Tour de France Femmes: 3. EtappeNach Sekundenkrimi – Vollering zurück in Gelb
Die Niederländerin gewinnt nach einem perfekten Zeitfahren die dritte Etappe und ist zurück, wo sie die letztjährige Tour beendete: An der Spitze des Gesamtklassements.
Das einzige Zeitfahren dieser Tour de France Femmes weckt Erinnerungen. Es findet in Rotterdam auf einem vergleichbaren Terrain statt, wie der Prolog der Tour der Männer im Jahr 2010. Es ist mit 6,3 Kilometern allerdings etwas kürzer als der damals 8,9 Kilometer lange Kurs. Für die Anekdote: Der Sieger von 2010 heisst Fabian Cancellara.
Aber zurück zum weiblichen Peloton und in die Gegenwart. Am zweiten Renntag der französischen Landesrundfahrt stehen gleich zwei Etappen auf dem Programm. Was im Nachwuchsbereich und bei semi-professionellen Rundfahrten vorkommt, gibt es auf höchstem Radsportniveau seit der Jahrtausendwende kaum mehr. Damals nannte man diese Teilstrecken «Halbetappen».
Die Veranstalter der diesjährigen Tour de France Femmes haben sich dafür entschieden, damit auch auf dem diesjährigen Programm acht Etappen stehen. Weil die Rundfahrt wegen der Olympischen Spiele nicht am Sonntag starten konnte, blieb ihnen nur die Option von Halbetappen.
Es ist für den Sekundenkrimi angerichtet
Für ein Spektakel ist in Rotterdam bei der zweiten Halbetappe alles angerichtet. Die Strecke liegt den tempoharten Sprinterinnen und explosiven Klassikfahrerinnen eher als jenen Fahrerinnen, die mit dem Gesamtklassement liebäugeln. Doch alle wissen, Dominatorin Demi Vollering (SD Worx-Protime) und die Grande Dame des Frauenradsports, Marianne Vos, haben ebenfalls das nötige Stehvermögen.
Während die erste Hälfte des Rennens über breite, flache Strassen führt, geht es in der zweiten Hälfte über drei Brücken. Die Anstiege haben diesen Namen kaum verdient, brechen aber den Rhythmus der Fahrerinnen. Und weil die Strecke so kurz ist, ist der Rückstand von jeder zu weit gefahrener Kurve kaum mehr wiedergutzumachen.
Und genau das macht sich Demi Vollering zunutze, die die Strecke zuvor mehrere Male rekognosziert hatte: Sie fährt die perfekte Linie. Und sichert sich mit einer Fahrt, die nur gerade 7 Minuten und 25 Sekunden dauert, vor Chloé Dygert (Canyon/Sram) und Loes Adegeest (FDJ – Suez) nicht nur den Etappensieg.
Weil sie gleichzeitig Leaderin Charlotte Kool 25 Sekunden abnimmt, schlüpft Vollering ins Gelbe Trikot. Damit ist sie zurück, wo sie die letztjährige Tour de France beendete: an der Spitze des Gesamtklassements. Die Schweizerinnen Noemi Rüegg und Elise Chabbey beenden die dritte Etappe auf den Rängen 100, beziehungsweise 139.
Kool blieb cool – und doppelte nach
Bevor die Fahrerinnen aber das Zeitfahren in Angriff nahmen, legten sie die zweite Etappe der zurück. Und diese war, was man befürchtet hatte: Ein schnelles und hektisches Rennen. Kein Wunder, schliesslich war die Strecke nur gerade 69,7 Kilometer lang. Von Dordrecht ging es zurück nach Rotterdam, wo am Montag die erste Etappe stattgefunden hatte. Die flache Route war wie am Tag zuvor das Terrain der Sprinterinnen und wie bereits bei der ersten Etappe ging die Niederländerin Lorena Wiebes (SD Worx-Protime) als Topfavoritin ins Rennen.
Schliesslich hatte sie eine Rechnung offen, nachdem ihr am ersten Tag das Schaltwerk im Schlusssprint abgerissen worden war. Doch vom Start weg war klar, dass die zu diesem Zeitpunkt noch in Gelb fahrende Charlotte Kool (DSM-Firmenich-PostNL) und Marianne Vos (Visma-Lease a Bike) mit ihren Teams alles daransetzen würden, um sie zu schlagen.
Als kurz vor dem Schluss wegen eines Sturzes Hektik ausbrach, drückten Wiebes Teamkolleginnen zu viert aufs Tempo, waren perfekt platziert und lancierten ihre Topsprinterin. Konkurrentinnen Vos und Kool nutzten lange deren Windschatten – und dann blieb Kool cool. Die Niederländerin scherte aus und zog vorbei. Wiebes wurde Zweite, Vos Dritte.
Nur noch ein halbes Team
Eines der Teams hat bereits nach der ersten Etappe richtig Federn lassen müssen: das Tashkent City Women Team aus Usbekistan. Von den sieben Fahrerinnen haben vier bereits das Rennen aufgeben müssen. Sie konnten mit dem hohen Tempo nicht mithalten, was nicht verwunderlich ist, schliesslich handelt es sich um eine Zweitliga-Equipe. Startberechtigt an der Tour ist sie durch eine Regelung, wonach den beiden besten Zweitliga-Rennställen der Weltrangliste eine Wildcard zur Rundfahrt zusteht.
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