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TV-Kritik «Tatort»
Ein bisschen gar viele Zufälle

Schade, dass die übercoole Florence Kasumba (links, neben Maria Furtwängler) nicht mehr dauerhaft ermittelt.
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Kriminalrat Liebig (Luc Feit) schmeisst eine Party im Präsidium. Mit Champagnerpyramide, Goldflitter und Engtanz. Erstaunlich für den drögen Knochen. Gut, er wird 60. Kommissarin Lindholm (Maria Furtwängler), noch so eine Stimmungskanone, frotzelt am Stehtisch mit einer Frau, die sich als Tereza (Bibiana Beglau) vorstellt. Liebig spricht einen Toast auf seine Frau aus, Lindholm wispert schwesterlich zur Seite: «Er ist tatsächlich verheiratet. Die Ärmste!» Doof nur, dass Tereza Liebigs Frau ist und Lindholm ausgerechnet neben ihr steht.

Sowieso regiert in «Geisterfahrt» aus Göttingen der Zufall. Kern der Story ist, dass ein Paketdienstfahrer in eine Menschenmenge rast, eine Frau stirbt. Zufällig hat der Mann zuvor das Geschenk für Liebig ins Präsidium geliefert, und dann sieht Lindholm ihn schwer verletzt am Rettungswagen wieder. Liebigs Frau behandelt ihn als Ärztin auf der Intensivstation. Die Krankenschwester dort ist mit dem Chef des Fahrers verheiratet. Und ihrem Mann gibt sie einen Umschlag, mit dem der wiederum Liebig erpresst.

Lindholm ermittelt alleine weiter, Teamarbeit war noch nie ihr Ding

Das sind schon sehr viele Zufälle, und verwirrend wie die Personenkonstellation ist auch die Story in diesem Krimi von Stefan Dähnert (Buch) und Christine Hartmann (Buch und Regie). Lange geht es um die Grausamkeiten der Logistikbranche, und der Krimi schafft es, wie schon der Kölner Tatort «Des anderen Last» im Dezember, die Wohnzimmergemütlichkeit zu erschüttern.

Der rumänische Fahrer war seit 36 Stunden auf den Beinen, als Sub-Sub-Unternehmer, das Logistikunternehmen macht sich die Hände nicht schmutzig. Weil DDP ein grosser Arbeitgeber ist, wird Charlotte Lindholm und Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) nahegelegt, das Unternehmen herauszuhalten und nur im Umfeld des Fahrers zu suchen. Amoklauf, Terroranschlag, so etwas. Lindholm glaubt als Einzige nicht daran, ermittelt alleine weiter, Teamarbeit war ja noch nie ihr Ding.

Aufruhr im Paketdienst-Milieu: Mischa Reichelt (r., Christoph Letkowksi) droht seinem Angestellten.

Plötzlich gibt es einen zweiten Erzählstrang, und es geht um häusliche Gewalt. Nun müssen sich zwei Baustellen der Gesellschaft den Film teilen – und kannibalisieren sich. Zudem muss eingefädelt werden, dass das Göttinger Duo getrennt wird. Nach sechs Fällen darf Lindholm wieder zum LKA in Hannover, Schmitz wird in ihrer Abteilung befördert, was ein Trostpreis ist: Es gibt fortan keinen Tatort aus Göttingen mehr. Schade, dass die übercoole Florence Kasumba nicht mehr dauerhaft ermittelt.

Der NDR hatte die letzte Folge als «grosses Finale» angekündigt. Ein solider Krimi ist es geworden, das schon, aber auch einer, der zu viel will. Kurioserweise sind es Charlotte Lindholms Alleingänge, die immerhin ein wenig Ruhe in den Film bringen.