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Bashar al-Assad
Der Diktator, der kein Blut sehen konnte

This handout picture provided by the Saudi Press Agency (SPA) on November 11, 2023, shows Syrian president Bashar al-Assad attending an emergency meeting of the Arab League and the Organisation of Islamic Cooperation (OIC), in Riyadh. Arab leaders and Iran's president are in the Saudi capital on November 11, for a summit meeting expected to underscore demands that Israel's war in Gaza end before the violence draws in other countries. The emergency meeting of the Arab League and the Organisation of Islamic Cooperation (OIC) comes after Hamas militants' bloody October 7 attacks that Israeli officials say left about 1,200 people dead and 239 taken hostage. (Photo by SAUDI PRESS AGENCY / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / HO/ SAUDI PRESS AGENCY" - NO MARKETING NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS
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In Kürze:
  • Bashar al-Assad wurde Präsident nach dem frühen Tod seines Bruders.
  • Assad unterdrückte den syrischen Aufstand 2011 mit brutaler Gewalt.
  • Iran, Russland und Hizbollah sicherten Assads militärisches Überleben.
  • In Idlib starteten syrische Rebellen eine unerwartete Offensive gegen Assad.

Eigentlich sollte er nie Präsident werden. Den Aufstieg ins höchste Staatsamt verdankt Bashar al-Assad dem unerwartet frühen Tod seines grossen Bruders. Nach dem Willen des Vaters und Langzeit-Diktators Hafis al-Assad hätte sein ältester Sohn ihm nachfolgen sollen. Doch Basil al-Assad verpasste an einem Wintertag Anfang 1994 auf dem Weg zum Flughafen in der Eile und wegen Regens die Abfahrt: Er starb am Steuer seines schnellen Mercedes.

Nur so kam der studierte Augenarzt Bashar nach dem Tod seines Vaters im Jahr 2000 an die Macht, die personifizierte Notlösung. Von Optimisten als potenzieller Reformer missgedeutet und während der sehr kurzen Periode des «Frühlings von Damaskus» Anfang der 2000er-Jahre von hoffnungsfrohen westlichen Staatsmännern und Diplomaten gebauchpinselt, wurde Assad junior zu einem der brutalsten und überlebensfähigsten Führer der arabischen Welt.

Den Aufstand 2011 liess Assad niederknüppeln

Der leicht lispelnde Syrer, der über sich selbst gesagt haben soll, er könne trotz seines Medizinerberufs eigentlich «kein Blut sehen», gab von Beginn des arabischen Aufstands 2011 an kein Pardon. Er liess auf die oft noch jungen Demonstranten schiessen, vermutete in seinem Misstrauen gegen jede Art von Pluralität nicht zu Unrecht auch die Muslimbrüder und andere beinharte islamistische Gruppen in ihren Reihen. Also versuchte er, die Rebellion mit unfassbarer Brutalität abzuwürgen.

Der Preis des syrischen Bürgerkriegs, der eigentlich nie geendet hat, sind bis heute geschätzt fast eine halbe Million Tote. Dazu Millionen an Flüchtlingen, die in die benachbarte Türkei und von dort weiter nach Europa zogen – eine Weile war fast die halbe syrische Bevölkerung auf der Flucht. Zerstörte Städte und eine ruinierte Wirtschaft; der Bürgerkrieg führte das Land an den Abgrund, an dem es bis heute verharrt.

Die Unterdrückung des Aufstands, das Aushungern ganzer Städte, der Einsatz von Giftgas, die Carte blanche für Wladimir Putins Luftwaffe bei der Terror-Bombardierung von Zivilisten: Ein Platz im Jahrbuch der Unmenschen ist dem heute 59-jährigen Assad sicher. Dazu die politischen Morde, die dokumentiert systematische Folter von Verdächtigen, die Entführungen und die unmenschlichen Haftbedingungen in den Geheimdienstgefängnissen.

Assad ist auf Hilfe von aussen angewiesen

Sein militärisches und politisches Überleben hatte der bereits am Abgrund stehende Gewaltherrscher dem Iran, Russland und der Hizbollah zu verdanken. Von 2013 an schickten die Mullah-Herrscher in Teheran die libanesische Hizbollah aufs syrische Schlachtfeld. Im Schlepptau hatte sie die Geheimdienststrategen der iranischen Revolutionsgarden.

Daher war es fast selbstverständlich, dass die professionell trainierten Hizbollah-Kämpfer in den Krieg einstiegen und begannen, das Blatt militärisch für Assad zu wenden. Endgültig in die Enge getrieben wurden die syrischen Rebellen aber durch den Einsatz der russischen Luftwaffe im Bürgerkrieg. Wladimir Putins Jets griffen kurz nach der Hizbollah ein.

In this pool photograph distributed by the Russian state agency Sputnik on July 25, 2024, Russia's President Vladimir Putin (R) shakes hands with Syria's President Bashar al-Assad during their meeting at the Kremlin in Moscow on July 24, 2024. (Photo by Valery SHARIFULIN / POOL / AFP) / Editor's note : this image is distributed by Russian state owned agency Sputnik

Dem Gewicht der Russen, der Iraner und der Hizbollah hatten die untereinander heillos zerstrittenen Rebellen wenig entgegenzusetzen. Und das trotz westlicher Finanz- und Waffenhilfe, die anfangs noch floss, vor allem aus den USA. Dass die USA zugleich den «Islamischen Staat» in Syrien bekämpften, machte den Krieg noch weniger überschaubar. Auch die Türken griffen ein, beschossen Kurden und Assad-Truppen. Der Krieg in Syrien war auch ein klassischer Stellvertreterkrieg.

Der Aufstand selbst wurde getragen von einem wilden Haufen aus wenigen im Grundzug demokratisch orientierten Freiheitskämpfern, vielen Islamisten und zahlreichen internationalen Jihadisten samt freiwilligen Kämpfern aus dem Ausland.

Schnell gewannen die Jihadisten die Überhand, wurde das Land zum Schlachtfeld eines Heiligen Kriegs der Kopfabschneider, die nicht nur Assads Soldaten massakrierten, sondern in der Hoffnung auf Lösegeld auch Jagd auf internationale Journalisten machten. Die westliche Welt wandte sich immer weiter ab; mithilfe der Russen und der Hizbollah drängte Assad seine Gegner in der Provinz Idlib in die Ecke.

Dort bildeten sie unter der Führung der Gruppe Hayat Tahrir al Scham und des ehemaligen al-Qaida-Kommandeurs Abu Mohamed al-Jowlani einen Rumpfstaat, der seit Jahren zu einem guten Teil von türkischem Geld lebte und de facto heute fast schon eine inoffizielle Provinz der Türkei ist: Türkische Hilfsorganisationen, Banken und andere Einrichtungen bestimmen in Idlib das Bild.

Jetzt haben die syrischen Rebellen von Idlib aus eine unerwartete Offensive gestartet. Für den syrischen Gewaltherrscher Bashar al-Assad könnte es nun schnell eng werden.