Ukraine-BlogRussland gerät auf der Krim zunehmend unter Druck
Die ukrainischen Streitkräfte haben zwei der modernsten russischen Flugabwehrsysteme zerstört. Der Kreml muss nun umdisponieren.
Die ukrainische Armee hat in den vergangenen Wochen mehrere grosse Angriffe auf die von Russland annektierte Halbinsel gestartet. Dabei gelang ihr diese Woche ein Triumph: Der ukrainische Generalstab meldete, dass ukrainische Streitkräfte in der Nacht auf den 12. Juni mindestens zwei russische S-300/S-400-Luftabwehrradarsysteme zerstört haben. Die Meldung konnte von unabhängigen Beobachtern über Satellitenbilder bestätigt werden.
Das russische S-400 gilt als eines der leistungsfähigsten Luftabwehrsysteme der Welt. Das US-amerikanische Magazin «Forbes» schrieb am Mittwoch unter Berufung auf Militäranalysten, dass bei den jüngsten Attacken womöglich bis zu fünf russische S-400-Systeme zerstört wurden.
Russland zu Massnahmen gezwungen
Laut dem in Washington ansässigen Institut für Kriegsstudien (ISW) scheinen die anhaltenden Angriffe das russische Militär dazu zu zwingen, zusätzliche Luftverteidigungsmittel auf der Krim einzusetzen. So habe die russische Armee eine modernisierte Version des S-400, das S-500, auf der Krim stationiert, berichtete diese Woche der Leiter des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow.
Auch auf der Krim-Brücke, die das russische Festland mit der annektierten Insel verbindet, sollen zusätzliche Sicherheitsmassnahmen getroffen worden sein: Laut OSINT-Spezialisten (Open Source Intelligence) haben die russischen Streitkräfte in den vergangenen Tagen 17 Lastkähne in der Nähe der Brücke platziert. Diese dienen vermutlich zum Schutz vor Drohnenangriffen, schreibt das ISW. Vergangenen April kündigte die ukrainische Armee an, die Kertsch-Brücke zu zerstören.
Laut dem britischen «The Independent» nutzt Russland vermehrt den Landweg für die Versorgung der Truppen an der Front: «Die Analyse von Satellitenbildern zeigt, dass die Brücke fast nicht mehr befahren wird», schreibt die Zeitung.
Angriffe als Vorbereitung für Kampfjet-Lieferungen
Gemäss dem ISW sind die ukrainischen Angriffe Teil einer Strategie, die russische Luftabwehr vor dem Eintreffen der westlichen Lieferungen von Kampfjets zu schwächen. «Wenn dies gelingt, kann die Ukraine bemannte Luftwaffen effektiver einsetzen», so das ISW. Ausserdem könne es den Effekt haben, dass mehr russische Luftverteidigungsanlagen auf der Krim stationiert werden, was sie anfällig für weitere ukrainische Angriffe macht.
In den vergangenen Wochen versprachen mehrere Länder die Lieferung von dringend benötigten Kampfflugzeugen: Ende Mai sicherte Belgien der Ukraine die Lieferung von mindestens 30 F-16-Kampfjets zu. Die ersten Flugzeuge des gleichen Typs sollen diesen Sommer aus den Niederlanden in der Ukraine ankommen.
Der Westen demonstriert seine Unterstützung
Diese Woche erhielt die Ukraine weitere erfreuliche Nachrichten von ihren Partnern aus dem Westen: Die sieben führenden demokratischen Industrienationen (G-7) wollen während des G-7-Gipfels ein umfassendes Hilfspaket für die Ukraine beschliessen. Die Regierung in Kiew soll dafür ein Vermögen in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar erhalten, umgerechnet etwa 45 Milliarden Franken.
Am Donnerstag wurde ausserdem bekannt, dass die Nato ein Hauptquartier zur Koordinierung von Waffenlieferungen in Deutschland eröffnet. In dem neuen Quartier in Wiesbaden in der Nähe von Frankfurt sollen zudem ukrainische Soldaten ausgebildet werden. Das Nato-Projekt gilt als Vorkehrung für den Fall einer möglichen Rückkehr von Donald Trump ins US-Präsidentenamt ab Januar 2025. Die Befürchtung besteht, dass Trump bei einer allfälligen Rückkehr die Unterstützung für die Ukraine beenden wird.
Fehler gefunden?Jetzt melden.