Faszinierendes SkiduellGut-Behrami und Goggia: Eine Rivalität mit Zündstoff
Im Super-G von St. Moritz sind die Tessinerin (1.) und die Italienerin (2.) eine Klasse für sich. Sie riskieren mehr als die Konkurrenz – und dürften sich noch häufig in die Quere kommen.
Es ist nur ein Super-G, aber gefahren werden an und für sich zwei Rennen. Da sind die 53 Fahrerinnen, die um Platz 3 und die folgenden Ränge kämpfen. Und da sind Lara Gut-Behrami und Sofia Goggia, welche sich auf höchstem Niveau duellieren – dabei der Konkurrenz deutlich überlegen sind.
Gut-Behrami siegt, 18 Hundertstel vor Goggia, die ihrerseits eine Sekunde Reserve hat auf die Dritte Mikaela Shiffrin. Die Leistungsdichte im Speedbereich bei den Frauen mag geringer sein als anderswo, und doch sind es verblüffende Werte. Die Bündnerin Jasmine Flury etwa verliert als Zehnte schon über zwei Sekunden.
Aber eben, Gut-Behrami gegen Goggia, es ist ein faszinierendes Duell, das die Skiwelt in den nächsten Wochen im Super-G, aber gewiss auch in technisch anspruchsvollen Abfahrten bewegen dürfte. «Sie sind eine Klasse besser als der Rest», sagte die Kanadierin Marie-Michèle Gagnon (13.) lapidar, «ich glaube nicht, dass am Sonntag jemand anders Erste oder Zweite wird.»
«Nun wissen sie, dass sie aufwachen müssen»
13 Jahre nach ihrem ersten Sieg in St. Moritz triumphierte Gut-Behrami im Engadin nunmehr zum 33. Mal im Weltcup, nur acht Frauen haben häufiger gewonnen. Sie zeigte die nahezu perfekte Fahrt; und wirkte sie nach Erfolgen in der Vergangenheit auch mal irritierend reserviert, war ihre Freude nun eindeutig spürbar. Sie habe die schwierige Aufgabe richtig interpretiert, habe nicht zu viel Respekt gezeigt, sei nicht zu kontrolliert gefahren. Selbiges erwähnte Goggia, die bei besonders diffusem Licht hatte losfahren müssen. «Auch wenn ich wenig sehe, gerate ich nicht in Panik. Vielleicht ist das der Unterschied zu den anderen.»
Die Italienerin dürfte richtig liegen. Bezüglich Risikobereitschaft jedenfalls waren die Differenzen gewaltig und selbst für den Laien ersichtlich. Swiss-Ski-Trainer Alois Prenn meinte denn auch: «Viele sind zu verhalten gefahren. Nun wissen sie, dass sie aufwachen müssen.»
Die etwas fehlende Angriffslust seiner Schützlinge hatte derweil Chefcoach Beat Tschuor noch in Lake Louise bemängelt. Nach dem Heimrennen brauchte er sich nicht mehr zu enervieren, gleich fünf Einheimische klassierten sich in den Top 15.
Erwähnenswert war vorab die Darbietung Wendy Holdeners: Trotz nur einer Handvoll Trainingstage im Super-G wurde sie Siebte. Ihre lädierten Handgelenke schützte sie erstmals nur mit Tape statt einer Schiene. Noch aber schmerzen gewisse Bewegungen, am Mittwoch ist eine weitere ärztliche Kontrolle vorgesehen. Schwer enttäuscht war hingegen Corinne Suter, nach Platz 21 zog sie es vor, keine Auskunft zu geben.
«Lara ist die Nummer 1»
Doch zurück zu Gut-Behrami: Nach der Rückkehr aus Kanada hatte sie mit dem Jetlag zu kämpfen, «ich schlief in einer Nacht gut, in der nächsten nicht». Und doch ist sie nun endlich wieder fit, es sei ein ganz anderes Gefühl als in Lake Louise, wo ihr die Kraft gefehlt hatte in den Beinen. Goggia nutzte dies dort im Super-G aus, setzte sich dank besserem Finish hauchdünn durch.
«Ich habe erwartet, dass Lara zurückschlagen wird. Sie ist im Super-G die Nummer 1, fährt eine Stufe über mir, eindeutig!», sagte Goggia. Gut-Behrami sei die erfahrene Meisterin, sie selbst der Lehrling. «Ich bewundere Lara, was sie zeigt, ist faszinierend.» Was Goggia hervorhob, ist die Energie, welche sie aus dieser Rivalität schöpfe. «Solche Duelle machen mich besser.»
Dass es Goggia an die Spitze geschafft hat, verdankt sie zu einem gewissen Grad auch Gut-Behrami. Als noch beide bei Skifabrikant Atomic unter Vertrag standen, half ihr die Schweizerin zuweilen mit Ski aus. Goggia fuhr jeweils mit dem Motorrad zum Servicemann Gut-Behramis, der in ihrer Nähe lebte. Mittlerweile ist jener Servicemann für die Italienerin tätig, und diese sagte unlängst gegenüber dieser Zeitung: «So etwas kann für eine Frau zum Gamechanger werden. Ich jedenfalls sähe es nicht gerne, wenn mein Servicemann, mit dem ich so viel geteilt und von Grossem geträumt habe, plötzlich für eine Gegnerin arbeitet. Ich würde unbedingt besser fahren wollen als die andere. Das wird Lara gleich gehen.»
Ihr Verhältnis zu Gut-Behrami sei politisch korrekt formuliert okay, meint Goggia, «wir haben nicht viel miteinander zu tun». In die Quere kommen könnten sie sich aber noch häufiger. Aber auch nahe – etwa auf dem Podest.
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