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Reichweitenverlust bestätigt sich
SRG-Sender verlieren nach UKW-Abschaltung bis zu 30 Prozent ihres Publikums

Ansicht des SRF Studios an der Leutschenbachstrasse in Oerlikon, mit modernen Gebäude und Antenne, 16. Januar 2025.
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In Kürze:
  • Die SRG verliert bis zu 30 Prozent Hörerinnen und Hörer, wie sie Anfang Woche mitgeteilt hat.
  • Grund dafür ist die Abschaltung der UKW-Verbreitung per Ende 2024.
  • Die SRG geht davon aus, dass die verlorenen Hörer zurückkommen. SVP-Nationalrat Thomas Aeschi bezweifelt das.

Seit Januar können die SRG-Radiosender nicht mehr über UKW empfangen werden. Das kostet die SRG einen beträchtlichen Teil ihrer Hörerschaft. Laut den neusten Zahlen des Forschungsunternehmens Mediapulse haben die SRG-Sender im ersten Quartal 2025 pro Tag gegen eine halbe Million Hörerinnen und Hörer verloren. Bei SRF 3 ist der Einbruch am stärksten, dort fielen 25,6 Prozent der Hörerschaft weg, bei SRF 1 sind es 22,1 Prozent. SRF 2 ist mit einem Rückgang von 5,9 Prozent vergleichsweise stabil.

Insgesamt haben die deutschsprachigen Radiosender der SRG durchschnittlich 18 Prozent an Reichweite eingebüsst, in der Westschweiz (RTS) beträgt der Rückgang 25 und in der italienischsprachigen Schweiz (RSI) 29 Prozent.

Dies hatte sich schon in der ersten Januarhälfte abgezeichnet. Damals stellte die SRG sich auf den Standpunkt, die Zahlen seien nach so kurzer Zeit zu wenig aussagekräftig. Es sei zu früh, um die Auswirkungen der UKW-Abschaltung beurteilen zu können, sagte Marco Derighetti, Direktor Operationen bei der SRG, Ende Januar zu dieser Redaktion. Jetzt hat die SRG den Hörerverlust selbst per Medienmitteilung kundgetan.

SRG: «Umstellung zieht sich in die Länge»

Der Hörerschwund ist nach Ansicht der SRG vorübergehend. Sprecher Nik Leuenberger sagt: «Wir haben mit einer vorübergehenden Bewegung gerechnet, auch damit, dass sich dieser Prozess in die Länge ziehen kann.» Es dauere einfach, bis die Hörerinnen und Hörer ihre alten Radiogeräte umgerüstet oder neue gekauft hätten. Erfahrungen anderer Länder – etwa Norwegens – würden zeigen, dass die Hörer nach einer Übergangsfrist der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt treu geblieben seien. Die SRG gehe davon aus, dass sich dies auch in der Schweiz so entwickeln werde – noch verstärkt nach der definitiven UKW-Abschaltung Ende 2026 für alle Radiostationen, also auch für die Privatsender.

2024 zählte das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) noch 33 Prozent Hörer, die via UKW Radio empfingen. Der Anteil sei inzwischen kleiner geworden und werde weiter abnehmen, sagt Leuenberger.

Der Bakom-Entscheid zur UKW-Abschaltung ist laut SRG nicht umkehrbar. Grund dafür seien unter anderem die Kosten. Die UKW-Verbreitung habe die SRG jährlich rund 15 Millionen Franken gekostet, der veraltete Antennenpark würde hohe Investitionen benötigen. 

Thomas Aeschi befürchtet Funkloch Schweiz

SVP-Nationalrat Thomas Aeschi glaubt nicht, dass die SRG die verlorenen Hörer zurückbekommt. «Wer monatelang auf ‹Tagesgespräch› oder ‹Echo der Zeit› verzichtet hat, wird weiterhin verzichten.» Er sehe es in seinem Umfeld, viele seien auf Privatradios wie Pilatus oder Eviva umgestiegen. Aeschi verlangt vom Bundesrat, den Entscheid rückgängig zu machen und per 1. Januar 2027 neue UKW-Funkkonzessionen zu vergeben. Seine Motion ist pendent.

Ohne UKW-Sender werde die Schweiz zum Funkloch, sagt Aeschi. Andere europäische Länder seien von der Abschaltstrategie wieder abgerückt, Personen in Grenznähe würden auf französische oder italienische Sender ausweichen, was sich in den höheren Verlusten im Tessin oder in der Westschweiz widerspiegele. 

Auch das Bakom rechnet allerdings damit, dass sich die SRG-Hörerzahlen wieder erholen werden. Bis Ende 2026 werde der Anteil der UKW-Nutzung so gering sein, dass die Abschaltung für die Privatsender keinen grossen Unterschied mehr mache, sagt Bakom-Sprecher Francis Meier.

Roger Schawinski kritisiert SRG hart

Anders sieht es Privatradio-Unternehmer Roger Schawinski, der grösste Kritiker der UKW-Abschaltstrategie von SRG und Bund: «Die SRG hat sich verschätzt. Sie hat auf brutale Art und Weise Hunderttausende Hörer ausgeschlossen.» Es stelle sich die Frage, ob die SRG dies bewusst in Kauf genommen habe oder nicht habe antizipieren können. «Beides wäre schlimm», so Schawinski.

Die SRG missachte mit diesem Entscheid ihren zentralen Service-public-Auftrag. «Ihre Aufgabe ist doch nicht nur, zu senden, sondern auch, dafür zu sorgen, dass man die Sendungen empfangen kann.» Es sei unverständlich, dass sich die SRG vor der Abstimmung zur sogenannten Halbierungsinitiative, die wohl 2026 an die Urne kommt, so in die Kritik hineinmanövriere. Medienberichte von Anfang Jahr über den Hörerschwund haben ausserordentlich viele Leserkommentare generiert, und eine vor Jahren von Schawinski initiierte Petition gegen die UKW-Abschaltung wurde 60’000-mal unterschrieben.

Schawinskis These: Die SRG verdiene mit Radio kein Geld, also nehme sie den Hörerschwund in Kauf. Für die Privatradios hingegen, die von der Medienabgabe nur wenig profitierten und auf Werbung angewiesen seien, seien die UKW-Hörer existenziell wichtig.