Schlechte PrognoseSzenario einer Massenentlassung bei der Swiss wird wahrscheinlicher
Die Airline muss die für den Sommer gesteckten Ziele runterschrauben. Derweil bereitet sie kommunikativ den Boden für harte Massnahmen.
Seit Dieter Vranckx Anfang Jahr als CEO der Swiss übernommen hat, setzt es Enttäuschung um Enttäuschung. Der Jahresbeginn war deutlich schlechter als erwartet. Und jetzt muss der schweizerisch-belgische Doppelbürger auch die Ziele für den Sommer herunterschrauben, von dem sich die Gesellschaft so viel erhofft hatte.
«Die Swiss wird im Hochsommer nicht wie geplant rund 65 Prozent ihrer Vorkrisenkapazität anbieten, sondern lediglich 50 bis 55 Prozent», hiess es am Donnerstagmorgen in einer Medienmitteilung zum Ergebnis im ersten Quartal. Dieses erfüllte mit einem Verlust von 201 Millionen Franken ungefähr die tiefen Erwartungen: Anfang März hatte die Swiss-Spitze davon gesprochen, pro Tag etwa zwei Millionen zu verlieren. Vom 1,5 Milliarden Franken schweren Rettungskredit, den der Bund grösstenteils garantiert, sei noch deutlich mehr als die Hälfte übrig. Im Moment bietet die Swiss im Schnitt nur ein Viertel der Kapazität von vor der Pandemie an.
«Wir sind gezwungen, eine signifikante Redimensionierung des Unternehmens zu prüfen.»
Neben der Bekanntgabe der harten Zahlen verschärft das Unternehmen den Ton in Bezug auf einen grösseren Abbau an Angestellten. «Angesichts der bisher ausgebliebenen Erholung und des sich immer weiter verzögernden Aufschwungs ist auch die grösste Kostendisziplin nicht mehr ausreichend, um die künftige Wettbewerbsfähigkeit der Swiss sicherzustellen», lässt sich CEO Vranckx zitieren. Das Hauptproblem sind die anhaltend harten Reiserestriktionen, gegen die sich die Swiss zusammen mit anderen Unternehmen in der Branche seit längerem auch politisch zur Wehr setzt.
«Wir sind gezwungen, eine signifikante Redimensionierung des Unternehmens zu prüfen», so Vranckx weiter. Das hätte auch einen Einfluss auf die Grösse der Belegschaft. Weitere Details wird die Swiss in den nächsten Wochen bekannt geben.
Lufthansa baut weiter ab
So drastisch hatte die Airline das bislang noch nicht formuliert. Bisher war bloss klar, dass sie bis Ende 2021 weitere 500 der 10’000 Angestellten, die sie Anfang Jahr zählte, über natürliche Fluktuation würde abbauen wollen. Will sie «in den nächsten Wochen» über eine Massenentlassung kommunizieren, müsste wohl bald ein Konsultationsverfahren mit den Sozialpartnern in die Wege geleitet werden. Dabei dürften diese Vorschläge machen, wie Entlassungen verhindert werden könnten. Auf die Frage, ob ein solches Verfahren in Planung sei, äussert sich die Swiss-Medienstelle nicht im Detail.
Bei den Plänen der Swiss scheint es keine grosse Rolle zu spielen, dass der Bundesrat in den kommenden Wochen wohl eine Verlängerung der maximalen Kurzarbeitsdauer über den Spätsommer hinaus beschliesst. Diese war für Vranckx’ Vorgänger Thomas Klühr entscheidend gewesen, als er wiederholt sagte, er versuche, mit der ganzen Belegschaft durch die Krise zu kommen.
Der Swiss-Mutterkonzern Lufthansa hat sich schon längst von diesem Ziel verabschiedet: Er hat am Donnerstag mitgeteilt, dass er weitere 10’000 Stellen abbauen wolle. Nachdem er im Zuge der Krise bereits 24’000 Vollzeitstellen abgebaut hatte, zählt er aktuell noch 93’500.
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