Newsticker zum Krieg in der UkraineSelenski: Mehr als 2000 Luftangriffe in einer WocheMusk: Bei Abschaltung von Starlink bricht Ukraine zusammenFleischwölfe für Mütter von gefallenen russischen Soldaten
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Aktuelle Artikel: News und Hintergründe zum Krieg in der Ukraine
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Selenski: Mehr als 2000 Luftangriffe in einer Woche
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach einer Woche mit mehr als 2100 russischen Angriffen aus der Luft zur weiteren Unterstützung seines Landes aufgerufen. Russland habe in dem Zeitraum fast 1200 gelenkte Gleitbomben abgeworfen, dazu mit 870 Kampfdrohnen und 80 Raketen Ziele in der Ukraine angegriffen, teilte er auf Telegram mit.
Er erinnerte daran, dass russische Waffen häufig mit ausländischen Bauteilen gefertigt würden. Daher sei es nötig, die bestehenden Sanktionen besser umzusetzen, um Russland an der weiteren Zerstörung der Ukraine zu hindern, forderte er. Die Ukraine arbeite aber auch daran, ihre Luftverteidigung zu stärken.
Während die von Selenski veröffentlichten Zahlen insgesamt einen leichten Rückgang zur Vorwoche darstellen – damals waren es 2300 Attacken aus der Luft – hat sich die Zahl der Raketenangriffe vervierfacht. (DPA)
Frankreich beschleunigt Militärlieferungen an Ukraine
Frankreich möchte die Lieferung von Militärmaterial und Munition an die von Russland angegriffene Ukraine angesichts der von den USA unterbrochenen Hilfe beschleunigen. Dabei gehe es um die Überlassung älterer Ausrüstung der französischen Armee an die Ukraine, sagte Verteidigungsminister Sébastien Lecornu der Sonntagszeitung «La Tribune Dimanche». Er wolle diese Lieferungen beschleunigen, insbesondere von AMX-10RC-Panzern und gepanzerten Frontfahrzeugen.
Darüber hinaus werde Frankreich im laufenden Jahr mit Hilfe der Zinsen aus den eingefrorenen russischen Vermögenswerten ein neues Paket von 195 Millionen Euro mobilisieren, das die Lieferung von 155-mm-Granaten sowie AASM-Gleitbomben ermögliche. Damit sind die Mirage-2000-Kampfjets bewaffnet, die Frankreich der Ukraine seit dem Februar liefert. Nach Medienberichten soll es um zunächst sechs Maschinen gehen. (DPA)
Musk: Bei Abschaltung von Starlink bricht Ukraine zusammen
Der US-Milliardär Elon Musk hat die Bedeutung seines Satellitensystems Starlink für die ukrainischen Truppen im Abwehrkampf gegen Russland betont. «Wenn ich es abschalten würde, bräche ihre gesamte Front zusammen», schrieb Musk, ein enger Berater von US-Präsident Donald Trump, auf seiner Plattform X. Starlink bilde das Rückgrat der ukrainischen Streitkräfte.
Mit Blick auf den Krieg schrieb Musk, er habe das jahrelange «Schlachten» in einem Patt satt, und die Ukraine werde am Ende ohnehin verlieren. Es sei daher nötig, sofort Frieden zu schliessen.
Die US-Regierung hatte unter Trump eine Kehrtwende in ihrer Ukraine-Politik vollzogen und zuletzt die Unterstützung für Kiew ganz eingestellt. Aus dem Weissen Haus hiess es zur Begründung, damit solle der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski zu Verhandlungen gezwungen werden. Trump hatte diesem zuvor etwa die Verantwortung für den von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieg zugeschoben und ihm vorgeworfen, den Krieg nicht beenden zu wollen. Putin hingegen attestierte der US-Präsident die Bereitschaft zu Verhandlungen. Selenski hatte zuletzt mehrfach betont, einen dauerhaften Frieden zu wollen. (DPA)
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Fleischwölfe für Mütter von gefallenen russischen Soldaten
Eine Wohltätigkeitsaktion der Behörden zum internationalen Frauentag in der Region Murmansk hat in Russland Kritik ausgelöst. Neben anderen Geschenken, überreichte der Bürgermeister der Stadt Poljarnyje Sori einigen Müttern von Soldaten, die in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ihr Leben gelassen hatten, Fleischwölfe.
Fotos der Putin-Partei Einiges Russland auf sozialen Medien zeigten Offizielle bei der Übergabe der Präsente. Kommentatoren bezeichneten dies als «beschämend» und «unangebracht», wie der «Guardian» berichtet. Die Kritik kommt nicht von ungefähr: Der russischen Armee wird immer wieder vorgeworfen, ihre Soldaten in den metaphorischen Fleischwolf zu schicken, um die ukrainische Verteidigung zu erschöpfen.

Der Ortsverband von Einiges Russland in Poljarnyje Sori verteidigte sich gegen die Vorwürfe. Er liess verlauten, die Kritiker würden die Geschenke der Partei «kaltschnäuzig und provokativ» umdeuten. Bürgermeister Maxim Chengayov, erklärte, dass Fleischwölfe ursprünglich nicht als Teil des Pakets vorgesehen gewesen seien. «Eine Frau bat explizit darum, und wir konnten natürlich nicht Nein sagen», wird Chengayov zitiert.
Verlässliche Angaben über die Zahl russischer Soldaten, die im Ukraine-Krieg bereits umgekommen sind, gibt es nicht. Laut einer Schätzung der Website Mediazona aus dem vergangenen Februar sind 91’000 gefallene Russen namentlich bekannt. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin gab Ende 2024 die Verluste Russlands mit 700’000 Verwundeten und Getöteten an. (osc)
Selenski zu Treffen mit USA: Wollen konstruktiv sein
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski blickt verhalten zuversichtlich auf ein Treffen seines Verhandlungsteams mit US-Vertretern über ein Ende des russischen Angriffskriegs. Die Unterhändler kommen am Dienstag in Saudiarabien zusammen. «Es liegen realistische Vorschläge auf dem Tisch. Der Schlüssel ist, sich schnell und effektiv zu bewegen», teilte Selenski auf X mit. «Die Ukraine hat von der ersten Sekunde dieses Kriegs an Frieden gesucht.» Man fühle sich zu einem konstruktiven Dialog verpflichtet.
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Zuvor hatte der US-Sondergesandte Steve Witkoff die Gespräche angekündigt. Von ukrainischer Seite nehmen laut Selenski unter anderem sein Kanzleichef Andrij Jermak, Aussenminister Andrij Sybiha und Verteidigungsminister Rustem Umjerow an den Gesprächen teil.
Selenski bestätigte seinen länger bekannten Plan, sich am Montag mit dem Kronprinzen von Saudiarabien zu treffen. Das Land ist auch im Gespräch für ein mögliches späteres Treffen von US-Präsident Donald Trump mit Kremlchef Wladimir Putin.
Laut Selenski führten ukrainische Diplomaten in Kiew auch Gespräche mit Vertretern Grossbritanniens, um einen Frieden näherzubringen. Die diplomatischen Anstrengungen sollten intensiviert werden, sagte Selenski. Die Ukraine tue alles dafür, um einen gerechten und dauerhaften Frieden zu erreichen.
Witkoff: Rahmen für ersten Waffenstillstand
Das amerikanisch-ukrainische Treffen könne in Riad oder Dschidda stattfinden – das sei noch in der Koordination, sagte Witkoff diese Woche. «Ich denke, die Idee ist, einen Rahmen für ein Friedensabkommen und einen ersten Waffenstillstand festzulegen.» Zuvor hatte US-Präsident Trump Selenski zu Verhandlungen in dem Krieg aufgefordert.
Im Februar hatten sich Vertreter der US-Regierung bereits mit ihren Kollegen aus Russland in Saudiarabien getroffen, um auch über ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu sprechen. Die Wiederaufnahme ihrer Beziehungen hatten Trump und Putin im Februar bei einem Telefonat vereinbart. (DPA)
Mindestens elf Tote bei russischem Luftangriff in Ostukraine
Russland hat mit einem neuen schweren Luftangriff in der ostukrainischen Bergbaustadt Dobropillja im Gebiet Donezk laut Behörden mindestens elf Menschen getötet. Es gab bei den Treffern in Wohnhäusern auch mindestens 30 Verletzte, darunter fünf Kinder, wie die Rettungskräfte mitteilten. Acht fünfgeschossige Wohnhäuser seien beschädigt worden und rund 30 Autos. Auf Fotos waren brennende Gebäude zu sehen. Etwa 20 Wohnungen gerieten in Brand, hiess es.

Russland setzte demnach seinen Mehrfachraketenwerfer vom Typ Tornado ein, aber auch Drohnen und eine Rakete vom Typ Iskander. Die Stadt war bereits oft Ziel von Angriffen. Am Abend war zunächst von fünf Toten die Rede gewesen. Insgesamt starben seit Freitag in der Region Donezk mindestens 20 Menschen, wie Gouverneur Wadym Filaschkin bei Telegram mitteilte.
«Solche Angriffe zeigen, dass sich die Ziele Russlands nicht geändert haben», schrieb der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski auf Facebook. «Deshalb ist es entscheidend, dass wir weiterhin unser Bestes tun, um Leben zu schützen, unsere Luftabwehr zu stärken und die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen», sagte er. «Alles, was Putin hilft, den Krieg zu finanzieren, muss zusammenbrechen.»
Nach der Aussetzung der US-Militärhilfe für die Ukraine nutzt Kremlchef Wladimir Putin nach Meinung von Experten die Lage aus, um seine Kriegsziele schneller umzusetzen. Unter anderem will er die bisher nicht vollständig besetzten Gebiete Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja komplett unter russische Kontrolle bringen.
Auch im Gebiet Charkiw im Osten der Ukraine kamen laut Behörden mindestens drei Menschen ums Leben. Mehrere Menschen wurden demnach bei dem Drohnenangriff mitten in der Nacht verletzt. (DPA)
Berichte: Russland attackiert ukrainische Hafenstadt Odessa
Russland scheint seine massiven Luftangriffe auf ukrainisches Gebiet fortzusetzen und hat die Hafenstadt Odessa erneut unter Beschuss genommen. Die Drohnenattacke habe auf die Energieversorgung und zivile Infrastruktur der Stadt am Schwarzen Meer gezielt, berichteten die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform und die russische Staatsagentur Tass unter Berufung auf die Regionalverwaltung. Der Angriff habe Schäden verursacht und unter anderem ein Industriegebäude und eine Tankstelle in Brand gesetzt. Ob es Tote oder Verletzte gab, blieb zunächst unklar.
Die Ukraine wehrt sich seit etwas mehr als drei Jahren mit westlicher Hilfe gegen eine russische Invasion und war am Freitag einmal mehr Ziel einer besonders heftigen Angriffswelle geworden. Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe kamen 194 russische Drohnen und 67 Raketen unterschiedlichen Typs zum Einsatz, von denen nur etwas mehr als die Hälfte abgeschossen werden konnten. Ein weiteres Drittel habe keinen Schaden angerichtet, weil die Ziele verfehlt worden seien. Die Attacke galt nach russischen Angaben der Gasinfrastruktur der Ukraine und führte laut dem ukrainischen Staatskonzern Naftogaz zu Schäden an Gasförderanlagen. (DPA)
Medien: Putin zu Gesprächen bereit – mit Bedingungen
Wladimir Putin ist einem Bericht des Nachrichtenportals «Bloomberg» zufolge offen für Gespräche über einen vorübergehenden Waffenstillstand in der Ukraine. Als Bedingung nennt der Präsident Russlands, es müsse Fortschritte hinsichtlich eines dauerhaften Friedensabkommens geben. Laut zwei anonymen Quellen, auf die sich «Bloomberg» beruft, verlange Russland, dass konkrete Bedingungen für eine Friedensmission festgelegt werden, einschliesslich darüber, welche Länder daran beteiligt sein werden.
Im vergangenen Monat hatten sich der russische Aussenminister Sergei Lawrow und sein US-Amtskollege Marco Rubio in Saudiarabien getroffen, um die Möglichkeiten eines Friedens in der Ukraine auszuloten. Zudem ging es um Vorbereitungen für ein mögliches Treffen zwischen Trump und Putin, ein konkretes Datum gibt es allerdings nicht. Europäische Vertreter wurden aus den Gesprächen ausgeschlossen, was Besorgnis hervorrief, dass Europa übergangen werden könnte. (oli)
Trump: Putin «tut das, was jeder andere auch tun würde»
US-Präsident Donald Trump äussert Verständnis für das aktuelle Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Krieg. «Ich denke, er tut das, was jeder andere auch tun würde», sagte Trump auf die Frage, ob Putin die derzeitige Aussetzung der US-Militärhilfen für Kiew ausnutze. «Wahrscheinlich würde das jetzt jeder in dieser Position tun.»
Trump betonte erneut seine «gute Beziehung» zu Putin und behauptete, der russische Präsident wolle «den Krieg beenden». Er glaube ausserdem, Putin werde «grosszügiger sein, als er es sein muss».
Auf die Frage, warum die US-Regierung der Ukraine keine Verteidigungsmittel mehr bereitstelle und was geschehe, wenn diese erschöpft seien, entgegnete Trump: «Wir sind da raus, weil wir wollen, dass sie sich einigen. Ich tue das, um das Sterben aufzuhalten.» (DPA)
Zum Thema
Trump droht Moskau mit Sanktionen und fordert Verhandlungen
US-Präsident Donald Trump droht Russland mit weitreichenden Sanktionen und fordert Friedensverhandlungen mit der Ukraine. «An Russland und die Ukraine: Setzt euch sofort an den Verhandlungstisch, bevor es zu spät ist», schrieb er auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. Er erwäge «gross angelegte Bankensanktionen, Sanktionen und Zölle gegen Russland», bis ein Waffenstillstand und ein finales Friedensabkommen erreicht seien. Aktuell würde Moskau die Ukraine auf dem Schlachtfeld regelrecht plattmachen, so der Republikaner.
Trump hatte Kremlchef Wladimir Putin bereits kurz nach Amtsantritt wegen des Ukraine-Kriegs mit Sanktionen gedroht. Damals schrieb er: «Stoppen sie diesen irrwitzigen Krieg. Es wird nur schlimmer.» Zuletzt hatte sich Trumps Ton gegenüber Moskau aber deutlich verändert. Der US-Präsident redete dem russischen Präsidenten nach dem Mund und griff den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski verbal heftig an. Nach dem Eklat im Weissen Haus vor einer Woche stellte die US-Regierung sogar die militärische Hilfe für das von Russland angegriffene Land vorläufig ein.
Zuletzt kündigten die USA an, mit der Ukraine wieder Verhandlungen führen zu wollen. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff sprach von einem geplanten Treffen mit Vertretern der Ukraine in Saudiarabien. Witkoff äusserte sich ausserdem positiv über einen Brief, den Selenski nach dem Zerwürfnis im Oval Office an Trump geschrieben hatte. «Es wurde eine Entschuldigung ausgesprochen. Es wurde anerkannt, dass die Vereinigten Staaten so viel für das Land Ukraine getan haben, und es wurde ein Gefühl der Dankbarkeit ausgedrückt», sagt Witkoff über den Inhalt des Briefes. (DPA)
Protokoll der Eskalation: Trump, Vance, Selenski: Fünf hitzige Minuten im Oval Office
Keller-Sutter sieht keine Wende in der Schweizer Aussenpolitik
Die Schweizer Aussenpolitik hat sich nach Aussage von Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter durch die jüngsten Entscheidungen der USA nicht verändert. Indirekt plädierte sie für diplomatische Zurückhaltung.
«Die Lautstärke ist kein Grad für die Qualität der Aussenpolitik», hielt die Finanzministerin auf die Frage nach einer allfälligen Verurteilung des Kurses von US-Präsident Donald Trump fest.
An einer Medienkonferenz in Bern rief Keller-Sutter am Freitag die Werte in Erinnerung, an denen sich die Schweiz in ihrer Aussenpolitik orientiere: Menschenrechte, internationales Recht, Demokratie und Freihandel.
Die Bundespräsidentin bekräftigte auch, dass die Schweiz den russischen Angriff auf die Ukraine verurteile. Die Schweiz engagiere sich für einen gerechten und dauerhaften Frieden. Dieser müsse das internationale Recht respektieren und dürfte nicht einseitig zum Nachteil der Ukraine sein.
Keller-Sutter betonte auch einmal mehr, dass die Schweiz zur Verfügung stehe, Gute Dienste zu leisten und allfällige Friedensgespräche zu begleiten, falls dies gewünscht werde. Eine entsprechende Anfrage gebe es aber derzeit nicht: «Im Moment sind einfach andere Akteure im Spiel.» (SDA)
Karin Keller-Sutter: «Der Bundesrat geht die Probleme an»

Russland will auf Europas Aufrüstung antworten
Russland will angesichts der von der EU angekündigten Aufrüstung ebenfalls Massnahmen zur eigenen Verteidigung ergreifen. «Diese ganze Militarisierung richtet sich hauptsächlich gegen Russland», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge nach dem EU-Gipfeltreffen vom Vortag. Der EU-Kurs sei potenziell Grund zur Sorge für Russland, weshalb das Land selbst Schritte für die eigene Sicherheit ergreifen müsse, sagte er.
Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten bei einem Krisentreffen als Reaktion auf den aussenpolitischen Kurswechsel der USA unter Präsident Donald Trump eine massive Aufrüstung erklärt. Eine Grundlage der Beratungen war ein Anfang der Woche von der EU-Kommission vorgestellter Plan mit dem Namen «ReArm Europe» (etwa: Europa wiederbewaffnen). Ziel ist es, mit mehreren Massnahmen insgesamt fast 800 Milliarden Euro zu mobilisieren.
Nach dem beispiellosen Zerwürfnis zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski setzten die USA unter anderem ihre Waffenhilfe an Kiew aus. Russland führt seit mehr als drei Jahren Krieg gegen die Ukraine, den auch die EU als Bedrohung für ihre Sicherheit sieht. (DPA)
Trump behauptet, Friedensabkommen mache «grosse Fortschritte»
US-Präsident Donald Trump äussert sich vor Journalisten zum Stand eines möglichen Friedensabkommens zwischen der Ukraine und Russland. Im Oval Office erklärte er laut der «New York Times», dass amerikanische Unterhändler «in den vergangenen Tagen grosse Fortschritte mit der Ukraine gemacht haben und auch mit Russland».

Trump sagt: «Ich denke, die Ukrainer werden einem Friedensvertrag zustimmen, weil sie keine andere Möglichkeit haben.» Auch behauptet er, dass er wisse, weshalb Russland gesteigertes Interesse an einem Friedensabkommen habe.
«Ich denke, die Russen wollen einen Vertrag aus einem anderen Grund, aus einem Grund, den nur ich kenne, den nur ich kenne – sie haben gar keine andere Wahl», sagt Trump. Genauer erläutert er die Aussage aber nicht.
Erneute russische Angriffe auf die Energieversorgung der Ukraine
Russland hat die benachbarte Ukraine in der Nacht und den frühen Morgenstunden unter schweren Beschuss mit Raketen und Drohnen genommen – und dabei insbesondere Energieanlagen angegriffen. Die Strom- und Gasinfrastruktur mehrerer Regionen sei getroffen worden, teilte Energieminister Herman Haluschtschenko auf Facebook mit. «Dort, wo es möglich ist, arbeiten Retter und Elektriker an der Beseitigung der Folgen.»
Zum Einsatz kamen nach Angaben der Flugabwehr auch von Schiffen im Schwarzen Meer gestartete Lenkflugwaffen des Typs Kalibr. In der ostukrainischen Grossstadt Charkiw gab es offiziellen Angaben nach mindestens fünf Verletzte nach einem Raketeneinschlag. Getroffen worden seien ein Infrastrukturobjekt und ein nahe gelegenes Wohnhaus, teilte Bürgermeister Ihor Terechow auf Telegram mit. Unter den Trümmern des teilweise eingestürzten Wohnhauses werde nach weiteren Opfern gesucht. Sechs Menschen seien bislang gerettet worden.
Ein Einschlag wird auch aus der westukrainischen Region Ternopil gemeldet. Dort gebe es nach einem Treffer Probleme mit der Gasversorgung. Tote und Verletzte habe es in dem Fall aber nicht gegeben, schrieb Militärgouverneur Wjatscheslaw Nehoda.
Russland greift in seinem inzwischen mehr als drei Jahre währenden Angriffskrieg systematisch die Energieversorgung der Ukraine an. Mehr als die Hälfte der Kapazitäten zur Stromerzeugung wurde dabei bereits zerstört. (DPA)
Macron grundsätzlich zu Gespräch mit Putin bereit
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kann sich grundsätzlich vorstellen, mit Kremlchef Wladimir Putin über ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu reden. «Ich bin bereit, mit Präsident Putin zu sprechen, wenn wir gemeinsam mit Präsident Selenski und unseren europäischen Partnern zu dem Schluss kommen, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist», sagte Macron nach einem Krisentreffen der Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel. Jetzt aber stehe zunächst eine Phase der Diskussion an.
Frankreich und Grossbritannien arbeiten derzeit federführend mit der Ukraine und ihrem Präsidenten Wolodimir Selenski an einem europäischen Friedensplan für das von schweren Kriegsschäden gezeichnete Land. (DPA)
Trump äussert erneut Zweifel an Nato-Beistandspflicht
US-Präsident Donald Trump hat erneut Zweifel am Beistandsartikel des Nato-Vertrages geäussert. «Wenn sie nicht zahlen, werde ich sie nicht verteidigen», antwortete der Republikaner auf eine entsprechende Frage eines Journalisten. Bereits zuvor hatte Trump diese Haltung vertreten – und dafür, wie er nun anmerkte, «eine Menge Ärger bekommen».
«Oh, er verstösst gegen die Nato», spottete Trump über seine Kritiker. Zwar betonte er, die Nato-Partner seien seine «Freunde». Er stellte aber infrage, ob sie den USA im Ernstfall tatsächlich beistehen würden: «Wenn die Vereinigten Staaten in Schwierigkeiten wären und wir sie rufen würden (…) glauben Sie, dass sie kommen und uns beschützen würden?», fragte er. «Sie sollten es tun. Ich bin mir nicht so sicher.» (DPA)
EU reagiert mit massiver Aufrüstung auf Trump
Mit einem massiven Aufrüstungsprogramm reagiert die EU auf die aussenpolitische Kehrtwende der USA unter Präsident Donald Trump. Die Staats- und Regierungschefs der 27 Mitgliedstaaten stellten sich bei ihrem Krisengipfel in Brüssel grundsätzlich hinter die Initiative der EU-Kommission, nach der bis zu 150 Milliarden Euro an Krediten für Verteidigungsinvestitionen bereitgestellt und Ausnahmen in den EU-Schuldenregeln für Verteidigung ermöglicht werden sollen. Bei der weiteren Unterstützung der Ukraine gab es dagegen keine Einigung, weil der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban ausscherte – ein Freund Trumps.
Seit Trumps Amtsantritt wachsen in der EU die Zweifel daran, dass Europa noch auf den Schutz der USA, vor allem vor der Bedrohung aus Russland, zählen kann. Das Treffen in Brüssel war eine Reaktion darauf. In der Abschlusserklärung aller 27 EU-Spitzen heisst es, die EU werde «ihre allgemeine Verteidigungsbereitschaft erhöhen, ihre strategischen Abhängigkeiten verringern, ihre kritischen Fähigkeitslücken schliessen und die europäische verteidigungstechnologische und -industrielle Basis stärken». (DPA)
US-Regierung bleibt vage bei Militärhilfe für Ukraine
Die US-Regierung hält sich mit Aussagen zu einer möglichen Wiederaufnahme der Waffenlieferungen und Bereitstellung von Geheimdienstinformationen an die Ukraine zurück. «Wir werden Fragen zu Geheimdienstinformationen, diplomatischen Vereinbarungen oder deren Austausch nicht erörtern», antwortete Aussenministeriumssprecherin Tammy Bruce auf die Frage einer Journalistin, ob der Brief des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski an US-Präsident Donald Trump den Weg dafür geebnet habe.
Bruce verwies auf frühere Äusserungen der US-Regierung und betonte, dass, sofern Trump und Aussenminister Marco Rubio überzeugt seien, dass Selenski «es ernst meint» und Fortschritte möglich seien, die USA entsprechend handeln würden.
Auch der US-Sondergesandte Steve Witkoff vermied eine klare Antwort. Auf die Frage eines Journalisten, ob zumindest die Lieferung von Verteidigungswaffen an die von Russland angegriffene Ukraine zur besseren Absicherung der Zivilbevölkerung diskutiert werde, entgegnete er: «Nun, wir haben ihnen viel gegeben.» Derzeit stehe für die US-Regierung jedoch eine «grössere Debatte» im Mittelpunkt – nämlich die Bemühungen um ein Friedensabkommen. (DPA)
EU formuliert Ukraine-Erklärung – ohne Ungarn
Die Staats- und Regierungschef der EU haben sich bei einem Gipfeltreffen in Brüssel auf keine gemeinsame Position zur Unterstützung der Ukraine einigen können. Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen wollte sich Ungarn nicht an einer von den restlichen 26 Staaten unterstützten Formulierung beteiligen.
Krisentreffen nach US-Kehrtwende
Die 27 Staats- und Regierungschefs der EU waren infolge der aussenpolitischen Kehrtwende der USA unter Präsident Donald Trump in Brüssel zu einer Krisensitzung zusammengekommen. Nach dem Stopp der US-amerikanischen Militärhilfe sollte die EU-Unterstützung für die Ukraine bei der Dringlichkeitssitzung in einer gemeinsamen Erklärung bekräftigt werden.
So wollten die Regierungsspitzen einem Entwurf einer Abschlusserklärung des Gipfeltreffens zufolge die bekannten EU-Positionen unterstreichen, wonach es etwa keine Verhandlungen ohne die Ukraine geben dürfe und die territoriale Integrität der Ukraine respektiert werden müsse.
Ungarns Regierungschef und Trump-Freund Viktor Orban stimmte aber nicht zu. Am Ende schlossen sich nur die übrigen 26 EU-Staaten einer Erklärung an, Details dazu lagen zunächst nicht vor.
Vor Beginn des Sondergipfels hatte sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen klar hinter das von Russland angegriffene Land gestellt. «Dies ist ein entscheidender Moment für Europa», sagte von der Leyen. «Europa sieht sich einer klaren und gegenwärtigen Gefahr gegenüber, und deshalb muss Europa in der Lage sein, sich selbst zu schützen, sich zu verteidigen, so wie wir die Ukraine in die Lage versetzen müssen, sich selbst zu schützen.» Selenski bedankte sich dafür, dass die EU sein Land von Beginn des Krieges an stark unterstützt habe.
Deutlich mehr Geld für Militärausgaben
Die EU-Staats- und Regierungschefs haben sich auch hinter neue Pläne für Verteidigungsausgaben gestellt. Sie sprachen sich dafür aus, Etatbeschränkungen zu lockern, damit EU-Länder ihre Ausgaben für das Militär erhöhen können. Zudem riefen sie die EU-Kommission auf, neue Wege zu ermitteln, «um erhebliche Verteidigungsausgaben auf nationaler Ebene in allen Mitgliedsstaaten zu erleichtern», wie einer Stellungnahme zu entnehmen ist.
Die EU-Kommission rechnet damit, dass durch die Zustimmung der 27 Staats- und Regierungschefs etwa 650 Milliarden Euro ausgegeben werden können. Die 27 EU-Vertreter nahmen auch ein Kreditangebot der Kommission zur Kenntnis, mit dem sie neue militärische Ausrüstung kaufen können sollen. Sie befürworteten eine schnelle Prüfung des Angebots.
Hintergrund der Überlegungen sind Andeutungen der US-Regierung unter Präsident Donald Trump, dass Europa künftig bei der Verteidigung auf sich allein gestellt sein wird. Bei Krisengesprächen in Brüssel erörterten die EU-Staats- und Regierungschefs Möglichkeiten, ihre Sicherheit zu verstärken und für den Schutz der von Russland angegriffenen Ukraine zu sorgen. (DPA)
US-Regierung: Ukraine-Treffen in Saudi-Arabien geplant
Die US-Regierung plant dem Sondergesandten Steve Witkoff zufolge ein Treffen mit Vertretern der Ukraine in Saudi-Arabien. Dies könne in Riad oder Dschidda stattfinden – man sei noch in der Koordination, sagte Witkoff. «Ich denke, die Idee ist, einen Rahmen für ein Friedensabkommen und einen ersten Waffenstillstand festzulegen.» Medienberichten zufolge soll Witkoff an dem Treffen teilnehmen. Er selbst deutete an, zu dem Treffen zu reisen: «Ich glaube, ich werde nächste Woche in vier Ländern sein, und wir müssen die Reihenfolge festlegen.»

Witkoff äusserte sich ausserdem positiv über den Brief, den der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski an US-Präsident Donald Trump geschrieben hatte. Trump hatte zuvor gesagt, er habe einen Brief Selenskis erhalten, in dem dieser erklärt habe, die Ukraine sei zu Friedensverhandlungen bereit. «Es wurde eine Entschuldigung ausgesprochen. Es wurde anerkannt, dass die Vereinigten Staaten so viel für das Land Ukraine getan haben, und es wurde ein Gefühl der Dankbarkeit ausgedrückt», sagt Witkoff über den Inhalt des Briefes. Der US-Präsident sei der Ansicht, dass es ein «erster positiver Schritt» gewesen sei.
Im Februar hatten sich Vertreter der US-Regierung bereits mit Kollegen aus Russland in Saudi-Arabien getroffen, um über ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu verhandeln. «Wir wollen Frieden sehen», betonte Witkoff erneut. (DPA)
DPA/SDA/Redaktion Tamedia
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