Kolumne «Dorfgeflüster»Tief, tief im dunklen Wald
Virtuell findet man Erstaunliches in der Zürichseeregion, etwa einen ganz speziellen Quacksalber im Erlenbacher Wald.
Erlenbach hat eine neue Arztpraxis – und erst noch eine ganz besondere. Entdeckt habe ich diesen Arzt auf eine eher unkonventionelle Art und Weise, als ich im Onlinedienst Google Maps unterwegs war. Da stiess ich an gänzlich unerwarteter Stelle auf «Schlaubergers Arztpraxis». Situiert ist die Praxis zwischen dem Dorfacherweg und dem Dachsbergweg unweit des Erlenbacher Forsthauses, also mitten im Wald. Es handle sich um eine Kräuterhexe, mutmasste prompt ein Kollege, als ich meine Entdeckung auf der Redaktion kundtat.
Immerhin hat dieser Doktor Schlauberger auch schon eine Bewertung erhalten, eine vorzügliche sogar. «Bester Arzt im ganzen Universum», schreibt da ein gewisser «Keks» und verleiht der Praxis fünf von fünf Sternen. Die Öffnungszeiten sind äusserst patientenfreundlich, denn Schlauberger hat laut Google rund um die Uhr geöffnet. Sogar auf einer Firmen-Plattform ist Schlaubergers Arztpraxis verzeichnet. Aber ein nicht ganz ernst gemeinter Anruf bei der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich bringt Klarheit: Dort kennt man die Praxis nicht.
Ganz konnte ich es mir nicht verkneifen, einen Ausflug zu diesem universal unvergleichlichen Arzt zu machen. So stand ich letztens auf dem Dachsbergweg und linste in das dichte Gedränge der Stämme. Es zeigte sich allerdings weder eine Kräuterhexe noch ein Arzt, stattdessen war ein Wald voller junger Bäume zu sehen. Etwas machte mich dann aber doch stutzig: Direkt neben dem Weg befinden sich zwei graue Schachtdeckel, die offensichtlich einen Zugang zur Unterwelt beherbergen. Wer weiss, vielleicht sitzt darunter ja ein Spassvogel, der allerlei Unsinn virtuell in den Erlenbacher Wald zaubert?
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