Treffen in RiadWer verhandelt für die Russen? Und wer spricht im Namen Donald Trumps?
Russland schickt erfahrene Diplomaten zu Ukraine-Gesprächen nach Saudiarabien. Der US-Präsident vertraut einem Immobilienmakler, einem ehemaligen Elitesoldaten und seinem Aussenminister. Eine Übersicht.

- Delegationen der USA und Russlands treffen sich in Saudiarabien.
- Ziele sind die Normalisierung der Beziehungen und Ukraine-Verhandlungen.
- Trump schickt Steve Witkoff als Sondergesandten nach Riad, Putin zwei erfahrene Diplomaten.
Fast drei Jahre nach der russischen Vollinvasion in der Ukraine haben sich am Dienstag Delegationen aus den USA und Russland in Saudiarabien getroffen. Ziel der Gespräche sei es, die Beziehungen zwischen Russland und Washington zu normalisieren, hiess es aus Moskauer Delegationskreisen.
Die Vertreter beider Staaten wollen zudem ein baldiges Treffen der Präsidenten Donald Trump und Wladimir Putin vorbereiten und «unverzügliche» Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine in die Wege leiten. Bei dem Treffen in der saudischen Hauptstadt sind weder ukrainische Politiker noch europäische Diplomaten anwesend.
Wer verhandelt für die Russen und wer spricht im Namen Donald Trumps?
Steve Witkoff, der Dealmaker von Donald Trump

Der US-Präsident hält bekanntlich nicht viel von erfahrenen Diplomaten. Lieber umgibt er sich mit engen Vertrauten, die er im Laufe seiner Karriere als Immobilienhändler kennen gelernt hat. Steve Witkoff ist einer von ihnen. Wie Trump wurde auch Witkoff in der Baubranche reich. Ihre Freundschaft habe 1986 begonnen, als er Trump in einem Delikatessengeschäft ein Sandwich gekauft habe, hat Witkoff einmal erzählt. Angeblich hatte Trump sein Portemonnaie vergessen.
Offiziell ist Steve Witkoff Sondergesandter für den Nahen Osten. Noch bevor Trump ins Weisse Haus einzog, reiste er nach Doha, um mit Vertrauten von Präsident Joe Biden über einen Waffenstillstand in Gaza zu verhandeln. «Steve wird eine unerbittliche Stimme für den Frieden sein und uns alle stolz machen», sagte Trump bei seiner Ernennung.
Vergangene Woche soll Witkoff über drei Stunden mit Wladimir Putin und seinen Vertrauten im Kreml über die Ukraine und andere Themen gesprochen haben. Dabei erwirkte der Dealmaker von Trump die Freilassung eines US-Lehrers, der wegen Schmuggels von Marihuana mehr als drei Jahre in russischen Gefängnissen gesessen hatte. Im Gegenzug liess Trump einen russischen Krypto-Geldwäscher frei.
Marco Rubio, ein Falke, der sich mit dem Präsidenten arrangiert hat

«Die Welt ist am sichersten, wenn Amerika am stärksten ist»: Das sagte Marco Rubio vor zehn Jahren, als er Pläne schmiedete, Präsidentschaftskandidat der Republikaner zu werden. In der Fachzeitschrift «Foreign Affairs» präsentierte er seine aussenpolitischen Vorstellungen: Demnach müssten die USA vor allem drei Staaten (Russland, China und den Iran) isolieren.
Das Verhältnis zwischen ihm und Donald Trump war nicht immer frei von Spannungen. Trump, so Rubio in der Vergangenheit, sei ungeeignet für das Weisse Haus, er sei «die vulgärste Person, die jemals die Präsidentschaft angestrebt hat», ein «Hochstapler» und «Dritte-Welt-Diktator» eben. Trump verspottete ihn als «Little Marco». Diese Zeiten sind vorbei.
Rubio, Sohn kubanischer Einwanderer, hat sich mittlerweile mit dem Präsidenten arrangiert, in vielen Fragen stehen sie einander ideologisch sehr nah. Nach seinem Wahlsieg machte ihn Trump zum Aussenminister. Wer zum Team des Präsidenten gehören will, braucht eine ordentliche Portion Opportunismus.
Rubio war lange ein Unterstützer der Hilfs- und Entwicklungsagentur USAID, die als Eckpfeiler der amerikanischen Softpower galt. Den Begriff hatte in den 1980er-Jahren der US-Politologe Joseph Nye geprägt und populär gemacht. Nun hat sich Rubio bereit erklärt, die Abwicklung von USAID zu leiten.
Als Trump vorschlug, Gaza zur «Riviera des Nahen Ostens» zu machen und mehr als zwei Millionen Palästinenser zu vertreiben, sah sich Rubio gezwungen, den Präsidenten zu korrigieren. Die Umsiedlung sei bloss vorübergehend, sagte er.
Seit Trump jedoch wiederholt hat, dass er eine dauerhafte Entvölkerung Gazas von der dortigen Bevölkerung plane, schweigt Rubio. Wie gross der Einfluss des Aussenministers bei den bevorstehenden Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine sein wird, scheint nicht ganz klar zu sein.
Sicherheitsberater Mike Waltz, der ein Umdenken in der Ukraine fordert

Donald Trump hatte in seiner ersten Amtszeit vier Sicherheitsberater. Jetzt hat Mike Waltz diese Schlüsselposition in der US-Aussenpolitik inne. Waltz war Elitesoldat und Abgeordneter im Repräsentantenhaus. In der Ukraine-Frage forderte er nach der russischen Invasion 2022 mehr Waffen für Kiew.
Später äusserte er sich jedoch skeptisch über die Erfolgsaussichten der Ukraine. Angesichts der republikanischen Mehrheit im Repräsentantenhaus meinte er: «Die Ära der Blankochecks für die Ukraine vom Kongress ist vorbei.» Waltz drängt die Europäer seit langem, mehr Geld und Waffen für Kiew zur Verfügung zu stellen.
Sergei Lawrow, Putins Propagandist

Seit sein Chef einen erbarmungslosen Krieg gegen die Ukraine führt, ist Sergei Lawrow in vielen Ländern nicht mehr willkommen. Das scheint ihn nicht zu stören. Er tut, was er am besten kann: Lawrow ist ein unerschütterlicher Diener Wladimir Putins. Der bald 75-Jährige hat mehr als 50 Jahre im diplomatischen Dienst verbracht. Seine westlichen Gesprächspartner liess der sprachgewandte Lawrow gern spüren, dass er ihnen weit überlegen ist. Und er brüskierte sie vor der Weltpresse.
Bevor er 2004 das Amt des Aussenministers übernahm, war er Botschafter bei den Vereinten Nationen. Dort legte er sich mit Kofi Annan an. Der damalige UNO-Generalsekretär hatte im UNO-Sitz in New York das Rauchen untersagt. Kettenraucher Lawrow ignorierte das Verbot.
Vor Beginn der Gespräche in Riad machte er klar: Russland werde die eroberten Gebiete in der Ostukraine nicht räumen und für die Europäer gebe es keinen Platz am Verhandlungstisch.
Schwergewichte des Kreml

Neben Sergei Lawrow schickte Putin zwei weitere Schwergewichte aus seinem engsten Umfeld nach Riad.
Juri Uschakow, 77, ist seit 2012 aussenpolitischer Berater des Präsidenten. Zuvor diente er unter anderem zehn Jahre als Botschafter in Washington. Bei dem Treffen in der saudischen Metropole wird auch Kirill Dmitrijew, Leiter des staatlichen Investitionsfonds RDIF, zugegen sein.
Er soll offensichtlich dem Geschäftsmann Trump lukrative Angebote machen, meldet die «Frankfurter Allgemeine Zeitung». «Ich werde für den wirtschaftlichen Aspekt der Diskussion verantwortlich sein», sagte Dmitrijew. «Und die Zahl, die wir jetzt als Erstes nennen, ist die, dass das amerikanische Business mehr als 300 Milliarden Dollar verloren hat, indem es den russischen Markt verlassen hat.»
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