Nach Protestbrief an ChefSwiss will ihre Flight Attendants besänftigen
Mehr Mitarbeitende, mehr Pausen: Damit das angeschlagene Kabinenpersonal an Bord bleibt, verbessert die Fluggesellschaft nun die Arbeitsbedingungen.
Der Peak über Ostern wird für die Swiss zum Stresstest. Zwar fliegt die Airline im Moment noch nicht mit Vor-Corona-Kapazität, doch: So viele Swiss-Mitarbeitende dürften schon lange nicht mehr gleichzeitig in der Luft gewesen sein. Just vor diesen intensiven Tagen kommt die Fluggesellschaft dem zunehmend unzufrieden gewordenen Kabinenpersonal entgegen.
Chef Dieter Vranckx hat am Donnerstag gegenüber den Mitarbeitenden mehrere Massnahmen angekündigt, die Entlastung bringen sollen. So werden etwa in San Francisco und Los Angeles ab Mai wieder zwei Nächte statt einer eingeplant. Die Crews hoffen, künftig in zur Erholung geeigneteren, attraktiveren Hotels übernachten zu können als in den letzten Wochen.
Ausserdem wird eine Überstundenpauschale entrichtet, die gestrichenen Spesenentschädigungen bei Frühabflügen und Spätankünften werden wieder eingeführt, und auf der Langstrecke gibt es Entlastungen beim Serviceaufwand. Die Swiss bestätigt diese Massnahmen auf Anfrage.
Gewerkschaft lobt «starkes Signal»
Mehrere Flight Attendants sagen auf Anfrage, dass sie die Schritte des Managements begrüssen. Auch die Gewerkschaft Kapers ist zufrieden: «Das sind substanzielle Massnahmen, und es ist ein starkes Signal, das das Management nun Richtung Kabine sendet. Sie kommen bei uns gut an – auch wenn viele Schwierigkeiten bleiben, denn das Krisenmassnahmenpaket ist nicht vorbei», sagt ein Sprecher.
Einzig die erhoffte Reue sei ausgeblieben. «Wir hätten uns erhofft, dass sich das Management für den unangemessenen Ton und die unnötigen Kündigungen im letzten Jahr entschuldigt.»
Der Grund dafür, dass sich das Swiss-Management nun intensiver ums Kabinenpersonal kümmern muss, ist die schlechte Stimmung in den letzten Wochen. Ein ruppig formuliertes Schreiben der Kabinencrew-Chefs brachte das Fass zum Überlaufen – vielen Angestellten platzte der Kragen.
Sie formulierten einen Brief an Swiss-Geschäftsführer Dieter Vranckx. Darin heisst es: «Es ist nicht das Kabinenpersonal, das die Verantwortung für die Massenentlassungen übernehmen muss, und es soll auch nicht die Folgen davon ausbaden müssen.»
Hälfte der Entlassenen ist wieder an Bord
Viele seien am Anschlag und würden sich überlegen, den Job zu kündigen, hiess es vonseiten Kapers. Das möchte die Swiss möglichst verhindern, denn sie braucht dringend Personal. Nach den gelockerten Pandemiemassnahmen rechnet die Airline für den Sommerflugplan 2022 wieder mit einer grösseren Nachfrage.
«Im Lauf des Jahres werden wir eine dreistellige Zahl an neuen Flugbegleiterinnen und -begleitern einstellen», sagt Swiss-Sprecher Michael Stief. «Zudem werden ab April über die Hälfte jener in Zürich und Genf stationierten Kabinenmitarbeitenden zurückkehren, die uns im Rahmen der Restrukturierung verlassen mussten.»
Heisst: Ein wesentlicher Teil der 334 im letzten Sommer entlassenen Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter haben das Rückkehrangebot der Swiss angenommen.
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