Grossoffensive von IslamistenSyriens Machthaber Assad sagt Rebellen den Kampf an – Luftangriff auf Spital in Idlib
Nach der Einnahme der Stadt Aleppo durch islamistische Rebellen hat Präsident Baschar al-Assad den von Islamisten angeführten Kräften den Kampf angesagt.
Nach der Einnahme der Stadt Aleppo durch Rebellen hat Syriens Machthaber Baschar al-Assad den von Islamisten angeführten Kräften den Kampf angesagt. Die «Zerschlagung des Terrorismus» diene der Stabilität und Sicherheit der gesamten Region, sagte Assad nach Angaben der syrischen Präsidentschaft bei einem Treffen mit dem iranischen Aussenminister Abbas Araghtschi in Damaskus.
Irans Aussenminister sagte Syrien derweil weiterhin Unterstützung dabei zu. Er warf Israel und den USA vor, hinter dem Vormarsch der Rebellen zu stecken. Der Iran ist neben Russland der wichtigste Verbündete von Assad.
Einem von der Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) geführtem Bündnis war es gelungen, syrische Regierungstruppen in kürzester Zeit aus der Stadt Aleppo zu verdrängen und am Wochenende die Kontrolle über die Stadt zu übernehmen.
Syrien fliegt Luftangriffe auf Rebellenhochburg
Die syrische Armee hat Luftangriffe auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Idlib im Nordwesten des Landes geflogen. Dabei seien mindestens fünf Zivilisten getötet und zahlreiche Wohngebäude seien zerstört worden, teilten Aktivisten des syrischen Zivilschutzes, auch als Weisshelme bekannt, mit. Mindestens 30 Menschen wurden demnach verletzt, darunter Frauen und Kinder. Gemäss dem Journalisten Rami Jarrah wurde in Idlib auch ein Spital getroffen, er teilte entsprechende Videos auf X.
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Die syrische Staatsagentur Sana meldete zudem Luftschläge gemeinsam mit Russland in den Randbezirken der Stadt Al-Safira, südlich von Aleppo. Bereits in der Nacht zu Montag hatte Russland als Verbündeter der syrischen Regierung die Stadt Aleppo bombardiert.
Schon über 500 Tote
Seit dem Wiederaufflammen des Konlikts sind bereits mehr als 500 Menschen getötet worden. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die mit einem breiten Netz an Informanten stets gut informiert ist, waren unter den Todesopfern auch 92 Zivilisten.
Unter den Aufständischen kamen mindestens 217 Kämpfer der Islamistengruppe HTS ums Leben sowie 51 Kämpfer der sogenannten «Freien Syrischen Armee», die von der Türkei unterstützt wird. Aufseiten der syrischen Soldaten und regierungstreuen Truppen gab es demnach 154 Todesopfer.
Westliche Staaten: Weitere Vertreibungen verhindern
Die neue Eskalation in Syrien fällt angesichts der Kriege im Libanon und im Gazastreifen mitten in eine höchst angespannte Lage im Nahen Osten – und kann davon nicht losgelöst betrachtet werden. Die Rebellen dürften die aktuelle Schwäche proiranischer Milizen und des Irans selbst für ihren Vorstoss ausgenutzt haben. Russland als wichtigster Verbündeter des syrischen Regimes ist zudem im Krieg in der Ukraine gebunden.
«Wir verfolgen die Entwicklungen in Syrien genau und fordern alle Parteien zur Deeskalation und zum Schutz der Zivilbevölkerung und der Infrastruktur auf, um weitere Vertreibungen und Unterbrechungen des humanitären Zugangs zu verhindern», hiess es in einer in der Nacht vom US-Aussenministerium veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der vier Nato-Staaten USA, Deutschland, Frankreich und Grossbritannien.
Die derzeitige Eskalation unterstreiche nur die dringende Notwendigkeit einer politischen Lösung des Konflikts unter syrischer Führung im Einklang mit der Resolution 2254 des UN-Sicherheitsrats. Das oberste Gremium der Vereinten Nationen hat eine Reihe von Resolutionen zum Syrienkrieg verabschiedet. Die Resolution 2254 vom 18. Dezember 2015 sieht unter anderem die Vermittlung von Friedensgesprächen der Regierung mit der Opposition vor.
Bürgerkrieg seit 2011
Die Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), welche das Bündnis der Rebellen anführt, wird unter anderem von den USA als Terrororganisation eingestuft und verfolgt Experten zufolge eine salafistisch-dschihadistische Ideologie.
Der Bürgerkrieg war 2011 in Syrien ausgebrochen, Hunderttausende kamen ums Leben, es gab grosse Zerstörung und eine grosse Fluchtbewegung aus dem Land. Viele Flüchtlinge aus Syrien suchten Schutz im Libanon, der gerade selbst Schauplatz eines Krieges zwischen Israel und der schiitischen Hizbollah-Miliz war.
SDA/sme
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