LiveTrumps Zollhammer im TickerChina droht Trump mit weiteren VergeltungszöllenAnalyse: US-Zölle treffen Südostasien ins MarkTrump lehnt bei Treffen mit Netanyahu Aussetzen der Zölle ab
US-Präsident Donald Trump hat mit der Ankündigung von hohen Zöllen die Börsen auf der ganzen Welt in Aufruhr versetzt. Verfolgen Sie hier die neusten Entwicklungen.
Zölle von 32 Prozent auf Schweizer Produkte: Was Sie über Trumps Rundumschlag wissen müssen
Trump Zölle: Wie soll man als Anleger jetzt reagieren?
Gegenzölle, Boykotte oder Bestechung: So könnte die Schweiz Trump die Stirn bieten
Was sind eigentlich Zölle? Unser Wirtschaftsredaktor erklärts im Video
Laden Sie unsere News-App herunter und bleiben Sie mit Push-Nachrichten auf dem Laufenden.
China droht Trump mit weiteren Vergeltungszöllen
Als Reaktion auf die von US-Präsident Donald Trump angedrohten zusätzlichen Importzölle auf chinesische Importe hat Peking nun ebenfalls mit weiteren Vergeltungszöllen gedroht. China werde mit «entschlossenen Gegenmassnahmen zum Schutz seiner eigenen Rechte und Interessen» vorgehen, kündigte das chinesische Handelsministerium am Dienstag an. In der Erklärung hiess es, dass die Verhängung «sogenannter «Gegenzölle«» durch die USA gegen China «völlig unbegründet und eine typische einseitige Mobbingpraxis» sei. «Die Gegenmassnahmen, die China ergriffen hat, zielen darauf ab, seine Souveränität, Sicherheit und Entwicklungsinteressen zu schützen und die normale internationale Handelsordnung zu erhalten. Sie sind völlig legitim», erklärte das Ministerium.
Peking hatte am Freitag Zölle in Höhe von 34 Prozent auf Importe aus den USA angekündigt. Die Massnahme werde am 10. April in Kraft treten, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Die Zollmassnahme entspricht dem Wert der in der vergangenen Woche von Trump gegen die Volksrepublik angekündigten Zölle.

«Wenn China seine 34-prozentige Erhöhung seiner bereits seit langem bestehenden Handelsverstösse nicht bis morgen, den 8. April 2025, zurücknimmt, werden die Vereinigten Staaten ab dem 9. April ZUSÄTZLICHE Zölle in Höhe von 50 Prozent gegen China erheben», hatte Trump infolgedessen am Montag auf seiner Plattform Truth Social erklärt und damit ein weiteres Mal die Sorge vor einem umfassenden Handelskrieg befeuert. Alle Gespräche mit China würden abgebrochen.
Die Drohungen der USA, offenbarten «einmal mehr die erpresserische Natur der USA. China wird dies niemals akzeptieren. Wenn die USA auf ihrem eigenen Weg beharren, wird China bis zum Ende kämpfen», erklärte das chinesische Handelsministerium am Dienstag.
Analyse: US-Zölle treffen Südostasien ins Mark
Die geplanten Zollerhöhungen von US-Präsident Donald Trump haben auch die südostasiatische Staatengemeinschaft Asean ins Mark getroffen. Südostasien hatte sich zuletzt zunehmend als Alternative zum Produktionsstandort China positioniert. Die grossen Volkswirtschaften der Region konnten in den letzten Jahrzehnten enorme wirtschaftliche Fortschritte vorweisen.
Wirtschaftsexperten vor Ort befürchteten aber, dass durch die Zölle ein wesentlicher Aspekt des Wachstumskonzepts infrage gestellt werden könnte, heisst es in einer Analyse der bundeseigenen Aussenhandelsgesellschaft Germany Trade and Invest (GTAI), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die hohen Wachstumsraten seien ein wesentlicher Faktor für internationale und auch für deutsche Firmen gewesen, ihre Aktivitäten in Südostasien auszuweiten.
Zölle von bis zu 49 Prozent
Südostasien ist die weltweit mit den schärfsten angekündigten Massnahmen belegte Region. Auf Importe von sechs der zehn Mitgliedsstaaten werden nach den Plänen künftig US-Zölle zwischen 32 und 49 Prozent erhoben.
In der Asean-Region sind laut GTAI derzeit etwa 5.000 deutsche Firmen tätig, mit steigender Tendenz. «Konzerne wie Apple, Samsung oder Nike nutzen Vietnam im grossen Stil als Produktionshub. Kambodscha gilt als wichtiger Hersteller für westliche Markenkleidung», heisst es in der Analyse. Durch die neuen Zölle der USA entfalle nun aber ein grosser Teil des Anreizes für die Verlagerung von Fabriken in die Region.
Was wird produziert?
Am schwersten betroffen dürften demnach Vietnam, Thailand und Kambodscha sein. In Vietnam etwa ist die Abhängigkeit vom US-Absatzmarkt etwa bei Möbeln, Bekleidung und Elektronik besonders hoch. Die Regierung in Hanoi versuche weiter, mit Flüssiggas- und Flugzeugkäufen aus den USA einen Deal zustande zu bringen, hiess es.
Für Thailand sind die USA der wichtigste Absatzmarkt. Bei der Hälfte aller Lieferungen handelt es sich um Elektronikerzeugnisse. Nach Einschätzung des GTAI-Experten Frank Malerius wird befürchtet, dass das Königreich bald wegen der weiteren US-Zölle gegen China mit günstigen Waren überflutet wird. Auch für Kambodscha sind die USA der mit grossem Abstand wichtigste Absatzmarkt, vor allem für Schuhe und Bekleidung. Die neuen Zölle in Höhe von 49 Prozent stürzen die Hersteller vor Ort in grosse Unsicherheit.
Wie kann die EU profitieren?
Resultat sei, dass die Asean-Staaten künftig wahrscheinlich neue Absatzmärkte erschliessen müssten, hiess es weiter. Im Fokus werde dabei voraussichtlich auch die EU stehen. «Die Bestrebungen um einen zügigen Abschluss entsprechender Freihandelsabkommen mit der EU könnten dadurch an Dynamik gewinnen», betonte die GTAI.
Japans Ministerpräsident fordert Trump zum Umdenken auf
«Die jüngsten Zollmassnahmen der Vereinigten Staaten sind äusserst bedauerlich», sagte Ishiba nach dem Gespräch zu Reportern. «Ich habe dem Präsidenten gesagt, dass Japan seit fünf Jahren in Folge der weltweit grösste Investor in den USA ist, und ich habe auch nachdrücklich meine Sorge zum Ausdruck gebracht, dass die US-Zölle die Investitionskapazität japanischer Unternehmen verringern werden.»
Trump hatte vergangenen Mittwoch umfassende reziproke, also wechselseitige Zölle angekündigt. Damit ist gemeint, dass die USA in den Ländern Zölle anheben, wo sie geringere Zollsätze verlangen als ihre Handelspartner. Geplant seien pauschale Basiszölle in Höhe von zehn Prozent auf Einfuhren aus allen Ländern sowie höhere Strafzölle für ein Dutzend Staaten mit Handelsdefiziten mit den USA, erklärte Trump. Konkret soll es Zölle in Höhe von 34 Prozent auf Importe aus China geben, Zölle von 20 Prozent auf Waren aus der EU, 25 Prozent für Südkorea, 24 Prozent für Japan und 32 Prozent für Taiwan.
Trump lehnt bei Treffen mit Netanyahu Aussetzen der Zölle ab
US-Präsident Donald Trump hat trotz der Talfahrt der Börsen ein Aussetzen der Zölle abgelehnt. «Nun, das haben wir nicht vor», sagte Trump auf eine entsprechende Frage im Weissen Haus. Zuvor hatten Vertreter des Weissen Hauses entsprechende Spekulationen über ein Aussetzen der Zölle schon als Fake News bezeichnet.
Es gebe viele Länder, die mit den USA verhandeln wollten, sagte Trump bei einem Empfang für den israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu. Er nannte den japanischen Ministerpräsidenten Shigeru Ishiba, mit dem er am Morgen gesprochen habe.
China «grösster Übeltäter»
Der EU warf er vor, ihre Autoindustrie nicht nur mit Zöllen, sondern mit Auflagen und Regeln abzuschotten. Sie seien geschaffen worden, um den Import amerikanischer Autos zu blockieren. Als Beispiel nannte er einen Test, bei dem eine Kugel aus 6 Meter Höhe auf ein Auto fallen gelassen werde, und wenn es dann eine Delle habe, dürfe es nicht in die EU verkauft werden. Ein deutsches Auto bekäme bei so einem Test auch eine Delle. Trump sprach von nicht-monetären Schranken, mit denen sich die EU abschotte. Die EU errichte Barrieren, die so streng seien, dass es unmöglich sei, sie zu erfüllen. Experten hatten dagegen erklärt, nicht Handelsschranken oder Zölle seien schuld am schwachen Abschneiden der US-Autobauer in Europa, sondern deren Modelle.
Der US-Präsident bekräftigte seine Ankündigung vom Morgen, dass er China mit weiteren Zöllen von noch einmal 50 Prozent belegen werde. Er reagierte damit auf Pekings angekündigte Gegenzölle in Höhe von 34 Prozent. Trump betonte, er habe eine grossartige Beziehung zu Präsident Xi Jinping und hoffe, dass es auch so bleiben werde. «Ich habe grossen Respekt vor China, aber sie können das nicht einfach so machen.» In einem Post hatte Trump China zuvor als «grössten Übeltäter» bezeichnet. (DPA)
Netanyahu kündigt Abbau von Handelshemmnissen und Zöllen an
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat angekündigt, dass Israel Zölle und Handelshemmnisse gegenüber den USA abbauen werde. «Wir beabsichtigen, dies sehr schnell zu tun», sagte Netanyahu bei einem Empfang im Weissen Haus. Er sprach auch von einem Abbau des Handelsdefizits gegenüber den Vereinigten Staaten.

Über die Abschaffung der Zölle habe er bereits mit US-Handelsminister Howard Lutnick gesprochen. Nach israelischen Angaben sind bereits seit Jahrzehnten etwa 99 Prozent der aus den USA eingeführten Waren vollständig von Zöllen befreit. Netanyahu ist der erste ausländische Regierungschef, der im Weissen Haus seit Verkündung der neuen Zölle zu Gesprächen empfangen wird.
DPA
Habeck: EU kann Zollkonflikt mit USA sehr lange durchstehen
Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck hat die USA nach einem EU-Handelsministertreffen zum Zollstreit vor der Ausdauer der Europäer gewarnt. «Wir können diesen Konflikt sehr, sehr lange durchstehen, wenn wir denn gezwungen werden, ihn durchzustehen», sagte der Politiker. Der Druck sei nun erst einmal bei den Amerikanern.
Zur Erklärung sagte Habeck, die Vereinigten Staaten steuerten möglicherweise auf eine Rezession zu – bei hoher Inflation. «Das ist eigentlich für jede offene Gesellschaft eine toxische Mischung. Das werden die sehen und das werden sie nicht lange aushalten», erläuterte der geschäftsführende Wirtschaftsminister. Vor allem gelte dies, wenn Europa geschlossen sei und sich mit all den anderen Ländern zusammentue, die ebenfalls vom «Zollwahnsinn» von Trump betroffen seien.
Zu möglichen Gegenmassnahmen der EU sagte Habeck, man könne noch viel mehr tun, als amerikanischen Whiskey, Motorräder und Jeans teurer zu machen. Es sei aber auch ganz gut, wenn die Amerikaner nicht wüssten, was man alles noch im Petto habe. Man behalte sich alles vor – auch steuerliche oder regulatorische Massnahmen, sagte Habeck.
EU-Kommission warnt vor Hoffnungen
Die EU-Staaten wollen im Zollkonflikt mit den USA eine glaubwürdige Drohkulisse aufbauen, gleichzeitig aber vorerst das Gespräch mit der Regierung in Washington suchen. EU-Handelskommissar Maros Sefcovic sagte nach einem Treffen mit den zuständigen Ministern der Mitgliedstaaten, Plan A sei es weiterhin, auf Verhandlungen zu setzen. Plan B mit einer entschlossenen Reaktion bleibe aber in der Hinterhand. «Unser Ziel ist es nicht so eskalieren, sondern zu verhandeln.»
Sefcovic bestätigte dabei auch, dass er den USA erstmals bereits im Februar einen Freihandelsdeal zu Industriegütern vorgeschlagen hat. Zugleich machte er deutlich, dass er keine grossen Aussichten auf eine schnelle positive Antwort sieht. Man müsse sich im Klaren darüber sein, dass der Austausch mit den USA sowohl Zeit als auch Anstrengung erfordern werde, sagte er. Derzeit befinde man sich in einem frühen Stadium der Gespräche, da die USA Zölle nicht als taktischen Schritt, sondern als korrigierende Massnahme betrachteten.
Sefcovic spielte damit darauf an, dass Trump mit den Zöllen angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und Produktion in die USA verlagern will. Zugleich sollen die Zolleinnahmen dazu dienen, sein teures Wahlversprechen grosser Steuersenkungen zumindest teilweise gegenzufinanzieren.
Der Handelskommissar betonte deswegen auch die Notwendigkeit der Drohkulisse und kündigte an, dass am kommenden Mittwoch erste Vergeltungsmassnahmen für die bereits vor einem Monat angekündigten US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft gesetzt werden sollen. Bei ihnen geht es um die bereits seit längerem geplante Wiedereinführung von EU-Sonderzöllen auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter.
DPA
Starmer: Zölle sind «riesige Herausforderung» für Grossbritannien
Der britische Premier Keir Starmer hat die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle als «riesige Herausforderung» für sein Land bezeichnet, die tiefgreifende Folgen für die Weltwirtschaft haben könnte. «Aber dieser Moment hat auch eines sehr deutlich gemacht: Dies ist keine vorübergehende Phase», sagte er am Montag beim Besuch einer Autofabrik, die Modelle von Jaguar und Land Rover für den Export produziert.
«Und genau wie wir es bei unserer nationalen Sicherheit gesehen haben, insbesondere in den letzten Monaten im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, so erleben wir jetzt auch bei unserem Handel und Gewerbe eine völlig neue Welt, eine Ära, in der alte Annahmen, die wir lange für selbstverständlich gehalten haben, einfach nicht mehr gelten», sagte Starmer. Seine Regierung werde weiter versuchen, ein Handelsabkommen mit den USA auszuhandeln. Zugleich sprach er sich aber auch für freien Handel aus.
Der Autohersteller Jaguar Land Rover hatte am Samstag bekanntgegeben, dass er Lieferungen in die USA im April auf Eis legt, während daran gearbeitet werde, wie auf die Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Autoimporte in die USA zu reagieren sei, die Trump jüngst anordnete.
DPA
US-Zölle verderben der Schweiz das Schoggigeschäft zu Ostern
Das normalerweise lebhafte Ostergeschäft bekommt für die Schweizer Schokoladenbranche ein bittere Note. Nach den gestiegenen Kakaopreisen muss sie jetzt auch noch die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Importzölle schlucken. Auf dem Schokoladenfestival Festichoc am Wochenende in Versoix bei Genf war die Stimmung zwar noch kaum getrübt, doch neben den neuesten Kreationen war auch das Thema Zölle in aller Munde.
Die Marketingmanagerin Julie Jammes vom Genfer Chocolatier Canonica, mit drei Geschäften in San Francisco, sagte, ihr Unternehmen habe noch nicht entschieden, welche Schritte es jetzt unternehmen werde. «Wir warten noch ein wenig ab, aber es ist eindeutig ein Schock für uns», sagte Jammes.
Viele Schweizer, von den Chocolatiers bis hin zu den Uhrenherstellern und anderen Unternehmen, sind schockiert über die harte amerikanische Haltung im Handel. Doch viele warten wie Jammes erst einmal ab. Die Regierung in Bern nimmt trotz der saftigen US-Zölle von 31 Prozent auf Schweizer Waren – weit mehr als die 20 Prozent, die auf Exporte aus der EU erhoben werden – vorerst eine vorsichtige Haltung ein. Sie warnt vor den Auswirkungen auf wichtige Schweizer Branchen wie Uhren, Kaffeekapseln, Käse und Schokolade.
Chocosuisse enttäuscht
Während auf dem Festichoc Käufer eifrig Schokoladenquadrate schnabulierten, Schoggihasen und Ei-Skulpturen bestaunten, hoffte Canonica-Marketingchefin Jammes auf die anhaltende Treue ihre US-Kundschaft. Andererseits versetzte sie sich in Lage der Verbraucher. Ein Engpass im Geldbeutel könne viele Kunden abschrecken. «Ich wüsste nicht, warum ich morgen 45 Dollar für eine Schachtel (Pralinen) zahlen sollte, für die ich heute 30 Dollar bezahlen muss», sagte sie. «Es ist immer noch ein sehr kompliziertes Thema.»
Der Schweizer Branchenverband Chocosuisse zeigt sich enttäuscht über Trumps Zollpolitik. «Es ist völlig unverständlich, dass die Schweiz von diesen Zöllen betroffen ist», erklärte Chocosuisse. Die Zölle träfen die Unternehmen hart und lasteten schwer auf den Schokoladenausfuhren in die USA. Immerhin kann der Verband noch auf den heimischen Markt zählen: Die Schweizer gehören zu den eifrigsten Schokoladenkonsumenten der Welt und verdrücken mehr als zehn Kilogramm pro Jahr.
US-Markt sowieso schwierig
Der Genfer Chocolatier Philippe Pascoet lamentiert, der Kakaopreis sei in den vergangenen sechs Monaten stark gestiegen und jetzt komme auch noch Trump mit seinen Zöllen. Allerdings sei der US-Markt für kleinere Produzenten schon immer schwierig gewesen – nicht zuletzt beim Zoll. «Es war schon immer kompliziert, Schokolade in die Vereinigten Staaten zu schicken, allein schon aus gesundheitlichen Gründen», sagte Pascoet. «Sie wollen kontrollieren, was in ihr Land eingeführt wird. Sogar Leute, die früher Schokolade bei uns online bestellt haben, fanden sie oft am Zoll blockiert.»
DPA
Trump droht China mit zusätzlich 50 Prozent
US-Präsident Donald Trump droht trotz einer weltweiten Talfahrt der Börsen mit einer weiteren Erhöhung der Zölle gegen China um noch einmal 50 Prozent. Er gebe Peking bis Dienstag Zeit, die Gegenzölle in Höhe von 34 Prozent wieder zurückzunehmen, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Sonst würden seine neuen Zölle am Mittwoch in Kraft treten.
Trump schrieb weiter, China habe die «Vergeltungszölle» in Höhe von 34 Prozent trotz seiner Warnung verhängt, dass er weitere Zölle erheben werde, sollte ein Land solche Gegenmassnahmen ergreifen.
In einem Post zuvor hatte Trump China als «grössten Übeltäter» bezeichnet. Die dortigen Märkte befänden sich auf Talfahrt, obwohl Peking Gegenzölle in Höhe von 34 Prozent auf US-Importe angekündigt habe, schrieb er.
Trumps Kurs sorgt weltweit für Verunsicherung. Die Märkte sind unter Druck. US-Notenbankchef Jerome Powell warnte zuletzt vor steigender Inflation und einem verlangsamten Wirtschaftswachstum für die USA.
Weisses Haus nennt mögliche Aussetzung Fake News
Das Weisse Haus wies Spekulationen über eine mögliche Aussetzung des gewaltigen US-Zollpakets entschieden zurück. Ein Regierungsvertreter sprach von «Fake News». Zuvor hatten entsprechende Gerüchte insbesondere in sozialen Medien für starke Schwankungen an den Börsen gesorgt.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
US-Zölle zwingen Schweizer Börse weiter in die Knie
Der Schweizer Aktienmarkt hat den zweiten Handelstag in Folge mehr als 5 Prozent nachgegeben. Angetrieben durch die Unsicherheiten rund um die US-Zölle setzte sich der Ausverkauf beim Leitindex SMI damit den dritten Tag in Folge fort. Dabei blieb keine Branche verschont, auch Firmen ohne US-Geschäft verloren teils deutlich an Wert.
Für heftige Bewegung sorgten am Nachmittag vor allem Gerüchte, dass US-Präsident Donald Trump die Zölle um 90 Tage aufschieben könnte und dass gerichtlich gegen die Zölle vorgegangen werde. Das «Weisse Haus» dementierte zumindest den Aufschub umgehend. Angetrieben durch die Gerüchte schoss der SMI zusammen mit den US-Märkten kurzzeitig in die Höhe, um dann aber fast umgehend wieder auf das Ausgangsniveau zurückzufallen.
Ausserdem wurden die Märkte durch die Ankündigung von Trump verunsichert, dass er die Zölle gegen China ab dem 9. April um weitere 50 Prozent erhöhen werde, sollte China seine Gegenzölle nicht zurückziehen. Die Zollspirale zwischen den beiden Ländern scheint sich also beschleunigt weiter zu drehen.
Nicht abklingender Nachrichtenfluss
Die EU kündigte derweil an, dass sie bereit sei, mit der US-Regierung zu verhandeln. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stellte ein Freihandelsabkommen mit den USA für Industriegüter in Aussicht. Die EU-Handelsminister einigten sich auf ihrem heutigen Treffen zudem darauf, dass bereits geplante Vergeltungszölle in Kraft gesetzt würden.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor am Montag 5,2 Prozent auf 11’047 Punkte. Das Tagestief markierte der Schweizer Leitindex kurz nach Eröffnung bei 10’776 Punkten und schoss mit den Gerüchten über den Zoll-Aufschub auf bis zu 11’554 Punkte hoch – eine Bandbreite von fast 800 Punkten.
Sehr starke Einbussen gab es hierzulande wie schon am Freitag etwa bei den defensiven Pharma-Schwergewichten Roche GS (-6,0%) und Novartis (-5,3%). Nestlé (-4,3%) hielten sich am Freitag und am Montag vergleichsweise besser, gaben aber auch deutlich ab.
Ein ähnliches Bild wie in der Schweiz lieferten auch andere europäischen Aktienmärkte: Der deutsche Dax (-4,3%), der französische Cac 40 (-4,8%) und der britische FTSE 100 (-4,4%) schlossen ebenfalls deutlich tiefer. Zuvor hatten die asiatischen Börsen schon grosse Verluste verzeichnet, der Hongkonger Hang Seng stürzte gar um 12 Prozent ab.
SDA
Hier lesen Sie mehr: So stark verloren die Börsen seit Trumps Amtsantritt an Wert
Guy Parmelin spricht mit dem US-Handelsbeauftragten
Bundesrat Guy Parmelin hat ein erstes Gespräch mit dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer geführt. Die Gespräche würden fortgesetzt, kündigte er am Montag auf dem sozialen Netzwerk X an.
Das Treffen sei «eine grosse Gelegenheit gewesen, die bilateralen Handelsbeziehungen zu diskutieren», betont der Schweizer Wirtschaftsminister.
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
DPA
Bericht: Audi hält Importe in die USA zurück
Audi hat den Import von Autos in die USA als Reaktion auf die von Präsident Donald Trump verhängten Zölle vorläufig angehalten. Dies gilt einem Bericht der «Automobilwoche» zufolge für alle Autos, die nach dem 2. April an Häfen in den USA geliefert wurden. Fahrzeuge, die früher eingetroffen sind, würden dagegen wie geplant ausgeliefert. Das Branchenblatt beruft sich dabei auf ein internes Memo an Händler. Von Audi war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Der deutsche Autobauer hat dem Bericht zufolge derzeit mehr als 37’000 Autos in den USA auf Lager, die nicht von den neuen Zöllen betroffen sind. Sie sollen im Bestand und beim Verkauf besonders gekennzeichnet werden. Zudem plane Audi Anfang kommender Woche, ein «Zoll-Toolkit» bereitzustellen, das kurzfristige Kommunikationsstrategien und Verkaufsimpulse für den aktuellen Bestand liefern soll.
Von Audi hiess es dem Bericht zufolge, man analysiere derzeit die Auswirkungen der neuen Importzölle auf das Geschäft. «Wir konzentrieren uns darauf, unser Händlernetz bestmöglich zu unterstützen und die Auswirkungen auf Kunden und Handelspartner zu minimieren.»
DPA
Ausgangslage
US-Präsident Donald Trump besteht weiterhin auf seine weitreichenden Zölle auf Importe aus dem grössten Teil der Welt. Und zwar solange, bis die betroffenen Länder ihre Handelsdefizite mit den USA ausgleichen. Vor Reportern an Bord der Air Force One erklärte Trump am Sonntag, er wolle zwar nicht, dass die globalen Märkte fallen, aber er sei auch nicht besorgt über den massiven Ausverkauf an der Börse. «Manchmal muss man Medizin nehmen, um etwas zu heilen», sagte er.
Regierungsvertreter hatten am Sonntag gesagt, dass mehr als 50 Länder, die von dem Zollpaket von Trump betroffen sind, Verhandlungen aufgenommen hätten. «Ich habe mit vielen führenden Politikern aus Europa, Asien und der ganzen Welt gesprochen», sagte Trump an Bord der Air Force One. «Sie brennen darauf, einen Deal zu machen.» Jedoch weigerten sich die Vereinigten Staaten, Defizite weiter zu akzeptieren.
Die höheren Zölle sollen ab Mittwoch erhoben werden. Finanzminister Scott Bessent sagte, unfaire Handelspraktiken seien «keine Sache, die man in Tagen oder Wochen wegverhandeln kann». Die Vereinigten Staaten, so Bessent, müssten sehen, «was die Länder anbieten und ob es glaubwürdig ist». Bessent verteidigte die Zölle: «Es muss nicht zu einer Rezession kommen. Wer weiss schon, wie der Markt in einem Tag, in einer Woche reagieren wird?», sagte er. «Was wir im Auge haben, ist die Schaffung langfristiger wirtschaftlicher Grundlagen für den Wohlstand». Trump, der das Wochenende in Florida verbrachte, um Golf zu spielen, schrieb online in den für ihn üblichen Versalien: «Wir werden gewinnen. Haltet durch, es wird nicht einfach sein.»
Trump hatte vergangenen Mittwoch umfassende reziproke, also wechselseitige Zölle angekündigt. Damit ist gemeint, dass die USA in den Ländern Zölle anheben, wo sie geringere Zollsätze verlangen als ihre Handelspartner. Geplant seien pauschale Basiszölle in Höhe von zehn Prozent auf Einfuhren aus allen Ländern sowie höhere Strafzölle für ein Dutzend Staaten mit Handelsdefiziten mit den USA, erklärte Trump.
Börsen auf Talfahrt
Die Schweizer Aktienbörse ist am Montag zum Handelsstart regelrecht abgestürzt. Der Gesamtmarkt SMI verlor rund 6,9 Prozent. Die Panikreaktion auf die jüngste US-Zollflut vom «Liberation Day» setzte sich damit zu Beginn der neuen Woche fort. In Asien sackten die wichtigsten Indizes deutlich ab, und auch in New York stehen die Zeichen auf weitere Verluste.
Der Schweizer Aktienmarkt hatte bereits in der vergangenen Woche mit einem Minus von über neun Prozent die schlimmste Woche seit dem von Corona-Crash im März 2020 erlebt. Alleine am Freitag summierten sich die Verluste auf über 5 Prozent.
Dabei ist es vor allem die Sorge vor einer Rezession, die durch die Zölle angeheizt wird, welche die Anleger aus den Risikopapieren treibt. Und nachdem China am Freitag Vergeltungszölle auf US-Waren in Höhe von 34 Prozent beschlossen habe, hätten sich diese Ängste nochmals intensiviert, kommentierten Händler. Dazu kommen die Ängste vor einer wieder steigenden Inflation.
Daher dürfte der Trend «raus aus Aktie und rein in Staatsanleihen» wohl anhalten. «Ruhe bewahren und Bonds kaufen», lautet das Motto, wie die Onlinebank Swissquote kommentiert. Derweil sind unternehmensspezifische Impulse nach Abschluss der Bilanzsaison Mangelware.
Dow startet mit Minus
Der Kurseinbruch an den New Yorker Börsen infolge des Handelskonflikts setzt sich fort. Der weltweit bekannteste Aktienindex Dow Jones Industrial sackte zum Handelsstart um 3,3 Prozent auf 37’051,71 Punkte. Der überwiegend mit Technologiewerten bestückte Nasdaq 100 gab zum Börsenstart etwas stärker nach, und zwar um 3,5 Prozent auf 16’781,47 Punkte.
Wie Trump die Lage sieht
Trump zeigt bisher keine Bereitschaft, von seiner aggressiven Zollpolitik abzurücken. Die «seit langem geschundenen USA» nähmen bereits jetzt «wöchentlich Milliarden von Dollar» durch bestehende Zölle gegen Länder ein, die Amerika ausnutzten, schrieb der Republikaner auf seiner Plattform Truth Social.
Der US-Präsident schrieb, die Preise für Öl und Lebensmittel seien gesunken – es gebe ausserdem keine Inflation. Die gefallenen Ölpreise sind Experten zufolge allerdings eher Ausdruck wachsender Rezessionsängste und damit rückläufiger Nachfrage. Zudem rechnen Ökonomen damit, dass die neuen Zölle die Lebensmittelpreise in den USA steigen lassen werden.
Trump will mit Zöllen angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und Produktion in die USA verlagern. Zugleich sollen die Zolleinnahmen dazu dienen, sein teures Wahlversprechen grosser Steuersenkungen zumindest teilweise gegenzufinanzieren. Vor allem deswegen ist es unklar, ob der EU-Vorschlag für Freihandel Erfolg haben kann.
Die US-Regierung hatte deutlich gemacht, dass sie an ihrer drastischen Wirtschaftspolitik mit hohen Extrazöllen auf Importe aus der ganzen Welt festhalten will. Daran ändert auch die von Trump signalisierte Gesprächsbereitschaft mit den betroffenen Ländern nichts.
Bleibt das so und reagieren die wichtigsten Handelspartner EU und China mit Gegenzöllen, wird das nach Ansicht der meisten Experten die Weltkonjunktur abwürgen. Deshalb haben offenkundig auch die Optimisten unter den Anlegern die Hoffnung auf Besserung verloren und wollen ihre Aktien loswerden.
DPA/SDA
Trumps Zölle: 9500 Milliarden Dollar an Börsenwert verpufft
Reaktion auf Trumps Zollkrieg: «Europa ist immer bereit für einen guten Deal»
Trumps bizarre Zoll-Rechnung: Goldexporte in die USA kommen die Schweiz teuer zu stehen
Tipps nach SMI-Absturz: Was Anlegerinnen und Anleger nach dem Börsencrash tun können
Was sind eigentlich Zölle? Unser Wirtschaftsredaktor erklärts im Video
Altere Meldungen finden Sie im Ticker zu den USA unter Trump.
SDA/DPA/Redaktion Tamedia
Fehler gefunden?Jetzt melden.