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Protokoll der Eskalation im Weissen Haus
Trump, Vance, Selenski: Fünf hitzige Minuten im Oval Office

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Anstatt eines gewohnt diplomatischen Austauschs vor laufenden Kameras ist es bei einem Gespräch von US-Präsident Donald Trump, seinem Stellvertreter J.D. Vance und dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski regelrecht zu einem Eklat gekommen. Bei einem etwa 50 Minuten langen Auftritt während Selenskis Besuch im Weissen Haus in Washington kam es gegen Ende knapp fünf Minuten lang zu einem besonders scharfen Austausch, der hier weitgehend dokumentiert ist: 

Vance: «Ich spreche über die Art von Diplomatie, die der Zerstörung Ihres Landes ein Ende bereiten kann. Herr Präsident (Selenski), Herr Präsident, respektvoll. Ich denke, es ist respektlos, dass sie ins (US-Präsidentenbüro) Oval Office kommen, um zu versuchen, diesen Streit vor den amerikanischen Medien auszutragen. Aktuell geht Ihr umher und zwingt Wehrpflichtige an die Front, weil Euch der Nachschub ausgeht. Sie sollten dem Präsidenten (Trump) dafür danken, dass er versucht, diesen Konflikt zu beenden.» 

Selenski: «Waren Sie (Vance) jemals in der Ukraine, um zu sagen, was wir für Probleme haben?»

Vance: «Ich war in ...»

Selenski: «Dann kommen Sie einmal.» 

Vance: «Ich habe die Geschichten beobachtet und gesehen – ich weiss, was da passiert. Sie bringen Leute auf eine Propagandatour, Herr Präsident. Sind Sie nicht auch der Meinung, dass sie Probleme hatten, Leute für Ihr Militär zu gewinnen?» 

Selenski: «Wir haben Probleme, ich werde antworten, ich werde antworten.»

Vance: «Und finden Sie es respektvoll, ins Oval Office der Vereinigten Staaten von Amerika zu kommen und die Regierung anzugreifen, die versucht, die Zerstörung Ihres Landes zu verhindern?»

Selenski: «Viele Fragen, aber lassen Sie am Anfang starten.»

Vance: «Klar.»

Selenski: «Zuallererst: Während eines Kriegs haben alle Probleme, sogar Sie. Aber Sie haben einen schönen Ozean und merken es jetzt nicht, aber sie werden es in der Zukunft spüren. Möge Gott, möge Gott ...»

Trump: «Das wissen Sie nicht ... Sagen Sie uns nicht, was wir spüren werden. Wir versuchen, ein Problem zu lösen. Sagen Sie uns nicht, was wir spüren werden ...»

Selenski: «Das sage ich Ihnen nicht, ich beantworte eine Frage.» 

Trump: «Weil Sie sind in keiner Position, das zu bestimmen, merken Sie sich das. Sie sind in keiner Position zu bestimmen, was wir zu spüren bekommen werden. Wir werden uns sehr gut fühlen.» 

Selenski: «Sie werden den Einfluss spüren.»

Trump: «Wir werden uns sehr gut und stark fühlen. Sie sind aktuell nicht in einer guten Lage. Sie haben es zugelassen, in einer schlechten Lage zu sein. Und er (Vance) hat dabei recht.»

Selenski: «Ganz von Anfang des Kriegs an.»

Trump: «Sie sind nicht in einer guten Position. Sie haben die Karten nicht in der Hand. Mit uns fangen Sie jetzt an, Karten zu haben. Sie spielen aktuell Karten.»

Selenski: «Ich spiele nicht mit Karten. Ich bin sehr ernsthaft, Herr Präsident. Ich bin sehr ernsthaft, ich bin der Präsident während eines Kriegs.»

Trump: «Sie spielen Karten. Sie setzen das Leben von Millionen Menschen aufs Spiel. Sie riskieren einen Dritten Weltkrieg.»

Selenski: (Akustisch nicht zu verstehen.)

Trump: «Sie riskieren einen Dritten Weltkrieg. Und was Sie machen, ist sehr respektlos gegenüber dem Land.»

Selenski: «Ich spreche mit allem Respekt...»

Trump: «Respektlos gegenüber diesem Land, das Sie weit mehr unterstützt hat, als viele Leute sagten, dass man Sie hätte unterstützen sollen.» 

Vance: «Haben Sie einmal Danke gesagt?»

Selenski: «Viele Male.»

Vance: «Während dieses Treffens? Während dieses ganzen Treffens, haben Sie Danke gesagt?» 

Selenski: «Sogar heute, sogar heute.»

Vance: «Sie sind nach Pennsylvania gefahren und haben im Oktober für die Opposition Wahlkampf gemacht. Zeigen Sie sich dankbar gegenüber den Vereinigten Staaten und gegenüber dem Präsidenten, der versucht, Ihr Land zu retten.»

Selenski: «Bitte, denken Sie, dass, wenn Sie sehr laut über den Krieg sprechen werden, dann können Sie…»

Trump: «Er spricht nicht laut. Er spricht nicht laut. Ihr Land steckt in grossen Schwierigkeiten.»

Selenski: «Kann ich antworten, kann ich antworten?»

Trump: «Nein, nein, Sie haben schon viel gesprochen. Ihr Land steckt in grossen Schwierigkeiten.»

Selenski: «Ich weiss, ich weiss.»

Trump: «Sie siegen nicht, sie gewinnen das nicht. Sie haben eine verdammt gute Chance, dank uns OK rauszukommen.» 

Selenski: «Wir bleiben, Herr Präsident, wir bleiben in unserem Land. Wir bleiben stark. Vom Beginn des Krieges an sind wir allein gewesen. Und wir sind dankbar. Ich habe Danke gesagt in diesem Kabinett.»

Trump: «Sie sind nicht allein gewesen. Sie sind nicht allein gewesen. Wir haben Ihnen, durch diesen blöden Präsidenten (Trumps Vorgänger Joe Biden) 350 Milliarden Dollar.» 

Selenski: «Sie haben für Ihren Präsidenten gestimmt ... (akustisch schwer zu verstehen).»

Trump: «Wir haben Ihnen Militärausrüstung gegeben. Ihre Männer sind tapfer, aber sie mussten unsere militärische Ausrüstung nutzen.» 

Selenski: «Sie haben mich eingeladen, zu sprechen.»

Trump: «Wenn Sie unsere militärische Ausrüstung, wenn Sie unsere militärische Ausrüstung nicht gehabt hätten, dann wäre dieser Krieg in zwei Wochen vorbei gewesen.»

Selenski: «In drei Tagen, ich habe das von (Wladimir) Putin gehört, in drei Tagen. Das ist etwas, was…»

Trump: «Vielleicht weniger.»

Selenski: «Innerhalb von zwei Wochen. Natürlich, ja.»

Trump: «Es wird sehr schwer sein, so Geschäfte zu machen, das sage ich Ihnen.» 

Vance: «(akustisch nicht zu verstehen) sagen Sie danke.»

Selenski: «Ich habe oft danke gesagt, zum amerikanischen Volk.»

Vance: «Und akzeptieren Sie, dass es Meinungsverschiedenheiten gibt, und lassen Sie uns diese Meinungsverschiedenheiten austragen, anstatt darüber vor den amerikanischen Medien zu streiten, wenn Sie im Unrecht sind. Wir wissen, dass Sie nicht recht haben.»

Trump: «Ich denke, es ist für die Menschen in Amerika gut, zu sehen, was hier passiert. Ich denke, das ist sehr wichtig, deswegen haben wir das so lange laufen lassen. Sie (Selenski) müssen dankbar sein, sie halten nicht die Karten.»

Selenski: «Ich bin dankbar.» 

Trump: «Sie sind da Land unter. Ihre Leute sterben. Sie haben nicht genug Soldaten.»

Selenski: «Ich kann Ihnen nochmal sagen. Bitte, nicht, Herr Präsident.» 

Trump: «Hören Sie, Sie haben nicht genügend Soldaten. Das wäre eine verdammt gute Sache. Und dann sagen Sie uns «Ich will keine Waffenruhe, ich will keine Waffenruhe». (...) Hören Sie, Sie könnten jetzt eine Waffenruhe bekommen. Und ich sage Ihnen: Machen Sie es, damit die Kugeln nicht mehr fliegen und ihre Männer nicht mehr getötet werden.»

Selenski: «Natürlich wollen wir den Krieg beenden.»

Trump: «Aber Sie sagen, Sie wollen keine Waffenruhe. Ich will eine Waffenruhe.» 

Selenski: «Ich habe Ihnen gesagt, mit (Sicherheits-) Garantien. Fragen Sie unsere Menschen, was sie von einer Waffenruhe halten. Das ist für Sie egal(...)?»

(...) 

Rund vier Minuten später sagt der US-Präsident zum Abschluss:

Trump: «Er (Putin) will einen Deal machen. Ich weiss nicht, ob Sie (Selenski) einen Deal machen können. Das Problem ist, ich habe Ihnen die Mittel gegeben, ein harter Kerl zu sein – und ich denke nicht, dass er ohne die Vereinigten Staaten ein harter Kerl wäre. Ich meine, Ihre Menschen sind sehr tapfer.»

Selenski: «Danke.»

Trump: «Aber Sie werden entweder einen Deal machen oder wir sind raus. Und wenn wir raus sind, dann müssen sie es auskämpfen. Ich denke nicht, dass das schön wird, aber sie werden es auskämpfen.»

DPA/far