Wegen neuer TeststrategieTourismus muss erneut fast ohne ausländische Wintergäste auskommen
In der bevorstehenden Wintersaison werden hauptsächlich Schweizerinnen und Schweizer auf den Pisten unterwegs sein. Lediglich ein Viertel der Gäste wird aus dem nahen Ausland erwartet.
Die Verunsicherung angesichts hoher Infektionszahlen in der fünften Corona-Welle und der Ausbreitung der Omikron-Variante ist gross. Die vielerorts eingeleiteten strengen Massnahmen zur Bekämpfung der Pandemie dürften nun auch den anlaufenden Wintertourismus bremsen. In der Schweiz hat der Bundesrat der Branche mit dem verschärften Testregime für Personen, die einreisen, erneut einen Dämpfer verpasst – auch wenn sich die Touristiker einig sind: lieber mehrmals testen als eine Quarantänepflicht für Urlauber.
Für solche, die sich angesichts der Massnahmen nun zweimal überlegen, Ferien in der Schweiz zu machen, hat Schweiz-Tourismus-Direktor Martin Nydegger Verständnis: «Es ist irritierend und unangenehm, wenn man jetzt in den Ferien extra Zeit einplanen muss, um einen zweiten Test zu machen, der erst noch im Portemonnaie spürbar ist.»
Aufgrund der strengen Teststrategie des Bundes müssen nun Touristinnen bei der Einreise sowie vier bis sieben Tage danach einen Covid-Test vorweisen. Das Parlament hat diese Woche jedoch entschieden, dass Tests unter gewissen Voraussetzungen wieder vom Bund getragen werden. Dies soll auch für die Antigentests gelten, die Schweiz-Rückkehrer und Einreisende machen müssen.
Ausländische Gäste nur aus Europa
Viele Gäste aus dem Ausland, die sonst gerne in die Schweiz kommen, dürften diesen Winter nach Einschätzung des obersten Touristikers erneut ausbleiben. «Wir gehen davon aus, dass 75 Prozent der Gäste aus dem Inland kommen werden und der Rest aus Europa.»
Vor Corona machten Schweizer Gäste in den Wintersaisons jeweils etwas mehr als 60 Prozent aus. Letzten Winter – in der ersten Corona-Saison – blieben ausländische Gäste fast gänzlich aus. Bis auch Gäste aus den Fernmärkten wieder kommen, wird es laut Schweiz Tourismus sicher noch eine oder zwei Saisons dauern.
«Wer wirklich reisen möchte, ist meist auch bereit, das eine oder andere auf sich zu nehmen – so auch ein- oder zweimal mehr das Stäbchen in der Nase zu haben.»
Nach den Schweizerinnen sind die Deutschen die wichtigsten Gäste für die Tourismusbranche. Sie machen etwas mehr als 13 Prozent des Gästeanteils aus. Letzte Woche hat Deutschland die Schweiz als Risikogebiet eingestuft. Laut Nydegger sollte dies aber nicht zu stark ins Gewicht fallen: «Ich schätze, dass Wintersporttouristen aus Deutschland dennoch kommen werden.»
Von Tests nicht abschrecken lassen
Der Tourismusdirektor vermutet, dass ein überdurchschnittlicher Anteil der Reisenden ohnehin geimpft ist und darum von der Quarantänemassnahme für Rückkehrer nicht betroffen wäre. So gilt die Quarantänemassnahme in Deutschland lediglich für Ungeimpfte und Nichtgenesene. Diese müssen sich nach ihrer Rückkehr aus der Schweiz für zehn Tage in Quarantäne begeben.
Als einen Hinderungsgrund würde Nydegger das neue Testregime nicht einstufen: «Ja, es ist eine Unannehmlichkeit. Aber: Wer wirklich reisen möchte, ist meist auch bereit, das eine oder andere auf sich zu nehmen – so auch ein- oder zweimal mehr das Stäbchen in der Nase zu haben.»
Dass dadurch die Wintersaison stark beeinträchtigt wird, erwartet er nicht: «Klar wird es Personen geben, die nun keine Ferien in der Schweiz buchen. Ich schätze aber, dass die Mehrheit, die Ferien in der Schweiz geplant hat, dennoch kommt.» Zudem hofft die Tourismusbranche, dass die Zweifachtestung für Reisende spätestens am 24. Januar wieder abgeschafft wird.
Grundsätzlich ist Nydegger im Hinblick auf die bevorstehende Skisaison daher vorerst optimistisch gestimmt: «Die Wintersaison wird deutlich besser als letztes Jahr, und die Menschen haben Lust, dieses Jahr wieder auf der Piste zu stehen», sagt er.
2-G vor allem für inländische Touristen relevant
Sollte sich der Bundesrat für eine 2-G-Regel entschliessen, würde das laut Schweiz Tourismus vor allem die inländischen Gäste betreffen. Bei den ausländischen Gästen wäre dies weniger der Fall, da viele von ihnen vollständig geimpft sind. Wie dies der Branche zusetzen würde, ist schwierig einzuschätzen: «Manche fühlen sich durch solche Regelungen sicherer, andere hingegen lehnen schärfere Massnahmen ab und kommen darum nicht oder weniger», so Nydegger.
Doch letzten Winter habe die Schweiz auch ohne eine 2-G-Regel gezeigt, dass man während der Pandemie sicher Wintersport betreiben könne und es keine nennenswerten Hotspots gegeben habe. «Man ist ja hauptsächlich draussen an der frischen Luft, und dort, wo man drinnen ist, gilt entweder die Masken- oder die Zertifikatspflicht.» Nydegger rechnet daher vorerst nicht mit einer solchen Verschärfung. «Wir starten jetzt mal mit den zurzeit geltenden Massnahmen in die Saison.»
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