CS-Chef steht Rede und AntwortThomas Gottstein und die «dummen Fragen»
Wird die Credit Suisse jetzt geschluckt? Wohl nicht. Muss der Bankchef jede Frage zum Thema beantworten? Wohl nicht – sagte sich Thomas Gottstein vermutlich. Stattdessen zitierte er seinen Vater.
Auftritte bei Investorenkonferenzen gehören für Bankchefs zur Berufsroutine. Dabei werden in der Regel die bereits bekannten Strategiepläne verkündet und versichert, dass alles gut laufe. Entsprechend hält sich das Medieninteresse bei solchen Anlässen in der Regel in Grenzen.
Das war Donnerstag anders, als Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein bei einer Investorenkonferenz von Goldman Sachs seinen Auftritt hatte. Denn mit Blick auf die CS liegen derzeit die Nerven blank: Am Mittwoch hatte die Grossbank die dritte Gewinnwarnung in Folge verkündet – dabei war eigentlich nichts Besonderes passiert, ausser dass die Märkte etwas rumpeliger laufen.
Angesichts der Dauermisere der einst stolzen Bank finden nun auch Gerüchte aus der Schweiz ihren Weg in die grossen Nachrichtenagenturen: Das Finanzportal «Inside Paradeplatz» vermeldete am Mittwochnachmittag mit Bezug auf eine einzige Quelle, dass der US-Fondsriese State Street kurz davor stehe, den Credit-Suisse-Aktionären ein Übernahmeangebot zu machen. Die US-Nachrichtenagentur Bloomberg, deren Terminals wohl bei jedem Händler auf dem Pult stehen, griff die Meldung auf und trug sie in die Welt hinaus – die CS-Aktie legte sprunghaft zu.
Mein Vater hat mir einmal einen Rat für wirklich dumme Fragen gegeben, dass man diese am besten überhaupt nicht beantworten soll.
Weder die CS noch State Street wollten die Gerüchte kommentieren. Was würde aber Thomas Gottstein tun?
Sein Auftritt zog sich rund eine halbe Stunde hin, als das Plenum Fragen stellen durfte. Und gleich der erste Gast der Veranstaltung fragte Gottstein, ob er denn irgendetwas zu den Gerüchten würde sagen können.
Darauf Gottstein: «Wir kommentieren Gerüchte nicht. Aber mein Vater hat mir einmal einen Rat für wirklich dumme Fragen gegeben, dass man diese am besten überhaupt nicht beantworten soll. Ich werde auf den Rat meines Vaters hören.»
Die Antwort war zwar etwas unglücklich formuliert, weil der Investor sich sogleich für die Frage entschuldigte und sagte, er hoffe, dass seine nächste Frage «etwas smarter» sei.
Aber im Kern war Gottsteins Antwort klar: Nicht die Frage ist dumm, sondern die These, State Street könnte mit der Credit Suisse zusammengehen. Genau so hat es auch Andreas Venditti verstanden, Bankanalyst bei Vontobel, der ebenfalls Gottsteins Auftritt verfolgt hatte: «Für mich hat Gottstein damit die Fusionsgerüchte klar von sich gewiesen.»
Zudem stellt sich die Frage, warum ein Fondsriese wie State Street mit einer Universalbank zusammenspannen sollte. State Street ist wie Blackrock auf Anlagemandate von Profiinvestoren spezialisiert, das Unternehmen hat weder eine Investmentbank, noch ist es im Private Banking aktiv, was das Kerngeschäft der Credit Suisse darstellt.
Gottsteins Absage zu so einem Mega-Merger nimmt der CS-Aktie aber Fantasie, sodass sie Donnerstagmittag wieder rund drei Prozent nachgab. Denn einen klaren Weg, wie die Grossbank auch ohne Big Bang wie eine Fusion aus der Misere kommen kann, zeigte er leider nicht auf.
Fehler gefunden?Jetzt melden.