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Vertragsloser Zustand drohte
Swiss und Piloten einigen sich kurz vor der Eskalation auf neuen GAV

Doch nicht im vertragslosen Zustand: Piloten vor einer Swiss-Maschine in Genf.
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Zum Abschluss monatelanger Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) zwischen der Fluggesellschaft Swiss und der Pilotengewerkschaft Aeropers haben sich am Freitag chaotische Szenen zugetragen. So hört man es einerseits aus Verhandlungskreisen, so lässt es sich andererseits aus der Kommunikation der Swiss gegenüber den Medien herauslesen.

Am Morgen beraumte die Kommunikationsabteilung des Konzerns ein Online-Mediengespräch für 12.30 Uhr an, um die aktuelle Situation rund um die Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag mit Aeropers zu erklären.

Um 12.11 Uhr verschickte die Swiss eine E-Mail an Journalistinnen und Journalisten, laut der das Gespräch neu um 16 Uhr stattfinde. Um 16.00 Uhr schickte sie die nächste Mail: Das Gespräch finde nun um 16.15 Uhr statt. Und um 16.14 Uhr kam die letzte Nachricht: Das Gespräch sei abgesagt, man kommuniziere «zu gegebener Zeit».

«Diese Einigung stellt einen Kompromiss nach einem langwierigen Prozess dar.»

Auszug aus dem Mediencommuniqué von Aeropers

Seither ist bei dieser Redaktion vonseiten der Swiss keine weitere Information eingetroffen. Die Gewerkschaft Aeropers dagegen bestätigt am Abend in einem kurzen Communiqué, dass man sich nach «langen und intensiven Gesprächen» auf die Eckpunkte für den zukünftigen GAV geeinigt habe. «Diese Einigung stellt einen Kompromiss nach einem langwierigen Prozess dar», steht im Schreiben. «Die Pilotinnen und Piloten der Swiss haben nun wieder eine solide Basis für ihre zuverlässige und sichere Arbeit im Cockpit.» 

Weiter heisst es: «Im Hinblick auf die verkehrsreichen Sommermonate können sich unsere Gäste wie gewohnt auf eine stabile Operation verlassen.» Aeropers-Vizepräsident Roman Kälin wollte diesen Satz auf Nachfrage nicht so verstanden wissen, dass man gar mit einem Streik gedroht habe. 

Das Hin und Her vom Freitag lässt jedoch darauf schliessen, dass es zwischen den Delegationen der Swiss und der Piloten bis zuletzt hoch zu und her ging. So hoch, dass beide Parteien bereits das Scheitern der Verhandlungen zu kommunizieren planten. Oder dass sie selbst das Anschwärzen der Gegenpartei gegenüber den Medien als Verhandlungspfand einsetzen wollten.

Keine Einigung auf Krisen-GAV

Dies wäre die völlige Eskalation einer Entwicklung gewesen, die Anfang 2021 begann. Damals kündigte die Swiss den GAV auf Ende März 2022, weil man sich nicht auf einen übergangsweisen Vertrag für die Dauer der Pandemie hatte einigen können. Die anderen Teile der Belegschaft dagegen akzeptierten jeweils solche Krisen-GAV. Sie gelten bis Ende 2023.

Die Verhandlungen über einen neuen ordentlichen GAV der Piloten, der ab April 2022 gelten sollte, zogen sich seit dem Herbst erfolglos hin und hätten ursprünglich schon im Januar ihr Ende finden sollen. In den vergangenen Tagen bemühte sich auch Swiss-Chef Dieter Vranckx in den Verhandlungen, einen vertragslosen Zustand zu vermeiden.

Über den genauen Inhalt der Verhandlungen und darüber, inwiefern sich der neue GAV vom alten unterscheidet, war am Freitag nichts Genaues mehr in Erfahrung zu bringen. Klar ist bloss, dass der bisherige Vertrag aus Sicht der Swiss zu unflexibel war und, wie sie im Januar gegenüber dieser Zeitung schrieb, «ein hohes und starres Kostenniveau» hatte.

Anmerkung: In einer ersten Version dieses Artikels fehlte die Information, dass sich die Parteien vorerst nicht auf einen fertigen GAV, sondern bloss auf dessen Eckwerte geeinigt haben. Dies wurde nun ergänzt.