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Elon Musks SpaceX-Raumschiff
Starship-Riesenrakete beim ersten Testflug explodiert – SpaceX spricht von Erfolg

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Aus Fehlern lernt man bekanntlich am meisten. Das gilt auch für die Raumfahrt und damit auch für den am Donnerstag missglückten Jungfernflug der Riesenrakete Starship der Firma Spacex von Elon Musk. Nach wenigen Minuten Aufstieg von der SpaceX-Weltraumbahnhof Starbase in Boca Chica in Richtung Erdumlaufbahn sollte sich das Starship von der Unterstufe, dem Super Heavy Booster, trennen. Doch dazu kam es nicht. Nach einigen Pirouetten ist das Starship samt Booster explodiert, wie Live-Aufnahmen zeigten.

Explosion nach genau vier Minuten Flugzeit: Die Ablösung der Raumfähre von der Raketenstufe klappte nicht.

Hätte die Trennung der beiden Stufen geklappt, wäre die ausgebrannte Raketenstufe nach etwa acht Minuten im Golf von Mexiko niedergegangen. Das Starship hätte dann im Erdorbit eine fast komplette Erdumkreisung machen und nach 90 Minuten im Pazifik wassern sollen.

Dies wurde nun verfehlt, trotzdem bewertete SpaceX den Test als Erfolg und sprach im Kurzbotschaftendienst Twitter von einem «schnellen ungeplanten Auseinanderbrechen vor der Stufentrennung». «Teams werden weiterhin Daten auswerten und auf unseren nächsten Flugtest hinarbeiten», fügte das Unternehmen von Technologie-Milliardär Elon Musk hinzu.

Die Mitarbeitenden in der Starbase jubelten nach der Explosion, der Chef starrte hingegen regungslos auf seinen Bildschirm, gratulierte seinem Team aber wenig später zum «aufregenden Test», bei dem man viel für die nächsten Starts gelernt habe.

SpaceX wertet den geglückten Start zwar als Erfolg, Chef Elon Musk sieht direkt nach der Explosion seines teuren Starships aber nicht besonders zufrieden aus.

Holger Wentscher, Raketenexperte der Schweizer Firma Beyond Gravity, die zuvor Ruag Space hiess, hat die Erfolgswahrscheinlichkeit des Erstflugs schon zuvor abgeschätzt: «Ich denke, die Erfolgschancen liegen ziemlich genau bei halbe-halbe. Das ist ganz schön wenig für so ein teures Vehikel, zumal es dafür gebaut ist, häufiger benutzt zu werden. Aber die Anzahl der Herausforderungen ist doch grösser, als es vielleicht den Anschein erweckt.»

Ein Beispiel sind die 33 Triebwerke des Super Heavy Booster vom Typ Raptor. Jedes Raptor-Triebwerk verursacht Vibrationen, die unter anderem die Treibstoffleitungen zu den Triebwerken belasten können. «Schon bei den fünf Triebwerken der Mondrakete Saturn 5 waren diese Vibrationen schwierig zu bewältigen», sagt Wentscher. «Bei 33 Triebwerken muss man noch besser aufpassen, dass keine Resonanzen entstehen. Die führen schnell zu Vibrationen, die nicht mehr zu beherrschen sind.» Tatsächlich sind beim Aufstieg des Starship sukzessive mehrere Triebwerke ausgefallen.

Eine Luftaufnahme zeigt die startbereite Rakete Super Heavy mit der Raumfähre Starship am SpaceX-Weltraumbahnhof in Boca Chica, Texas.

Trotz des Misserfolgs wird SpaceX beim heutigen Start wertvolle Daten gesammelt haben. Das Unternehmen wird in den nächsten Wochen und Monaten versuchen, die Fehler zu finden, die zum Scheitern des ersten Orbitalflugs des Starship geführt haben.

Ein oder zwei Fehlstarts dürfte Elon Musk durchaus einkalkuliert haben. Dann aber sollte es möglich sein, das Starship samt Super Heavy Booster sicher zu starten und wieder zu landen. Sonst dürfte es auch für Musk schwierig werden, Sponsoren von seinen hochfliegenden Plänen zur Besiedelung von Mond und Mars zu überzeugen.

Eine neue Ära steht bevor

Die Ära, die mit einem geglückten Flug beginnen könnte, ist wohl am ehesten mit den 1930er- und 40er-Jahren zu vergleichen, als Firmen wie Boeing, Lockheed oder Douglas Aircraft damit begannen, Flugzeuge für höhere Passagierzahlen jenseits der 30 zu bauen. Schnell wurden es mehr Fluggäste, dann viele Hundert. Mit der Grösse der Flugzeuge stiegen die Frachtkapazitäten – Transport und Reisen auf andere Kontinente wurden erschwinglicher.

Eine ähnliche Entwicklung könnte nun der Raumfahrt bevorstehen – wenn auch nicht so rasant. Der Massentourismus zum Mond wird noch auf sich warten lassen, doch könnte das Starship die Raumfahrt zunächst beim Transport von Frachten ins All auf eine neue Ebene heben und Möglichkeiten schaffen, die bisher unbezahlbar waren. Und es wird wohl auch den Satellitenbau vereinfachen.

Die Währung in der Raumfahrt heisst nämlich Gewicht. Für ein Ziel im unteren Erdorbit (Low Earth Orbit) auf bis zu 2000 Kilometern Höhe – die Raumstation ISS fliegt etwa 400 Kilometer hoch – können da schnell Kosten von mehreren Zehntausend Dollar je Kilogramm zusammenkommen. Der Milliardär Elon Musk hat dies bereits verändert.

Erfolgreicher Start: Die komplette Starship-Rakete hob am 20. April 2023 erstmals vom Weltraumbahnhof in Boca Chica, Texas, ab. Der Testflug endete nach vier Minuten aber in einer Explosion.

Für die Falcon 9, mit einer Kapazität von 23 Tonnen, wirbt seine Firma Space-X mit Preisen von 6600 Dollar für sogenannte Rideshareflüge, also Mitfluggelegenheiten für kleinere Satelliten.

Mit dem Starship, das zunächst bis zu 150 Tonnen, später als Einwegrakete sogar bis zu 250 Tonnen befördern soll, kann Musk dann wohl erst recht Kampfpreise anbieten. Ob er dann einen Kilopreis von zehn Dollar erreichen kann, wie er mal twitterte, sei dahingestellt. Musk will aber viele Starships bauen und zunächst auf einen Startpreis von zehn Millionen Dollar kommen – schon das wäre wohl kaum zu toppen.

Eine Ariane 6, eine europäische Rakete, die bis zu 21,6 Tonnen in den Orbit befördern kann, wäre nicht mehr konkurrenzfähig – Europa wäre abgehängt, bevor Ariane 6 überhaupt das erste Mal geflogen ist. Zwar soll auch die neue Nasa-Mondrakete SLS irgendwann bis zu 130 Tonnen transportieren können, aber wohl nur für Wissenschaftsmissionen in den Erdorbit.

Transport von vielen Tonnen möglich

Das Starship kann dagegen in der Erdumlaufbahn wieder betankt werden. «Das Starship wird die Preise für Flüge ins All grundsätzlich noch weiter verringern», sagt Hans Königsmann, früher Chefingenieur von Space-X und heute Aufsichtsrat beim Bremer Satellitenbauer OHB. Klarer Wettbewerbsvorteil sei die Wiederverwendbarkeit, sagt er – damit könne Musk punkten. «Bei 100 Flügen würden sich die Baukosten des Starship nur noch zu ein Prozent auf die Startkosten auswirken», sagt er.

Mit der 120 Meter langen Rakete, die Musk sogar noch um zehn Meter verlängern will, zeichnet sich jedenfalls ein Paradigmenwechsel ab, manche sprechen von Revolution. «Man kann damit viele Tonnen auf andere Planeten schicken oder zum Beispiel auch ein richtiges Teleskop auf dem Mond aufstellen», sagt Königsmann. In Containern könnten Ausrüstung und Bauteile für eine Mondstation verstaut werden. «Das erinnert mich ein bisschen an den Aufbau der Antarktisstation.»

Starship besteht aus einer 70 Meter hohen Rakete namens Super Heavy und einer 50 Meter langen Raumfähre mit zusätzlichen Antrieben. Die US-Weltraumagentur Nasa hat Starship ausgewählt, um Ende 2025 bei der Mission Artemis 3 erstmals seit mehr als 50 Jahren wieder Menschen zum Mond zu fliegen. Selbst Flüge zum Mars und darüber hinaus sollen mit der Rakete möglich sein.

Mit Material der Agentur AFP.

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