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Tödliche Fahrt in Berlin
Täter äussert sich «wirr», Schule bleibt offen

Die Spuren der Tat in Berlin am Mittwochabend.
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Die Kaulbach-Schule in Bar Arolsen in Nordhessen ist am Donnerstag geöffnet. Für die Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler, sie sollen reden können über ihre Trauer, ihren Schock, über die Bilder aus Berlin: Sanitäterinnen, die Bahren in Krankenwägen schieben, Polizisten, die den Tatort abriegeln. Zersplittertes Glas, umgefallene Blumenkübel, Flatterband.

Am Mittwochmorgen ist am Kürfürstendamm ein Mann mit seinem Auto
in eine Gruppe Menschen gefahren. Darunter: die zehnte Klasse der Kaulbach-Schule, das waren 24 Schülerinnen und Schüler, die ihre Prüfungen geschrieben hatten und nun die Hauptstadt besuchten. Eine Lehrerin wurde getötet, ein Lehrer schwer verletzt. 32 Menschen wurden insgesamt verletzt, sechs von ihnen lebensgefährlich und drei schwer. Sieben Jugendliche liegen noch im Krankenhaus, sagte Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey am Donnerstag.

Täter äussert sich «wirr»

Der Todesfahrer hatte nach Erkenntnissen der Polizei in der Vergangenheit psychische Probleme. Der 29-Jährige Mann armenischer Herkunft sei bei der Polizei schon mehrfach aufgefallen, es habe Ermittlungen gegeben wegen Körperverletzung, Hausfriedensbruchs und Beleidigung. Giffey zufolge handelt es sich bei der Tat um eine  «Amoktat eines psychisch schwer beeinträchtigten Menschen». Es gebe «teilweise wirre Äusserungen des Mannes». Mit Hilfe eines Dolmetschers wolle man nun mehr herausfinden, berichtete der Rundfunk Berlin-Brandenburg.

Die Berliner Staatsanwaltschaft will den Täter vorläufig in einer Psychiatrie unterbringen lassen. Es spreche «relativ viel» für eine paranoide Schizophrenie des Manns, sagte ein Sprecher der Behörde.

Wie der Sprecher weiter sagte, fuhr der Täter in zwei Menschengruppen. Der Mann sei «bewusst mit einem Fahrzeug» in eine erste Gruppe von Menschen an der Ecke Kurfürstendamm und Rankestrasse sowie dann auf der Tauentzienstrasse in eine Gruppe von Schülern und Lehrern gefahren. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm einen Mord sowie 31 Fälle von versuchtem Mord vor.

Inzwischen durchsuchte die Polizei die Wohnung des Täters und auch sein Mobiltelefon und sein Computer werden «sehr intensiv untersucht».

Schule bleibt offen

Kurz nach der Tat wurden die unverletzten Schülerinnen und Schüler in einem Hotel psychologisch betreut, in der Nacht fuhren sie dann zurück nach Hessen. Dort vor dem Schulgebäude stehen weisse Rosen, brennen Grablichter. Die Webseite ist vom Netz genommen.

Bereits seit Mittwoch ist die Polizei an der Haupt- und Realschule, sagte Polizeisprecher Dirk Richter, im Krisenstab sind ausserdem Notfallseelsorger, der Jugendkoordinator, der Opferschutzbeauftrage. Während sie zunächst vor allem die Eltern betreuten, würden sie gerade allen Redeangebote machen, die reden wollten. Richter, der seit 40 Jahren bei der Polizei ist, sagt: «Das schockiert einen natürlich, weil man nicht versteht, wieso jemand so etwas tut.»

«Wir haben hier ein Schulzentrum in einem kleinen Mittelzentrum», sagte Landrat Jürgen van der Horst. In Bad Arolsen mit seinen 16’000 Einwohnerinnen und Einwohnern kenne jeder jeden und deshalb sei die ganze Stadt betroffen. Er sprach von einem «schlimmen Tag mit schlimmen Nachrichten».

An diesem Donnerstag war die Schule dann bewusst offen, sie solle ein «Ort des Dialogs» sein, sagte der Landrat. Ein Andachtsraum werde eingerichtet. Die Schule nahm die Schülerinnen und Schüler aus Berlin in Empfang, abgeschirmt von Polizei und Ordnungsamt, es wurde aber auch regulärer Unterricht angeboten. Psychologen sind weiterhin vor Ort, gegen Mittag kam auch der hessische Ministerpräsident Boris Rhein.