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Sweet Home
Wo Stil, Naturliebe und multi­funktionales Wohnen zusammen­kommen

Sweet Home bei   Ralph Hofstetter, photography Rita Palanikumar
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Seit drei Jahren wohnt der Coiffeur Raphael Hofstetter in einem umgebauten, denkmalgeschützten, über 170 Jahre alten Zürcher Stadthaus. Vor ein paar Monaten ist er von seiner alten Wohnung, die auf der gleichen Etage gegenüber liegt, hierher gezogen. Der Grund: 10 Quadratmeter mehr Platz, ein viel grösserer Balkon und eine schönere Aussicht.

«Eingerichtet habe ich alles ähnlich wie in der vorherigen Wohnung, denn die Raumaufteilung ist gleich, bloss seitenverkehrt. Obschon auch diese Wohnung nicht gross ist, sondern ein Studio, in dem alle Bereiche in einem Raum zusammenfliessen, wirkt nun alles luftiger und neu.»

Sweet Home bei   Ralph Hofstetter, photography Rita Palanikumar

Das alte Stadthaus im Zürcher Seefeldquartier, zu dem auch Werkstatträume gehören, sieht aussen immer noch gleich aus wie in der Zeit seiner Entstehung. Im Haus aber entstanden fünf kleine Wohnungen und in den Werkstätten vier Wohnateliers. Bei der Renovation im Jahr 2017 hat der Architekt Gus Wüstemann den Verputz der dicken alten Natursteinwände entfernt und diese freigelegt. Die massiven Fensterrahmen aus Holz wurden direkt auf den Naturstein montiert. Hofstetter erzählt, dass vieles in der Wohnung bereits eingebaut ist, wie etwa Stauraum oder Quellen für indirektes Licht. «Zudem gibt es einige schlichte Regale aus dem gleichen Holz wie die Fensterrahmen.»

Das Einrichten fällt Raphael Hofstetter leicht: «Ich habe ein sehr gutes dreidimensionales Vorstellungsvermögen und sehe einen Raum sofort möbliert und gestaltet vor mir.» So setzt er auf klare, edle Einzelstücke und auf unterschiedliche Materialien. Er nimmt die neutralen Naturfarben der Architektur auf und integriert Pflanzen, Blumen, Bücher, Kunst sowie hübsche Objekte, die er an vielen verschiedenen Orten gefunden und in sein Zuhause mitgebracht hat. Das weiche Camaleonda-Sofa liess er mit einem camelfarbenen Teddystoff beziehen. «Wie der Stoff des berühmten Mantels von Max Mara», sagt er lachend.

Sweet Home bei   Ralph Hofstetter, photography Rita Palanikumar

«Alle Möbel standen bereits in meiner kleineren Wohnung. Aber das Pult ist neu und bietet mir nun einen praktischen Arbeitsplatz zu Hause.» Hofstetter hat es vom befreundeten Architektenpaar Ida Héritier und Konrad Roslak machen lassen und ist ganz verliebt und stolz auf das Möbel aus Metall, das in seiner Form ein wenig an Art déco erinnert. Den Stuhl hat er von einer Reise nach Mexiko-Stadt mitgebracht, die er diesen Frühling mit einigen Freunden unternahm. «Ich finde immer einen Weg, etwas, was mir ins Herz gesprungen ist, nach Hause zu bringen.» Er erzählt, dass er, als er vom Galeristen den Preis für das Verschiffen erfuhr, den Stuhl kurzerhand gut einpacken liess und als Sperrgut im Flugzeug mitnahm.

Dass er nun seine Büroarbeiten daheim erledigen kann, erleichtert seinen Alltag. Raphael Hofstetter hat im Oktober seinen ersten eigenen Hair-Salon in Zürich aufgemacht. Zuvor arbeitete er zehn Jahre im Salon von Charles Aellen, bevor er zusammen mit einem Partner einen Salon betrieb.

«Pink ist meine Lieblingsfarbe, denn sie ist freundlich und frisch und passt eigentlich immer.»

Raphael Hofstetter

Seinen Traum von einem eigenen Geschäft erfüllte er sich mit viel Eigeninitiative und legte dabei selbst Hand an. «Da mein Vater in der Baubranche tätig ist, habe ich schon seit meiner Kindheit einen Bezug zu Räumen, Architektur und Innenausstattung.» Hofstetter entwarf seinen eigenen Salon, machte dafür unzählige Moodboards und liess sich von einem sehr guten Allround-Handwerker bei der Umsetzung helfen. «Zum Glück bin ich schnell und effizient, denn wir mussten alles in sechs Wochen fertigstellen, um das Budget einzuhalten und den Salon rechtzeitig eröffnen zu können.» Das Resultat ist ein poppig elegantes Wunder in Pink.

Sweet Home bei   Ralph Hofstetter, photography Rita Palanikumar

Das Pult in seiner Wohnung ist elegant und praktisch zugleich. «Alles hat Platz darin, sogar der Drucker», schwärmt Hofstetter. Während er die Büroarbeiten für seinen Salon macht, sieht der junge Unternehmer von seinem neuen Arbeitsplatz aus auf die wunderschöne Villa Bleuler. Für gutes und attraktives Licht sorgt die verstellbare Stehleuchte von Serge Mouille. Die dekorative, formschöne rote Vase ist von India Mahdavi. «Ich habe sie aus ihrem Shop in Paris.» Paris ist Hofstetters Ort der Inspiration. «Ich reise gern und oft nach Paris und bringe jedes Mal neue Ideen, Inspirationen und nicht selten auch hübsche Fundstücke mit. Ich mag ganz einfach das französische Flair und die einzigartige Energie der Stadt.»

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Für Raphael Hofstetter ist der Bezug zur Natur ein wichtiger Teil seines Lebens: «Ich liebe die Spaziergänge mit meinem Hund, den Wald, die Landschaften und die Ruhe.» Ein wenig davon holt er sich mit vielen Pflanzen in seine Studiowohnung. Zudem geht er wöchentlich auf den Markt, um frische Blumen zu kaufen. Eine Sammlung von Kakteen steht auf einem der schlichten Holzmöbel, die zur Wohnung gehören. Das Möbel dient hier als eine Art mobiler Fenstersims. Darunter stapeln sich einige von Hofstetters vielen Bildbänden.

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Zum neuen, grösseren Balkon führen zwei Türen. Die Wohnung ist so angelegt, dass sie von einem grossen offenen Raum bestimmt ist. Dieser windet sich um einen zentralen Küchen-/Badezimmer­block. Diese Raumplanung vermittelt das Gefühl von unterschiedlichen, abgegrenzten Räumen. Den grössten Teil nimmt der Wohn-/Ess­bereich ein. Er ist hell, grosszügig eingerichtet und bekommt Licht von zwei Seiten.

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Ein runder Tisch von Saarinen bietet Platz für Gäste. Raphael Hofstetter kocht leidenschaftlich gern. «Ich lade fast noch lieber ein, als dass ich eingeladen werde», sagt er. Die Vitrine ist handgemacht und von der japanischen Firma Time & Style, die übrigens auch für Peter Zumthor arbeitet. «Ich musste über ein Jahr darauf warten.» Hofstetter hält nichts von schnellen, in Massen produzierten Möbeln. «Ich möchte mit Dingen leben, die einen beständigen Wert vermitteln, weil sie mit Liebe und Sorgfalt gemacht wurden. Solche Möbel kann man später auch weitergeben oder verkaufen.» Er hat schon einiges wiederverkauft in entsprechenden Onlineshops. Wenn sie abgeholt werden und er dann sieht, zu wem ein geliebtes Stück zieht und wem es von nun an Freude bereitet, macht ihn das auch glücklich.

Über dem Tisch hängt ein Sternenbild des Künstlers Paul Fägerskiöld. Dieser malt Sternenkonstellationen von bestimmten historischen Ereignissen, die er sich vom Computer berechnen lässt. «Offenbar steckt er ‹Güfeli› in den Ort der Sterne und malt dann drum herum. Ich liebe die Bilder, sie haben viel Magie und faszinieren mich. Auch finde ich die Kombination von ‹Güfeli› und Computerberechnung sympathisch.» Das Bild über dem Esstisch zeigt den Sternenhimmel in Basel kurz vor Sonnenaufgang am 27. Juli 1566.

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In der edlen japanischen Vitrine stehen unter anderem Kristallgläser, die der Hausherr auf Pariser Flohmärkten gefunden hat, mexikanische Keramik, ein Service von Hermès und Gläser aus Venedig.

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Beim Eintritt in die Wohnung sieht man eine Holzfront. Erst beim zweiten Blick entdeckt man, dass hier Schranktüren sind. Hinter ihnen kommen Backofen, Kühlschrank und Küchenschränke zum Vorschein. «Und wo wird hier gekocht?», ist meine erstaunte Frage. Raphael Hofstetter schiebt den Teil der Steinoberfläche, auf der Vasen mit Blumen stehen, nach vorne – und da ist er, der Herd. Gleichzeitig entsteht eine Küchenbar. «Man kann sie ausgezogen lassen. Einige im Haus haben Barstühle rundum platziert und nutzen sie auf diese Art.»

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Raphael Hofstetter lässt aber seine Theke geschlossen und öffnet sie nur beim Kochen. So stehen auch hier immer frische Blumen; zurzeit in koketten, zerknautschten Glasvasen aus dem Shop im Kunsthaus, den Hofstetter sehr mag.

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Auf der anderen Seite des zentralen Blocks befinden sich das Badezimmer, die Toilette und ein Stauraum, der eine Art Miniversion eines begehbaren Schranks ist. Der Gang daneben führt entlang von weiteren Fenstern ins Schlafzimmer. Es ist zwar eine kleine Wohnung und eigentlich bloss ein einziger Raum, doch die Architektur lädt zum Spazieren ein und sorgt für Nischen, Privatsphäre und Überraschungen.

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Die Nasszellen lassen sich mit einer Schiebetüre abgrenzen. Auch hier ist alles eingebaut. Als Materialien hat der Architekt Beton und Holz gewählt.

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Gross und niedrig passt das Bett perfekt zum Mauerabsatz an der Rückwand. Darunter liegt ein farbiger, gemusterter, weicher Teppich. Das längliche Regal liess Raphael Hofstetter nach dem Vorbild der anderen Regalen anfertigen. Es verleiht dem Schlafzimmer als Sideboard Wohnlichkeit, und einige zartrosa Poufs aus Samt sorgen für eine Salon-Allüre.

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Als Nachttische setzt Hofstetter zwei kubische Blocktische in unterschiedlichen Farben ein. Einer ist natürlich Pink, der andere, den man auf den Fotos nicht sieht, nimmt das dunkle Lila aus dem Teppichmuster auf. An der Wand hängt ein Foto der Nasa. «Ich bin fasziniert von diesen Bildern, die diese einzigartigen Momente der Geschichte festhalten. Sie haben etwas Märchenhaftes und sind auch wunderschön.» Auf dem Nachttisch, wie auch auf dem Absatz der Rückwand, stapeln sich Bücher. «Ich habe Tausende von Büchern, denn ich lese leidenschaftlich gern», sagt Hofstetter. «Leider aber haben meine Romane, Biografien und Sachbücher keinen Platz in der Wohnung.» Er habe sie bei den Eltern eingestellt, als eine ausgelagerte Bibliothek, für die er dann vielleicht später einmal Platz habe.

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So sind in der zauberhaften Studiowohnung von Raphael Hofstetter vor allem Bildbände zu finden. Auch im Schlafzimmer sind diese unter dem Sideboard schön gestapelt. Darauf stehen eine Serie Nasa-Fotos, ein Kaktus, noch mehr Bücher und hübsche Vasen. Diese einzigartige urbane Wohnung mit multifunktionaler Architektur hat Hofstetter auf wunderschönste Weise mit gekonntem Einbezug der gegebenen Elemente in ein persönliches, grossartig wirkendes, wohnliches Reich verwandelt.