Newsticker zum Krieg in NahostHisbollah: Beerdigung von Ex-Chef Nasrallah am 23. FebruarKann ganz Israel erreichen: Iran stellt neue Mittelstreckenrakete vorIsraels Einsatz im Westjordanland: Dutzende Militante tot
Hier lesen Sie alles über die jüngsten Entwicklungen zum Krieg im Nahen Osten. Wir berichten laufend.
Artikel zum Thema
Jahresrückblick im Video: Ein Bild, das den Nahostkonflikt versinnbildlicht
Hintergrund: Diese zehn Karten erklären den Nahostkonflikt
Alle Artikel zu Nahost: News und Hintergründe in der Übersicht
Reportage aus Tel Aviv: Auf dem «Platz der Geiseln» ist die Hoffnung zurück
Laden Sie unsere News-App herunter und bleiben Sie mit Push-Nachrichten auf dem Laufenden.
Hisbollah: Beerdigung von Ex-Chef Nasrallah am 23. Februar
Fast fünf Monate nach seiner Tötung durch einen israelischen Luftangriff soll der frühere Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah im Libanon beigesetzt werden. Die Beerdigung sei in drei Wochen am 23. Februar im Raum der Hauptstadt Beirut geplant, sagte Nasrallahs Nachfolger Naim Kassim in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Erwartet würden Teilnehmer aus dem Libanon sowie aus anderen Ländern.
Bei der Zeremonie solle auch dem ebenfalls getöteten Hisbollah-Funktionär Haschim Safi al-Din gedacht werden, sagte Kassim. Er bestätigte erstmals, dass Safi al-Din die Nachfolge Nasrallahs antreten sollte, ehe er selbst getötet wurde. Safi al-Din solle anders als Nasrallah in seinem Heimatort Dair Kanun im Südlibanon beerdigt werden.
Israels Armee hatte den langjährigen Anführer der vom Iran unterstützten Hisbollah, Hassan Nasrallah, vergangenen September in einem Vorort der Hauptstadt Beirut getötet. Safi al-Din wurde als sein Nachfolger gehandelt, dann aber ebenfalls vom israelischen Militär getötet. (DPA)
Kann ganz Israel erreichen: Iran stellt neue Mittelstreckenrakete vor
In Anwesenheit von Präsident Massoud Peseschkian hat der Iran die neue Mittelstreckenrakete «Etemad» vorgestellt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Isna hat die neue Rakete eine Reichweite von 1.700 Kilometern. «Unsere Raketentechnologie dient ausschliesslich dazu, sicherzustellen, dass niemand einen Angriff auf uns wagt», sagte Peseschkian bei der Zeremonie. Mit der Reichweite der Rakete kann der Iran jeden Teil Israels erreichen.
Nach den jüngsten Entwicklungen im Libanon und in Syrien gilt der Iran mit seiner «Achse des Widerstands» gegen Erzfeind Israel als massiv geschwächt. Hinzu kommt die desolate Wirtschaftslage. Zudem muss der Iran befürchten, dass US-Präsident Donald Trump die Situation durch neue Sanktionen weiter verschärfen könnte. Deshalb versucht Teheran notgedrungen, auch den diplomatischen Kanal zur Trump-Administration offenzuhalten.
Ohne die USA wäre für den Iran eine Wiederaufnahme der Atomverhandlungen und damit eine Aufhebung der Sanktionen und Verbesserung der wirtschaftlichen Lage nicht möglich. Präsident Peseschkian zeigt sich daher gesprächsbereit, wartet jedoch auf ein erstes Signal seines amerikanischen Amtskollegen. (DPA)
Israels Einsatz im Westjordanland: Dutzende Militante tot
Die israelische Armee hat bei ihrem im Januar begonnenen Einsatz im nördlichen Westjordanland eigenen Angaben zufolge bislang 50 Militante getötet. Davon seien 15 bei Luftangriffen ums Leben gekommen, teilte Israels Militär mit. Die israelischen Einsatzkräfte hätten mehr als 100 gesuchte Verdächtige festgenommen, Dutzende Waffen beschlagnahmt und Hunderte Sprengsätze zerstört.
Israels Militär bestätigte auch palästinensische Berichte, wonach die israelische Armee ihren Militäreinsatz im nördlichen Westjordanland seit dem Morgen auf die Gegend um Tamun ausgeweitet habe. Israelische Bodentruppen und Bulldozer seien zu einer Razzia in Flüchtlingsvierteln im Bereich Tamun vorgedrungen, hatte zuvor die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtet.
Israels Militär kündigte an, seine Anti-Terror-Massnahmen im gesamten Westjordanland fortzusetzen, um die Sicherheit der israelischen Bürger zu gewährleisten.
Palästinenser: Israelische Razzia auch in Hebron
Das palästinensische Gesundheitsministerium meldete, ein 27 Jahre alter Palästinenser sei am Nachmittag in der Nähe der Stadt Hebron im Süden des Westjordanlands durch Schüsse israelischer Einsatzkräfte getötet worden. Palästinensischen Berichten zufolge kam es bei der israelischen Razzia zu Zusammenstössen. Aus Israel gab es dazu zunächst keine Bestätigung.
Palästinensische Medien berichten ausserdem, Israels Armee habe in der Stadt Dschenin 20 Gebäude in die Luft gesprengt. Israels Armee bestätigte auf Anfrage, im Norden des Palästinensergebiets Gebäude zerstört zu haben. Militante hätten diese für ihre Zwecke missbraucht. Die Angaben beider Seiten konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. (DPA)
Israels Verteidigungsminister: Keine Drohnen oder keine Hizbollah
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat bei einem Truppenbesuch im Süden des Libanons drohende Töne angeschlagen. «In den letzten Tagen haben wir Versuche gesehen, Drohnen in Richtung des Staates Israel zu schicken», sagte Katz nach Angaben seines Büros.
«Ich will von hier aus eine klare Botschaft an die Hizbollah und die libanesische Regierung schicken: Israel wird Drohnenangriffe aus dem Libanon nicht dulden.» Auf Bedrohungen werde man mit aller Kraft reagieren, warnte er. «Entweder gibt es keine Drohnen oder es gibt keine Hizbollah.»
Eine im November vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der proiranischen Schiitenmiliz Hizbollah ist nach Angaben des Weissen Hauses bis zum 18. Februar verlängert worden. Der ursprünglich binnen 60 Tagen vorgesehene Abzug israelischer Truppen aus dem Süden des Libanons verzögert sich. Beide Seiten werfen sich Verstösse gegen die Waffenruhe vor.
Nach Darstellung Israels rückt die libanesische Armee, die die Einhaltung der Waffenruhe sicherstellen und eine Rückkehr der Hisbollah in das Gebiet verhindern soll, nicht schnell genug nach. Die Hisbollah habe sich auch nicht wie vereinbart nördlich des Litani-Flusses zurückgezogen.
Nach dem Ablauf der Frist für den Abzug am 26. Januar kam es im Libanon erneut zu tödlichem Beschuss, als Anwohner im Süden in ihre Heimatorte zurückkehren wollten. Nach libanesischen Angaben wurden dabei 24 Menschen durch israelischen Beschuss getötet und mehr als 100 weitere verletzt. (DPA)
Israel weitet Militäreinsatz im nördlichen Westjordanland aus
Die israelische Armee hat nach palästinensischen Angaben ihren Militäreinsatz im nördlichen Westjordanland ausgeweitet. Zahlreiche israelische Bodentruppen und Bulldozer seien zu einer Razzia in Flüchtlingsviertel im Bereich Tamun vorgedrungen, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Auch in den Städten Dschenin und Tulkarem war die Armee demnach weiter im Einsatz.
Die israelische Armee teilte mit, in Tamun seien Waffen gefunden worden, darunter Gewehre des Typs M-16 und Munition. Das Militär setze einen Anti-Terror-Einsatz im nördlichen Westjordanland fort, um die Sicherheit der israelischen Bürger zu gewährleisten.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Ramallah wurden am Samstag bei einem Drohnenangriff in Dschenin insgesamt drei Männer getötet. Damit seien seit Beginn des israelischen Militäreinsatzes in Dschenin am 21. Januar insgesamt 25 Palästinenser getötet worden.
Die israelische Armee teilte mit, am Samstag seien in Dschenin und Kabatia binnen mehrerer Stunden insgesamt drei Terrorzellen angegriffen worden. Die Zelle in Kabatia sei unterwegs zu einem Anschlag gewesen. Nach dem Drohnenangriff sei es in dem Fahrzeug zu Sekundärexplosionen von Sprengstoff gekommen. Einer der dabei getöteten Männer sei während der vorherigen Waffenruhe mit der Hamas im November 2023 freigekommen. (SDA)
Netanyahu reist zu «historischem Treffen» mit Trump
Die Verhandlungen über die nächste Phase der Waffenruhe im Gazastreifen sollen nach Darstellung Israels morgen in Washington beginnen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu werde sich dort mit dem US-Nahost-Gesandten Steve Witkoff treffen und über Israels Verhandlungspositionen sprechen, teilte das Büro des Regierungschefs mit. Am Tag darauf werde Netanyahu im Weissen Haus zu seinem «historischen Treffen» mit US-Präsident Donald Trump zusammenkommen und mit ihm unter anderem über die Zukunft des verwüsteten Gazastreifens reden, hiess es.
Trumps Sondergesandter Witkoff werde sich ausserdem im Verlauf der Woche mit Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani sowie ranghohen Vertretern Ägyptens beraten und anschliessend erneut mit Netanjahu sprechen, hiess es. Und zwar «über Schritte, die Verhandlungen voranzubringen, einschliesslich von Daten für die Abreise von Delegationen zu den Gesprächen».
Die USA, Katar und Ägypten fungieren als Vermittler zwischen Israel und der islamistischen Hamas, da diese nicht direkt miteinander reden. Mit ihrer Hilfe war die gegenwärtige sechswöchige Waffenruhe in Gaza zustande gekommen.
Israel und die Hamas hatten sich bei den indirekten Gesprächen darauf geeinigt, dass sie am 16. Tag der Waffenruhe, also morgen, Verhandlungen über ein dauerhaftes Ende des Krieges und die Freilassung aller noch lebenden Geiseln aufnehmen werden. Rechtsextreme israelische Politiker haben damit gedroht, die Regierung zu verlassen, sollte Netanyahu diese zweite Phase des Waffenruhe-Abkommens durchziehen und den Kollaps seiner Koalition riskieren.
Angehörige fordern auf Kundgebung Freilassung weiterer Geiseln
Tausende von Demonstranten haben in Tel Aviv und in Jerusalem die Freilassung weiterer Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas gefordert. Angehörige von Geiseln drängten auf die Umsetzung der zweiten Phase der Waffenruhe-Vereinbarung. Diese sieht ein dauerhaftes Ende des Krieges und Freilassung aller verbliebenen Geiseln vor.
Familienmitglieder hielten Bilder von Verschleppten in die Höhe. Sie haben die Sorge, die zweite Phase der Waffenruhe-Vereinbarung könnte gar nicht erst umgesetzt werden.
Nach der Freilassung drei weiterer Verschleppter werden noch 79 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, 35 von ihnen sind israelischen Angaben zufolge tot. Die nächsten Geiseln sollen am kommenden Wochenende freikommen.
Doron Steinbrecher, die mit zwei weiteren Frauen am 19. Januar freigelassen worden war, meldete sich erstmals in einer Videobotschaft zu Wort. «Ich bin nicht mehr in der Geiselhaft der Hamas, ich bin zu Hause», sagte die 31-Jährige den Demonstranten auf dem «Platz der Geiseln» in Tel Aviv. «Ich werde alles tun, damit alle zurückkommen und ihr den Kreis schliessen könnt.» (DPA)
Ministerium: 16-Jähriger bei Angriff in Jenin getötet
Bei einem israelischen Drohnenangriff in der Stadt Jenin im Westjordanland ist nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums ein 16-Jähriger getötet worden. Mehrere weitere Menschen seien verletzt worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa. Die israelische Armee teilte mit, eine Drohne habe «bewaffnete Terroristen im Bereich von Jenin» angegriffen. Der Angriff sei im Rahmen des israelischen Militäreinsatzes in der Stadt im nördlichen Westjordanland erfolgt.
Israel hatte am 21. Januar in Jenin den grössten Militäreinsatz seit langem begonnen. Die Stadt gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Auch Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde waren dort zuvor gegen Extremisten im Einsatz gewesen. (DPA)
Argentinien feiert Freilassung von Hamas-Geisel
Die argentinische Regierung hat die Freilassung der Geisel Jarden Bibas aus der Gewalt der Hamas gefeiert. Präsident Javier Milei postete am Samstagmorgen auf der Online-Plattform etliche Videos, die das tränenreiche Wiedersehen von Bibas und seinen Angehörigen in Israel zeigten. Milei gilt als ein entschiedener Unterstützer Israels.
Der 35-jährige Bibas hat auch einen argentinischen Pass. Laut der israelischen Botschaft in Argentinien bekam er die Staatsbürgerschaft über seine Frau Schiri und deren gemeinsame Kinder Ariel und Kfir, die ebenfalls argentinische Staatsangehörige sind.
Die Familie war beim von der Hamas angeführten Terrorangriff am 7. Oktober 2023 von Extremisten in den Gazastreifen verschleppt worden. Das Schicksal von Schiri und den zwei Söhnen ist ungewiss. Die Hamas behauptete im vergangenen Jahr, sie seien bei einem israelischen Angriff getötet worden. Israelische Behördenvertreter haben dies nicht bestätigt. (DPA)
Arabische Staaten lehnen Trumps Gaza-Vorschlag strikt ab
Arabische Länder haben einer von US-Präsident Donald Trump vorgeschlagenen Umsiedlung der palästinensischen Bevölkerung des Gazastreifens eine Absage erteilt. Solche Pläne gefährdeten die Stabilität der Region, drohten den Konflikt auszuweiten und würden die Aussichten auf Frieden und Koexistenz unter den Völkern untergraben, hiess es in einer Stellungnahme von Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar, der Palästinensischen Autonomiebehörde und der Arabischen Liga. Man sei strikt gegen jedes Vorhaben, die Palästinenser aus ihren Territorien im Gazastreifen und im Westjordanland auszusiedeln.
Der Erklärung ging ein Treffen der Aussenminister Ägyptens, Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate und Katar in Kairo voraus. An der Zusammenkunft nahmen auch Hussein al-Scheich, ein ranghoher Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde, sowie der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Abul-Gheit, teil.
Trump hatte kürzlich angeregt, dass die Palästinenser aus dem weitgehend zerstörten Gazastreifen vorübergehend oder langfristig nach Ägypten und Jordanien umgesiedelt werden könnten. Der ägyptische Präsident Abdel-Fattah al-Sisi hat dies vehement abgelehnt. Eine Umsiedlung von Palästinensern dürfe niemals toleriert oder erlaubt werden, betonte er vor Reportern. «Die Lösung des Problems ist die Zweistaatenlösung. Es ist die Schaffung eines palästinensischen Staates. Die Lösung ist nicht, das palästinensische Volk aus ihrem Ort zu entfernen. Nein.» (AP)
Grenzübergang Rafah nach fast neun Monaten wieder geöffnet
Erstmals seit fast neun Monaten ist der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen wieder geöffnet worden. Mehrere Patienten wurden aus Gaza über Rafah zur ärztlichen Behandlung nach Ägypten gebracht, wie Sicherheitskreise und der Ägyptische Rote Halbmond bestätigten. Der staatsnahe TV-Sender Al-Kahira News zeigte Bilder der ausreisenden Patienten. Zunächst sollten rund 50 von ihnen Gaza verlassen. Der einzige Grenzübergang, der nicht über israelisches Gebiet führt, wurde geschlossen, nachdem Israels Armee dort im vergangenen Mai auf palästinensischer Seite die Kontrolle übernommen hatte.
Al-Kahira News zufolge wurden zunächst ein Junge mit einer Immunkrankheit in Begleitung seiner Mutter sowie ein Mädchen, der ein Bein amputiert werden sollte, nach Ägypten gebracht. Sie fuhren in Krankenwagen auf der palästinensischen Seite in den Transitbereich des Übergangs ein, wo ägyptische Krankenwagen auf sie warteten. Mit solchen Transfers hatten Kranke und Verletzte das Gebiet auch vor der Schliessung Rafahs verlassen. Der Grenzübergang ist für die Ausreise verletzter und kranker Menschen zur Behandlung in Ägypten und anderen Ländern ebenso wichtig wie für die Einfuhr von Hilfsgütern nach Gaza. Dort leiden nach UN-Angaben rund zwei Millionen Menschen an Hunger.
Es gab zunächst aber keine Hinweise darauf, dass auch die Hilfslieferungen nach Gaza über Rafah wieder starten würden. Diese kommen seit Monaten nur über von Israel kontrollierte Übergange nach Gaza. (DPA)
Israel hat 72 palästinensische Häftlinge freigelassen
Dutzende im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung zwischen Israel und der islamistischen Hamas freigelassene palästinensische Häftlinge sind im Westjordanland angekommen. Angehörige der 32 Betroffenen empfingen sie in der Stadt Ramallah im Westjordanland, wie palästinensische Medien meldeten. Dorthin wurden sie mit Bussen des Roten Kreuzes gebracht.
Sie kamen im Gegenzug für zuvor im Gazastreifen drei freigelassenen Geiseln frei.
Insgesamt sollten 72 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden, 39 von ihnen stammen aus dem Westjordanland, sieben sollen wegen der Schwere ihrer Straftaten im Rahmen des Abkommens zwischen Israel und der Hamas ins Ausland gebracht werden. Die restlichen Gefangenen stammen aus dem Gazastreifen und wurden vor dem Hamas-Massaker inhaftiert.
Zusätzlich dazu sollen 111 weitere, nach dem 7. Oktober im Gazastreifen festgenommene Palästinenser freikommen. Berichten zufolge soll Israel festgestellt haben, dass sie nichts mit dem Hamas-Terrorüberfall zu tun hatten.
Unter den 72 Häftlingen sind auch mehrere Personen, die zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt wurden. Zu den bekanntesten, die Berichten zufolge freikommen sollen, zählen Schadi Amuri, der im Jahr 2002 einen Autobombenanschlag mit 17 Toten verübte, sowie Ahmed Salim, der 2002 an der Ermordung eines israelischen Ehepaars im Westjordanland beteiligt war. Die beiden aus dem Westjordanland stammenden Männer kommen nach ihrer Freilassung ins Ausland. (SDA)
Geiseln sind zurück in Israel
Die drei aus der Geiselhaft im Gazastreifen freigelassenen Männer sind israelischen Armeeangaben zurück in Israel. Auch Keith Siegel, der als letzter der drei freikam, sei wieder in der Heimat und auf dem Weg zu einem Militärlager im Süden des Landes, teilte die Armee mit. Dort sollte er auch Angehörige treffen. Jarden Bibas wurde dort bereits zuvor mit seiner Familie wiedervereint. Ofer Kalderon ist Berichten zufolge bereits in einer Klinik angekommen. Er sollte dort seine Familie wiedersehen. Beide waren zuvor am Morgen in Chan Junis an das Rote Kreuz übergeben worden, Siegel etwa zwei Stunden später in der Stadt Gaza. Die drei Männer hatten 484 Tage in Geiselhaft im Gazastreifen verbringen müssen.
Emotionales Wiedersehen mit Angehörigen
Auf einem Video, das von der israelischen Regierung verbreitet wurde, ist Jarden Bibas in enger Umarmung mit seinem Vater und seiner Schwester zu sehen. Sein Humor sei geblieben, hört man seinen sichtlich erleichterten Vater zu dem 35-Jährigen sagen. Immer wieder küsst er seinen Sohn. Eine andere Aufnahme zeigt Bibas lächelnd mit israelischen Soldaten nach seiner Ankunft in Israel. Israelischen Medienberichten zufolge jubelte ihm bei seiner Ankunft in einem Krankenhaus anschliessend auch eine grosse Menschenmenge zu.
Jarden Bibas’ Frau und ihre zwei Kleinkinder werden weiterhin im Gazastreifen festgehalten. Der Jüngere war zum Zeitpunkt seiner Entführung noch ein Baby.
Keith Siegels Familie reagierte auf die Freilassung des 65-Jährigen mit grosser Freude. «Er sieht gut aus», sagte seine glücklich wirkende Frau Aviva, als sie Aufnahmen der Freilassung gemeinsam mit ihrem Sohn sieht. Die Israelin wurde ebenfalls während des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 in den Gazastreifen verschleppt, kam aber im Rahmen eines ersten Gaza-Deals im November 2023 frei. «Wir sind erfüllt von unbeschreiblicher Aufregung», teilte Siegels Familie in einer Erklärung nach dessen Ankunft in Israel mit. «Endlich, nach 484 langen, furchterregenden Tagen und Nächten voll immenser Sorge um unseren Vater, können wir wieder aufatmen.» (DPA)
Hamas übergibt drei weitere Geiseln
Die Hamas hat im Zuge einer Waffenruhe-Vereinbarung drei weitere Geiseln an das Rote Kreuz im Gazastreifen übergeben. Ofer Kalderon (54) und Jarden Bibas (35) kamen in Khan Younis im Süden des Gebiets frei und sind bereits zurück in Israel. Keith Siegel (65) wurde am Hafen der Stadt Gaza im Norden des Küstenstreifens an das Rote Kreuz übergeben, wie auf live-Fernsehaufnahmen zu sehen war.
Die israelische Armee bestätigte die Übergabe unter Berufung auf das Internationale Komitee vom Roten Kreuz. Terroristen hatten die drei Männer vor 484 Tagen während des Hamas-Massakers in Israel in den Gazastreifen verschleppt
Keine grossen Menschenmengen bei Freilassungen
Die beiden Übergaben verliefen im Vergleich zur vergangenen geordnet und zügig. Keine grosse Menschenmenge hat sich dieses Mal vor Ort versammelt. Bewaffnete und vermummte Hamas-Kämpfer in Uniform säumen eine Strasse, durch die das Fahrzeug mit Siegel fuhr. Fernsehaufnahmen zeigten eine Frau, die Rosenblätter und glitzerndes Konfetti in Richtung der Hamas-Kämpfer streut. Vor jeder Übergabe unterschrieben Hamas und Vertreter des Roten Kreuz «Freilassungsdokumente». Auf Fernsehaufnahmen war zu sehen, wie Kalderon und Bibas nacheinander auf eine Bühne traten und dort Anwesenden winken mussten. Sie standen dabei vor Plakaten, auf dem getötete Hamas-Führer abgebildet sind.
Hinter der Bühne, auf die Keith Siegel zwei Stunden danach am Hafen der Stadt Gaza geführt wurde, war das Mittelmeer zu sehen. Auf einem an der Bühne angebrachten Banner ist in hebräischer Schrift zu lesen: «Der Zionismus wird nicht siegen». Unter dem Begriff versteht man das Streben nach der Gründung eines jüdischen Staates. In ihrer Charta fordert die Terrororganisation Hamas die Zerstörung des Staates Israel und die gewaltsame Errichtung eines islamischen Staates Palästina vom Jordan-Fluss im Osten bis zum Mittelmeer im Westen.
Siegel sollte nach seiner Freilassung zunächst zu einem israelischen Militärlager im Süden Israels gebracht werden. Die anderen Männer sind israelischen Angaben bereits zurück in Israel. Alle drei sollten anschliessend in Krankenhäuser kommen. In der Küstenmetropole Tel Aviv jubelten etliche Menschen, die live-Aufnahmen der Übergabe der Geiseln an das Rote Kreuz im Gazastreifen sahen.
Schicksal der Bibas-Familie bewegt die Welt
Die Entführung der Familie Bibas mit ihren zwei kleinen Jungen, einer davon ein Baby, hatte weltweit Entsetzen ausgelöst. Auch die Kinder sowie die Mutter, die neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, sind für die Freilassung in der ersten Phase der Vereinbarung vorgesehen. Nun kommt der Vater vor ihnen frei – obwohl Frauen und Kinder Vorrang bei der Freilassung haben sollen.
Die Hamas hatte vor langer Zeit mitgeteilt, dass die Frau und die beiden Jungs bei israelischen Bombardements getötet worden sein sollen. Israel bestätigte ihren Tod – anders als in anderen Fällen – nicht. Es gebe aber grosse Sorge um das Schicksal der drei, hiess es von offizieller Seite.
Die Familie des 54-jährigen Ofer Kalderon teilte in einer Erklärung mit, sie sei «überwältigt vor Freude, Erleichterung und Emotionen nach 484 langen und schwierigen Tagen unerträglichen Wartens». Die Familie wolle alles Notwendige tun werden, um ihm zu helfen, sich wieder zu erholen. Der Mann, der auch französischer Staatsbürger ist, wurde zusammen mit seinen damals elf und 16 Jahre alten Kindern verschleppt. Sohn und seine Tochter kamen im Zuge des ersten Gaza-Abkommens fast zwei Monate später wieder frei. (DPA)
Israel beginnt mit Freilassung palästinensischer Häftlinge
Die israelischen Behörden haben im Rahmen der Waffenruhe-Vereinbarung mit der militant-islamistischen Hamas mit der Freilassung einer grossen Gruppe palästinensischer Häftlinge begonnen. Am Samstag fuhr ein Bus mit rund 32 Personen vom Militärgefängnis Ofer nahe Ramallah los. Sie sollten an andere Orte im Westjordanland gebracht werden. Rund 150 weitere Häftlinge sollten in den Gazastreifen geschickt oder abgeschoben werden.
Nach palästinensischen Angaben sollten am Samstag insgesamt 183 Palästinenser aus israelischer Haft freikommen, darunter Dutzende mit langen oder lebenslangen Haftstrafen. Darunter sind demnach 111 Personen aus dem Gazastreifen, die nach dem von der Hamas angeführten Terrorangriff am 7. Oktober 2023 festgesetzt und ohne Prozess festgehalten wurden.
Im Rahmen des am 19. Januar in Kraft getretenen Gaza-Abkommens liess die Hamas am Samstag drei männliche Geiseln frei. Sie wurden im Gazastreifen an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben und später von Militärkonvois nach Israel gebracht. (DPA)
Geisel wurde laut ihrer Mutter in UNRWA-Räumen festgehalten
Eine der in der aktuellen Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas freigelassenen Geiseln soll in Räumlichkeiten des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge festgehalten worden sein. Den Vorwurf erhob die Mutter von Emily Damari, einer britisch-israelischen Ex-Geisel der militant-islamistischen Palästinenserorganisation, in einem Beitrag auf der Plattform X. Mandy Damari erklärte, die Extremisten hätten «Emiliy in UNRWA-Einrichtungen festgehalten und ihr Zugang zu medizinischer Behandlung verwehrt, nachdem sie zweimal auf sie geschossen hatten».
Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.
An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.
Emily fehlen zwei Finger der linken Hand. Es ist die Folge einer Schusswunde, die sie beim von der Hamas angeführten Terrorangriff auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023 erlitt. Die Erklärung ihrer Mutter befeuert die israelische Kritik am UNRWA. Das Land wirft dem Hilfswerk vor, von der Hamas und anderen militanten Gruppen unterwandert zu sein. Ein Dutzend UNRWA-Mitarbeiter waren nach Auffassung Israels an dem beispiellosen Terrorangriff beteiligt.
Der oberste Kommunikationsmanager des UNRWA, Jonathan Fowler, reagierte am Freitag auf den X-Beitrag Damaris. Dessen Inhalt werde ernst genommen. «Angaben, dass Geiseln in UNRWA-Räumlichkeiten festgehalten wurden, selbst wenn diese zuvor geräumt wurden, sind sehr ernst zu nehmen», sagte Fowler. «Wir haben wiederholt unabhängige Untersuchungen zu Behauptungen gefordert, UNRWA-Räumlichkeiten seien von bewaffneten Palästinensergruppen einschliesslich der Hamas missbraucht und missachtet worden.» (DPA)
Jarden Bibas soll morgen freikommen – was ist mit seinen Kindern?
Die Hamas hat die Namen dreier männlicher Geiseln veröffentlicht, die am Samstag im Rahmen der zwischen der militanten Palästinenserorganisation und Israel vereinbarten Waffenruhe freikommen sollen. Dabei handelt es sich um den 35-jährigen Jarden Bibas, den 65-jährigen Keith Siegel und den 54-jährigen Ofer Kalderon, wie israelische Behörden bestätigten. Der Austausch von Geiseln gegen eine vielfache Zahl palästinensischer Häftlinge wird der vierte seit Inkrafttreten der Waffenruhe sein.
Bibas war beim Terrorangriff am 7. Oktober 2023 aus dem Kibbuz Nir Oz verschleppt worden. Bilder, die während seiner Gefangennahme gemacht wurden, zeigen ihn verwundet. Seine Frau Schiri und die zwei Jungen Ariel und Kfir wurden ebenfalls aus dem Kibbuz verschleppt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kinder vier Jahre beziehungsweise noch nicht einmal ein Jahr alt – und damit die jüngsten Geiseln der Extremisten.
Die Nachricht über Bibas› Freilassung wirft ein neues Schlaglicht auf das Schicksal seiner Familie. Die Hamas hat behauptet, dass Schiri und die beiden Jungen bei einem israelischen Luftangriff getötet worden seien. Israel hat dies nicht bestätigt. Militärsprecher Daniel Hagari sagte kürzlich, die Armee sei sehr besorgt über das Schicksal der Mutter und ihrer beiden Söhne. (DPA)
Tausende protestieren in Ägypten gegen Trumps Gaza-Vorschlag
Tausende Menschen haben in Ägypten gegen den Vorschlag von US-Präsident Donald Trump für die Aufnahme von Palästinensern in ihrem Land demonstriert.
Auf Bildern des staatsnahen TV-Senders Al-Qahera News waren zahlreiche Menschen auf der ägyptischen Seite des Übergangs Rafah an der Grenze zum Gazastreifen zu sehen, die teils ägyptische und palästinensische Fahnen schwenkten. Der Grenzübergang ist laut dem Sender Al-Dschasira eigentlich militärisch abgeriegelt und wurde gemäss einem Bericht von EU-Diplomaten erst am am Freitag wieder geöffnet.
Trump hatte jüngst gesagt, Ägypten und Jordanien könnten die Menschen aus dem teils unbewohnbar gewordenen Küstenstreifen aufnehmen. Das könne vorübergehend oder langfristig sein, antwortete er auf die Frage eines Journalisten.
Trump zeigt sich unbeeindruckt
Im Gazastreifen leben gut zwei Millionen Menschen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatte bereits vor einer möglichen Vertreibung der Bewohner des Küstenstreifens gewarnt. Auch die Vereinten Nationen lehnten die Idee entschieden ab.
Ähnlich hatte sich auch Ägyptens Präsident Abdel-Fattah al-Sisi geäussert. «Ich sage deutlich, dass die Abschiebung und Vertreibung des palästinensischen Volkes ein Unrecht ist, an dem wir uns nicht beteiligen können», erklärte al-Sisi in Kairo.
Trump zeigte sich davon unbeeindruckt und betonte auf Nachfrage von Journalisten, Ägypten und Jordanien müssten sich seinem Willen beugen. «Sie werden es machen», sagte er lediglich auf Nachfrage von Journalisten im Weissen Haus. «Wir tun eine Menge für sie und sie werden es machen.» (DPA)
EU: Grenzübergang Rafah in den Gazastreifen wieder offen
Die israelischen und ägyptischen Behörden haben nach Angaben aus der EU die Entscheidung zur Wiedereröffnung des Grenzübergangs Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen getroffen. Der Übergang sei wieder nutzbar, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur von Diplomaten in Brüssel. Er werde von Beamten der Palästinensischen Autonomiebehörde betrieben, die von EU-Grenzschützern unterstützt würden.
Ob bereits Menschen oder Lastwagen den Grenzübergang Rafah im Süden des Küstengebiets passieren konnten, blieb zunächst unklar. Er ist der einzige zum Gazastreifen, der nicht über israelisches Gebiet führt. Er wurde geschlossen, nachdem die israelische Armee dort im vergangenen Mai auf palästinensischer Seite die Kontrolle übernommen hatte.
Die Wiedereröffnung gehört zu einer Drei-Phasen-Vereinbarung zwischen der Hamas und Israel zur Beendigung des Gaza-Kriegs. Sie soll insbesondere auch die Einfuhr von deutlich mehr humanitärer Hilfe für die Palästinenser ermöglichen. Zudem sollen über den Grenzübergang Rafah Menschen den Gazastreifen verlassen können, die dringend medizinische Hilfe benötigen. (DPA)
Israel erhält Liste mit Namen der freizulassenden Geiseln
Israel hat eine Liste mit den Namen der drei Geiseln erhalten, die am Samstag für eine Freilassung aus der Gewalt der Hamas im Gazastreifen vorgesehen sind. Israel prüfe die Liste und informiere die Familien der Betroffenen, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mit.
Die Hamas bestätigte, dass sie die Liste übermittelt hatte. Nach Angaben der Terrororganisation sowie israelischen Medien sollen drei aus Israel verschleppte Männer freikommen.
Die Islamistenorganisation muss Israel gemäss der Waffenruhe-Vereinbarung 24 Stunden im Voraus über die Namen der freizulassenden Geiseln informieren. Im Gegenzug sollen wieder Dutzende palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.
Derzeit werden israelischen Angaben zufolge noch 82 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Am Donnerstag hatten Islamisten im Gazastreifen acht Menschen freigelassen, unter ihnen zwei Deutsch-Israelis, eine israelische Soldatin sowie fünf aus Israel entführte thailändische Arbeiter.
SDA/AFP/DPA/red
Fehler gefunden?Jetzt melden.