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Absturz auch an Schweizer Börse
So stark verloren die Börsen seit Trumps Amts­antritt an Wert

Diagramm zeigt den Rückgang von Aktienindizes. Die Schweiz (rot) fällt um 9 % und die USA (schwarz) um 17 %.
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In Kürze:
  • Weltweit gingen Börsenwerte von 9500 Milliarden Dollar durch Trumps Zollpolitik verloren.
  • Schweizer Unternehmen verzeichnen massive Kursverluste zwischen 6 und 20 Prozent.
  • Finanzexperten warnen davor, dass die Wirtschaft wegen des Absturzes in eine Krise abrutscht.

Die Summe ist gigantisch: 9500 Milliarden Dollar an Börsenwert sind in den letzten Tagen verpufft. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg entspricht das dem geschätzten Wertverlust an den weltweiten Aktienmärkten. Es ist ein Börsenbeben von historischem Ausmass. Der Grund dafür: Die Zölle von US-Präsident Donald Trump sorgen seit seinem denkwürdigen Auftritt in Washington für Panik an den Märkten. Hektisch stossen die Investorinnen und Investoren ihre Anlagen ab.

Weil der US-Präsident keine Linderung der Zölle in Aussicht stellte, setzte sich am Montag der Absturz fort. Die Börsen in Tokio, Zürich, Frankfurt, London verzeichneten teils heftige Verluste. Der Schweizer Leitindex SMI startete mit einem Minus von 7 Prozent, konnte dann einen Teil davon wieder aufholen und schliesst mit einem Verlust von 5 Prozent.  

«Die jüngsten Verwerfungen in der Handelspolitik und an den Märkten lassen sich kaum überschätzen», sagt Christian Gattiker, Leiter Research bei der Bank Julius Bär. «Der wohl überflüssigste Handelskrieg aller Zeiten treibt die Weltwirtschaft an den Rand der Rezession und reisst die Börsen mit sich.» Da sich der Ausverkauf risikoreicher Anlagen zunehmend selbst verstärkt, ist der Tiefpunkt laut Gattiker womöglich noch nicht erreicht.  

An der Schweizer Börse kam es zu Fehlgeschäften

Vom Abwärtsstrudel wurde auch die Schweiz erfasst. Die UBS-Aktie hat innerhalb der letzten Tage rund 17 Prozent ihres Wertes verloren. Beim Westschweizer Techkonzern Logitech sind es mehr als 20 Prozent. Auch Wertpapiere, die als robust gegen Krisen gelten, wie etwa Novartis (-14 Prozent) oder Nestlé (-6 Prozent) gaben deutlich nach. Auch der Sportschuh-Hersteller On, der an der New Yorker Börse gehandelt wird, hat verloren.

Sind das «nur» Börsenverluste, die Anlegerinnen und Anleger schmerzen, oder sind sie die Vorboten einer grösseren Krise? Raiffeisen-Anlagechef Matthias Geissbühler sagt: «Ein Börsencrash ist isoliert betrachtet für das Finanzsystem oder die Wirtschaft nicht zwingend gefährlich.»

Problematisch werde es, wenn durch die Korrekturen grössere Hedgefonds, Schattenbanken oder Finanzinstitute in Schieflage geraten oder die Zins- und Kreditmärkte aus den Fugen geraten. «In solchen Fällen kann ein Börsencrash eine Negativspirale auslösen», so Geissbühler. Bei der aktuellen Korrektur seien aber noch keine Anzeichen davon zu sehen. 

Absturz an den Börsen kann Konsum drosseln

Gemeinhin gelten sogenannte Margin Calls als Krisensignal. Dabei fordern Banken ihre Kunden auf, zusätzliche Sicherheiten einzubringen, weil die Wertpapiere der Kundschaft so stark an Wert verloren haben. «Erste Margin Calls sind bereits erfolgt und weitere könnten folgen», so Geissbühler. Dies könne potenziell auch zu Verlusten bei den Banken, welche im grossen Stil Lombardkredite ausgegeben haben, führen. «Einen Flächenbrand sehen wir derzeit allerdings nicht», so Geissbühler.

Katja Gisler ist Vizechefin beim Zürcher Beratungsunternehmen Wellershoff & Partners und verantwortet dort die Anlagestrategien. Sie erkennt gerade im japanischen Finanzsystem eine nicht zu unterschätzende Schwachstelle mit weitreichenden Folgen: «Die Unsicherheiten im Finanzsystem haben deutlich zugenommen.»

Doch der Absturz wirkt auch auf die Konsumentinnen und Konsumenten. Laut Geissbühler könne der Einbruch an den Börsen zur Folge haben, dass der Konsum der Privatpersonen gedrosselt wird, weil die Menschen nicht mehr so viel Geld zur Verfügung haben. «Dieser Effekt ist am ehesten in den USA zu erwarten, weil dort der Anteil der Aktionärinnen und Aktionäre gemessen an der Gesamtbevölkerung besonders hoch ist.» In Europa und der Schweiz sei das aber weniger der Fall. 

Katja Gisler von Wellershoff & Partners erwartet, dass der Absturz an den Börsen weitere Konsequenzen haben wird: «Die Kursverluste führen unmittelbar zu einem Vermögenseffekt und sorgen für Verunsicherung. Dies führt dazu, dass Konsumenten zurückhaltender und Unternehmen vorsichtiger werden.» Aber auch Banken dürften zurückhaltender bei Finanzierungen werden, was die wirtschaftliche Entwicklung verlangsamt. «All das belastet die Realwirtschaft. Die Rezessionsgefahr ist deutlich gestiegen», sagt Gisler.

Die Nervosität steigt – auch bei Unterstützern Trumps

Wer glaubt, vom Einbruch profitieren zu können und am Tiefpunkt Wertschriften zu kaufen, könnte falschliegen. «Privatanleger, die bis zuletzt tapfer ‹den Dip gekauft› haben, unterschätzten offenbar die Wucht des Einbruchs», sagt Christian Gattiker von Julius Bär. Das dürften wohl bald auch Kleinanlegerinnen und Kleinanleger einsehen und die Märkte dann noch weiter verlieren.

«Ihre Kapitulation könnte nun den finalen Ausverkauf markieren – und damit den Nährboden für eine Bodenbildung liefern», so Gattiker. «Der Weg zurück wird mühsam.» Neue Investments sollten erst erfolgen, wenn Stabilität greifbar wird. Bis dahin gelten Gold, solide Staatsanleihen und der Franken als sichere Häfen.

Sicher ist: Die Angst unter den Profiinvestoren wird grösser. Und mit ihr wird auch die Kritik an US-Präsident Donald Trump lauter. 

Der bekannte Hedgefonds-Manager Bill Ackman ist ein Unterstützer Trumps und an der Wallstreet äusserst einflussreich. Er schreibt in einem Beitrag im sozialen Medium X, dass Trump bei der Berechnung der Zölle schlecht beraten gewesen sei. «Präsident Trump ist kein Wirtschaftswissenschaftler und verlässt sich daher auf seine Berater, um diese Berechnungen durchzuführen, damit er seine Politik bestimmen kann. Die Weltwirtschaft wird wegen schlechter Berechnungen heruntergefahren.» 

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Auch Jamie Dimon, der Chef der US-Grossbank JPMorgan Chase, hat davor gewarnt, dass ein globaler Handelskrieg die US-Wirtschaft in eine Rezession stürzen und die Preise in die Höhe treiben könnte, während er die langfristigen Allianzen des Landes untergräbt. Sprich: Die Wählerinnen und Wähler von Trump könnten unter seiner Zollpolitik besonders leiden.

Nur: Trump lässt sich davon bislang nicht beeinflussen. Er sieht in den Zöllen eine Art Medizin, mit der er die US-Wirtschaft heilt. Spekulationen darüber, dass er das Medikament vorzeitig absetzen könnte, sorgen am Montagabend kurzzeitig für Aufregung – und Entspannung an den Börsen. Doch das Weisse Haus reagiert prompt: «Fake News.»

Die Achterbahnfahrt an den Börsen geht also weiter.