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Israelischer Militäreinsatz in Jenin dauert an
Die israelische Armee hat den zweiten Tag in Folge ihren Militäreinsatz in Jenin im nördlichen Westjordanland fortgesetzt. Der israelische Sender Kan berichtete unter Berufung auf palästinensische Quellen, es habe einen neuen Drohnenangriff in der Stadt gegeben, die als Hochburg militanter Palästinenser gilt.
Nach palästinensischen Berichten kam es in zahlreichen Häusern am Rande des Flüchtlingsviertels von Jenin zu Razzien der Armee.
Die Armee teilte mit, israelische Sicherheitskräfte hätten binnen 24 Stunden «zehn Terroristen getroffen». Ausserdem habe es Luftangriffe auf «Terror-Infrastruktur» gegeben, mehrere an Strassen gelegte Sprengsätze seien entschärft worden.
Umfangreichster Einsatz in Jenin seit langem
Es ist der umfangreichste Einsatz Israels in Jenin seit langem. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in Ramallah wurden bisher zehn Menschen getötet und mindestens 40 verletzt.
Das Vorgehen der israelischen Streitkräfte in Jenin erfolgt zu einer Zeit, da sich die ohnehin schon gespannte Lage im Westjordanland angesichts eines Erstarkens militanter Palästinenser und zunehmender Gewalt radikaler israelischer Siedler gegen palästinensische Zivilisten drastisch verschärft hat.
Palästinenser kehren in Heimat zurück: «Wie eine Apokalypse»
Viele Palästinenser aus der Stadt Rafah im südlichen Gaza-Streifen sind in das Gebiet zurückgekehrt und von der Zerstörung schockiert. «Wir dachten, wir würden einen Ort finden, an dem wir wohnen oder bleiben können», sagte eine Bewohnerin, Manal Selim, Reportern der AP am Dienstag. «Die Zerstörung ist beängstigend. Das ist wie eine Apokalypse.» Selim ist alleinerziehende Mutter von sechs Kindern, arbeitete als Friseurin und besass ein Geschäft, das Hochzeits- und Abendkleider vermietete. Ihre Familie wohnte im Obergeschoss. «Das ist mein Haus. Ich habe es 25 Jahre lang Stein für Stein aufgebaut», sagte sie und brach in Tränen aus. Sie zog einige Kleider aus den Trümmern.
![Eine Frau in schwarzer Kleidung zeigt auf die Ruinen ihres zerstörten Hauses in Rafah, südlicher Gazastreifen, nach dem Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und Hamas.](https://cdn.unitycms.io/images/0L-pPbJ44iWB0n54FTETky.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=HI31INexF18)
Auch Bewohner Murad Mikdad fand sein Haus und sein Geschäft für Elektrogeräte am Dienstag in einem dreistöckigen Gebäude völlig zerstört vor. «Wir haben nichts gefunden», sagte er. «Es gibt nichts, was man aus dem Haus herausziehen könnte.» Und selbst wenn, sei dies zu nichts mehr zu gebrauchen, sagte Mikdad.
Mehrere Verletzte bei Messerangriff in Tel Aviv
Bei einem Messerangriff in Tel Aviv sind laut israelischem Rettungsdienst vier Menschen leicht bis mittelschwer verletzt worden. Der Angreifer sei von einem Passanten erschossen worden, hiess es zu der Attacken in zwei Strassen der Innenstadt von Tel Aviv. In der Gegend mit zahlreichen Restaurants und Cafés waren zum Zeitpunkt des Angriffs Medienberichten zufolge zahlreiche Menschen unterwegs.
Die Polizei sprach von einem terroristischen Angriff. Offizielle Informationen über den Täter gab es zunächst nicht. Die Zeitung «Times of Israel» berichtete, seinen Papieren zufolge sei er am Samstag in Israel als Tourist eingereist und habe eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung in den USA. (SDA)
Israels Armeechef Halevi tritt zurück und spricht von Versagen
Mehr als 15 Monate nach Beginn des Gaza-Kriegs hat der israelische Generalstabschef Herzi Halevi seinen Rücktritt erklärt. Der Schritt solle am 6. März in Kraft treten, bestätigte ein Armeesprecher. Als Grund nannte Halevi in einer Erklärung «die Anerkennung meiner Verantwortung für das Versagen der israelischen Armee am 7. Oktober». Der Schritt komme zu einem Zeitpunkt, «an dem die israelische Armee wichtige Errungenschaften erzielt hat und sich im Prozess der Umsetzung einer Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln befindet».
Mehrere Repräsentanten der Armee hatten nach dem 7. Oktober 2023 bereits ihren Rücktritt erklärt. Bei dem beispiellosen Hamas-Massaker im israelischen Grenzgebiet waren mehr als 1’200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt worden. Viele Israelis werfen Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor, bislang keine persönliche Verantwortung für das politische und militärische Versagen am 7. Oktober eingeräumt zu haben.
Halevi ist der bislang hochrangigste Vertreter Israels, der im Zusammenhang mit der Attacke sein Amt niederlegt. In seinem Rücktrittsschreiben erklärte Halevi, das Militär habe unter seinem Kommando «bei seiner Mission versagt, den Staat Israel zu verteidigen». Der Rücktritt werde am 6. März in Kraft treten, sagte Halevi. Seine auf drei Jahre angelegte Amtszeit hatte im Januar 2023 begonnen. (DPA)
![Übernimmt Verantwortung: Herzl Halevi tritt im März ab](https://cdn.unitycms.io/images/C_B3VcUbK6NAc0b_4JoNMr.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=WPNeqs176nw)
Katar hofft auf Palästinensische Autonomiebehörde in Gaza
Der Vermittlerstaat Katar hofft, dass die Feuerpause zwischen Israel und der Hamas ein erster Schritt in Richtung Stabilität für den Gazastreifen ist. Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani betonte beim Weltwirtschaftsforum in Davos, dass die Bürger in dem schwer zerstörten Küstengebiet selbst entscheiden müssten, wer die Kontrolle übernimmt. «Wir hoffen auf die Rückkehr der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) in den Gazastreifen und auf eine Regierung, die sich mit den Problemen befasst», so Al Thani. Die PA steht unter der Führung der Fatah. Die Fatah und die Hamas sind die beiden grössten Palästinenserorganisationen – und erbitterte Rivalen. Die Hamas hatte 2006 bei Parlamentswahlen gegen die gemässigtere Fatah gesiegt. (DPA)
Dutzende Leichen im Gazastreifen aus Trümmern geborgen
Auch nach Beginn einer Waffenruhe im Gazastreifen steigt dort die Zahl der Toten weiter. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte mit, binnen 24 Stunden seien aus den Trümmern in dem Küstenstreifen 68 Leichen geborgen worden. Es würden weitere Tote an verschiedenen zerstörten Orten vermutet, die Rettungskräfte hätten sie jedoch noch nicht erreichen können. Angehörige wurden aufgerufen, der Behörde alle relevanten Informationen zu übermitteln.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober 2023 seien im Gazastreifen insgesamt 47’107 Menschen getötet und 111’147 weitere verletzt worden, teilte die Behörde mit. Auslöser des Kriegs war das Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 mit 1.200 Toten und mehr als 250 Verschleppten. (DPA)
Trump hebt Sanktionen gegen radikale Siedler auf
US-Präsident Donald Trump hat Sanktionen seines Landes gegen radikale israelische Siedler im Westjordanland aufgehoben. Die Regierung seines Vorgängers Joe Biden hatte diese verfügt, um gegen gewalttätige Siedler im besetzten Westjordanland vorzugehen. Dort war es seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 vermehrt auch zu Gewalt von Siedlern gegen Palästinenser gekommen. Der Armee wird immer wieder vorgeworfen, sie unternehme nicht genug gegen solche Angriffe. Das Weisse Haus teilte mit, eine Verfügung der Biden-Regierung vom 1. Februar 2024 über «die Verhängung bestimmter Sanktionen gegen Menschen, die im Westjordanland Frieden, Sicherheit und die Stabilität untergraben», sei aufgehoben. (DPA)
Israel startet neuen Einsatz im Westjordanland
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben einen neuen grösseren Militäreinsatz in der palästinensischen Stadt Jenin im nördlichen Westjordanland begonnen. Gemeinsam mit dem Inlandsgeheimdienst und Polizeikräften habe man einen «Anti-Terror-Einsatz» in der Stadt gestartet, die als Hochburg militanter Palästinenser gilt. Der Name der Operation sei «Eisenmauer», teilte das Militär mit.
Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde, die dort mehrere Wochen lang in Jenin gegen militante Kräfte im Einsatz waren, zogen sich nach palästinensischen Angaben vorher zurück. Nach Medienberichten drangen Bodentruppen und Spezialeinheiten in die Stadt ein. Es habe auch mehrere Drohnenangriffe gegeben.
Palästinenser: Sechs Menschen getötet
Laut palästinensischen Angaben hat der Militäreinsatz mindestens sechs Menschen das Leben gekostet. Das palästinensische Gesundheitsministerium teilte am Dienstag mit, weitere 35 Menschen seien bei dem Einsatz in Jenin verletzt worden. (DPA)
LKW bringen weitere Hilfsgüter und Treibstoff nach Gaza
Rund 280 Lastwagen haben am dritten Tag der Waffenruhe im Gazastreifen weitere Hilfsgüter sowie Treibstoff aus Ägypten in das Küstengebiet gebracht. Sie seien unter anderem über den von Israel kontrollierten Grenzübergang Kerem Schalom nach Gaza gefahren, sagte ein Vertreter des Ägyptischen Roten Halbmonds der Deutschen Presse-Agentur. Darunter seien 25 Lastwagen mit Treibstoff gewesen.
Im Rahmen der Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas kommt auch wieder humanitäre Hilfe aus Ägypten nach Gaza. Die Lastwagen fahren dafür zunächst zum Grenzübergang Rafah und von dort unter anderem weiter zum wenige Kilometer entfernten Übergang Kerem Schalom. Dort werden sie untersucht und die Güter für die Verteilung in Gaza freigegeben.
Seit Beginn der Waffenruhe am Sonntag hätten mehr als 1700 LKW Hilfsgüter und Treibstoff aus Ägypten in den Gazastreifen geliefert, sagte der Vertreter der Hilfsorganisation. Rund 4000 Lastwagen stünden weiterhin bereit zur schrittweisen Einfahrt in das Gebiet. Erstmals seit 270 Tagen warteten dort auch wieder Spitalautos, um verletzte Palästinenser aufzunehmen. (DPA)
Siedler bei eigenen Ausschreitungen von Sicherheitskräften verletzt
Bei Ausschreitungen radikaler israelischer Siedler im Westjordanland sind nach Medienberichten zwei Siedler von israelischen Sicherheitskräften schwer verletzt worden. Zahlreiche vermummte Siedler hätten Gebäude und Fahrzeuge in zwei benachbarten palästinensischen Dörfern östlich der Palästinenserstadt Kalkilia in Brand gesetzt, berichteten israelische Medien.
Sicherheitskräfte seien den Siedlern gefolgt und seien dabei von diesen mit Pfefferspray angegriffen worden. Diese hätten daraufhin auf die Siedler geschossen und zwei von ihnen schwer verletzt. Die Polizei teilte mit, man habe interne Ermittlungen zu dem Vorfall am Montagabend aufgenommen. Den Medienberichten zufolge wurde ein beteiligter Polizist unter Hausarrest gestellt. Ein Armeesprecher sagte, man prüfe den Vorfall.
Die ohnehin angespannte Lage im Westjordanland hat sich seit dem Hamas-Massaker in Israel vor mehr als einem Jahr und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg noch einmal deutlich verschärft. (DPA)
Netanyahu will mit Trump Israels Feinde besiegen
Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hat US-Präsident Donald Trump zur Amtseinführung gratuliert und den gemeinsamen Kampf gegen Israels Feinde beschworen. Er freue sich auf die Zusammenarbeit, um die im Gazastreifen noch festgehaltenen Geiseln freizubekommen, «die militärischen Fähigkeiten der Hamas zu zerstören und ihre politische Herrschaft im Gazastreifen zu beenden», sagte Netanyahu in einem von seinem Büro verbreiteten Video. Die Hamas bestätigte derweil, dass die nächste Freilassung von Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge am Samstag erfolgen soll. Vier Entführte sollen gemäss dem Gaza-Abkommen freikommen.
In seiner Rede bei der traditionellen Parade zur Amtseinführung äusserte sich Trump auch zu den Geiseln der islamistischen Terrororganisation, wobei einige Angehörige der weiterhin in Gaza festgehaltenen Entführten hinter ihm standen. Sie wollten die neue US-Regierung drängen, dafür zu sorgen, dass das über Monate hinweg mühsam ausgehandelte Gaza-Abkommen auch vollständig eingehalten wird, schrieb die «Times of Israel». Seit Sonntag gilt in Gaza eine sechswöchige Waffenruhe.
Trump über Gaza: «phänomenale Lage am Meer»
Der neue US-Präsident entgegnete derweil im Weissen Haus auf die Frage einer Journalistin, ob die Waffenruhe anhalten werde, er sei nicht zuversichtlich. «Es ist nicht unser Krieg, es ist deren Krieg», sagte Trump. Die «andere Seite» sei «sehr geschwächt». Er habe sich ein Bild aus Gaza angesehen – es sehe aus wie auf einem grossen Abbruchgelände, die meisten Menschen dort seien tot. Es müsse auf «eine andere Art und Weise» wieder aufgebaut werden.
Trump pries den verwüsteten Gazastreifen, in dem die Zivilbevölkerung unter katastrophalen Lebensbedingungen leidet und seit Kriegsbeginn Zehntausende Menschen getötet und verletzt wurden, für eine «phänomenale Lage am Meer» und «bestes Wetter». Man könne damit «einige schöne» und «fantastische» Dinge machen. In Israel gibt es viele Rechtsextreme, die den Gazastreifen am liebsten wiederbesiedeln würden. (DPA)
Familien von freigelassenen israelischen Geiseln melden sich zu Wort
In ihrer ersten öffentlichen Stellungnahmen seit der Wiedervereinigung mit ihren Familienmitgliedern haben die Angehörigen der drei aus der Gefangenschaft im Gazastreifen befreiten israelischen Frauen denen gedankt, die ihre Freilassung ermöglicht hatten. Sie appellierten auch an die israelische Regierung, das Waffenruheabkommen einzuhalten. «Doron hat mich gebeten, diese Botschaft zu übermitteln», sagte Jamit Aschkenasi, die Schwester der freigelassenen Geisel Doron Steinbrecher, vor dem Krankenhaus, in dem die Frauen noch immer medizinisch untersucht werden. «Geht auf die Strasse. Wir müssen alle Schritte des Abkommens ausführen. So wie ich zu meiner Familie zurückkehren konnte, sollten alle zurückkehren.»
Terroristen hatten die drei jungen Frauen während des Hamas-Massakers in Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt und seitdem im Gazastreifen festgehalten. Im Rahmen des kürzlich vereinbarten Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas wurden sie freigelassen.
Hamas bestätigt Termin für nächste Geiselfreilassung
Die nächste Freilassung israelischer Geiseln im Gazastreifen im Austausch gegen palästinensische Häftlinge soll nach Angaben der Hamas am Samstag erfolgen. Die islamistische Terrororganisation bestätigte den Termin in einer kurzen Mitteilung auf Telegram. Gemäss dem mit Israel vereinbarten Abkommen sollen vier Entführte freikommen. Nach Inkrafttreten einer sechswöchigen Feuerpause hatte die Hamas am Sonntag im Rahmen der ersten Phase des Abkommens drei weibliche israelische Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entliess Israel 90 Palästinenser aus der Haft.
In der ersten von drei Phasen der unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA ausgehandelten Vereinbarung sollen insgesamt 1904 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen im Austausch gegen 33 von insgesamt 94 Geiseln freikommen. Mindestens 34 der Entführten in Gaza dürften bereits tot sein. Ob ein dauerhaftes Ende der Kämpfe im Gazastreifen erreicht werden kann, hängt von den weiteren Verhandlungen ab, die in rund zwei Wochen beginnen sollen.
Palästinenser: Israelische Siedlerangriffe im Westjordanland
Israelische Siedler haben nach Angaben von Bewohnern palästinensischer Dörfer im besetzten Westjordanland in zwei Dörfern randaliert und ein grosses Feuer gelegt. In Dschinsafut – etwa 50 Kilometer nördlich von Jerusalem, haben Siedler laut dem Vorsitzenden des Dorfrats, Dschalal Baschir, drei Häuser, eine Gärtnerei und eine Schreinerei an der Hauptstrasse des Dorfes angezündet. In Al-Funduk sagte Louai Tajem, Vorsitzender des Gemeinderats, Dutzende israelischer Siedler hätten Schüsse abgefeuert, Steine geworfen und Autos, Häuser und Geschäfte angezündet.
Der Palästinensische Rote Halbmond teilte mit, er habe zwölf Menschen behandelt, die von Siedlern verprügelt worden seien. Er machte keine Angaben zu ihrem Zustand. Das israelische Militär erklärte, es habe die Siedler vertrieben und eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet.
Seit dem 7. Oktober 2023 kommt es im Westjordanland vermehrt zu Ausschreitungen und Gewalt durch Siedler. Das UN-Nothilfebüro berichtete von insgesamt 1.432 israelischen Siedlerangriffen auf Palästinenser, die im vergangenen Jahr zu Opfern oder Sachschäden führten, sowie von weiteren Angriffen in und bei der Stadt Nablus in der vergangenen Woche.
Die ohnehin angespannte Lage im Westjordanland hat sich seit dem Hamas-Massaker in Israel vor mehr als einem Jahr und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg noch einmal deutlich verschärft.
Netanyahu will mit Trump Irans Terror-Achse besiegen
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump den gemeinsamen Kampf gegen den Einfluss des Irans im Nahen Osten beschworen. «Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingen wird, die iranische Terror-Achse zu besiegen», sagte er in einem von seinem Büro verbreiteten Video, in dem er Trump zum neuen Amt beglückwünschte. Israel verdächtigt den Iran zudem, ein Atomwaffenprogramm zu betreiben, das mit allen Mitteln gestoppt werden müsse. Teheran bestreitet diesen Vorwurf.
Proiranische Milizen wie die libanesische Hisbollah und die islamistische Hamas im Gazastreifen sind durch Israel militärisch derzeit stark geschwächt. Zudem stürzte der syrische Machthaber Baschar al-Assad, der Irans wichtigster staatlicher Verbündeter in der Region war. Zurzeit beschiesst vor allem noch die Huthi-Miliz im Jemen Israel mit Raketen und Drohnen. (DPA)
Israelischer Finanzminister fordert Fortsetzung des Gazakrieges
Israels ultrarechter Finanzminister Bezalel Smotrich hat eine Wiederaufnahme des Gazakriegs nach der für sechs Wochen vereinbarten Waffenruhe verlangt. «Wenn, Gott bewahre, der Krieg nicht wieder aufgenommen wird, werde ich die Regierung stürzen», drohte Smotrich am Montag, einen Tag nach Beginn der Waffenruhe.
Das auch auf Druck des neuen US-Präsidenten Donald Trump zustande gekommene Abkommen sieht eine Waffenruhe von 42 Tagen vor, in denen 33 israelische Geiseln gegen Hunderte palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen ausgetauscht werden sollen. Die israelischen Truppen sollen sich weitgehend zurückziehen, Hilfslieferungen in das Gebiet verstärkt werden. Erste Geiseln und Häftlinge wurden bereits ausgetauscht. (DPA)
Freigelassene sitzen fest: Strenge Kontrollen im Westjordanland
Nach der nächtlichen Ankunft Dutzender freigelassenen palästinensischer Gefangenen in Beitunia im Westjordanland hat es am Morgen strenge Strassenkontrollen der israelischen Armee gegeben. Nachts hatten die meisten der Freigelassenen nach palästinensischen Angaben zunächst nicht in ihre Heimatorte zurückkehren können, weil Kontrollpunkte um eine Reihe palästinensischer Städte geschlossen waren. Sie übernachteten in Hotels. Zahlreiche Menschen waren in der Nacht auf die Strassen geströmt, um die in Bussen ankommenden Menschen im Westjordanland zu begrüssen.
Die Armee hatte die Palästinenser in Dörfern in der Nähe israelischer Siedlungen davor gewarnt, die Freilassung der Gefangenen zu feiern. In der Nacht kam es zu Angriffen israelischer Siedler, die Autos von Palästinensern in Brand setzten. Auch Molotow-Cocktails und Steine wurden Berichten zufolge auf palästinensische Dörfer geschleudert. Verletzt wurde ersten Berichten zufolge niemand. (DPA)
Palästinensische Gefangene: Freude hält sich in Grenzen
Die Medizinstudentin Bara’a al-Fukha ist in der Nacht mit anderen palästinensischen Gefangenen im Rahmen des Waffenruheabkommens zwischen Israel und der Hamas freigelassen worden. Nachdem die 22-Jährige aus einem weissen Bus des Roten Kreuzes gestiegen war und ihre Familie umarmt hatte, sagte sie Reportern der AP: «Gott sei Dank bin ich hier bei meiner Familie, ich bin zufrieden.» Ihre Freude halte sich trotzdem in Grenzen, «denn so viele Palästinenser unter uns werden gefoltert und misshandelt. Unser Volk im Gazastreifen leidet. So Gott will, werden wir daran arbeiten, auch sie zu befreien», sagte die Studentin. Berichten der AP zufolge spiegelte dies die allgemeine Stimmung in der Menge wider. Viele sagten, die Freilassung sei ein kleiner, flüchtiger Moment der Freude, der durch die 15 Monate von Tod und Zerstörung im Gazastreifen getrübt werde.
Die Medizinstudentin der Al-Kuds-Universität in Ostjerusalem hatte rund sechs Monate im Damon-Gefängnis verbracht. Al-Fukha sagte, sie sei in Verwaltungshaft gehalten worden – eine unbefristete Inhaftierung ohne formale Anklage oder Prozess, die Israel fast ausschliesslich gegen Palästinenser anwendet. Die Gefangenen sind israelischen Angaben zufolge wegen sicherheitsrelevanter Vergehen inhaftiert worden. Al-Fukha sagte, die Bedingungen im israelischen Gefängnis seien «schrecklich» gewesen, ihr Zugang zu Nahrung und Wasser begrenzt. «Wenn wir versuchten, den Kopf hochzuhalten, taten die Wachen ihr Bestes, um uns niederzuhalten», sagte sie.
Israel lässt 90 palästinensische Gefangene frei
Israel hat in der Nacht auf Montag im Rahmen des Waffenruheabkommens 90 palästinensische Gefangene freigelassen. Laut einer von der Kommission für Gefangenenangelegenheiten der Palästinensischen Autonomiebehörde vorgelegten Liste handelt es sich bei allen Entlassenen um Frauen oder Minderjährige. Die Freilassung erfolgte mehr als sieben Stunden, nachdem die militant-islamistische Hamas drei israelische Geiseln übergeben hatte.
![Palästinenser mit Hamas- und Hisbollah-Flaggen auf einem Rotkreuzbus mit freigelassenen Gefangenen aus dem Ofer-Gefängnis in Beitunia, Westjordanland.](https://cdn.unitycms.io/images/9lP-9sN0qFY8myNCVo27Es.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=NBEkQ4uXokI)
Grosse weisse Busse mit den Gefangenen verliessen die Tore des israelischen Ofer-Gefängnisses vor den Toren der Stadt Ramallah im Westjordanland, während über ihnen ein Feuerwerk gezündet wurde. Palästinenser drängten sich mit Sprechchören und Jubel an den Bussen vorbei. Das israelische Militär, das das Westjordanland besetzt hält, hat die Palästinenser wiederholt vor jeder Form von öffentlichen Feiern gewarnt. Die Freilassung fand mitten in der Nacht statt, was von den Palästinensern als Versuch kritisiert wurde, die Stimmung zu dämpfen und Menschenmengen davon abzuhalten, die Gefangenen zu Hause zu begrüssen.
Emotionales Wiedersehen der Geiseln mit ihren Familien
Nach ihrer Freilassung aus der Gewalt der Hamas im Gazastreifen sind drei israelische Geiseln wieder mit ihren Familien vereint.
Ein gut zwei Minuten langes Video zeigt das äusserst emotionale Wiedersehen der drei Frauen mit ihren Angehörigen im Schiba-Spital bei Tel Aviv. Es gab innige Umarmungen, es flossen Tränen, es war Schluchzen und Jubel zu hören, als Familienmitglieder Romi Gonen (24), Emily Damari (28) und Doron Steinbrecher (31) in die Arme schlossen.
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Spital äussert sich zu Gesundheitszustand
Die Spitalleiterin Jael Frenkel Nir sagte vor Journalisten, der Zustand der Geiseln ermögliche es ihnen, «sich auf das Wichtigste zu konzentrieren, die Wiedervereinigung mit der Familie».
Weitere medizinische Untersuchungen könnten noch einige Stunden warten. Ein anderer behandelnder Arzt sprach von einem «emotional und medizinisch komplexen Ereignis». (DPA)
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SDA/AFP/DPA/red
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