Israel, sondern auch die Palästinenser unterstützt und sich intensiv um einen Waffenstillstand bemüht, blendet sie aus. Ebenso kommt nicht zur Sprache, dass Trump weitaus bedingungsloser an der Seite des israelischen Premiers Benjamin Netanyahu steht.

In Michigan könnte es sehr knapp werden – auch dank Stein

In Michigan, wo vergleichsweise viele Menschen muslimischen Glaubens leben, hat sich die Bewegung «Abandon Harris» gebildet, die eine Wahl von Harris zur Präsidentin verhindern will, da sie eine Mitverantwortung für die Lage der Menschen im Libanon und in Gaza trage. Mitgründer Hassan Abdel Salam sagt, das heisse nicht, dass man den anderen Kandidaten so sehr schätze. Vielmehr gehe es um eine «Bestrafung» für Harris. Die überwiegend aus muslimischen Amerikanern bestehende Gruppe spricht sich daher dafür aus, am 5. November für Jill Stein zu stimmen, weil diese sich als einzige Kandidatin für wahren Frieden in Nahost einsetze.

Rund 240’000 Muslime leben in Michigan. Wenn nur ein kleiner Teil von jenen, die bisher die Demokraten gewählt haben, nun für Stein stimmt, könnte das Harris den Sieg in dem Bundesstaat und die Präsidentschaft kosten. Im Jahr 2016 betrug der Vorsprung von Trump auf Clinton weniger als 11’000 Stimmen. Die Demokraten haben in Michigan Plakate aufstellen lassen. Darauf steht: «Jill Stein hat Trump einmal geholfen. Lassen Sie das nicht ein zweites Mal zu.»

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Es gibt noch einige weitere Bewerber, die als sogenannte Drittpartei-Kandidaten oder Unabhängige ins Rennen gehen. Chase Oliver tritt für die Libertäre Partei an, die normalerweise den Republikanern Stimmen wegnimmt. Oliver ist jedoch ein linker Libertärer, der sich selbst als «bewaffnet und schwul» bezeichnet. Er könnte Stimmen aus beiden Lagern bekommen. Der Philosophieprofessor Cornel West ist ebenso linksliberal wie Jill Stein. Er hatte ursprünglich ebenfalls überlegt, für die Grünen anzutreten, geht jetzt aber als Unabhängiger ins Rennen. Als erklärte Sozialistin ist Claudia De la Cruz mit dabei. Und auch Robert F. Kennedy steht als Unabhängiger zur Wahl, obwohl er seine Kandidatur Ende August zurückgezogen hatte und nun Trump unterstützt. Da war es jedoch zu spät, um seinen Namen noch von den Stimmzetteln zu entfernen.

Ein bekannter Neonazi empfahl, Stein zu wählen

Unter all diesen Kandidaten stellt Jill Stein die grösste Gefahr für die Demokraten dar. Dafür bekommt sie bisweilen Beifall von ebenso unerwarteter wie unerwünschter Seite. Kürzlich musste sie eine Wahlempfehlung von David Duke zurückweisen, der sie für ihre harsche Kritik am israelischen Vorgehen gegen die Hamas lobte. Duke ist ein landesweit bekannter Neonazi und Holocaustleugner, der in den Siebzigerjahren dem Ku-Klux-Klan vorstand.

Donald Trump, dem man keinerlei Nähe zu den Grünen unterstellen kann, sagte im Juni bei einem Wahlkampfauftritt über Stein: «Ich mag sie sehr gern.» Den Grund für diese nur auf den ersten Blick überraschende Aussage lieferte er gleich mit: weil sie ihre Stimmen «zu hundert Prozent» von den Stammwählern der Demokraten bekomme, mithin ein ihm nützliches Werkzeug sei.

Im Jahr 2000 hatte Ralph Nader als Kandidat der Grünen in Florida fast 100’000 Stimmen erhalten. Der Demokrat Al Gore verlor den Bundesstaat damals mit 537 Stimmen Rückstand auf George W. Bush, der dadurch ins Weisse Haus einzog. Es ist gut möglich, dass sich diese Konstellation, in der die Grünen den Republikanern, also der ihnen fundamental entgegengesetzten Partei, zum Sieg verhelfen, 24 Jahre später in Michigan wiederholt.