Super-G der Männer in Crans-MontanaWieder ein Schweizer Doppelsieg – bei den Gegnern rauchen die Köpfe
Marco Odermatt triumphiert vor Landsmann Alexis Monney – im Wallis wird das nächste Skifest gefeiert. Der Sieger stellt einen Rekord auf, und eine verblüffende Serie hält an.

Alpinchef Hans Flatscher bekommt fast einen Krampf im Gesicht vom Dauerlächeln. Verbandspräsident Urs Lehmann klatscht ab, wer ihm über den Weg läuft. Und Swiss-Ski-CEO Walter Reusser? Der schüttelt daneben nur noch ungläubig den Kopf.
Irgendwie ist es ja auch unfassbar, was die Schweizer in diesem Winter zeigen. Und immer wenn man denkt, mehr geht nun aber wirklich nicht, dann setzen sie noch einen drauf. Franjo von Allmen vor Marco Odermatt und Alexis Monney – so lautete das Ergebnis am Samstag in der Abfahrt. Auf den Dreifach-Triumph folgt 24 Stunden später ein Doppelsieg, im Super-G siegt Odermatt vor Monney.
Wieder Schweizer Jubelstimmung also, wieder wird die eigene Überlegenheit zelebriert. Odermatt ist der vierte Schweizer, der in Crans-Montana einen Super-G gewinnt, nach Peter Müller (1986), Pirmin Zurbriggen (1987 an der WM) sowie Didier Cuche (2012). Alles Skihelden, denen er bezüglich Erfolge enteilt ist. Und wenn wir schon bei Skilegenden sind: Odermatt steht nun bei 45 Siegen im Weltcup, in der ewigen Bestenliste liegen nur noch Ingemar Stenmark (86), Marcel Hirscher (67), Hermann Maier (54), Alberto Tomba (50) und Marc Girardelli (46) vor ihm.
Der erste Stöckli-Doppelsieg
Der Super-G ist mittlerweile Odermatts stärkste Disziplin, da ist er derzeit gar noch dominanter als im Riesenslalom und in der Abfahrt. Er fühlt sich enorm wohl in jener Sparte, das betont er immer wieder. Den WM-Titel von Saalbach bestätigt er gleich bei erster Gelegenheit, «ich musste da ja fast nachziehen, weil es Franjo am Samstag in der Abfahrt vorgemacht hat», resümiert er schmunzelnd. Von Allmen wird am Sonntag nach einem Fehler im Mittelteil Siebter.
In Saalbach blieb es für Odermatt bei dieser einen Goldmedaille, es wäre gewiss noch mehr möglich gewesen – österreichische Medien schrieben in seinem Zusammenhang gar von einer «Flop-WM». Der 27-Jährige hat das registriert, es stört ihn nicht, er selbst weiss nur zu gut, dass für ihn andere Massstäbe gelten. Und er setzt sich diese ja auch selbst: «Wenn ich fahre, ist das Ziel eigentlich immer der Sieg», sagt der Nidwaldner. Im Super-G realisiert er seinen 15. Erfolg im Weltcup, er ist nun der erste Athlet in der Geschichte, der sowohl im Super-G als auch im Riesenslalom mindestens 15-mal zuoberst auf dem Podest gestanden ist.
Auf dem Walliser Hochplateau triumphiert der Gesamtweltcupsieger einmal mehr vor einem Landsmann. Alexis Monney büsst nur 28 Hundertstel ein und sorgt für den ersten Doppelsieg der Skimarke Stöckli im Weltcup. Wie Odermatt und von Allmen befindet sich auch der Freiburger in einem regelrechten Flow-Zustand, sein Grundspeed ist verblüffend hoch.
An der WM holte er Abfahrts-Bronze und Silber mit Tanguy Nef in der Team-Kombination, «es läuft einfach gut, sehr gut sogar, fast von alleine», sagt er nach seinem Karrierebestergebnis in dieser Disziplin. Zur Erinnerung: Anfang Saison gehörte Monney nicht einmal zu den Top 30 der Super-G-Weltrangliste.
Die Kritik an der WM-Strecke
Die Schweizer Skifans können sich also schon einmal freuen auf die nächsten Weltmeisterschaften, die 2027 in Crans-Montana stattfinden werden. Die Einheimischen haben die Piste im Griff, wenngleich gerade Odermatt in den letzten Tagen Kritik äusserte. Es sei eine sehr einfache Abfahrt, wohl die einfachste, die er je gefahren sei, hielt er fest. Passagen, an denen man sich überwinden müsse, gebe es keine.
Wie auch immer: Ob steil, flach, langsam, schnell, Sonne oder Sturm – am Ende jubelt sowieso meistens ein Schweizer. Im Super-G haben Odermatt und Monney eine bemerkenswerte Serie ausgebaut: Seit März 2022 oder mittlerweile 22 Rennen ist immer mindestens ein Swiss-Ski-Vertreter auf dem Podest gestanden, es resultieren 13 Siege und 30 Top-3-Ränge.
Und so wird die Konkurrenz kreativ: Der Italiener Christof Innerhofer etwa fährt vor dem Rennen am Sonntag extra mit den Schweizern auf dem Sessellift hoch zum Start, er will in den Spirit der Schnellsten «eintauchen». Es hilft: Als 12. egalisiert der 40-Jährige sein bestes Saisonresultat.
Noch besser macht es sein Landsmann Dominik Paris, der mit knapp vier Zehnteln Rückstand Dritter wird. «Die Schweizer setzen die anderen Nationen mit ihren Erfolgen unter Druck, überall rauchen die Köpfe», sagt Paris, «einige sind deswegen zu angespannt, das kommt nicht gut». Marco Odermatt seinerseits findet den innerschweizerischen Kampf um die Spitze unglaublich. Er sagt aber auch: «Es besteht die grosse Gefahr, dass es schon bald als selbstverständlich angeschaut wird.»
Zumindest er fährt die Erfolge mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit ein: Der Sieg im Gesamtweltcup ist ihm bei 500 Punkten Vorsprung gewiss nicht mehr zu nehmen, in der Super-G-Wertung kann ihn der Italiener Mattia Casse nur noch theoretisch abfangen.
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Startnummer 13 – Dominik Paris
Der Italiener steht in diesem Winter noch immer ohne Podestplatz da. Das dürfte sich heute ändern: Paris übernimmt die Spitze, 19 Hundertstel vor Landsmann Casse. Es ist gerade einiges los in diesem Super-G. Und: Die Schweiz steht derzeit nicht auf dem Podest.
Startnummer 12 – Mattia Casse
Auch Casse hat in dieser Saison schon einen Super-G gewonnen, er triumphierte vor Weihnachten in Gröden. Folgt heute der zweite Streich? Zwischenzeitlich hat der Italiener vier Zehntel Rückstand, doch ab Streckenhälfte zündet er den Turbo – im Ziel hat er zwei Hundertstel Vorsprung!
Startnummer 11 – Fredrik Möller
Der Sieger von Bormio ist die Entdeckung der Super-G-Saison. Wie schnell er sein kann, zeigt er heute – bis er drei Tore vor dem Ziel ausscheidet. Bei der letzten Zwischenzeit lag Möller fast vier Zehntel voraus, er hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Spitze übernommen.
Startnummer 10 – Vincent Kriechmayr
Den Sturz von Wengen hat er beeindruckend schnell weggesteckt, das schmerzende Knie scheint er zu ignorieren. WM-Silber holte Kriechmayr in Saalbach, im Super-G wurde er Vierter. In Crans-Montana aber kommt er im Mittelteil einmal von der Ideallinie ab, das ist in diesem Rennen mit den knappen Abständen schon fatal. Rang 6 für den Österreicher, direkt hinter Stefan Rogentin.
Startnummer 9 – Nils Allègre
Im Jahr 2025 hat es der Franzose noch nie in die Top 10 geschafft. Kein Wunder also, ballt er nun im Ziel die Faust. Nach einer starken Fahrt reicht es Allègre für Zwischenrang 3. Er liegt nur 21 Hundertstel zurück.
Startnummer 8 – Adrian Smiseth Sejersted
Auch Norweger sind Salzspezialisten, sie fühlen sich auf eher weichen Unterlagen sehr wohl. Und Sejersted ist sowieso in Topform, an der WM holte er Bronze. Und nun? Übernimmt er die Spitze! Drei Hundertstel nimmt er von Allmen ab, dessen Fehler im Mittel halt doch zu gravierend war.
Startnummer 7 – Stefan Rogentin
Und gleich der nächste Schweizer: Rogentin mag diesen weichen Frühlingsschnee, im Mittelteil ist er denn auch klar der Schnellste. Im letzten Sektor aber büsst der Bündner etwas gar viel Zeit ein und wird Dritter. Sein Rückstand: 0,37 Sekunden.
Startnummer 6 – Franjo von Allmen
Der Berner kann derzeit offenbar machen, was er will – schnell ist er sowieso. Nach dem WM-Titel in der Abfahrt und jenem in der Team-Kombination mit Loïc Meillard gewann er gestern seine erste Abfahrt im Weltcup. Nun übernimmt er mit 35 Hundertsteln Vorsprung die Spitze, aber da wäre noch einiges mehr möglich gewesen. Von Allmen leistet sich zwei Fehler. Mal sehen, zu was die Fahrt reichen wird. Sicher ist: Sein Grundspeed ist fantastisch.
Startnummer 5 – Justin Murisier
Nach Platz 18 gestern in der Abfahrt war der Walliser enorm enttäuscht, liess der Wut auch freien Lauf. Wie Crawford leistet auch er sich im oberen Teil einen Fehler, anders als der Kanadier kann er den Ausfall aber verhindern. Hemetsberger jedoch kann er nicht abfangen, mit 41 Hundertstel Rückstand wird er Zweiter.
Startnummer 4 – James Crawford
Der Super-G-Weltmeister von 2023 und Kitzbühel-Sieger agiert in diesem Winter etwas inkonstant. Nun scheidet der Kanadier aus – nach klar bester Zwischenzeit.
Startnummer 3 – Stefan Babinsky
In Saalbach wurde Babinsky im Super-G WM-Sechster. Der Österreicher, der von allen «Baba» gerufen wird, verliert eine halbe Sekunde und fährt auf Zwischenrang 2. Offensichtlich ist: Es ist ein sehr schneller, direkter Super-G. Also sicher nach dem Geschmack der Abfahrer.
Startnummer 2 – Giovanni Franzoni
Er ist die italienische Hoffnung: Dreimal hat er einst Gold geholt an Junioren-Weltmeisterschaften, nun ist er dran, sich im Weltcup Richtung erweiterte Weltspitze aufzumachen. Nun aber büsst er auf Hemetsberger über eine Sekunde ein.
Startnummer 1 – Daniel Hemetsberger
Los geht es in Crans-Montana. Der Österreicher Daniel Hemetsberger eröffnet das Rennen, die Startnummer 1 ist im Super-G gewiss kein Vorteil. Mit 1:22:51 setzt er die erste Richtzeit. Es war eine engagierte Fahrt, aber auch eine mit diversen kleinen Unsicherheiten. Zufrieden wirkt Hemetsberger jedenfalls nicht.
Erster WM-Test
2027 findet in Crans-Montana die nächste Ski-WM statt. Für die Männer, die letztmals 2012 im Wallis Rennen bestritten, ist es also ein erster Test hinsichtlich des Grossanlasses.
Acht Schweizer dabei
Justin Murisier wird mit Nummer 5 als erster der Einheimischen ins Rennen gehen, Franjo von Allmen und Stefan Rogentin folgen gleich danach. Marco Odermatt hat die Nummer 15, Alexis Monney die 19. Ebenfalls mit dabei sind Slalom-Weltmeister Loïc Meillard (21), Lars Rösti (23) und Marco Kohler (40). Arnaud Boisset wiederum hat seine Saison beendet.
Die Kurssetzung
Der amerikanische Trainer hat den Lauf gesetzt. Gemäss diversen Experten ist der Kurs eher einfach, grosse technische Schwierigkeiten gibt es nicht wirklich.
Die Favoriten
Die Schweizer natürlich, wer sonst? Marco Odermatt, Franjo von Allmen, Stefan Rogentin und Alexis Monney wollen aufs Podest – mindestens. Zu rechnen sein wird auch mit den Österreicherin Vincent Kriechmayr und Raphael Haaser sowie mit dem Norweger Fredrik Möller.
Herzlich willkommen
Der sechste Super-G dieses Winters steht auf dem Programm. Gestartet wird in Crans-Montana um 10.30 Uhr. Verfolgen Sie das Rennen im Liveticker.
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