Verbote in den USA und der EUTrotz Sicherheitsbedenken: Bundesangestellte dürfen Tiktok weiter nutzen
Der Bund hat untersucht, wie gefährlich die chinesische Video-App ist. Er mahnt zur Vorsicht und setzt auf die Eigenverantwortung der Angestellten.
In vielen Ländern wächst der Widerstand gegen Tiktok. Ist die App mit Ursprung in China eine Art Trojaner 2.0? Nachdem die USA, die EU-Kommission und weitere Länder Tiktok auf Diensthandys von Staatsangestellten verboten hatten, nahm auch die Schweiz eine Risikoanalyse vor. Diese wurde vom Nationalen Testinstitut für Cybersicherheit NTC durchgeführt. Basierend darauf hat die Bundeskanzlei jetzt entschieden, Tiktok auf den Mobiltelefonen ihrer Angestellten nicht zu verbieten. Doch sie mahnt zur Vorsicht.
Vor allem beim Installieren von Apps sei Vorsicht geboten, denn jede zusätzliche Applikation stelle ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar.
Die Mitarbeitenden der Bundesverwaltung sollen Social-Media-Apps auf Diensthandys der Bundesverwaltung grundsätzlich zurückhaltend einsetzen, schreibt die Bundeskanzlei. Wie es in einem eigens erstellten Merkblatt heisst, sei vor allem beim Installieren Vorsicht geboten, denn jede zusätzliche App stelle ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar. Social-Media-Apps sollten nur dann installiert werden, wenn diese «wirklich auf dem dienstlich genutzten Mobilgerät benötigt werden».
Vorsicht sei vor allem beim Erteilen vor Berechtigungen wichtig. Social-Media-Apps fragen vor dem Erstgebrauch oder nach Updates um Berechtigungen, etwa um auf Kamera, Mikrofon, Standortdaten oder auf Kontakte zugreifen zu können. Diese Daten sind zum einfachen Gebrauch der App nötig, sie könnten jedoch auch zu Überwachungszwecken gebraucht werden.
Die Schweiz geht viel weniger weit als die EU
«Geben Sie den Social-Media-Apps so wenig Rechte wie möglich», lautet eine der neuen Empfehlungen der Bundeskanzlei, und weiter: «Vergeben Sie Berechtigungen wie etwa den Zugriff auf das Adressbuch nur, wenn Sie die Funktion zwingend benötigen. Im Zweifelsfall lehnen Sie die Berechtigung ab.» Dies gelte jedoch nicht nur für Tiktok, sondern auch für die Apps von Meta, also für Facebook, Instagram und Whatsapp. Für heikle und interne Gespräche und Chats dürfen die Bundesangestellten ausschliesslich die Apps Threema Work und Skype for Business benutzen. Für vertrauliche Gespräche ausschliesslich Threema Work.
Mit dem Verzicht auf ein Tiktok-Verbot geht die Schweiz weniger weit als die EU. Mitarbeitende der EU-Kommission dürfen Tiktok seit Februar nicht mehr auf dem Diensthandy installieren. In den USA existiert schon länger ein solches Verbot. Auch Frankreich und Grossbritannien haben Tiktok von den Diensthandys der Staatsangestellten verbannt.
Die Bundeskanzlei setzt auf die Eigenverantwortung ihrer Angestellten. Sie begründet ihr zurückhaltendes Vorgehen damit, dass die Mitarbeitenden auf ihren Mobiltelefonen sowieso spezielle Apps verwenden, um auf geschäftliche Apps und Daten wie E-Mails, Kalender, Kontakte sowie Intranet zuzugreifen. Damit würden diese geschäftlichen Daten in einer isolierten, sicheren Umgebung bleiben.
Tiktok ist in den vergangenen Wochen in verschiedenen Ländern unter Druck geraten. Die Sicherheitsbedenken haben mitunter einen politischen Hintergrund, denn auch Social-Media-Apps amerikanischer Firmen wie Meta, Google und Twitter verlangen weitreichende Berechtigungen und sammeln ähnlich viele Daten. Bei Tiktok besteht die Befürchtung, dass der chinesische Staat Einfluss nehmen und von der Tiktok-Mutterfirma Bytedance die Herausgabe von Daten verlangen könnte.
Fehler gefunden?Jetzt melden.