Ex-Credit-Suisse-Mann steigt aufSpionageopfer wird zum Kronprinzen für den Plan B der UBS
Iqbal Khan baut seinen Einfluss in der grössten Schweizer Bank aus. Damit ist er der aussichtsreichste Kandidat für die Bankspitze, sollte in den Niederlanden ein Verfahren gegen UBS-Chef Ralph Hamers eröffnet werden.
Eigentlich ist Iqbal Khan ein Mann für den grossen Auftritt. Doch nach seinem unschönen Abgang bei der Credit Suisse und dem Wechsel zur UBS verschwand er für eine Weile aus der Öffentlichkeit. Bei der Bank sprach man von einer Abkühlungsphase. Die scheint nun endgültig vorbei, mit seinem jüngsten Karriereschritt ist er endgültig wieder im Rampenlicht.
Khan wird der alleinige Chef des UBS-Vermögensverwaltungsgeschäfts. Es ist das Kernstück der grössten Schweizer Bank und verwaltet mehr als 3 Billionen Franken Kundenvermögen. Sein bisheriger Co-Chef Tom Naratil gibt seinen Posten auf. Für Khan ist es die vorläufige Krönung eines rasanten Aufstiegs.
Der Schweizer mit pakistanischer Abstammung machte in Dübendorf ZH eine kaufmännische Lehre. Danach heuerte er beim Beratungsunternehmen Ernst & Young an, liess sich zum Buchprüfer weiterbilden und stieg die Karriereleiter hoch. Bald schon wechselte er zur Credit Suisse. 2015 wurde er, vielen in der Branche unbekannt und erst 39-jährig, vom damaligen Bankchef Tidjane Thiam völlig überraschend zum Chef der internationalen Vermögensverwaltung ernannt.
2019 kommt der Sprung zur Konkurrenz: Khan wechselt zur UBS. Das Verhältnis mit Thiam war damals schon auf dem Tiefpunkt. Khans Förderer beging daraufhin einen grossen Fehler. Er liess Khan und weitere Credit-Suisse-Mitarbeiter überwachen, weil er wissen wollte, ob Khan Kunden zur UBS mitgenommen hatte.
Im Februar 2020 kostete die Spionageaffäre Thiam den Job. Thomas Gottstein versucht seither, die Credit Suisse in ruhigere Bahnen zu lenken. Dass das schwierig ist, liegt auch an den Altlasten, die in die Zeit fallen, als Khan bei der Bank war, etwa dem Greensill-Skandal.
Bei der UBS läuft das Geschäft hingegen blendend. Deswegen ist auch kein Konkurrenzkampf mit Bankchef Ralph Hamers zu erwarten. Dieser gilt als unbestritten. Der Aufstieg von Khan sei sein Vorschlag gewesen, heisst es aus dem Umfeld der Bank. Andere sehen es als den ersten wichtigen Entscheid des neuen Bankpräsidenten Colm Kelleher.
Hamers’ Risiko in den Niederlanden
Hamers’ Job bei der UBS wird zwar allgemein geschätzt, seit seinem Antritt vor zwei Jahren hat er aber ein schwerwiegendes Problem. In den Niederlanden hat der Anlegerschützer Pieter Lakeman ein Geldwäscheverfahren gegen Hamers losgetreten. Dies, weil der Banker an der Spitze der niederländischen Grossbank ING stand, als diese wegen Mängeln in der Geldwäschereiabwehr eine Strafe über 775 Millionen Euro bezahlen musste.
Es ist offenbar völlig unklar, ob die niederländischen Behörden ein Verfahren gegen Hamers eröffnen. Doch sollte es so weit kommen, dann ist er auf seinem Posten nicht mehr zu halten.
Nun verfügt die UBS über mehrere interne Nachfolgekandidatinnen und -kandidaten. Das war nicht immer so. Hamers’ Vorgänger Sergio Ermotti wurde dafür kritisiert, dass er keine valablen internen Nachfolger aufgebaut hat. Nun hat die UBS mindestens zwei: Neben Khan gilt die UBS-Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse als fähige Kandidatin für den Tobjob bei der Bank.
Der wichtige Posten führt nicht zwingend nach oben
Doch auch wenn Khan den wichtigsten Job bei der UBS ausfüllt, heisst es noch lange nicht, dass er automatisch der Nachfolger von Hamers wird. In den vergangenen Jahren kam der Chef des Vermögensverwaltungsgeschäfts nicht zum Zug, wenn es um die Besetzung des Chefpostens ging. Es ist kein Selbstläufer, heisst es aus dem Umfeld der Bank.
Sicher ist, dass Khans Aufstieg die Fantasie anregt. Das Finanzportal «Finews» spekuliert darüber, dass Khan mit seiner Vergangenheit bei der Credit Suisse der ideale Kandidat wäre, um eine Teilübernahme der Schweizer Nummer zwei zu stemmen.
Fehler gefunden?Jetzt melden.