Newsticker zur Lage in SyrienAutobombe in Nordsyrien tötet mindestens 19 MenschenTrump will sich nicht auf Abzug von US-Truppen festlegenStaatsagentur: Al-Scharaa Übergangspräsident Syriens
In Syrien beenden islamistische Rebellen die Herrschaft von Bashar al-Assad. Die aktuellen Entwicklungen gibt es hier im Newsticker.
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Timeline zu Bashar al-Assads Herrschaft: Jahre des Grauens
Israel-Palästina-Krieg: Newsticker zum Krieg im Nahen Osten
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Syriens Regierungschef an Flüchtlinge: «Kommen Sie zurück!»
Nach dem Umsturz in Syrien ruft der neue Regierungschef Mohammed al-Bashir syrische Flüchtlinge in aller Welt auf, in ihre Heimat zurückzukehren. «Mein Appell richtet sich an alle Syrer im Ausland: Syrien ist jetzt ein freies Land, das seinen Stolz und seine Würde wiedererlangt hat. Kommen Sie zurück!», sagte Bashir in einem Interview der italienischen Zeitung «Corriere della Sera».
Nach dem Ende der jahrzehntelangen Herrschaft der Assad-Familie muss nun nach den Worten Bashirs, der zunächst bis März amtieren soll, erst einmal Sicherheit und Stabilität in allen Städten Syriens wiederhergestellt werden, damit die Menschen zum normalen Leben zurückkehren können. Es sei dann eines seiner wichtigsten Ziele, dem Land zu einem Aufschwung zu verhelfen. Dabei könnten Rückkehrer nach Syrien mit ihrer Erfahrung eine wichtige Rolle spielen. «Wir müssen unser Land wieder aufbauen und auf die Beine bringen, und wir brauchen die Hilfe aller», sagte er.
Bashir will Rechte aller Menschen garantieren
Bashir war zuvor Regierungschef in der Rebellenhochburg Idlib, von der aus die Islamistengruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) ihre Offensive gestartet hatte, die zum Sturz von Bashar al-Assad führte. Befürchtungen von Kritikern, die HTS könne einen zu starken islamistischen Einfluss auf das restliche Syrien haben, versuchte Bashir auszuräumen.
«Das falsche Verhalten einiger islamistischer Gruppen hat dazu geführt, dass viele Menschen, vor allem im Westen, Muslime mit Terrorismus und den Islam mit Extremismus verbinden», sagte er. Dies sei jedoch eine falsche Darstellung. Er beteuerte, die Rechte aller Menschen in Syrien garantieren zu wollen.
Auf die Aussenpolitik angesprochen sagte Bashir, er und seine Übergangsregierung hätten «keine Probleme mit Staaten, Parteien oder Sekten, die sich von Assads blutrünstigem Regime distanziert haben». Die Frage, ob dies bedeute, dass er sich vom Iran, Russland und der Hisbollah distanzieren und mit Israel Frieden schliessen wolle, beantwortete Bashir nicht.
Bashir war nach dem Sturz von Bashar al-Assad mit der Bildung einer neuen syrischen Regierung beauftragt worden. Seine Übergangsregierung soll nach seinen Worten bis März die Geschäfte führen. (DPA)
Israel und USA laut Iran für Umsturz in Syrien verantwortlich
Irans Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Khamenei hat seine Erzfeinde USA und Israel für den Umsturz in Syrien verantwortlich gemacht. «Es darf keinen Zweifel geben, dass das, was in Syrien geschehen ist, das Ergebnis eines gemeinsamen amerikanisch-zionistischen Plans ist», sagte der Religionsführer laut dem staatlichen Rundfunk in der Hauptstadt Teheran.
Khamenei erklärte, der Iran habe Beweise für seine Vorwürfe. «Auch eine Nachbarregierung Syriens spielt eine Rolle», sagte der 85-Jährige, offenbar eine Anspielung auf die Türkei, die im Norden Syriens militante Aufständische unterstützt. «Aber die Hauptverantwortlichen für die Planung sind die USA und das zionistische Regime», sagte Khamenei.
Nach einer Blitzoffensive hatten Rebellen in Syrien unter Führung der islamistischen Haiat Tahrir al-Scham (HTS) Langzeitmachthaber Bashar al-Assad gestürzt. Syriens Regierung galt als zentraler Verbündeter für Teheran.
Hizbollah hoffen auf Positionierung Syriens gegen «israelische Besatzung»
Die libanesische Hizbollah-Miliz hat nach dem Sturz des syrischen Machthabers Bashar al-Assad ihre Hoffnung auf eine Positionierung der neuen Führung im Land gegen Israel ausgedrückt. «Wir hoffen, dass sich Syrien stabilisiert (…), sich entschieden gegen die israelische Besatzung stellt und gleichzeitig eine ausländische Einmischung in seine Angelegenheiten verhindert», erklärte die pro-iranische Miliz, die jahrelang an der Seite Assads gekämpft hatte, am Dienstag.
Unter Assad war Syrien ein wichtiger Bestandteil der vom Iran angeführten «Achse des Widerstands» gegen Israel, zu der neben der Hizbollah auch die islamistische Palästinenserorganisation Hamas gehören. Die Hamas hatte den Syrern nach Assads Sturz gratuliert und «alle Teile des syrischen Volkes» aufgerufen, «ihre Reihen zu schliessen».
HTS-Anführer: Syrien steht kein weiterer Krieg bevor
Syrien steht nach Aussagen des Anführers der Islamistengruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS), Ahmed al-Sharaa, kein weiterer Krieg bevor. Die Befürchtungen westlicher Staaten, dass die Gewalt auch nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Bashar al-Assad andauern könnte, seien «unnötig», sagte er dem Nachrichtensender Sky News.
Die Gefahr sei von Assads Regierung und proiranischen Milizen ausgegangen. «Deren Beseitigung ist die Lösung», betonte Sharaa. Syrien werde wieder aufgebaut. Das Land bewege sich auf Stabilität zu. Sharaa trat zuvor unter seinem Kampfnamen Abu Mohammed al-Dulani auf. Zuletzt aber mit seinem Klarnamen in die Öffentlichkeit.
Israel: Hunderte Militäranlagen in Syrien bombardiert
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben in den vergangenen 48 Stunden mehr als 350 Militäranlagen in Syrien beschossen. Ein Grossteil der strategischen Waffenarsenale in dem Land seien ins Visier genommen worden, hiess es in einer Mitteilung vom Dienstag. Demnach trafen Kampfflugzeuge syrische Luftabwehrsysteme, Militärflugplätze, Raketenlager und Dutzende Waffenwerke in den Städten Damaskus, Homs, Tartus, Latakia und Palmyra.Bei Marineoperationen in der Nacht zum Dienstag feuerten israelische Schiffe zeitgleich auf zwei syrische Marineanlagen – die Häfen in al-Bajda und Latakia, wo nach israelischen Militärangaben 15 syrische Marineschiffe angelegt hatten.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu bestätigte am Dienstag, dass die Streitkräfte Syrien mit Luftangriffen überzogen hätten, um verbliebene militärische Kapazitäten der Regierung des gestürzten Präsidenten Baschar al-Assad zu zerstören. Sein Land wolle sich nicht in die inneren Angelegenheiten Syriens einmischen, jedoch notwendige Schritte ergreifen, um Israel zu schützen und zu verhindern, dass Dschihadisten die Kontrolle über syrische Militäranlagen erlangen könnten.
Zugleich sei Israel an Beziehungen zur künftigen syrischen Regierung interessiert, betonte Netanyahu. Doch falls die neue Führung dem Iran erlauben sollte, wieder in Syrien Fuss zu fassen oder iranische Waffen oder andere Rüstungsgüter an die Hisbollah zu liefern oder Israel zu attackieren, werde Israel entschlossen reagieren.
Israel will entmilitarisierte Zone in Südsyrien schaffen
Das israelische Militär soll nach den Worten von Verteidigungsminister Israel Katz in Südsyrien eine entmilitarisierte Zone schaffen. Ziel sei, Angriffe auf Israel zu verhindern, erklärte Katz bei einem Besuch einer Marinebasis in Haifa. Er habe die Armee angewiesen, eine «Verteidigungszone» ohne dauerhafte israelische Präsenz im Süden Syriens einzurichten, die frei von Waffen und terroristischen Bedrohungen sei. So solle verhindert werden, dass Terrorismus in Syrien Wurzeln schlage und sich organisiere, sagte Katz.
Es war zunächst unklar, ob die vom Verteidigungsminister angestrebte Zone über eine Pufferzone im Grenzgebiet zu Syrien hinausgehen würde, die das israelische Militär nach dem Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad eingenommen hat.
Beobachter: IS tötete mehr als 50 syrische Soldaten
Kämpfer der Terrororganisation Islamischer Staat haben Aktivisten zufolge während der Rebellenoffensive in Syrien mehr als 50 Soldaten der syrischen Armee getötet.
«Während des Zusammenbruchs des Regimes» von Langzeitmachthaber Baschar al-Assad hätten die Dschihadisten «Personen gefangen genommen, die vor dem Militärdienst in die Wüste» geflohen seien, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. 54 von ihnen seien nahe Al-Suchna in Zentralsyrien getötet worden.
Die Kriegsbeobachter mit Sitz in Grossbritannien stützen sich auf ein grossangelegtes Netz aus Informanten in Syrien. Trotz des 2019 verkündeten militärischen Siegs über den Islamischen Staat sind IS-Zellen weiterhin im Land aktiv. (DPA)
Israel zerstört syrische Kriegsflotte
Israel hat nach Angaben von Verteidigungsminister Israel Katz in der Nacht syrische Marineschiffe massiv mit Raketen angegriffen. Die israelischen Streitkräfte seien bereits seit mehreren Tagen in Syrien im Einsatz, «um strategische Einrichtungen anzugreifen und zu zerstören, die den Staat Israel bedrohen», sagte Katz am Dienstag bei einem Besuch auf einem Marinestützpunkt in der Stadt Haifa im Norden Israels. «Die Marine hat letzte Nacht mit grossem Erfolg die syrische Flotte zerstört», verkündete Katz.
In Syrien hatten islamistische Kämpfer im Zuge ihrer Offensive gegen die syrischen Regierungstruppen am Sonntag die Hauptstadt Damaskus erreicht und den langjährigen Machthaber Baschar al-Assad gestürzt. Seitdem weitete Israel seine Luftangriffe auf das Nachbarland massiv aus und rückte in eine Pufferzone auf den besetzten Golanhöhen vor.
Katz sagte am Dienstag, die israelische Regierung habe die Armee angewiesen, im Süden Syriens eine «Verteidigungszone ohne Waffen und terroristische Bedrohungen» einzurichten. Es werde dort aber «keine dauerhafte israelische Präsenz» geben, sagte Katz ohne genaue Angaben zum Ort dieser «Verteidigungszone» zu machen. Es gehe darum, «die Entstehung von Terrorismus in Syrien zu verhindern», erklärte der Minister.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte flog die israelische Luftwaffe seit Assads Sturz mehr als 300 Angriffe auf Ziele in Syrien. Dabei seien «die wichtigsten Militäranlagen in Syrien» zerstört worden, meldete die Beobachtungsstelle.
Al-Baschir übernimmt Führung der Übergangsregierung
Der bisherige Regierungschef in der Rebellenhochburg Idlib übernimmt eigenen Angaben zufolge die Führung der Übergangsregierung in Syrien. Geplant sei, dass diese bis März 2025 im Amt bleibe, kündigte Mohammed al-Baschir an.
Arabische Medien hatten am Montag gemeldet, dass Al-Baschir nach einem Spitzentreffen in der Hauptstadt Damaskus mit der Bildung einer neuen syrischen Regierung beauftragt wurde.
In Damaskus fand nun erneut ein wichtiges Treffen statt, an dem der Anführer der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), Ahmed al-Scharaa, der zuvor unter seinem Kampfnamen Abu Mohammed al-Dschulani auftrat, sowie Minister der bislang amtierenden Regierung teilnahmen. Beide Seiten streben Berichten zufolge eine reibungslose Übertragung der Verwaltungsgeschäfte an.
Al-Baschir stammt aus dem nordwestlichen Gouvernement Idlib, der Rebellenhochburg, von der aus die Islamistengruppe HTS ihre Offensive gestartet hat. Berichten zufolge studierte der Politiker Elektronikingenieurwesen und islamisches Recht. Er ist Anfang 40.
Angestellte der Zentralbank kehren zur Arbeit zurück
Die Angestellten der syrischen Zentralbank sind an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt: Anwohner beobachteten, wie die Mitarbeiter das Gebäude in der Hauptstadt Damaskus betraten. Es ist ein Schritt Richtung Normalität für das Land: Die Mitarbeiter der Zentralbank waren der Arbeit wohl angesichts der unsicheren Lage zunächst ferngeblieben. Hilfsorganisationen warnten daraufhin, dass dies die Hilfe für das Land erschwere, da zuverlässige Geldtransfers nicht möglich seien.
Am Sonntag hatten Menschen offenbar die Hauptniederlassung der Zentralbank in Damaskus geplündert. «Es sind einige Diebstähle am Sonntag registriert worden», sagte der Leiter einer Abteilung der Zentralbank, Mohamed al-Imam, der Deutschen Presse-Agentur. Ein Teil des Geldes sei inzwischen aber zurückgegeben worden.
Augenzeugen zufolge sind in Damaskus auch private Banken mit verkürzten Öffnungszeiten geöffnet. In der Hauptstadt gilt weiterhin eine Ausgangssperre zwischen 16 Uhr und 5 Uhr. (DPA)
Türkei verurteilt Vorrücken Israels in Pufferzone in Syrien
Die Türkei hat den Vorstoss des israelischen Militärs auf syrisches Staatsgebiet scharf kritisiert. Das Vorrücken sei ein Verstoss gegen ein Abkommen aus dem Jahr 1974 über eine Pufferzone innerhalb Syriens, erklärte das türkische Aussenministerium am Dienstag. Das Ministerium warf Israel vor, die «Mentalität eines Besatzers» zur Schau zu stellen – und dies in einer Zeit, in der sich Frieden und Stabilität in Syrien als Möglichkeit abzeichneten. In der Mitteilung unterstrich das Ministerium die Unterstützung der Türkei für die «Souveränität, politische Einheit und territoriale Integrität» Syriens.
Am Sonntag hatten sich israelische Soldaten in die Pufferzone begeben, die nach dem Nahost-Krieg von 1973 eingerichtet wurde. Das israelische Militär erklärte, es werde auch an mehreren anderen Orten tätig, die für die Verteidigung Israels benötigt würden. (DPA)
Kreml: Assad hat selbst über Rücktritt entschieden
Syriens langjähriger Machthaber Baschar al-Assad hat nach Darstellung des Kremls persönlich und selbständig über seinen Rücktritt entschieden. «Der Rückzug vom Prozess der Ausübung der Pflichten des Staatsoberhaupts war die individuelle Entscheidung Assads», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Agenturen zufolge. Zur Rolle Moskaus dabei wollte er sich nicht weiter äussern.
Assad hat nach seinem Sturz in Syrien mit seiner Familie Asyl in Russland erhalten. Kremlchef Wladimir Putin, der sich immer wieder mit Assad traf, habe die Entscheidung getroffen, die Familie in Russland aufzunehmen, hatte Peskow bereits am Montag gesagt. Ein Treffen ist demnach allerdings nicht geplant. Den genauen Aufenthaltsort Assads haben die russischen Behörden nicht bekannt gegeben.
Assad hatte das Land verlassen, nachdem eine von Islamisten angeführte Rebellenallianz am Wochenende in Damaskus eingerückt war. Mehr zur Fluchtroute lesen Sie hier.
Israelische Truppen sollen 25 Kilometer vor Damaskus stehen – Armee dementiert
Sind israelische Truppen von den Golanhöhen aus in Richtung der syrischen Hauptstadt Damaskus vorgedrungen? Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf zwei «regionale» Quellen und eine «syrische» Quelle, dass das israelische Militär etwa 25 Kilometer vor Damaskus stehe. Es habe nach Angaben der syrischen Quelle den Ort Qatana erreicht, der etwa zehn Kilometer östlich der eigentlich demilitarisierten Zone liege, die die israelisch besetzten Golanhöhen von Syrien trenne. Unklar ist, wer die Quellen sind. Die israelische Armee habe sich nicht äussern wollen. Nach Angaben des britischen Senders Sky News bestreitet die Armee, dass der Bericht zutrifft.
Zuvor berichteten Aktivisten, dass Israel die bisher schwersten Angriffe in der Geschichte Syriens geflogen habe – offenbar um die militärischen Anlagen der Assad-Regierung zu zerstören. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte attackierte Israel Forschungszentren, Waffenlager, Marine-Schiffe, Flughäfen und Luftflotten. Möglicherweise will Israel verhindern, dass die Anlagen in die Hände Iran-treuer islamistischer Milizen fallen. Israel hatte zudem Streitkräfte in die Pufferzone auf den besetzten Golanhöhen und anderen Orten verlegt, darunter auch auf der syrischen Seite des Berges Hermon. Es sei eine vorübergehende Massnahme.
Der UN-Sondergesandte für Syrien, Geir Pedersen, hat Israel gewarnt, dass Luftangriffe und Bodeninvasionen in syrisches Gebiet aufhören müssen. Soloche Aktionen verstiessen gegen das Abkommen zwischen Israel und Syrien von 1974.(red/SZ)
Islamisten planen Liste mit Folter-Verantwortlichen
Mit dem Sturz von Syriens Machthaber zerfällt auch ein System staatlich angeordneter Folter. Die Aufständischen, angeführt von der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) wollen die an staatlicher Folter beteiligten Ex-Offiziere in Syrien namentlich in einer Liste nennen und sie als Kriegsverbrecher zur Rechenschaft ziehen. «Wir werden jedem Belohnungen anbieten, der Informationen über ranghohe Offiziere von Armee und Sicherheitsbehörden zur Verfügung stellt, die an Kriegsverbrechen beteiligt waren», teilte HTS-Anführer Ahmed al-Scharaa mit, der zuvor mit seinem Kampfnamen Abu Mohammed al-Dschulani auftrat. In einer ersten Liste sollten die Namen der ranghöchsten beteiligten Ex-Offiziere veröffentlicht werden. (DPA)
Laute Explosionen in Damaskus zu hören
In der syrischen Hauptstadt Damaskus sind am frühen Dienstagmorgen nach Angaben von Journalisten der Nachrichtenagentur AFP laute Explosionen zu hören gewesen. Zuvor hatten die Aktivisten der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte gemeldet, dass Israel seit dem Sturz des syrischen Machthabers Bashar al-Assad rund 250 Luftangriffe auf Syrien geflogen habe. Demnach hat die israelische Armee «die wichtigsten militärischen Anlagen in Syrien zerstört».
Unter anderem habe Israel in den vergangenen 48 Stunden Flughäfen, Waffen- und Munitionslager sowie militärische Forschungszentren ins Visier genommen, erklärte die Aktivisten-Organisation.
Islamistische Kämpfer hatten am Wochenende Damaskus erobert und Assad gestürzt. Der Einnahme der syrischen Hauptstadt war ein rasanter Vormarsch der Milizen durch das Land vorangegangen. (AFP)
Weisshelme: Keine Häftlinge mehr in Assads «Schlachthaus»
Im berüchtigten Militärgefängnis Saidnaja befinden sich nach dem Sturz der syrischen Regierung laut Aktivisten mittlerweile keine Gefangenen mehr. Die systematische Durchsuchung des riesigen Komplexes nördlich von Damaskus nach geheimen Zellen und verborgenen Kellerräumen sei inzwischen abgeschlossen. Zugleich äusserten die als Weisshelme bekannten Mitglieder des syrischen Zivilschutzes ihr Mitgefühl mit den vielen Familien, die vergeblich darauf gehofft hätten, dass vermisste Angehörige nach dem Sturz von Machthaber Bashar al-Assad lebend in dem Gefängnis gefunden werden.
Laut dem Leiter der Weisshelme, Raid Al Saleh, sollen insgesamt rund 150’000 Menschen in dem Gefängnis inhaftiert gewesen sein, das unter Syrern wegen des brutalen Vorgehens der Wärter und berüchtigter Foltermethoden als «Schlachthaus» bekannt ist. Unter den Inhaftierten waren laut der Organisation Tausende unschuldige Zivilisten, «die vom früheren Assad-Regime eingekerkert wurden». Überlebende und Angehörige hätten nach Assads Sturz und der Stürmung des Gefängnisses durch Oppositionskräfte vermutet, dass einige Häftlinge noch immer in verschlossenen Zellen und Geheimräumen festsässen. Viele dieser Hoffnungen seien nun schmerzlich enttäuscht worden.
Mithilfe von Spürhunden und Insidern, die mit dem Gefängnis vertraut seien, hätten fünf Suchteams den gesamten Komplex durchkämmt, teilten die Weisshelme mit. «Alle Eingänge, Ausgänge, Luftschächte, Abwasseranlagen, Wasserrohre, Kabelschächte und Überwachungskameras wurden überprüft», hiess es. «Trotz dieser umfangreichen Bemühungen wurden keine versteckten oder verschlossenen Bereiche entdeckt.» Die Suche nach den vermissten Opfern des Machtapparats gehe dennoch weiter – auch ausserhalb des Gefängnisses gebe es Massengräber und zahllose Leichen zu identifizieren. (DPA)
Auch Italien setzt Asylverfahren für Syrer aus
Angesichts der Lage in Syrien setzt auch Italien vorläufig seine Asylverfahren für Menschen aus dem Bürgerkriegsland aus. Damit folge man dem Beispiel anderer europäischer Partner, teilte die Rechtsregierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni mit. Zuvor war Meloni mit Ministern in Rom zur Bewertung der Entwicklung der Lage in Syrien zusammengekommen. (DPA)
Netanyahu: Wir ändern das Gesicht des Nahen Ostens
Israel ist den Worten von Regierungschef Benjamin Netanyahu zufolge dabei, nach dem Sturz des syrischen Machthabers Bashar al-Assad «das Gesicht des Nahen Ostens zu verändern». Israel besiege seine Feinde «Schritt für Schritt» in einem «Existenzkrieg, der uns aufgezwungen wurde», sagte Netanyahu am Abend vor der Presse in Jerusalem. Assads Syrien sei dabei «das wichtigste Glied in Irans Achse des Bösen» gewesen. Es habe Hass gegenüber Israel geschürt, es im Jom-Kippur-Krieg 1973 angegriffen und sei eine «Waffenpipeline» vom Iran zur Hizbollah im Libanon gewesen, sagte er.
Der Zusammenbruch des syrischen Regimes sei eine «direkte Folge der schweren Schläge», die Israel der islamistischen Hamas im Gazastreifen, der Schiitenmiliz-Hizbollah im Libanon und dem Iran versetzt habe, sagte Netanyahu. Irans «Achse des Bösen» sei jedoch noch nicht verschwunden. Aber «wir sind dabei, das Gesicht des Nahen Ostens zu verändern», sagte Netanyahu. «Der Staat Israel etabliert sich zu einem Machtzentrum in unserer Region, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war». Laut Aktivisten fliegt Israel seit Assads Sturz schwere Angriffe in Syrien. (DPA)
Aktivisten: Israel fliegt mehr als 100 Angriffe auf militärische Ziele in Syrien
Israel hat Aktivisten zufolge mehr als 100 Luftangriffe auf militärische Ziele in Syrien geflogen. Unter den Zielen befinde sich ein Forschungszentrum, das vom Westen verdächtigt wird, Verbindungen zur Chemiewaffenproduktion in Damaskus zu haben, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag. «Israelische Kampfflugzeuge haben heute über 100 Angriffe in Syrien geflogen, darunter auch auf auf das Forschungszentrum Barsah», sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP am Montag.
Rahman erklärte, es habe «verstärkte israelische Angriffe» gegeben, um die militärischen Kapazitäten des ehemaligen Regimes zu zerstören». Zu den Zielen gehörten Waffendepots in der östlichen Provinz Deir Essor und in der Nähe des Militärflughafens Kamischli im Nordosten des Landes. Auch Schiffe der syrischen Marine im Hafen Latakia seien zerstört worden. (AFP)
Erdogan: Türkei strebt keine Ausweitung nach Syrien an
Die Türkei hat nach Angaben ihres Präsidenten Recep Tayyip Erdogan kein Interesse daran, ihr Staatsgebiet nach Syrien auszudehnen. «Die Türkei hat kein Auge auf das Gebiet eines anderen Landes geworfen», sagte Erdogan am Montag nach einer Kabinettssitzung in Ankara. «Das einzige Ziel unserer grenzüberschreitenden Einsätze ist es, unser Heimatland vor Terroranschlägen zu schützen», fügte er mit Bezug auf Angriffe auf kurdisch geführte Streitkräfte im Nordosten Syriens hinzu. «Die territoriale Integrität Syriens muss unbedingt gewahrt werden», verdeutlichte der türkische Präsident.
Seit 2016 hat die Türkei mehrere Offensiven gegen kurdische Kräfte in der Region gestartet. Ankara zufolge ist das Ziel die Verdrängung kurdischer Kämpfer, vor allem der Kurdenmiliz YPG, die von Washington als Bollwerk gegen die Dschihadisten der Gruppe Islamischer Staat (IS) unterstützt werden. Ankara betrachtet die YPG jedoch als verlängerten Arm der in der Türkei als terroristisch eingestuften und verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Erdogan erklärte, die Türkei werde beide Gruppen genau beobachten und ihnen nicht erlauben, die Situation in Syrien auszunutzen.
red/DPA/AFP
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