UBS-Medienkonferenz im TickerErmotti, neuer Chef der Superbank: «Gebt uns ein paar Monate»
Überraschend kehrt der frühere UBS-CEO Sergio Ermotti auf den Chefposten zurück. Die Bank informierte – wir berichteten live.
Das Wichtigste in Kürze
Die UBS holt Sergio Ermotti zurück.
Er übernimmt erneut den CEO-Posten und wird damit auch die neue Bank nach der geplanten Übernahme der Credit Suisse leiten.
Begründet wird dies mit den neuen Herausforderungen, welche der Zusammenschluss mit sich bringt.
An einer Medienkonferenz haben sich Präsident Colm Kelleher, der abtretende Chef Ralph Hamers sowie der neue Boss Sergio Ermitti erklärt.
Lesen Sie hier unseren Kommentar zum Chefwechsel: Darum ist Sergio Ermotti der Richtige für die UBS
Zusammenfassung
Er fühle sich geehrt, gefragt worden zu sein, diese Transformation zu managen, sagte Sergio Ermotti am Mittwoch vor Medien. Ermotti, der nun den Posten als Swiss-Re-Präsident wieder an den Nagel hängen wird, habe es einerseits als einen Ruf zur Pflicht empfunden ("call of duty"). Andererseits wäre es für ihn ein Widerspruch gewesen abzulehnen, wo er doch daran glaube, dass es der richtige Schritt für die UBS sei.
Es werde jetzt ein weiteres wichtiges Kapital in der UBS-Geschichte geschrieben, sagte Ermotti. Und seiner Meinung nach sei Grösse eben doch entscheidend. Es sei wichtig für die Schweiz eine stabile globale Grossbank zu haben, wenn das Land ein Finanzzentrum bleiben wolle. Er glaube eher an «too small to survive» (zu klein zum Überleben) als an «too big to fail». Und er wolle mit der Bank hier als Gewinner herausgehen.
Ihm sei gleichzeitig durchaus bewusst, dass man nun erst einmal Vertrauen wiederherstellen müsse. Auch brauche er erst einmal einige Monate Zeit, um all die offenen Fragen zu beantworten. Da bitte er um Geduld.
Auch wisse er heute noch nicht, ob zu weiteren Veränderungen im Top-Management kommen wird. Sowohl die UBS als auch die CS hätten sehr gute Leute. Die ganze Situation müsse jetzt erst noch ausgewertet werden. Und dabei wolle er unvoreingenommen an die Sache rangehen und das Beste für die Mitarbeiter rausholen, für die der UBS und der CS gleichermassen.
Jetzt stehe die Stabilisierung der Situation im Vordergrund, sagte zudem Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher. Danach müsse man alles ganz genau anschauen. Die Kultur der CS sei schon eine andere als die der UBS. Und es gebe einen «schlechten» Teil, welcher vor allem das Investment Banking und das Riskmanagement betreffe. Die Vermögensverwaltung hingegen sei grösstenteils «sauber». (sda)
Schlusswort beim UBS-Präsidenten
UBS-Präsident Colm Kelleher fasst zusammen: «Es waren viele News in den letzten Wochen. Hoffentlich tun wir das richtige. Wir erklären unsere Geschichte und sagen, weshalb der Deal der richtige ist.»
Dieser Treppenaufgang im Dreiklang – ein Klassiker bei der UBS
Vieles hat sich bei der Grossbank UBS verändert in den letzten Jahren, eines blieb immer gleich: Der Manager-Marsch die Treppen hoch am Zürcher Hauptsitz.
Ermotti sorgt für Lacher bei Frage nach Pass
Spielt der Pass eine Rolle? «Nein, er ist Tessiner», so Kelleher. «Das ist wichtig», sagt Ermotti im Scherz. Und er legt noch einen drauf: «Das war für die wichtigen Investoren entscheidend.»
Credit Suisse abwickeln?
Die Schweiz sei das Zentrum des weltweiten Vermögensverwaltungsgeschäfts. Hier eine Bank abzuwickeln, das wäre eine fatales Signal gewesen, erklärt Kelleher.
In den USA wäre nicht gezögert worden, eine Bank in die Abwicklung zu schicken, sagt der UBS-Präsident.
CS-Kultur und UBS-Kultur
Es gebe einen grossen Unterschied bei den beiden Banken. Teile der CS die hätten eine schlechte Kultur gehabt. «Sicher bei der Investmentbank und auch bei den Kontrollfuinktionen», sagt Kelleher. «Wir schauen jetzt, was wir übernehmen können.»
Man wolle nicht mehr Risiken auf die eigene Bilanz nehmen. «Wir werden alles, was wir übernehmen, durch einen 'kulturellen Filter' schicken», sagt Kelleher.
Die Superbank und der Finanzplatz
Wenn die Schweiz ein grosses Finanzzentrum sein wolle, brauche es eine grosse Bank. Man könne nicht basierend auf mittelgrossen Banken die Expertise für ein globales Finanzzentrum bauen, sagt Ermotti.
Was sind die grössten Risiken?
Ralph Hamers: Zwei Organisationen zusammenzubringen und dabei die guten Leute behalten zu können, das sei eine grosse Herausforderung. Die Risiko-Kultur muss von der UBS kommen, sagt Hamers. Was er nicht sagt aber meint: Die CS-Risikokultur passt nicht zur UBS. Da gab es zu viele Unfälle. Zudem sieht der Noch-Chef ein Risiko beim Herunterfahren der Investmentbank. In der Vermögensverwaltung sei Skalierung wichtig. Die Fragmentierung in der Branche sei hoch, sagt Ermotti.
Haben Regulatoren bei Ermotti mitgeredet?
Kelleher erklärt, der Verwaltungsrat bestimme über den Chefjob. Er habe die Behörden informiert. Es sei nicht so, dass die Behörden da mitgeredet hätten. Die Finma habe ihr Okay zu Sergio Ermotti gegeben, sagt Kelleher. Klar könnten die Regulatoren Nein sagen, aber Ermotti sei für den Job geeignet. Daher sei das kein Problem.
UBS-Aktie legt zu
Die UBS-Aktien legen nach einer guten halben Handelsstunde in einem freundlichen Gesamtmarkt 1,9 Prozent zu auf 18,08 Franken, im bisherigen Tageshoch waren es gar 18,27 Franken. Die Titel hatten bereits am Vortag im Zuge einer allgemeinen Beruhigung im globalen Bankensektor 1,7 Prozent zugelegt.
Weniger Freude haben die Aktionäre der Swiss Re. Ermotti gibt nämlich das Amt als Präsident des Verwaltungsrates beim Rückversicherer ab. Die Papiere von Swiss Re büssen im frühen Handel 0,5 Prozent auf 91,82 Franken ein.
Die Rückkehr Ermottis zur UBS wird in Analystenkreisen positiv kommentiert: «Wir begrüssen die Ernennung von Sergio Ermotti und glauben, dass er die richtige Person für die herausfordernde Aufgabe ist», heisst es etwa bei Vontobel. Er habe die Bank bereits nach der globalen Finanzkrise erfolgreich transformiert.
Wie fühlen sich internationale Investoren?
Sind die internationalen Investoren zufrieden damit, dass die Bank für innenpolitische Projekte eingespannt wird? So lautet eine Frage aus dem Plenum.
«Die Investoren verstehen es», sagt Ralph Hamers. «Wir haben es ihnen erklärt, dass wir eine grössere UBS bauen.»
Die Investoren würden sich allenfalls darum sorgen, wie gut der Zusammenschluss klappt, so Kelleher. Das könne Ermotti besser als Hamers, sagt der Verwaltungsratspräsident.
Ermotti zu seinem Comeback
«Meine Motivation ist klar: Es ist ein wichtiger Moment für die UBS. Ich will, dass die Bank erfolgreich ist. Zurückzukehren, um diese Situation zu managen, ist meine Pflicht.»
«Ich wollte immer eine Transaktion wie diese umsetzen. Ich will tun, was der richtige Job für die UBS ist.» Er werde so lange bleiben, «wie sie mich wollen», sagt der neue Chef.
Stellenabbau?
Zum Stellenabbau gebe es noch keine Klarheit, «es ist noch nichts entschieden». Die CS sei eine eigenständige Bank, «wir können erst entscheiden, wenn der Zusammenschluss besiegelt ist», sagt Ralph Hamers. «Wir werden informieren, sobald wir mehr wissen.»
Frage zur Schweizer Credit Suisse
Soll Schweizer CS abgespalten werden? Ralph Hamers: «Vor neun Tagen ging es darum den Markt zu stabilisieren, damals wurde die ganze CS übernommen.» Klar gebe es nun Emotionen, doch die UBS und die CS seien zusammen in vielen Bereichen, etwa den Hypotheken, gar nicht die Nummer eins. Raiffeisen und KB seien grösser. «Nur bei den Multinationalen Kunden sind wir die grössten. Doch da gibt es viele internationale Konkurrenten.»
Ermotti will kein Wahlkampfthema UBS
Ermotti: Der Zusammenschluss soll kein Wahlthema werden, das wäre nicht gut. Es gehe um die Interessen der Schweiz, die Interessen der Steuerzahler und der Mitarbeiter. Dafür brauche es eine gute und solide Arbeit. Dann werde das Vertrauen auch wieder aufgebaut, so der neue CEO. «Gebt uns ein paar Monate.»
Kelleher erklärt: Hamers habe einen Top-Job gemacht und Rekordergebnisse erzielt. Daher sei die Bank nun so gesund und könne die CS übernehmen.
Kelleher sagt, Ermotti sei keine Schweizer lösung. «Es geht nicht um die Kontakte in Bern, sondern darum eine internationale Bank zu führen.» Ermotti habe bewiesen, dass er das kann.
Ralph Hamers spricht mit feuchten Augen. «Ich verstehe, dass es für die Aufgabe einen Wechsel braucht. Ich akzeptiere den Entscheid. Wir werden gut zusammen arbeiten. Sergio, ich wünsche dir viel Glück.»
UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher dankt CEO Ralph Hamers, der neben ihm sitzt, für seinen Einsatz. Auf der anderen Seite nahm der neue CEO Sergio Ermotti Platz.
Auftritt im Medienraum in Zürich
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