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Neues Sortiment
Amazon kopiert Chinas Billighändler Temu

Symbolbild: Die Temu-APP, fotografiert am Freitag, 1. Maerz 2024 in Zuerich. (KEYSTONE/Christian Beutler)
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Amazon plant, sich gegen die wachsende Konkurrenz von Temu und Shein zu wehren. Und zwar, indem es deren Geschäftsmodelle mit einem neuen Rabattbereich direkt aus China nachahmt. Laut Medienberichten beabsichtigt der US-Händler, einen eigenen Onlineshop für preisgünstige Kleidung und Haushaltswaren aufzusetzen. Dies sei der bisher grösste Schritt des Unternehmens, um dem Aufstieg von Discount-Anbietern wie Temu und Shein entgegenzuwirken, schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Die Pläne seien auf Websites für chinesische Drittanbieter veröffentlicht worden, heisst es. Sie zeigten, dass Amazon Waren direkt von China aus an Kunden versenden will. Die «Financial Times» berichtet, bei einem Treffen kürzlich mit chinesischen Topverkäufern habe der US-Konzern den neuen Kanal vorgestellt. Er ziele darauf ab, amerikanische Käufer per Luftfracht aus Lagerhäusern in China zu beliefern. Das gehe aus einer Präsentation hervor.

Danach beabsichtige Amazon, den neuen Bereich auf der Startseite seiner Plattform einzubinden und die extrem preiswerten Waren innerhalb von neun bis elf Tagen zu liefern. Das Angebot würde sich an US-Verbraucher richten, die bereit sind, länger als die für Amazon typischen ein- oder zweitägigen Lieferfristen zu warten, um ein Schnäppchen zu machen.

Amazon und andere etablierte US-Einzelhandelsunternehmen haben mit dem rasanten Aufstieg von Temu, einer Einheit von PDD Holdings Inc., und dem Online-Modehändler Shein zu kämpfen. Beide locken Kundinnen und Kunden mit hohen Rabatten und – im Fall von Temu – mit vielen Werbespots im Fernsehen und auf Social Media.

«Wir suchen ständig nach neuen Wegen, um mit unseren Vertriebspartnern zusammenzuarbeiten und unsere Kunden mit einer grösseren Auswahl, niedrigeren Preisen und grösserem Komfort zu erfreuen», sagte ein Amazon-Sprecher auf Anfrage. Offiziell bestätigen will Amazon die Pläne nicht.

«Direkt aus China» soll Waren für unter 20 Dollar liefern

Der E-Commerce-Unternehmer Alexander Graf sieht die Pläne des US-Konzerns kritisch: «Was Amazon vorhat, ist nur eine Komponente des Erfolgsmodells von Temu», sagte er der SZ. Die wichtigere Herausforderung sei eher, dass Amazon es schafft, mehr Nachfrage auf der eigenen Plattform zu erzeugen. Doch darauf fehle weiterhin die Antwort.

Amazon fing in diesem Jahr damit an, die Gebühren zu senken, die es Händlern für den Verkauf von Billigkleidung in Rechnung stellt. Der Schritt galt als erster klarer Versuch, mit den Billigpreisen von Temu und Shein zu konkurrieren.

Die beiden chinesischen Plattformen nutzen Schlupflöcher, um eine Flut chinesischer Waren direkt vom Händler per Flugzeug in die USA und nach Europa zu schicken. Zwei Milliarden Sendungen waren es nach offiziellen Angaben 2023 allein in Europa. Sie kommen meist zollfrei zunächst in den Niederlanden oder Belgien an, um von dort unter anderem nach Deutschland transportiert zu werden.

Beide chinesischen Unternehmen stehen wegen dieser Vorgehensweise unter politischem Druck, und zwar sowohl in der EU als auch in den USA. Sie gilt als wettbewerbsverzerrend und umweltschädlich. Teils entspräche die Ware nicht den EU-Sicherheitsstandards.

Amazon versucht, die chinesischen Händler nun einzubinden. Wer in das neue Programm aufgenommen werde, würde seine Waren an ein von Amazon betriebenes Lager in China schicken. Der US-Konzern leite sie an seine Lager in den USA weiter.

Der in der Erprobung befindliche Bereich «Direkt aus China» würde Waren umfassen, die für weniger als 20 Dollar pro Stück verkauft werden, weniger als ein Pfund wiegen und nicht essbar oder flüssig sind. Laut Präsentation wird Amazon diesen Sommer mit der Registrierung von Verkäufern beginnen und das Angebot im Herbst einführen.