50 Milliarden VermögenEr ist neu der reichste Chinese
Mit seinen Handelsplattformen erwirtschaftet Colin Huang riesige Gewinne. Sein Aufstieg zeigt: Die in Peking einst in Ungnade gefallenen Techgründer sind zurück.
Der Reichtum der reichsten Menschen der Welt liegt in Aktien von Unternehmen, die steigen oder fallen, je nachdem, ob die Investoren an den künftigen Erfolg der Firmen glauben. Deshalb zeigt der jüngste Wechsel an der Spitze der Bloomberg-Milliardärsliste für China eine Trendwende an. Denn mit einem Vermögen von rund 50 Milliarden Dollar liegt dort nun erstmals seit drei Jahren wieder ein Onlineplattform-Gründer vorn: Colin Huang, der hinter den Handelsplattformen Pinduoduo (PDD) und Temu steht, die auch im Westen mit günstigen Angeboten dem Platzhirsch Amazon Konkurrenz machen.
Huang löst Zhong Shanshan ab, den Gründer des Getränkeimperiums Nongfu Spring. Zhong vorangegangen war wiederum der Alibaba-Gründer Jack Ma, der wegen kritischer Kommentare bei Parteichef Xi Jinping in Ungnade gefallen war. Die Partei war daraufhin gegen die Techgiganten vorgegangen, um ihre Marktmacht zu brechen. Im Zuge dieser Kampagne war auch der öffentlichkeitsscheue Huang von seinen operativen Rollen bei PDD zurückgetreten und musste zusehen, wie sein Vermögen um 87 Prozent schmolz.
Doch Huang ist ein spektakuläres Comeback gelungen, getragen vom internationalen Erfolg der Billigplattform Temu. Colin Huang wurde 1980 in Hangzhou geboren und zog früh in die USA, wo er einen Master an der University of Wisconsin-Madison erwarb. Im Silicon Valley schloss sich Huang dem aufstrebenden Google an. Dort arbeitete er an Suchalgorithmen und bekam Einblicke in die Funktionsweise von E-Commerce-Plattformen.
Doch während viele seiner chinesischen Kollegen in den USA blieben, entschied sich Huang, nach China zurückzukehren. Er erkannte das Potenzial des chinesischen Marktes, den die Regierung unter anderem durch heftige Zensuranforderungen gegen ausländische Firmen wie Google abschirmte.
Kritische Fragen aus dem Westen
2015 gründete er Pinduoduo. Innerhalb weniger Jahre wuchs die Plattform zu einem der grössten Onlinemarktplätze Chinas heran. 2018 ging das Unternehmen an die New Yorker Börse und erzielte eine Bewertung von fast 24 Milliarden Dollar.
Huang hat aber auch mit Problemen zu kämpfen. Erst vor wenigen Wochen besetzten Hunderte Händler die Büros von PDD im südchinesischen Guangzhou, weil sie sich über zu hohe Strafen aufregten. Damit wollte die Plattform die Qualität der Produkte sicherstellen.
Temu droht zudem zwischen die Fronten des Grossmächtekonflikts zu geraten, ähnlich wie Tiktok oder Shein. Es mehren sich in den USA die Vorwürfe von unfairem Wettbewerb, Produktfälschungen und Gesundheitsgefahren durch die Billigimporte aus China. Für Huang, der seine Techkarriere in den USA begann, muss das frustrierend sein.
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