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Tennis-Interclub
Trotz Abstieg befindet sich der TC Horgen nicht im Tal der Tränen

Gian Grünig, eines der Talente des TC Horgen, wird sich im Swiss Ranking wohl auf eine N2-Klassierung verbessern können.
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Die Kotierung an der Tennisbörse war von Anfang an klar gewesen: Der TC Horgen war der Aussenseiter im Kreis der sechs besten Männerteams im Land. In der sehr ausgeglichenen NLA fiel der am grünen Tisch oben gebliebene Verein rein spielerisch nicht ab, dafür aber mit der Philosophie positiv auf, konsequent auf eigenes Personal zu setzen und nur einen von zwei erlaubten Ausländern zu beschäftigen.

Der Horgner Sportchef Erich Stäubli bilanziert nach dem Abstieg denn auch ein halb volles und nicht ein halb leeres Glas. «In der Breite gelang die Förderung des Nachwuchses, wenn man berücksichtigt, dass ein Teil des Teams in der NLC im Frühjahr beinahe in die B-Klasse aufgestiegen wäre.» Positiv aus Horgner Sicht war zudem die Steigerung von Jungkönnern wie Gian Grünig und Adrien Burdet, die sich dank guter Resultate im Swiss Ranking wohl von N3 auf N2 verbessern werden. Am Schluss setzte Horgen in der NLA gar einen 17-Jährigen ein.

Druck auf die Infrastruktur

Auch schon mal als HC Ambri-Piotta des Tennis-Interclubs bezeichnet, kann der TC Horgen mit diesem Vergleich gut haushalten. Das Fanionteam lebt vom Kollektiv und vom internen Kitt. Erich Stäubli schaut darauf, dass kein «Stäubli» auf dieses Ideal fällt. Angebote von Davis-Cup-Stars oder deutschen Spieler-Agenturen lehnte er kategorisch ab. Die Zürcher wollen sich nicht ins Finanz-Casino begeben, das Budget von 50’000 Franken ist das kleinste der Liga, in der die besten Clubs bis 200’000 Franken stemmen. Und der Druck auf die lokale Infrastruktur war ohnehin gross genug, als im Derby gegen den TC Seeblick im Lauf des Tages 300 Besucher erscheinen, betreut und verpflegt werden mussten.

Das Pfand in der Hand der Horgner ist die Rekrutierung und Ausbildung, auch dank der benachbarten Akademie Horgen Waldegg. Deren Leiter Philipp Müllner zeigt ein gutes Händchen im Umgang mit der Generation Z, er coacht das Fanionteam. Talente melden sich teilweise von auswärts an. Zudem grenzen sich die Horgner sozialdemografisch mit ihrem Studententeam (drei Mann an US-Colleges, drei Mann an der Universität) vom Mainstream in der Sportförderung ab.

Alle Kaderleute werden dereinst als Akademiker ein sicheres Einkommen erzielen. Erich Stäubli ortet eine Bruchstelle genau: «Unsere Spieler sind vom Aufwand her keine Amateure mehr. Aber ein Profi, der jeden Tag auf dem Court steht, oft stundenlang, der hat im Moment des Seins oder Nichtseins am Court einfach einen Vorteil, etwa an Erfahrung. Er geht in seiner Karriere all-in.» Vor diesem Hintergrund ist auch zu verstehen, dass die Horgner im Vorjahr zwölf Champions-Tiebreaks verloren, die bei 1:1 in den Sätzen gespielt werden. In diesem Jahr kamen weitere sieben kalte Tiebreak-Duschen dazu.

Leistungsdichte im Interclub immer höher

Die expansive Entwicklung im Welttennis zu hoher globaler Leistungsdichte veränderte den Alltag im Interclub. Von den zwei pro Team-Matchblatt erlaubten Ausländern sind viele in den Top 100 oder 200 der ATP-Weltrangliste klassiert. Sie kosten für Honorar und Spesen rasch 25’000 Franken oder mehr. Das Niveau im nationalen Teamtennis ist gestiegen. Bezeichnend: Stand vor Jahren in der Schweizer Rangliste schon mal ein Lehrer oder ein Tennis-Maître, sind heute alle zehn Schweizer auf der N1-Stufe Profis.

Im Gegensatz zu 2022 setzte Horgen heuer wieder einen Legionär ein. Der 30-jährige Deutsche Elmar Ejupovic (ATP 283) gewann im Einzel und Doppel mehr als die Hälfte seiner Einsätze. Und noch wichtiger: Die Jungen fanden sofort den Draht zum Routinier. Ob Horgen dereinst für mehr Konkurrenzkraft einen zweiten Söldner holt, diese Vision schiebt Sportchef Stäubli beiseite. Er setzt sich wie bisher dafür ein, mit beiden Füssen auf dem Boden zu bleiben, den Jungen einen attraktiven Arbeitsplatz zu bieten – in der NLA oder in der NLB.