Staatsbegräbnis in MailandTausende erweisen Berlusconi die letzte Ehre
Hochrangige Politiker aus Italien und Europa zollen dem früheren Ministerpräsident Italiens Respekt. In den Strassen verfolgen seine Anhänger die Prozedur auf Grossleinwand.
Tausende Menschen haben in Mailand dem verstorbenen ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi bei einem Staatsbegräbnis die letzte Ehre erwiesen. Geschmückt mit weissen, roten und grünen Blumen wurde der Sarg am Mittwoch von Berlusconis Villa in Arcore aus durch die ganze Stadt gefahren, wo er am Nachmittag den Mailänder Dom erreichte. Die Trauerfeier fand im Beisein vieler hochrangiger Politiker statt.
An den Strassen und auf dem Vorplatz des Doms versammelten sich zahlreiche Menschen, die klatschten und winkten. Darunter waren auch viele Fans des AC Mailand, dessen Präsident Berlusconi mehrere Jahrzehnte gewesen war. (Lesen Sie hier mehr zu Berlusconis Vermächtnis im Fussball: Er verärgerte den Papst und machte einen Schuhverkäufer zum Startrainer)
In der glühenden Sonne standen die Berlusconi-Anhänger hinter einer Absperrung auf dem Domvorplatz, sie riefen «Silvio» oder «Danke, du bist der Einzige» und applaudierten. «Silvio Berlusconi ist meine erste und letzte politische Liebe. Es ist ein sehr trauriger Tag für Italien», sagte Luigi Vecchione, ein 48-jähriger Angestellter in einer Textilfabrik, der aus dem Piemont angereist war.
Eskortiert von einer Ehrenformation wurde der Sarg in den Dom getragen, Berlusconis Familie lief dahinter. Der Erzbischof von Mailand, Mario Delpini, leitete die Trauerfeier. «Wenn ein Mensch ein Politiker ist, will er gewinnen. Er hat Unterstützer und Gegner. Manche vergöttern ihn, manche können ihn nicht ausstehen», sagte er in seiner Predigt. «Aber was können wir im Moment von Abschied und Gebet über Silvio Berlusconi sagen? Er war ein Mann mit einer Sehnsucht nach Leben, mit einer Sehnsucht nach Liebe, mit einer Sehnsucht nach Freude», fügte er hinzu.
Unter den Trauergästen befanden sich unter anderen der italienische Präsident Sergio Matarella und Regierungschefin Giorgia Meloni. Die europäische Kommission wurde durch EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni vertreten. Als einige der wenigen ausländischen Gäste waren der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban, Katars Emir Tamim bin Hamad al-Thani und der irakische Präsident Abdel Latif Raschid angereist.
Meinungen über Berlusconi gehen seit jeher auseinander
Diejenigen, die keinen Platz im Mailänder Dom ergattern konnten, verfolgten die Trauerfeier auf zwei grossen Leinwände auf dem Vorplatz des Doms.
In Mailand und ganz Italien wehten die Fahnen an öffentlichen Gebäuden auf Halbmast, die Regierung rief eine eintägige Staatstrauer aus, was für den Tod eines ehemaligen Ministerpräsidenten eine Premiere ist. Darüberhinaus gehen die Meinungen über Berlusconi in Italien seit jeher stark auseinander.
Berlusconi war an Leukämie erkrankt und am Montag im Alter von 86 Jahren in einem Mailänder Krankenhaus gestorben. Der Gründer der rechtskonservativen Partei Forza Italia hatte das öffentliche Leben in Italien über Jahrzehnte in verschiedenen Rollen geprägt – nicht nur als Regierungs- und Parteichef, sondern auch als Medienmogul und langjähriger Eigentümer des Fussballvereins AC Mailand.
Zwischen 1994 und 2011 war Berlusconi dreimal Ministerpräsident. In seiner langen Laufbahn machte er allerdings auch durch eine Reihe von Skandalen Schlagzeilen.
Berichten italienischer Medien zufolge wird Berlusconis Asche auf seinem Luxusanwesen in Arcore bei Mailand bestattet.
AFP/step
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