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Flug mit Todesfolge
Was vor der Swiss-Notlandung in Graz passierte und was danach

Ein Swiss-Flugzeug steht auf dem Rollfeld, umgeben von zwei gelben Servicefahrzeugen auf einem sonnigen Flughafen.
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In Kürze:
  • Ein Zwischenbericht zum Swiss-Flug LX1885 zeigt, was passiert ist – Fragen bleiben.
  • Nach einer Rauchentwicklung in der Kabine landete das Flugzeug notfallmässig in Graz.
  • Ein Flight-Attendant starb später, die genaue Todesursache bleibt ungeklärt.
  • Probleme mit Schutzmasken und Notfalltüren sind zentral bei der Untersuchung.

Was passierte auf dem Swiss-Flug LX1885 von Bukarest nach Zürich mit einer Notlandung in Graz? Die Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) in Österreich hat jetzt einen Zwischenbericht veröffentlicht. Darin wird das Unglück beleuchtet, in dessen Folge ein Flugbegleiter starb.

Der SUB übergeordnet ist das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Offene Fragen gibt es auch nach der Veröffentlichung des Zwischenberichts.

Der Flug im Minutenprotokoll

16.27 Uhr: Das Flugzeug des Flugs LX1885 hebt mit Ziel Zürich am Flughafen Otopeni in Bukarest ab. Durchgeführt wird er mit einem Airbus A220-300, Kennzeichen HB-JCD. Das Flugzeug ist 7 Jahre alt. An Bord sind 74 Fluggäste. Dazu fünf Crewmitglieder – zwei im Cockpit, drei in der Kabine.

17.30 Uhr: Das Flugzeug hat einen ersten Kontakt mit der Flugsicherung in Wien. Dies, weil der Flug durch den österreichischen Luftraum führt.

17.34 Uhr: Vier Minuten nach dem ersten Kontakt erklärt die Cockpit-Crew einen Notfall. Das Flugzeug befindet sich auf Flight-Level 400, auf knapp 12’400 Metern Höhe und rund 23 nautische Meilen (knapp 43 Kilometer) nordöstlich des Flughafens Graz.

17.36 Uhr: Die Cockpit-Crew verlangt eine unverzügliche Umleitung an den Flughafen Graz. Rauch tritt in die Kabine ein – und ins Cockpit. Die Flugbegleiter setzen die Atemschutzmasken auf, wie in der Ausbildung geübt. Die Crew im Cockpit zieht sich Sauerstoffmasken über. Auch das ist so vorgesehen.

Innenraum eines Flugzeugs mit Rauch oder Dunst im Gang und schwacher Beleuchtung.

17.53 Uhr: Notlandung auf Piste 34C in Graz nach einem steilen Sinkflug.

17.55 Uhr: Es folgt eine notfallmässige Evakuierung über vier Notausgänge. Alle Passagiere und Crewmitglieder werden evakuiert. Mehrere Fluggäste und alle Crewmitglieder werden ins Spital gebracht, teils zur Untersuchung, teils zur weiteren Behandlung.

30. Dezember 2024: Ein Flight-Attendant erliegt seinen Verletzungen.

Das Sekundenprotokoll der entscheidenden Phase

17.32:12 Uhr: Die Cockpit-Crew entdeckt eine Unregelmässigkeit im linken Triebwerk mit der Meldung, es seien zu viele Ölrückstände vorhanden («Oil debris above limit»).

17.33:46 Uhr: Eine Warnung wird ausgelöst: Vibrationen im Triebwerk. Die Cabin-Crew hört einen lauten Knall, den sie in der Kabine verortet. In der Folge leuchtet eine weitere Warnung aus dem linken Triebwerk auf.

17.34:12 Uhr: Die Cockpit-Crew entdeckt Rauch im Cockpit und zieht sich die Sauerstoffmasken über.

17.34:17 Uhr: Wieder eine Warnung: Rauch im WC. Dann Rauch überall. Dann Warnung: Öldruck, Triebwerk links.

17.34:51 Uhr: Die Cockpit-Crew funkt Mayday, einen Notstand, und leitet den Sinkflug ein.

Das Triebwerk

Bereits bekannt war, dass die Hauptantriebswelle im Triebwerk des Herstellers Pratt & Whitney gebrochen war. Die genauen Untersuchungen dauern an.

Die Atemschutzmasken

Es gab vier PBE-Einheiten an Bord. PBE steht für «Protective Breathing Equipment», also Atemschutzausrüstung. Diese deckt Kopf und Gesicht vollständig ab und soll durch ein ausgeklügeltes System die Luft filtern. Die Masken werden regelmässig kontrolliert, die Handhabung wird in der Ausbildung der Flight-Attendants geübt. Am Umgang mit dem Beweismaterial, das die PBEs sind, wurde zuletzt Kritik laut. Die Schutzmasken im betroffenen Flugzeug hätten ausgetauscht werden sollen. Sie gelten als problematisch.

Gelbe Schutzausrüstung mit transparentem Visier, blauem Atemventil und ’CREW’-Schriftzug auf der Vorderseite.

Die Notfalltüren

Zwei Notfalltüren blieben bei der Evakuierung geschlossen. Ein Augenzeuge berichtete, ein Crewmitglied habe bei der Öffnung Hilfe benötigt. Dass nicht alle Türen offen waren, hängt mutmasslich mit dem Gesundheitszustand des Kabinenpersonals zusammen. Das später verstorbene Crewmitglied war bewusstlos. Es war für die Tür vorne rechts zuständig, die verschlossen blieb. Ein weiteres Mitglied der Flugbegleitung musste später ebenfalls hospitalisiert werden. Denkbar ist, dass deshalb nicht alle Türen geöffnet werden konnten. Vorgesehen ist, dass die verbleibenden Mitglieder der Cabin-Crew beim Ausfall eines Kollegen oder einer Kollegin mehr als die zugeteilten Türen öffnen.

Die offenen Fragen

Offen bleiben die Fragen, was genau zum Tod eines Flight-Attendant geführt hat, und in diesem Zusammenhang, wie sicher die Atemschutzmasken sind. Auch was zum Defekt im Triebwerk geführt hat, ist noch in Klärung. Und offen ist vor allem die Frage, ob der Rauch via Zapfluft aus dem Triebwerk durch die Klimaanlage in die Kabine gelangte.