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Exportweltmeister Schweiz
«Gold fliegt erste Klasse»: Schweizer Schmelzen laufen wegen Trump auf Hochtouren

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In Kürze:
  • Im Januar exportierte die Schweiz Gold im Wert von fast 19 Milliarden Franken.
  • 195 Tonnen Gold gingen in die USA, ein noch nie da gewesener Rekord.
  • Die Nachfrage nach Gold steigt wegen Zolldrohungen und geopolitischer Unsicherheiten.
  • Der Goldtransport erfolgt mit Linienflugzeugen, da Frachtflugzeuge zu unsicher sind.

Die Schweiz ist Exportweltmeister – nicht mit Uhren, Pharma oder Schokolade, sondern mit Gold. Im Januar wurden 235 Tonnen im Wert von fast 19 Milliarden Franken exportiert. Der grösste Teil davon, acht von zehn Barren, gingen in die USA. 

Der Goldexport in die USA bricht alle Rekorde: 195 Tonnen waren es im Januar, mehr als doppelt so viel wie nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und mehr als 50 Prozent mehr als im bisherigen Rekordmonat im Mai 2020, kurz nach Ausbruch der Covid-Pandemie.

«Die Nachfrage nach physischem Gold ist in den USA extrem gestiegen», sagt Christoph Wild, Präsident der Schweizerischen Vereinigung Edelmetallfabrikanten und -händler. Sie wird unter anderem getrieben von der Angst vor Importzöllen in den USA und von der geopolitischen Unsicherheit. 

Die Nachfrage aus den USA wird hauptsächlich durch Goldbarren in Europa, vor allem London, gedeckt. Dort werden standardmässig Barren zu 400 Unzen – 12,4 Kilo – gehandelt. In den USA sind jedoch Barren von 100 Unzen oder einem Kilo Standard. Deshalb muss ein grosser Teil des Goldes umgeschmolzen werden. 

Und das geschieht hauptsächlich in der Schweiz. Metalor in Neuenburg und Argor-Heraeus, MKS Pamp und Valcambi im Tessin gehören zu den grössten Goldraffinerien der Welt. Sie vereinigen 40 bis 60 Prozent der weltweiten offiziellen Raffineriekapazitäten auf sich, schätzt Wild.

«Die Schweizer Raffinieren laufen jetzt im Bereich der Transformation auf Hochtouren», weiss Wild. Bis jetzt konnten sie den Ansturm bewältigen. «Die drei täglichen Arbeitsschichten, die wir für besonders hohe Produktionszahlen vorgesehen haben, waren ausreichend», sagt Simone Knobloch, Mitglied der Geschäftsleitung der Valcambi SA mit Sitz in Balerna im Mendrisiotto, «Überstunden waren nicht nötig.»

Gold ist derzeit Mangelware

Der Output an gegossenen Barren einer Goldschmelze in der Schweiz beträgt zwischen zwei und vier Tonnen pro Tag, schätzt Wild. «Aber es ist schwierig, die nötigen Mengen an Gold für die Produktion zu vernünftigen Konditionen zu erhalten, es gibt Lieferengpässe.»

Die geopolitischen Unsicherheiten und die Zolldrohungen des US-Präsidenten Donald Trump haben die Nachfrage der Amerikaner erhöht. Institutionelle Investoren und Privatpersonen verlangen nach physischem Gold. Das zwingt die Edelmetallhändler dazu, Goldbarren aus Europa, insbesondere dem Goldhandelszentrum London, in die USA zu verlagern. 

Die logistischen Kapazitäten reichen dafür nicht immer aus. Das führte zu Verzögerungen bei Transport, Raffination und Registrierung und liess den Zinssatz für Goldleihen im Februar auf 11 Prozent ansteigen, so Simone Knobloch von Valcambi. Üblicherweise liegen die Sätze für Goldleihen über ein bis drei Monate zwischen 1 und 3 Prozent. 

Der Goldpreis steigt weiter

Die drei Tessiner Goldschmelzen verschicken das Gold über den Flughafen Zürich, Metalor in Neuenburg auch über Genf. Schiffe sind zu langsam und unsicher. Die Barren sind auch zu wertvoll für Frachtflugzeuge. Denn es gibt Obergrenzen für die Menge Gold, die auf einem Flug transportiert werden kann.

Nicht wegen des Gewichts. Die Grenze bestimmen die Versicherungen, die nur eine bestimmte Menge Gold auf einem einzigen Flug abdecken. Die Goldbarren werden deshalb im Frachtraum von Linienflugzeugen mitgeführt. «Gold fliegt erster Klasse», heisst es in der Branche. 

Die Flucht der Amerikaner in physisches Gold hat sich seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten beschleunigt. Der Goldpreis nähert sich 3000 Dollar pro Unze.

Das hat auch mit zunehmenden Inflationsängsten zu tun. Diese ist in den USA im Januar um 3 Prozent gestiegen, nachdem sie zuletzt einen Tiefstand von 2,4 Prozent erreicht hatte. Trumps Pläne zur Abschiebung von Millionen von Arbeitnehmern ohne Papiere und die Erhöhung von Zollschranken könnten sie wieder in die Höhe treiben. 

Die Inflationserwartungen für das kommende Jahr sind im Februar bereits auf 4,3 Prozent gestiegen, nach 3,3 Prozent im Januar, so die vorläufige Schätzung der Universität von Michigan. Die Befragten begründen ihre Erwartung hauptsächlich mit den Zollerhöhungen. Auch die Angriffe Trumps auf die Unabhängigkeit der Zentralbank Fed lassen die Inflationserwartungen steigen. 

Trumps Ausgabenpläne würden das Defizit und die bereits hohen Schulden der USA stark ansteigen lassen. Die Zinskosten des Bundeshaushalts sind bereits auf dem Höchststand der 1980er- und frühen 1990er-Jahre, und sie steigen weiter. 

Vorsichtigen Investoren bietet sich in diesen unruhigen Zeiten Gold als Alternative an. Die Schweizer Goldflüge in die USA könnten also weitergehen.

Korrektur vom 24.2.2025: In einer früheren Fassung hiess es, 400 Unzen entsprächen 11,34 Kilogramm. Richtig ist, dass Goldbarren von 400 Feinunzen rund 12,4 Kilo entsprechen.