Frauenrechte in den USANachfrage für Abtreibungspillen steigt nach Trump-Sieg sprunghaft an
Pro-Choice-Unterstützer rechnen nach dem Wahlsieg von Donald Trump mit dem Schlimmsten. Auch Vasektomien und Spiralen sind hoch im Kurs.
Die Wahl von Donald Trump zum 47. US-Präsidenten hat in den USA die Nachfrage im Bereich Abtreibungsmedizin sprunghaft ansteigen lassen. Das berichten verschiedene US-Medien, darunter auch die «Washington Post».
Gemäss dem Bericht soll Aid Access, einer der grössten Lieferanten von Abtreibungspillen in den USA, über 10’000 Anfragen in den ersten 24 Stunden nach der Wahl Trumps erhalten haben. Das sei ungefähr 17-mal so viel wie an einem normalen Tag, so die Organisation. Ähnliches berichtet Just the Pill, eine andere Non-Profit-Organisation, die Abtreibungsmedikamente durch Telemedizin verschreibt. Sie gab zudem an, dass fast ein Viertel der Bestellungen in den letzten Tagen von Frauen eingegeben wurden, die gar nicht schwanger sind. Das sei «eine Rarität».
Weiter registrierte Plan C, eines der grössten Internetportale zum Thema Abtreibungen in den USA, unmittelbar nach dem Wahlergebnis das Zwanzigfache an Besucherinnen und Besuchern. «Die Leute verstehen, dass der Zugang zu Abtreibungsmedikationen durch eine zweite Trump-Präsidentschaft stark bedroht ist», wird Brittany Fonteno, Präsidentin der National Abortion Federation, zitiert. Doch es wird sich nicht nur informiert: Die grosse NGO Planned Parenthood, die in über 650 Kliniken im Land Dienste rund um Sexualmedizin anbietet, gab an, dass letzte Woche Termine für eine Vasektomie um 1200 Prozent und Eingriffe für das Einsetzen einer Spirale um 760 Prozent zugenommen hätten.
Die Angst vor «Project 2025»
Hintergrund für die Zunahmen sind die Ängste von Befürwortern einer liberalen Abtreibungspolitik in den USA, dass Trump sich in seiner zweiten Amtszeit doch am «Project 2025» orientieren könnte. Die Agenda der rechten Denkfabrik Heritage Foundation sieht bei zahlreichen Themen die Durchsetzung einer ultrakonservativen Agenda innerhalb der ersten sechs Monate von Trumps Amtszeit vor. Dazu zählt eine strenge Migrationspolitik mit «Massenabschiebungen», aber eben auch eine rigorose Verschärfung des Abtreibungsrechts, etwa durch ein Verbot der Abtreibungspille Mifepriston.
Trump hatte sich in der Vergangenheit mehrfach von dem Fahrplan distanziert, aber sich gleichzeitig vor Anhängern auch als «den am grössten Pro-Life-Präsidenten der Geschichte» beschrieben. «Ich habe nichts mit dem ‹Project 2025› zu tun. Ich habe es nicht gelesen, und ich werde es nicht lesen», sagte er beispielsweise in der TV-Debatte am 10. September. Gleichwohl sind die politischen Pläne in vielen zentralen Punkten identisch mit Trumps Vorhaben. Nach Recherchen des Senders CNN waren mindestens 140 Ex-Mitarbeiter der früheren Trump-Regierung an der Ausarbeitung von «Project 2025» beteiligt.
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