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Sunday-App ausprobiert
Schluss mit nervigem Warten auf die Rechnung im Restaurant

So sehen die kleinen Schildchen auf jedem Restaurant-Tisch aus.
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Was für ein Gegensatz! Wenn wir auf unserer Ferienreise in Italien nach dem Essen bezahlen wollten, konnten wir noch so freundlich oder bestimmt nach der Rechnung verlangen: Oft dauerte es, bis die Bedienung reagierte.

Besser gings, wenn man in die hinterste Ecke des Restaurants ging und sich demonstrativ neben das Kassenterminal stellte. Das hatten wir uns von einheimischen Restaurantgästen abgeschaut, und es funktionierte jedes Mal.

Ganz anders in Paris. Dort fanden wir auf den Tischen der Restaurants kleine Aufstellkärtchen mit einem QR-Code. Also diesem schwarz-weissen Müsterchen. Darauf stand etwa «Gerne hier bezahlen!», «Rechnung bezahlen» oder «Wir sind modern, hier kann man auch so bezahlen».

Schneller per Handy

Ferien sind schliesslich auch dazu da, neue Sachen auszuprobieren. Also nach dem Essen im ersten Restaurant Handy hingehalten, und schon öffnet sich eine Website im Design des Restaurants.

Man kann sich entweder die Speisekarte anzeigen lassen oder die Rechnung. Drückt man auf «Rechnung» erscheint genau diese. Fein säuberlich sind alle Speisen und Getränke aufgelistet. Selbst das eben erst bestellte Dessert.

Ist alles korrekt, drückt man auf «Bezahlen» und kommt zum Bildschirm mit dem Trinkgeld. Wie man es schon aus den USA kennt, gibt es drei Trinkgeld-Vorschläge (je nach Zufriedenheit) oder die Möglichkeit, selbst einen oder keinen Betrag zu wählen. Dann kommt die übliche Auswahl aus Bezahl- und Kartendiensten.

Da ich in den Ferien nur das iPhone dabeihabe, wähle ich Apple Pay, drücke zweimal auf den Power-Knopf, und die Rechnung ist bezahlt. Doch was nun?

Der Bildschirm bedankt sich recht herzlich. Kann man jetzt wirklich gehen? Ja, tatsächlich. Die Kellnerin im einen Restaurant bestätigt, sie habe schon längst gesehen, dass wir bezahlt hätten. Das sei gerade für die Kundschaft, aber anfangs auch fürs Personal etwas ungewohnt. Aber es klappe schon sehr gut. Wer will, könne weiterhin direkt bei ihr bezahlen.

Die Kellnerin weiss es schon

Etwas ungewohnt fühlt es sich dennoch an, einfach aufzustehen und zu gehen. Auch im nächsten Restaurant verabschiede ich mich vom Kellner und weise drauf hin, dass wir schon bezahlt hätten. Auch er scheint bestens informiert, bedankt sich und wünscht einen schönen Abend.

Das ist sie jetzt also, die Zukunft des Gastrogewerbes. Dass es solche Möglichkeiten (und Roboter-Kellner!) in Japan gibt, hört und liest man immer wieder. Während Corona kamen solche Möglichkeiten auch zu uns. Aber vor allem für die Speisekarten (Lesen Sie auch: Warum das kontaktlose Leben Glücksgefühle verhindert).

Tatsächlich ist Sunday, der Dienst hinter den QR-Code-Kärtchen, während Corona entstanden, hat inzwischen Millionen an Investment-Geld eingesammelt und expandiert fleissig. Die Firma verspricht, Restaurants den nervigen Teil der Kellnerei abzunehmen. Vor allem das Bezahlen. Aber Restaurants können auch gleich die Speisekarte digitalisieren, sodass die Gäste auf Knopfdruck ein zweites Mineralwasser bestellen können, wenn grad niemand Zeit hat.

Gefallen hat im Alltag aber vor allem das schnelle Bezahlen. Essen auf dem kleinen Handybildschirm auszusuchen, macht nicht wirklich Spass. Aber das Rufen nach der Rechnung, das Warten auf die Rechnung, das nochmalige Warten auf das Kartenterminal zu überspringen und dann zu gehen, wenn man gerne möchte, hat unbestritten seinen Reiz.

Die Rechnung auch gleich noch teilen

In den Dienst ist auch gleich eine Möglichkeit eingebaut, die Rechnung zu teilen. Gerade das dürfte dem Restaurant-Personal gefallen. So muss der Service nicht mehr mitansehen, wie um die eine Weinflasche geschachert wird, weil jemand dann doch nur ein Gläschen hatte.

Fraglich ist freilich, wie bei allen digitalen Angeboten, wo das Trinkgeld tatsächlich landet. Allerdings galt dies schon früher, wo ebenfalls unklar war, ob es nur zum Kellner oder auch an die Küche geht.

Ein letzter Zweifel betrifft schliesslich die Sicherheit: Kann nun jeder den QR-Code scannen und sehen, was wir bestellt haben? Kann man gar den Link speichern und nun Abend für Abend sehen, was die Leute am Tisch bestellt haben? Nein. So weit haben die Leute von Sunday offensichtlich gedacht.

Machen Sie ruhig das Experiment und scannen Sie den QR-Code oben im Foto. Es dürfte keine Rechnung und schon gar nicht die von mir erscheinen.