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Überraschender Befund
Tierisches Fett schützt möglicherweise vor Darmkrebs

Eine Person hält zwei Bratwürste in Papier eingewickelt, begleitet von einem Stück Brot, während einer 1. August Feier in Tubenthal. Bild: Johanna Bossart.
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In Kürze:
  • Eine neue Metaanalyse von 21 Studien zeigt überraschend eine schützende Wirkung gesättigter Fette gegen Darmkrebs.
  • Zwei Millionen Teilnehmende wurden während sieben bis zwanzig Jahren wissenschaftlich beobachtet.
  • Ernährungswissenschaftler David Fäh mahnt bei der Interpretation der Studienresultate zur Vorsicht.

Es kommt immer wieder vor, dass bei der Ernährung vermeintliche Gewissheiten ins Gegenteil kippen. Kaffee galt lange als schlecht für das Herz, heute werden dem Getränk zahlreiche gesunde Wirkungen zugeschrieben. Oder der Konsum von Eiern: Der lange befürchtete negative Effekt auf den Cholesterinspiegel betrifft nur Risikopersonen. 

Zeichnet sich nun gerade bei den gesättigten Fetten ein vergleichbarer Paradigmenwechsel ab?

Die Inhaltsstoffe gelten schon lange vor allem als schlecht für die Herz-Kreislauf-Gesundheit, da sie die Werte für die Blutfette Triglyzeride und Cholesterin erhöhen. Dieser Zusammenhang ist zwar nicht unbestritten. Dennoch wird deswegen zur Zurückhaltung bei Lebensmitteln mit hohem Anteil an gesättigten Fettsäuren geraten, dazu zählen rotes Fleisch (vor allem verarbeitetes), Butter, Käse, aber auch pflanzliche Palm- und Kokosfette. Fette in der Ernährung wurden aber auch immer wieder als möglicher Risikofaktor für Darmkrebs vermutet. Bisherige Studien zeigten jedoch ein widersprüchliches Bild. 

Nun lässt eine unlängst erschienene Analyse von grossen Studien aufhorchen. Im Fachblatt «Cancer Epidemiology» berichten Forschende, dass gesättigte Fette sogar vor Darmkrebs schützen könnten. Dabei zeigte sich in der Auswertung: Je mehr eingenommen wurde, desto tiefer war das Darmkrebsrisiko. Erst ab 40 Gramm Fettsäuren pro Tag kehrte sich der Zusammenhang ins Gegenteil. Je nach Körpergewicht entspricht das rund dem Doppelten der aktuellen Ernährungsempfehlungen. 

Die Metaanalyse umfasste 21 sogenannte Kohortenstudien, bei denen insgesamt zwei Millionen Studienteilnehmer über längere Zeit beobachtet wurden. Innerhalb von sieben bis zwanzig Jahren kam es dabei zu 20’000 Darmkrebserkrankungen. Dabei zeigte sich: Weder ein besonders hoher Fettkonsum noch pflanzliches Fett mit vielen ungesättigten Fettsäuren standen mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko in Zusammenhang. 

Mediziner: Gesättigte Fette sind nicht ungesund

Trotz der riesigen Datenmenge findet David Fäh, Ernährungswissenschaftler an der Berner Fachhochschule: «Der Zusammenhang steht auf wackligen Füssen.» Und er betont, dass die Studie nichts über eine mögliche Kausalität aussage. Auch die Studienautoren weisen darauf hin, dass ihre Arbeit «mit Vorsicht» interpretiert werden solle, unter anderem weil der schützende Effekt von gesättigten Fetten aus einer einzigen Studie stammt. Allerdings hatte diese immerhin eine halbe Million Teilnehmende. Die Resultate müssen demnach noch erhärtet werden – wie so oft bei Ernährungsstudien. 

Fäh widerspricht ohnehin der verbreiteten Ansicht, dass gesättigte Fette grundsätzlich ungesund seien. «Man kann aber Vorteile für Herz und Kreislauf erwarten, wenn gesättigte Fettsäuren durch ungesättigte, zum Beispiel aus kalt gepressten Pflanzenölen, ersetzt werden», so der Mediziner. Zudem könnten Fettsäuren in Lebensmitteln noch Ungesünderes, wie raffinierten Zucker oder Weissmehl, verdrängen. «Der gesundheitliche Effekt wäre dann keine direkte Folge der Fette», so Fäh. Eine direkte antientzündliche Wirkung von gesättigten Fettsäuren, wie sie die Studienautoren anführen, hält er für fraglich. 

Trotz der Vorbehalte ist es nicht ausgeschlossen, dass sich der schützende Effekt dennoch bestätigt. Denn vermeintlich ungesunde tierische Fette können tatsächlich auch eine positive Wirkung entfalten und möglicherweise vor Diabetes schützen. «Hier scheinen vor allem die Transfettsäuren in Milchprodukten, die im Wiederkäuer-Verdauungstrakt entstehen, eine Rolle zu spielen», erklärt Fäh. Dies im Unterschied zu den industriellen Transfetten, die als Verursacher von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten und deshalb in der Schweiz aufgrund gesetzlicher Vorgaben nur noch in geringem Mass in Fertigprodukten vorkommen.