Newsticker zur Lage in SyrienAutobombe in Nordsyrien tötet mindestens 19 MenschenTrump will sich nicht auf Abzug von US-Truppen festlegenStaatsagentur: Al-Scharaa Übergangspräsident Syriens
In Syrien beenden islamistische Rebellen die Herrschaft von Bashar al-Assad. Die aktuellen Entwicklungen gibt es hier im Newsticker.
Schweizer Vertreterin in Syrien: «Die Menschen lächeln mehr. Aber es gibt auch Angst»
«Apropos»–Podcast: Das Ende der Ära Assad: Was folgt nun in Syrien? Und in der Region?
Timeline zu Bashar al-Assads Herrschaft: Jahre des Grauens
Israel-Palästina-Krieg: Newsticker zum Krieg im Nahen Osten
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UNO: Israelische Truppen in entmilitarisierter Pufferzone zu Syrien
Die Vereinten Nationen haben der israelischen Armee vorgeworfen, mit ihrem Vorrücken in die entmilitarisierte Pufferzone zu Syrien gegen ein Waffenstillstandsabkommen von 1974 zu verstossen. Die Blauhelmmission Undof habe bestätigt, dass die israelischen Streitkräfte in das Gebiet eingedrungen seien, sich dort bewegten und an mindestens drei Orten präsent seien, teilte UNO-Sprecher Stéphane Dujarric am Montag mit. Israels Militär selbst habe Undof darüber informiert, dass es nach dem Sturz des syrischen Machthabers Bashar al-Assad als vorübergehende Verteidigungsmassnahme in das Areal eingerückt sei, um zu verhindern, dass «nichtstaatliche bewaffnete Gruppen» dort die Kontrolle übernähmen.
Die israelischen Streitkräfte behielten sich das Recht vor, gegen jegliche Bedrohung gegen Israel vorzugehen, zitierte Dujarric. Die Blauhelme hätten israelische Gesprächspartner darauf hingewiesen, dass diese Aktionen eine Verletzung des Entflechtungsabkommens von 1974 darstellten, laut dem es in dem Gebiet keine Truppen oder militärischen Aktionen geben dürfe. Israel und Syrien müssten sich weiterhin an die Auflagen der Vereinbarung halten.
Die Pufferzone liegt zwischen Syrien und den israelisch besetzten Golanhöhen. Diese eroberte Israel im Sechstagekrieg 1967 von Syrien. Nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973 votierte der UNO-Sicherheitsrat für die Bildung der Truppe Undof, die in der fast 400 Quadratkilometer grossen entmilitarisierten Zone patrouilliert. Die sogenannte Alpha-Linie der Pufferzone darf von Israel nicht übertreten werden, für die zweite Demarkation – die Bravo-Linie – gilt das Gleiche für das syrische Militär.
Assads Baath-Partei unterstützt Übergangsphase in Syrien
Die Baath-Partei von Syriens gestürztem Machthaber Bashar al-Assad will den politischen Übergang in dem Bürgerkriegsland unterstützen. «Wir werden für eine Übergangsphase in Syrien sein mit dem Ziel, die Einheit des Landes zu verteidigen», teilte der Generalsekretär der Partei, Ibrahim al-Hadid, arabischen Medien zufolge mit. Auf der Website der Partei war Assad zugleich noch als «Herr Präsident» mit Foto aufgeführt.
Die Baath-Partei war in Syrien seit den 1960er Jahren Regierungspartei. Mit ihr kam Bashar al-Assads Vater Hafis an die Macht, der das Land bis zu seinem Tod im Jahr 2000 regierte. Im Irak war sie auch die Partei von Diktator Saddam Hussein, der im Jahr 2003 gestürzt und später hingerichtet wurde.
Auch die örtlichen Anführer in Kardaha, dem Herkunftsort der Assad-Familie im alawitischen Kernland, erklärten ihre Unterstützung für die aufständischen Milizen. Ziel sei, «ein neues Syrien auf Grundlage von Harmonie und Liebe des Volks» aufzubauen, heisst es in einem Schreiben, das Syrien-Experte Charles Lister bei X veröffentlichte. Die örtlichen Führer würden auch zulassen, dass bewaffnete Kräfte Kardaha und Umgebung überwachen.
Aktivisten: Israel greift Syriens Militäranlagen massiv an
Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Bashar al-Assad fliegt Israel laut Aktivisten seine bisher schwersten Angriffe in Syrien. Innerhalb weniger als zwölf Stunden habe Israel mehr als 100 Ziele im Land angegriffen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Es seien die «schwersten Angriffe (Israels) in der Geschichte Syriens», sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur.
Mit den Angriffen will Israel offenbar wichtige militärische Anlagen und Fähigkeiten der Assad-Regierung zerstören. Die Luftangriffe hätten Forschungszentren, Waffenlager, Marine-Schiffe, Flughäfen und Luftflotten getroffen, hiess es. Auch die syrische Luftabwehr sei mit den Angriffen in Damaskus, Homs, Hama, Latakia und Daraa ausser Betrieb gesetzt worden.
Israels äusserte sich auf Nachfrage nicht zu den Angriffen. Israel hatte in Syrien immer wieder Ziele Iran-treuer Milizen bombardiert, um den Einfluss des Erzfeinds Iran zu verringern, und diese Angriffe nach Beginn des Gaza-Kriegs vor 14 Monaten noch verstärkt. (DPA)
Erdogan öffnet weiteren Grenzübergang nach Syrien für Flüchtlinge
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hofft nach dem Sturz des syrischen Machthabers Bashar al-Assad auf eine Rückkehr von Flüchtlingen in ihr Heimatland. Er hoffe, dass mit Einkehr von Stabilität in Syrien auch die freiwillige Rückkehr von Syrern zunehmen werde, sagte Erdogan nach einer Kabinettssitzung. Damit dies geordnet zugehe, lasse er einen weiteren Grenzübergang in der südtürkischen Provinz Hatay öffnen. Weltweit hat die Türkei die meisten Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen, zurzeit leben nach UN-Angaben noch rund drei Millionen im Land.
«Seit gestern ist in Syrien eine dunkle Ära zu Ende gegangen und eine Leuchtende hat begonnen», sagte Erdogan zum Sturz Assads. Mit Blick auf Militäroperationen der Türkei und von ihr unterstützten Rebellen gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordsyrien sagte Erdogan, dass die Türkei kein Auge auf das Territorium eines anderen Landes geworfen habe. Man werde «Terrorismus» an der Grenze jedoch nicht dulden.
Schweiz sistiert Asylverfahren für Personen aus Syrien
Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Bashar al-Assad am Sonntagmorgen hat das Staatssekretariat für Migration am Montag per sofort alle Asylverfahren und -entscheide von Asylsuchenden aus Syrien sistiert. Es könne aktuell nicht fundiert überprüft werden, ob Asylgründe vorliegen, teilte die Behörde am Montag auf X mit.
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Die Situation in Syrien müsse zunächst neu beurteilt werden. Bereits am Sonntag sagte das Staatssekretariat für Migration (SEM) zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass die Auswirkungen durch die Veränderung der Machtverhältnisse in Syrien auf Vorgänge im Schweizer Asylwesen noch nicht absehbar seien. Es bleibe abzuwarten, welche Struktur sich dort entwickle. Es werde mehrere Wochen bis Monate dauern, bis sich eine neue Struktur und deren Stabilität abzeichne.
Zum Ende des vergangenen Jahres hielten sich laut den Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BFS) rund 28’000 syrische Staatsangehörige in der Schweiz auf.
Das SEM erwartete zudem, dass jene Flüchtlinge aus Syrien, die in den umliegenden Ländern wie der Türkei, dem Libanon oder in Jordanien untergekommen sind, die ersten Rückkehrer sein werden. Unter anderem hatte die Türkei in den vergangenen Jahren fast drei Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen. (SDA)
Aktivisten suchen im «Schlachthaus»-Gefängnis nach Inhaftierten
Nach dem Sturz des syrischen Machthabers suchen Aktivisten in einer berüchtigten Haftanstalt nach politischen Gefangenen. Mitglieder des syrischen Zivilschutzes, auch als Weisshelme bekannt, gingen in dem Militärgefängnis Saidnaja nördlich von Damaskus systematisch vor, wie der Leiter auf der Plattform X schreibt.
Spezialisten des Zivilschutzes suchten dabei unter anderem mit Hunden und Geräuschsensoren nach Geheimzellen im Keller des Gefängnisses. «Wir werden von Personen begleitet, die alle Einzelheiten des Gefängnisses kennen», schrieb Raid Al Saleh, Leiter der Weisshelme. Bislang blieb die Suche jedoch erfolglos. Die Arbeiten würden fortgesetzt, schrieb Al Saleh weiter.
«Es gab Leichen in den Öfen. Es war absurd, was wir miterlebt haben, und dieses Verhalten ist gegen die Menschlichkeit», sagte Al Saleh dem Nachrichtensender Al-Dschasira. Schätzungen zufolge wurden inzwischen bis zu 50’000 Inhaftierte freigelassen. Im Gefängnis sollen insgesamt rund 150’000 Menschen inhaftiert gewesen sein, erklärte der Leiter des Zivilschutzes.
Im Zuge der Machtübernahme von islamistischen Rebellen in Syrien sind zahlreiche unter Präsident Bashar al-Assad Inhaftierte freigelassen worden. Saidnaja, eines von mehreren berüchtigten Gefängnissen, wurde wegen des brutalen Vorgehens der Wärter unter Syrern als «Schlachthaus» bekannt.
In einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2017 heisst es, dass seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs Tausende Menschen bei Massenhinrichtungen in Saidnaja getötet wurden. Zudem seien Gefangene gefoltert worden, wobei es sich bei den Inhaftierten vor allem um oppositionelle Zivilisten gehandelt habe. (DPA)
Rebellen in Syrien verkünden Generalamnestie für Soldaten
Nach dem Umsturz in Syrien hat die von Islamisten angeführte Rebellenallianz eine Generalamnestie für alle Mitglieder der syrischen Streitkräfte und alle Wehrpflichtigen verkündet. Ihnen werde Sicherheit garantiert und jegliche Übergriffe auf sie seien untersagt, teilte die Allianz auf Telegram mit.
Der Zusammenschluss der Rebellen, angeführt von Islamisten, hatte ihre Offensive am 27. November gestartet und innerhalb von nur zwölf Tagen Machthaber Baschar al-Assad gestürzt, der mit seiner Familie nach Russland flüchtete. Die Rebellen nahmen auf ihrem Weg nach Damaskus viel Gebiet teils kampflos ein. (DPA)
SVP fordert Aufnahmestopp von syrischen Asylsuchenden
Der Fall der syrischen Diktatur beschäftigte am Montag auch die Schweizer Politik. Mehrere SVP-Politiker forderten ein Überdenken der Aufnahmepraxis von syrischen Asylsuchenden. So schrieb etwa Fraktionspräsident Thomas Aeschi auf X: «Auch die SVP fordert einen sofortigen Asyl-Stopp für Syrer, da die Asylgewährungsgründe nicht mehr gegeben sind.» Er nahm dabei Bezug auf Deutschland, wo Entscheidungen über Asylanträge von Syrerinnen und Syrer vorerst ausgesetzt wurden.
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Auch SVP-Präsident Marcel Dettling äusserte sich zum Umsturz in Syrien: «Wenn Syrer in der Schweiz über das Ende von Assad jubeln, sollen sie auch gleich alle retour, aber subito!», wird er vom «Blick» zitiert. «Die Menschen sind damals vor Assad geflohen und wurden vorläufig aufgenommen. Dieser Fluchtgrund ist jetzt aber weg», so Dettling.
Auf der anderen Seite des politischen Spektrums zeigte man sich eher zurückhaltend. SP-Co-Präsident Cédric Wermuth deutete den Sturz des Assad-Regmis als positiv – allerdings sei noch nicht abzuschätzen, was das für das Land bedeute. «Wir machen uns Sorgen, insbesondere was die Situation der Frauen betrifft», so Wermuth. Und weiter: «Wir müssen der neuen Koalition unsere Unterstützung für eine Stabilisierung und den Wiederaufbau des Landes anbieten, dabei jedoch die Einhaltung der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit einfordern.»
EU-Kommission empfiehlt derzeit keine Rückkehr nach Syrien
Die EU-Kommission warnt vor allzu grossen Hoffnungen auf schnelle und unproblematische Rückkehrmöglichkeiten für Flüchtlinge nach Syrien. Die Bedingungen für eine sichere und würdevolle Rückkehr nach Syrien seien nach derzeitiger Einschätzung momentan nicht gegeben, sagte ein Sprecher in Brüssel. Mit dieser Linie sei man sich einig mit dem Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR).
Die aktuelle Lage sei von grosser Hoffnung, aber auch von grosser Unsicherheit geprägt. Es werde an jedem Einzelnen und an jeder Familie sein, zu entscheiden, was sie tun möchte. Der Sprecher machte damit auch deutlich, dass es aus Sicht der Kommission bis auf Weiteres keine Abschiebungen geben sollte.
Aufständische sprechen von «neuer Regierung» in Syrien
Die Aufständischen in Syrien wollen in der Hauptstadt Damaskus offenbar schrittweise eine neue Ordnung einkehren lassen und auch eine «neue Regierung» bilden. «Unsere Kräfte sind fast fertig damit, die Kontrolle in der Hauptstadt zu übernehmen und öffentliches Eigentum zu schützen», teilte die islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) in sozialen Medien mit. «Die neue Regierung wird die Arbeit unmittelbar nach ihrer Gründung aufnehmen.» Wie genau diese neue Regierung in Syrien entstehen soll und wer beteiligt sein soll, teilte HTS nicht mit.
UN-Hochkommissar: Assad muss zur Rechenschaft gezogen werden
Nach dem Machtwechsel in Syrien fordert UN-Hochkommissar Volker Türk Gerechtigkeit für alle Opfer von Menschenrechtsverletzungen während des Bürgerkrieges. Der geflohene Ex-Präsident Bashar al-Assad müsse zur Rechenschaft gezogen werden, sagte der Chef des UN-Büros für Menschenrechte in Genf.
Dies gelte nicht nur für Assad und seine ehemalige Regierung, sondern auch die anderen Akteure des Bürgerkrieges, die für Menschenrechtsverletzungen verantwortlich seien, betonte Türk in einer Pressekonferenz. «Dies wird ein zentrales Element des politischen Übergangs sein», sagte er. In dem Land haben Aufständische die Kontrolle übernommen, die von Islamisten angeführt werden.
Türk fordert internationale Wachsamkeit für Übergangsprozess
Das «neue Syrien» könne die Statuten des Internationalen Strafgerichtshofs akzeptieren und damit dem Tribunal die Verfolgung von Verbrechen ermöglichen, erklärte Türk. Die Aufarbeitung müsse aber auch durch Gerichte in Syrien bewerkstelligt werden, sagte er. An der politischen Neuordnung müssten vor allem auch Frauen und junge Menschen beteiligt werden, forderte der Kommissar. «Es ist sehr wichtig, dass wir alle sehr wachsam sind.»
Kämpfe zwischen SDF und SNA im Norden Syriens
Nach dem Sturz von Präsident Bashar al-Assad versuchen auch die von der Türkei unterstützten Rebellen der sogenannten Syrischen Nationalen Armee (SNA) weiter Territorium im Norden von Syrien zu erobern. Die Gruppe habe die Kontrolle über die bisher von Kurdenmilizen gehaltene Stadt Manbidsch erlangt, verlautete am Montag aus türkischen Sicherheitskreisen.
Die SNA hatte die Kämpfer der von Kurden angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) in der vergangenen Woche aus Tal Rifaat vertrieben und anschliessend eine Offensive auf Manbidsch begonnen.
Die Türkei betrachtet die Kurdenmiliz YPG, die die SDF anführt, als einen Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und als terroristische Organisation. Die Truppe war gleichzeitig jedoch im syrischen Bürgerkrieg ein wichtiger Partner der Vereinigten Staaten beim Sieg über das sogenannte Kalifat der Terrorgruppe Islamischer Staat.
Syrische Aktivisten suchen in Gefängnis nach Inhaftierten
Nach dem Sturz des syrischen Machthabers suchen Aktivisten in einer berüchtigten Haftanstalt nach politischen Gefangenen. Mitglieder des syrischen Zivilschutzes, auch als Weisshelme bekannt, gingen in dem berüchtigten Militärgefängnis Saidnaja nördlich von Damaskus systematisch vor, wie der Leiter auf der Plattform X schreibt.
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Spezialisten des Zivilschutzes suchten dabei unter anderem mit Hunden und Geräuschsensoren nach Geheimzellen im Keller des Gefängnisses. «Wir werden von Personen begleitet, die alle Einzelheiten des Gefängnisses kennen», schrieb Raid Al Saleh, Leiter der Weisshelme. Bislang blieb die Suche jedoch erfolglos. Die Arbeiten würden fortgesetzt, schrieb Al Saleh weiter.
Im Zuge der Machtübernahme von islamistischen Rebellen in Syrien sind zahlreiche unter Präsident Baschar al-Assad Inhaftierte freigelassen worden. Saidnaja, eines von mehreren berüchtigten Gefängnissen, wurde wegen des brutalen Vorgehens der Wärter unter Syrern als «Schlachthaus» bekannt.
Russland behält Militärbasen in Syrien vorerst
Russland will nach der Entmachtung von Baschar al-Assad seine Militärbasen in Syrien vorerst behalten und mit der künftigen Führung deren Verbleib besprechen. «Wir sehen eine Periode der Transformation, der extremen Instabilität, also wird es natürlich Zeit brauchen, und dann wird es ein ernsthaftes Gespräch mit denen brauchen, die an die Macht kommen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Er äusserte sich zu einer Frage, ob Russland seine Präsenz dort behalten wolle. Russland unterhält in Syrien unter anderem eine Luftwaffen- und eine Marinebasis.
Es sei nun wichtig, die Frage der Sicherheit des russischen Militärs in Syrien zu klären, sagte Peskow. Die russischen Soldaten ergriffen selbst alle Vorsichtsmassnahmen. Details nannte der Kremlsprecher nicht. Ein Abzug ist demnach derzeit nicht geplant. Russland hatte Assad seit 2015 militärisch unterstützt und massgeblich zu dessen Machterhalt beigetragen, bis die Herrschaft der Familie nach einem halben Jahrhundert am Wochenende zu Ende ging.
Rebellen: Keine Kleidungsvorschriften für Frauen
Die syrischen Aufständischen haben nach dem Sturz von Präsident Baschar al-Assad angekündigt, persönliche Freiheiten zu garantieren und keine Kleidungsvorschriften für Frauen zu erlassen. In einem Social-Media-Beitrag erklärte das Generalkommando der Rebellen, es sei «strengstens verboten, sich in die Kleidung von Frauen einzumischen oder ihnen irgendwelche Forderungen in Bezug auf ihre Kleidung oder ihr Aussehen aufzuerlegen». Die persönliche Freiheit werde für alle Menschen garantiert. Die Achtung der Rechte des Einzelnen sei die Grundlage für den Aufbau einer zivilisierten Nation. In Gebieten, die seit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 von oppositionellen Gruppen kontrolliert wurden, trägt die grosse Mehrheit der Frauen verhüllende Kleidung, die lediglich das Gesicht und die Hände unbedeckt lässt. (DPA)
Putin selbst soll Assad Asyl angeboten haben
Der Kreml hat Berichte bestätigt, wonach der syrische Präsident Baschar al-Assad in Moskau Asyl erhalten habe. Präsident Wladimir Putin persönlich habe die Entscheidung getroffen, Assad Asyl anzubieten, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag.
Wo in Russland sich Assad nach seiner Flucht konkret aufhielt, wollte Peskow nicht sagen. Ein Treffen des syrischen Staatschefs mit Putin sei nicht geplant, sagte der Sprecher.
Über der syrischen Botschaft in Moskau weht mittlerweile die Flagge der Rebellengruppen. Mitglieder der syrischen Diaspora haben sie angebracht.
(DPA)
Regierungschef sichert rasche Machtübergabe an Rebellen zu
Der syrische Regierungschef hat eine rasche Machtübergabe an die syrischen Rebellen zugesichert. Die meisten Minister des bisherigen syrischen Kabinetts übten weiter ihre Pflichten aus, um für Sicherheit im Land zu sorgen, sagte Ministerpräsident Mohammed Ghasi al-Dschalali am Montag dem Sender Sky News Arabia. «Wir arbeiten, damit die Übergangsphase schnell und reibungslos verläuft.»
Seine Regierung sei in Gesprächen mit Vertretern der Rebellen, die am Wochenende Damaskus eingenommen hatten. Al-Dschalali sagte, er sei bereit, sich mit dem Anführer der Rebellengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS), Abu Mohammed al-Golani alias Ahmed al-Scharaa, zu treffen. (DPA)
UN-Sicherheitsrat berät
Der UN-Sicherheitsrat will auf Antrag Russlands heute hinter verschlossenen Türen über die Lage in Syrien beraten. Die Beratungen sollen um 15.00 Uhr (Ortszeit, 21.00 Uhr MEZ) stattfinden, heisst es aus Diplomatenkreisen.
Rebellen unter der Führung der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatten in der Nacht zum Sonntag die Kontrolle über die syrische Hauptstadt Damaskus übernommen und damit das Ende der mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Herrschaft Assads eingeläutet. Der entmachtete Präsident floh mit seiner Familie nach Russland, wo ihm die Regierung nach Kreml-Angaben aus humanitären Gründen Asyl gewährt hat.
Israel: Luftwaffe greift Waffenlager im Osten Syriens an
Israel hat Aktivisten zufolge nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad mehrere Waffenlager im Osten Syriens angegriffen.
Die israelische Luftwaffe habe Angriffe «auf Waffendepots und Stellungen des gestürzten Regimes» und von pro-iranischen Gruppierungen in der Provinz Deir Essor ausgeführt, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP. Er berichtete von «verstärkten israelischen Angriffen» auf solche Ziele seit dem Sturz Assads.
Pentagon: US-Kampfflugzeuge bombardieren IS-Ziele
Die US-Streitkräfte haben am Sonntag dutzende Angriffe auf Stellungen der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien ausgeführt. Kampfflugzeuge hätten am Sonntag mehr als 75 IS-Ziele im Zentrum Syriens angegriffen, teilte das US-Zentralkommando (Centcom) im Onlinedienst X mit. Ziel der Angriffe sei es gewesen zu verhindern, dass der IS den Vorteil der aktuellen Umsturz-Situation in Syrien ausnutze.
Bei den Angriffen seien Kampfflugzeuge vom Typ B-52, F-15 und A-10 zum Einsatz gekommen, hiess es weiter. Wir werden nicht zulassen, dass sich der IS neu formiert und die derzeitige Situation in Syrien ausnutzt», erklärte Centcom-Befehlshaber Michael Kurilla. «Alle Organisationen in Syrien sollten wissen, dass wir sie zur Rechenschaft ziehen werden, wenn sie mit dem IS in irgendeiner Weise zusammenarbeiten oder ihn unterstützen.»
Das US-Militär hat in Syrien 900 und im Irak 2500 Soldaten als Teil der Anti-IS-Koalition stationiert. Diese wurde 2014 gegründet, um die Jihadisten im Irak und auch in Syrien zu bekämpfen. Der scheidende US-Präsident Joe Biden sagte kurz vor Veröffentlichung der Centcom-Mitteilung, es sei klar, dass der IS «jedes Vakuum nutzen» wolle, um sich in Syrien wieder zu etablieren. (DPA)
red/DPA/AFP
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