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Wegen Trumps bizarrer Zoll-Rechnung
Goldexporte in die USA kommen die Schweiz nun teuer zu stehen

Hände halten und stapeln Goldbarren auf einem Tisch bei der EEK Bank in Bern. Foto von Beat Mathys.
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In Kürze:
  • Die US-Banken liessen Goldbarren in der Schweiz aus Angst vor Trumps Zollpolitik umschmelzen.
  • Schweizer Raffinerien verarbeiten sechzig Prozent der weltweiten Goldproduktion zu Barren.
  • Im Januar erreichten die Goldexporte in die USA mit 195 Tonnen Rekordwerte.
  • Die Trump-Regierung berechnet fälschlicherweise das Gold zum Schweizer Handelsüberschuss hinzu. Entsprechend hoch sind die Zölle.

Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten rund um den von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskrieg ist die Nachfrage nach Gold in den vergangenen Wochen und Monaten regelrecht explodiert.

Stark von der Gold-Rallye profitiert hat auch die Schweiz – so machte es bis vor kurzem zumindest den Anschein.

Als weltweit führendes Zentrum des Goldhandels wird ein Grossteil des Edelmetalls in der Schweiz verarbeitet und in den Goldraffinerien in Neuenburg und im Tessin zu Barren umgeschmolzen. Experten zufolge vereinigen die Schweizer Goldschmelzen bis zu 60 Prozent der offiziellen weltweiten Raffineriekapazitäten auf sich.

Flüssiges Gold wird in eine Form gegossen, um einen Ein-Kilogramm-Feingoldbarren zu formen, bei Argor-Heraeus in Mendrisio, Schweiz.

Und die Schmelzöfen liefen heiss in den letzten Monaten – angesichts der Unsicherheiten rund um die US-Zölle flüchteten sich viele in Gold als sicheren Hafen. Die Ironie an der Sache: Acht von zehn aus der Schweiz exportierten Goldbarren gingen in die USA.

Im Januar brach der Goldexport in die USA sämtliche Rekorde: 195 Tonnen wurden exportiert, mehr als doppelt so viel wie nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und mehr als 50 Prozent mehr als im bisherigen Rekordmonat im Mai 2020, kurz nach Ausbruch der Covid-Pandemie.

US-Banken holten Gold zurück – aus Angst vor Zöllen

Jetzt zeigt sich: Ausgelöst wurde der jüngste Gold-Strom in Richtung USA nicht von Spekulanten und Investoren, sondern in erster Linie von den dortigen Banken und ihrer Angst vor Donald Trumps Zollpolitik.

«Die Finanzinstitute in den USA fürchteten, dass auch auf Goldimporte Zölle erhoben werden, und sie importierten viele Barren, nur um auf der sicheren Seite zu sein», sagt Goldexperte John Reade in einem Interview mit «Finanz und Wirtschaft».

Bei den Rekord-Ausfuhren an Gold aus der Schweiz handle es sich also lediglich um Aktionen der US-Banken, die aus Angst ihre Lagerbestände umorganisiert hätten, so Read. Sie schickten ihre Barren in die Schweiz, dort wurden sie umgeschmolzen und per Flugzeug in die USA geschickt.

Nachdem nun aber klar ist, dass Gold nicht von den US-Zöllen betroffen ist, dürfte der Strom des Edelmetalls aus der Schweiz in Richtung USA rasch versiegen, so die allgemeine Erwartung.

Gold landete in Trumps Zoll-Rechnung

Der Schweiz kommen die Rekord-Exporte jedoch teuer zu stehen – wegen der Zoll-Rechnung der Trump-Regierung. Diese zielt einzig auf die Handelsbilanz ab. Wer einen Überschuss hat, muss zahlen.

Und obwohl die Schweiz nur Zwischenstation für die US-Goldbarren war, rechnen die US-Handelsexperten deren Wert fälschlicherweise zum Überschuss hinzu, den die Schweiz im Handel mit den USA aufweist.

Doch bei diesem einen Fehler liess es die Trump-Regierung allem Anschein nach nicht bewenden. So wurden zur Berechnung des Zollsatzes von 31 Prozent nur die Daten von 2024 berücksichtigt – also ausgerechnet von dem Jahr, in dem ungewöhnlich grosse Mengen an Gold aus der Schweiz in die USA flossen.

Was das ausmacht, rechnete das britische Magazin «Economist» vor: Wäre stattdessen mit Daten von 2022 gerechnet worden, dann würde der Zollsatz für die Schweiz lediglich 19 Prozent betragen.