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Autonomes Fahren bei Tesla
Zu wenig, zu spät: Die Fachwelt ist enttäuscht von Elon Musks Robotaxi

Elon Musk mit Cybercab am We Robot Event
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BotTalk
In Kürze:
  • Tesla stellte mit Verspätung sein erstes Robotaxi namens «Cybercab» vor.
  • Das Fahrzeug soll 2026 auf den Markt kommen und unter 30’000 Dollar kosten.
  • Experten bezweifeln die Realisierbarkeit der geplanten Zeitpläne und Preise.
  • Die Konkurrenz ist Tesla bei autonomen Fahrzeugen deutlich voraus.

«Endlich», dürften Fans und Investoren von Tesla gedacht haben. Mit mehreren Jahren Verspätung hat der Elektroautohersteller am Donnerstag sein Robotaxi vorgestellt. Das komplett selbstfahrende Cybercab hat zwei nach oben öffnende Flügeltüren und sieht ansonsten aus wie der Tesla-Bestseller Modell 3. Und: Es hat weder Lenkrad noch Gas- oder Bremspedal.

Um seiner Show den passenden Anstrich zu geben, mietete Tesla-Chef Elon Musk extra die Filmstudios von Warner Bros. in Hollywood. Vor versammelten Analysten und Tesla-Influencern liess sich der Techmilliardär, in schwarzer Lederjacke und umhüllt von Nebel, von einem Robotaxi herfahren. Medienvertreter waren keine zugelassen.

Wie gewöhnlich hielt sich Musk mit Versprechungen und Superlativen nicht zurück: Tesla wolle mit der Produktion der Fahrzeuge voraussichtlich bereits 2026 beginnen. Zudem solle das Cybercab weniger als 30’000 Dollar kosten.

Das Betriebssystem, welches dem Techkonzern endlich den Durchbruch beim vollautonomen Fahren bringen soll, wird Musk zufolge bereits im kommenden Jahr in den Tesla-Modellen 3 und Y in Kalifornien und Texas auf die Strasse kommen. Dieses Versprechen hatte er allerdings bereits einmal für 2019 abgegeben. Bislang jedoch ist Teslas «Autopilot» nicht mehr als ein Fahrassistenz-System – trotz des Zusatzes «Full Self-Driving» (FSD, komplett selbstfahrend).

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Dass sich der Zeithorizont wohl einmal mehr als zu optimistisch erweisen wird, scheint selbst Musk zu ahnen. Das Robotaxi werde erhältlich sein, «wo auch immer es uns die Regulatoren erlauben», fügte er seiner Ankündigung hinzu.

Experten sind enttäuscht

Autoexperten und Analysten teilen die Zweifel. «Wir stehen diesen Zeitplänen äusserst skeptisch gegenüber», schreibt etwa Roberto Cominotto, Aktienanalyst bei Julius Bär. Tesla liefere keine Daten über FSD oder Belege für Fortschritte in Richtung Autonomie, heisst es in der Einschätzung der Bank. Zudem würden Daten von Tesla-Besitzern zeigen, dass der Autopilot erst Distanzen von rund 500 Kilometer ohne manuelle Eingriffe erreiche. Die neuesten Versionen hätten in dem Punkt keine signifikante Verbesserung gebracht. Um eine regulatorische Genehmigung für Robotaxis zu erhalten, gelten jedoch allgemein 16’000 Kilometer als Mindestanforderung.

«Zu wenig, zu spät», lautet das Fazit der Experten zu dem, was Musk in Hollywood vorstellte. Besonders gemessen an Teslas Ansprüchen, durch technologische Quantensprünge die Autowelt nicht nur weiterzuentwickeln, sondern grundlegend zu verändern.

Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte und Direktor des CAR Institute in Bochum, schreibt in einer Rundmail vom Freitagmorgen: «Das Einzige, was Aufsehen erregt, ist der Preis von 30’000 Dollar – und der ist wenig glaubhaft.» Das 30’000-Dollar-Cybercab sei eine Wette, die nicht aufgehe.

Mehr Profit dank Verzicht auf Hightech

Was der Autoexperte damit meint: Im Gegensatz zu Konkurrenten wie dem Google-Schwesterunternehmen Waymo oder der General-Motors-Tochter Cruise verzichtet Tesla aus Kostengründen auf teure Radar- und Laser-Sensoren, um beispielsweise Hindernisse, Fussgänger oder Velos zu erfassen. Stattdessen verlässt sich das Unternehmen ausschliesslich auf Kameras. Mit der gewaltigen Menge an Videodaten, über die das Unternehmen dank seiner grossen Fahrzeugflotte verfügt, werden KI-Modelle trainiert. Diese wiederum sollen Teslas Autopiloten beibringen, selbst in heiklen Verkehrssituationen richtig zu reagieren.

Dudenhöffer ist skeptisch, dass das klappt. Musks Autopilot habe gezeigt, wie schwach Kameras als Sensoren beim autonomen Fahren seien. Bereits leichte Wettereinflüsse könnten die Kameras blind machen. Damit seien Unfälle vorprogrammiert.

In einem einzigen Auto von Waymo hingegen kann Technik im Wert von rund 100’000 Dollar verbaut sein, wie Co-Chef Dmitri Dolgov jüngst bei einem Auftritt sagte. Das macht die Robotaxis teuer, aber äusserst sicher. Eine gemeinsam mit dem Rückversicherer Swiss Re verfasste Studie kam unlängst zum Schluss: Waymos autonom fahrende Fahrzeuge sind deutlich sicherer als solche mit einem Menschen am Steuer. Bei über sechs Millionen gefahrenen Kilometern kam es zu keinem einzigen Unfall mit Personenschaden.

A Waymo driverless taxi stops on a street in San Francisco for several minutes because the back door was not completely shut, while traffic backs up behind it, on Feb. 15, 2023. (AP Photo/Terry Chea)

Mit dem Verzicht auf teures Hightech geht Elon Musk eine riskante Wette ein: Tesla versucht, bei deutlich niedrigeren Kosten ein ähnlich hohes Sicherheitslevel zu erreichen. Gelingt das, könnte das Unternehmen den Rückstand wieder wettmachen, den es in den letzten Jahren beim autonomen Fahren eingefahren hat.

Autoexperte Dudenhöffer glaubt nicht daran. «In den USA ist Waymo Tesla gut zehn Jahre voraus», sagt er. Diesen Rückstand könne Musks Unternehmen nicht in den nächsten drei Jahren wettmachen. Bereits heute absolviert Waymo in den US-Städten San Francisco, Los Angeles, Phoenix und Austin pro Woche mehr als 100’000 Fahrten – mit Passagieren und ohne einen Menschen am Steuer.

In Europa gestaltet sich die Lage anders. Europäische Städte seien komplexer, weil sie historisch gewachsen und nicht auf dem Reissbrett entworfen worden seien. Das mache sie für autonom fahrende Autos kompliziert.

Entscheidend ist für Dudenhöffers negative Einschätzung allerdings ein anderer Punkt: Auch auf dem für Autokonzerne zentralen chinesischen Markt ist Tesla gegenüber der Konkurrenz ins Hintertreffen geraten. «Robotaxis fahren in China seit drei Jahren in grosser Zahl. Bis Musk damit in den Markt kommt, werden sie in allen grösseren Städten Chinas unterwegs sein», sagt er. Tesla komme zu spät.

Die Börse reagierte enttäuscht auf Musks lang erwartetes Cybercab. Zum Börsenstart in den USA gab der Kurs der Tesla-Aktie mit einem Minus von zeitweise knapp zehn Prozent deutlich nach.

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